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Kreativpapiere f�r den Digitaldruck

Spezialpapier im Digitaldruck

Abwechslung beim Papier

Es muss nicht immer Color Copy sein: Heute sind bereits etliche gestalterisch interessante Papiere auf dem Markt, die auch im Digitaldruck befriedigende Ergebnisse zeigen.

DAVID LEE Mit dem Digitaldruck können Einladungskarten, Glückwunschkarten, Flyer und Ähnliches auch in kleinen Auflagen zu vernünftigen Preisen gedruckt werden. Eine wichtige, aber wenig beachtete Rolle dabei spielt das Papier. Es hat einen grossen Einfluss darauf, wie das Druck­erzeugnis am Ende aussieht. Ein Spezialpapier (sogenanntes «Kreativpapier») bringt eine stilvoll gestaltete Karte erst so richtig zur Geltung und fühlt sich auch anders an als ein «gewöhnliches» Papier.

Gerade, wenn spezielles Papier verwendet wird, ist das Ergebnis nicht unbedingt vorhersehbar: Verlässliche Testausdrucke sind gefragt. Mit dem Digitaldruck ist das kein Problem mehr. Von daher würden Digitaldruck und Kreativpapier hervorragend zusammenpassen.

Andere Anforderungen ans Papier

Da die Produktionsbedingungen im Digitaldruck anders sind als im Offsetdruck, werden auch andere Anforderungen an das Papier gestellt. Die Verwendung von Offsetpapier im Digitaldruck kann daher zu Komplika­tionen führen.

Das Papier wird beim Tonerdruck elektrostatisch aufgeladen. Dazu muss es leitfähig sein. Die Leitfähigkeit wiederum hängt vom Feuchtigkeitsgehalt des Papiers ab. Die relative Feuchtigkeit bei Offsetpapieren beträgt etwa 50%. Beim Digitaldruck sollte sie dagegen um die 30% liegen. Ist dies nicht der Fall, entstehen im Druck «Wolken», Bildteile mit glatten Tönen werden unregelmässig. Und selbst Papiere, die von Haus aus die richtige Feuchtigkeit aufweisen, müssen bis zum Bedrucken in Klimaschutzverpackungen gelagert werden, da sich ansonsten der Feuchtigkeitsgehalt kurzfristig wieder ändert.

Ein weiterer besonders kritischer Faktor ist die Oberflächenbeschaffenheit des Papiers (im Fachjargon «Formation» genannt). Die Tonerpartikel gelangen im Gegensatz zur flüssigen Druckfarbe beim Offsetverfahren nur schwer in die «Täler» einer «hügeligen» Papier­oberfläche. Nun ist aber eine raue Oberflächenstruktur bei vielen Kreativpapieren gerade das charakteristische Merkmal. Ein Papier herzustellen, das gleichzeitig strukturiert und tonerfreundlich ist, stellt eine schwierige Herausforderung dar.

Als dritte problematische Besonderheit schliesslich wird beim Tonerdruck das Papier stark erhitzt; nicht alle Papiere überstehen diese Erwärmung unbeschädigt.

Keine Digitalpapiere, aber brauchbare Offsetpapiere

Papiere, die speziell für Laserdrucker optimiert sind, gibt es (noch?) fast keine. Das liegt nicht nur an den oben erwähnten Schwierigkeiten, sondern auch am teilweise geringen Interesse der Papierindustrie für einen Markt, der schwer zu erreichen ist. Die Grosshändler liefern praktisch ausschliesslich im Business-to-Business-Markt, wo Papiere palettenweise verkauft werden. Für die kleinen Bürodrucker fehlt ein zentraler Verteiler, der mit grossen Mengen beliefert werden könnte – sofern dort überhaupt etwas anderes benötigt wird als Color Copy. Und in Druckereien macht der Tonerdruck immer noch einen sehr kleinen Teil der Gesamtmenge aus.

Das heisst aber nicht, dass man digital nur auf Standardpapier drucken könnte. Gerade hochwertige digitale Druckmaschinen wie die Kodak NexPress 2100 oder die Xerox iGen3 kommen mit Offsetkreativpapieren teilweise erstaunlich gut zurecht. Gar völlig unbelastet von den oben geschilderten Problemen sind die HP-Indigo-Modelle, da sie ein anderes Druckverfahren verwenden. Für die Flüssigtoner der HP Indigo ist strukturiertes wie auch hitzeempfindliches Papier kein Problem. Allerdings haben die HP Indigos einen anderen Nachteil: Damit die Farbe hält, muss das Papier mit einem Primer vorbehandelt werden, wozu eine Offsetdruckmaschine benötigt wird.

Da die Anzahl der digitalen High-End-Druckmaschinen überschaubar ist, testen die Papierhändler die einzelnen Geräte auf bestimmte Papiere. Beispielsweise lieferte uns Inapa Schweiz, zu der die Papierhändler Baumgartner, Biber und Rochat gehören, Testausdrucke verschiedener Kreativpapiere, die von einer Xerox DocuColor 3535 stammen. Bei stark strukturiertem Papier wie dem Havanna structuros druckt das Gerät die Vertiefungen erwartungsgemäss nicht optimal. Ist die Struktur jedoch nicht allzu stark, macht die Anmutung des Spezialpapiers die leicht verminderte Druckqualität wett. Bei halbtransparenten Papieren und gestrichenen Papieren mit einer textilähnlichen Oberfläche ist die Qualität erstaunlich gut. Erfreulicherweise zeigte bei diesen Tests die «falsche» Papierfeuchtigkeit keine sichtbaren Auswirkungen im Druckbild.

Sujet und Papier als Einheit

Man kann auch beim stark strukturierten Papier ansprechende Resultate erzielen, wenn man die Verwendung des Papiers von Anfang an in den Gestaltungsprozess mit einbezieht und die Wahl des Sujets auf das verwendete Papier abstimmt. Bei einem von sich aus bereits strukturierten, eher unregelmässigen Hintergrund, etwa einer Textur, fallen die Probleme des Tonerdrucks viel weniger ins Auge. Entwirft man dagegen zuerst einmal ein Sujet mit viel einfarbigen Flächen und überlegt sich erst dann, auf welches Papier man drucken möchte, so wird die Wahl extrem eingeschränkt. Auf den Testausdrucken von Inapa ist der Kopf einer getigerten Katze abgebildet: Hier sind die Unregelmässigkeiten kaum zu erkennen. Bei grosser Schrift oder Buchstaben, die grau hinterlegt sind, werden jedoch helle Punkte sichtbar.

Sehr schön in diesen Tests wurde der Ausdruck auf dem Papier «Treasury Composition» des Herstellers Gmund. Die Papiere der Treasury-Reihe enthalten fein eingewobene Goldpigmente. Treasury Composition ist trotzdem weiss mit einem leichten Glanz und einem ganz feinen Streifenmuster.

Die Papierfamilie «New Line» von Lake­paper ist laut Herstellerangaben explizit für Laser- und Inkjetdrucker geeignet. Der Testausdruck von Inapa bestätigt dies. Es handelt sich um ein Papier mit einer unaufdringlichen Linienstruktur, das in diversen Farben und mit oder ohne metallischen Glanz erhältlich ist.

Ebenfalls keine Probleme hatte die DocuColor 3535 beim Bedrucken des Papiers Sugar Natural White. Die Glimmerstücke auf diesem Papier sehen aus wie verstreuter Kristallzucker.

«Colors Contact» heissen die transparenten Papiere von Inapa. Sie sind in zehn Farbtönen erhältlich. Die breite Farbauswahl ist bei Transparentpapier wichtig. Ein roter Schriftzug zeigt auf einer orangen transparenten Fläche einen ganz anderen Effekt als auf schnödem Weiss. Laut Hersteller Gmund ist zumindest die Papierstärke 100 g/m2 für Laser und Inkjet geeignet.

Umfassende Tests bei Antalis

Bei Antalis, dem grössten Papierhändler in der Schweiz, heissen die Transparentpapiere «Curious Translucent». Mit 19 Farbvariationen in je zwei Grammaturen ist die Auswahl hier sogar noch breiter. Bezüglich Digitaldrucktauglichkeit braucht man sich keine Sorgen zu machen. Antalis führt schon seit Längerem umfangreiche Tests für Kreativpapiere im Digitaldruck durch. Für zahlreiche Geräte bekannter Marken wie Xerox, NexPress, HP, Konica und Océ existiert für jedes getestete Drucksystem eine Musterkollektion, auf der die Resultate anhand eines Testsujets eins zu eins ersichtlich sind. So kann beispielsweise bei strukturiertem Papier jedermann selbst entscheiden, ob das Resultat seinen persönlichen Ansprüchen genügt oder nicht.

Das grosse bestehende Sortiment wird laufend erweitert, zuletzt mit dem ausgefallenen Papier Dentelle. Dieses ist gedacht als Deck- oder Einlageblatt. Je dunkler der Hintergrund, desto besser sind die Musterungen sichtbar. Das Papier gibt es in verschiedenen Mustervariationen: Frost (neutral, ohne Muster), Byzanz, Flamme, Labyrinth, Tupfen und Linien. Mit einem solchen Einlageblatt erzielt man sogar unbedruckt einen ungewöhnlichen Effekt. Doch das Papier lässt sich auch anstandslos bedrucken, wie ein Quick&Dirty-Test auf unserem Laserdrucker bewies. Antalis selbst testet das Papier nach eigenen Angaben zurzeit auf einer NexPress 2100.

Bei Dentelle zeigt sich besonders deutlich, dass Papier und Sujet aufeinander abgestimmt sein sollten. Völlig sinnlos wäre es, auf Dentelle ein seitenfüllendes Foto zu drucken. Farbechtheit kann bei halbtransparentem Papier kein Thema sein, und vor allem wird so die schöne Musterung zugekleistert. Mit viel «Weiss-»Raum dagegen wirkt das Papier auch bedruckt stimmungsvoll.

Ein Papier für den Tastsinn

Ein anderes Papier von Antalis, Curious Touch Wet, sieht völlig unspektakulär aus. Doch beim Papier spielt nicht nur der Sehsinn eine Rolle. Nimmt man das Curious Touch Wet in die Hand, fühlt es sich so feucht und geschmeidig an, wie man das von einem Papier nie erwarten würde. Damit ist das Papier selbst unter den Kreativpapieren noch originell. Nach Angaben von Antalis lässt sich Curious Touch Wet hervorragend bedrucken und veredeln.

Breite Palette problemloser Papiere

Auch im Sortiment von Fischer Papier befinden sich zahlreiche ausdrücklich für Laser und Inkjet geeignete Kreativpapiere. Die Serie «Stardream» umfasst Papiere mit Gold- oder Silberglanz in verschiedenen Farben. Translucent sind wie die oben erwähnten Colors Contact halbtransparente Papiere in verschiedenen Formaten. «Freelife Picnic» ist ein ähnliches Papier wie «Natural Sugar» von Inapa, ausser dass hier nicht Glimmerstücke, sondern verschiedene winzige Farbpunkte eingestreut sind. Die einzelnen Papiere sind denn auch nicht nach Zucker, sondern nach Salz, Käse und Pfeffer benannt.

Die Serie «Virtual Effects» schliesslich erinnert an Dentelle von Antalis, weist aber feinere und weniger ausgefallene Muster auf – schlicht horizontale oder waagrechte Linien oder ein Karomuster.

Des Weiteren bietet Fischer auch diverse Papiere an, die nur leicht strukturiert sind und sich daher auch im Tonerdruck verwenden lassen müssten. Zu nennen sind hier etwa Ambassador, Freelife Vergata und Tintoretto.

Fazit: viele Möglichkeiten – aber Tests sind notwendig

Wer digital auf Kreativpapier drucken will, hat eine breite Auswahl von tauglichen Medien zur Verfügung. Die Papiere sind zwar meist nicht auf den Digitaldruck optimiert, aber auch Offsetpapiere liefern in modernen High-End-Digitaldruckern gute Ergebnisse. Bei stark strukturiertem Papier ist aber Vorsicht geboten. In jedem Fall sollte das Papier zuerst auf dem jeweiligen Drucksystem getestet werden. Dies nicht nur wegen allfälliger technischer Schwierigkeiten, sondern auch, um die Gestaltung auf das Druckmedium abzustimmen. Testausdrucke sind ja im Digitaldruck schnell gemacht.

 

Papierhändler

In der Schweiz gibt es vier Papiergrosshändler, die das gesamte Spektrum an verfügbaren Kreativpapieren abdecken. Die Händler kaufen ihre Papiere bei verschiedenen Papierfabriken ein. Die in diesem Artikel vorgestellten Papiere werden in der Schweiz jeweils exklusiv durch einen der Händler vertrieben.

Antalis: Weltweiter Händler, gehört der französischen Gruppe Worms & Cie.

Industriestrasse 20, 5242 Lupfig

Tel. 056 464 51 11, Fax 056 464 56 63

www.antalis.ch

Fischer Papier: Schweizerisches Familienunternehmen.

Letzistrasse 21, 9015 St. Gallen

Tel. 071 314 60 60, Fax 071 314 60 69

info@fischerpapier.ch

Inapa: Internationale Gruppe, besitzt in der Schweiz Baumgartner Papier, Biber Papier und Rochat Papiers.

Althardstr. 301, 8105 Regensdorf

Tel. 01 843 18 18, Fax 01 843 18 99

www.biberochat.ch und www.baumgartner.ch

Sihl+Eika: Schweiz. Papierhändler, im Besitz der deutschen G. Schneider & Söhne GmbH & Co. KG.

Zürcherstrasse 68, 8800 Thalwil

Tel. 058 580 58 00, Fax 0800 800 231

www.papier.ch

Papierhersteller

Im Bereich der Kreativpapiere hat sich vor allem die deutsche Firma Gmund einen Namen gemacht. Deren Tochterfirma Lakepaper ist auf Kreativpapier für den Businessbereich spezialisiert. Die meisten hier vorgestellten Papiere stammen von Gmund und Lakepaper. Das Papier «Dentelle» wird vom französischen Hersteller Thibierge & Comar produziert.

Büttenpapierfabrik Gmund, D-83701 Gmund am Tegernsee

Tel. 0049 8022 7500 0, Fax 0049 8022 7500 99

www.gmund.com

LakePaper Europe, Postfach 82 04 47, D-81804 München

Tel. 0049 89 45 67 86 86, Fax 0049 89 45 67 86 44

www.lakepaper.com

 

 

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