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Nach der JDF- nun eine Inkjet-Drupa?


MARTIN SPAAR Als olympische Spiele der Druck- und Medienindustrie tituliert der Veranstalter die Drupa 2008. Angesichts von über 1800 Ausstellern auf gut 170000 Quadratmetern und erwarteten 400000 Besuchern ist dieser Vergleich sicher nicht zu hoch gegriffen. Als internationale Leitmesse lässt die Drupa alle anderen Veranstaltungen dieser Branche weit hinter sich. Jetzt, wo es bis zur Messeeröffnung am 29. Mai nur noch rund drei Monate dauert, haben Spekulationen über Neuankündigungen Hochbetrieb. Viele Anbieter werden den Schleier über ihren Neuentwicklungen zwar erst an der Messe vollständig lüften, geben aber doch da und dort schon einen Blick frei. Die Drupa Media Week brachte Mitte Januar schon einige interessante Ankündigungen, weitere werden in den nächsten Wochen folgen, so von HP, Heidelberg und Agfa je Anfang März.

Nach der JDF- jetzt eine Inkjet-Drupa?

Während man vor vier Jahren von der JDF-Drupa sprach, steht dieses Jahr für viele Branchenkenner die Inkjet-Technologie im Zentrum des Interesses. Erwartet werden Hochleistungssysteme, welche ohne allzu grosse Abstriche bei der Druckqualität den tonerbasierten Einzelblatt-Digitaldruck bezüglich Druckgeschwindigkeit weit hinter sich lassen. Océ hat diesbezüglich mit der Lancierung der JetStream 1100 und 2200 schon im Dezember gezeigt, wohin die Reise geht. Die JetStream 2200 bringt es mit ihrem Doppeldruckwerk auf eine Leistung von 2052 vollfarbigen A4-Seiten pro Minute (siehe Seite 16)!

Ein mindestens ebenso leistungsfähiges System will Kodak an der Drupa präsentieren, allerdings erst als Konzeptstudie unter der Bezeichnung Stream Concept Press. Mit dem vierfarbig und mit hoher Geschwindigkeit druckenden System will Kodak demonstrieren, wie die Continuous-Inkjet-Technologie hinsichtlich Qualität, Produktivität und Kosten bei Akzidenzdruckanwendungen die Offsetklasse erreicht. Die Stream Concept Press bietet eine Auflösung von mehr als 600 dpi, kleine Tintentröpfchen, eine sehr präzise Tröpfchenplatzierung und hohe Produktionsgeschwindigkeiten von mehr als 152,4 m/min. Neben dem Stream Inkjet Writing System wird sich die Stream Concept Press Kodaks Entwicklungen in den Bereichen Tinten und Bedruckstoffe zunutze machen und Akzidenzdruckbetrieben die Produktion mit Pigmenttinten ermöglichen, die eine hervorragende Farbsättigung und Haltbarkeit bieten. Bisherige vergleichbare Systeme waren dadurch eingeschränkt, dass sie nur mit wasserbasierenden Farbstofftinten auf ungestrichene Papiere oder teurere, für den Inkjetdruck beschichtete Papiere drucken konnten. Die Stream-Technologie wird laut Kodak eine grössere Vielfalt von Druckprodukten ermöglichen, für die eine breitere Palette von gestrichenen/beschichteten und ungestrichenen Bedruckstoffen zur Verfügung stehen wird. Kodak will dieses System bis zum Jahr 2010 zur Marktreife entwickelt haben und rechnet damit, dass im Jahr 2015 ein Prozent des gesamten Akzedenzdruckvolumens mit solchen Systemen produziert wird.

Screen demonstriert Inkjet-Zeitungsproduktion

Auch Screen setzt sehr stark auf den Inkjet-Digitaldruck und will hier kompensieren, was im gesättigten CTP-Markt künftig wegbrechen wird. Mit der an der IPEX 2006 vorgestellten True­press Jet 520 hat Screen hier bereits ein sehr interessantes Produkt im Portfolio. Dieses bietet eine Druckleistung von bis zu 64 Metern pro Minute, was in der Duplexkonfiguration bis zu 50400 A4-Seiten pro Stunde ermöglicht. An der Drupa will Screen neue Modelle dieser Familie vorstellen und am Messestand eine komplette Zeitungsproduktion zeigen.

Noch nicht zu Drupa-Neuankündigungen geäussert hat sich bis Redaktions­schluss die Firma Agfa, welche mit ihren Dotrix-Systemen im Markt der Hochvolumen-Inkjet-Drucksysteme ganz vorn mitmischt. Neu in diesen Bereich vorstossen könnten an der Drupa HP und Riso, welche die Inkjet-Technologie heute schon erfolgreich in leistungsfähigen Office-Systemen anbieten.

Auch viel Bewegung beim tonerbasierten Digitaldruck

Mit Ricoh wird an der Drupa ein neuer Player die Arena der digitalen Produktionssysteme betreten und zusätzlich Bewegung in diesen ohnehin schon sehr dynamischen Markt bringen. Als erstes Gerät einer ganzen Pro-Serie wird Ricoh die Pro C900 präsentieren, welche eine Druckleistung von 90 Seiten pro Minute bietet und SRA3-Materialen bis zu 300 g/m2 verarbeitet (siehe Seite 18). Man kann davon ausgehen, dass Ricoh als europäischer Marktführer bei Kopier- und Multifunktionssystemen künftig auch in der grafischen Industrie ein gewichtiges Wort mitreden wird.

Xerox wird an der Drupa als Neuheit das Monochrom-Hochleistungssystem Xerox 650/1300 vorstellen, welches im Duplexmodus 1232 A4-Seiten pro Minute ausgibt. Eine wichtige Innovation dieses Systemes ist die Flash-Fusing-Technologie, welche die Fixierung des Toners ohne Hitze und Druck erlaubt und damit bei der Wahl der Druckmedien einen grossen Spielraum lässt. Ein weiteres Highlight am Xerox-Stand wird das bereits im Oktober vorgestellte Vollfarben-Hochleistungssystem Xerox 490/980 sein, bei welchem ebenfalls die Flash-Fusing-Technologie zum Einsatz kommt.

Modellpflege bei der Xerox iGen3

Im Bereich der Einzelblatt-Farbsysteme steht bei Xerox weiterhin die iGen3 im Mittelpunkt, welche in einer neuen Version mit Software Release 3 gezeigt wird. Dieses soll Verbesserungen im Farbmanagement und bezüglich Wartung und Produktivität bringen. Aufhorchen lässt die Ankündigung von Xerox, an der Drupa eine Inkjet-Technologie-Demonstration durchzuführen. Ob es sich dabei um die bereits im Office-Markt etablierte Festtintentechnologie handelt oder um konventionellen Inkjet-Druck, will Xerox im Moment noch nicht verraten.

S-Klasse der Kodak Nexpress

Kodak wird an der Drupa eine neue S-Klasse der Nexpress-Digitaldrucksysteme präsentieren (siehe Seite 18). Diese zeichnet sich vor allem durch neue Möglichkeiten des modularen Ausbaus aus: Dazu gehören Anleger­optionen für eine Gesamtkapazität von bis zu 11000 Bogen, die Möglichkeit des Zusammentragens von bis zu fünf verschiedenen Medien und die Papierzuführung in Form von Bogen oder von der Rolle bei ein und derselben Druckmaschine. Zu den Ausgabe­optionen zählen mehrere High-Capacity-Ausleger sowie ein Inline- oder ein Nearline-Broschürenautomat für die Broschürenfertigung. Eine Nexglosser-Hochglanzeinheit ermöglicht die partielle oder die vollflächige Hochglanzveredelung für den Schutz der bedruckten Oberflächen.

HP Indigo hat die Presse auf Anfang März nach Israel geladen und man kann davon ausgehen, dass bei dieser Gelegenheit eine neue, noch leistungsfähigere Indigo-Generation vorgestellt wird. Wir werden im Publisher 2-08 näher darauf eingehen.

JDF bleibt ein grosses Thema

JDF wird als der XML-Dialekt der grafischen Industrie überall dort an Bedeutung gewinnen, wo es um eine Automatisierung der Prozesse geht. Dabei entwickeln sich die klassischen Workflow-Systeme immer mehr zur Integrationsplattform der vernetzten Druckerei (siehe Artikel Seite 30). Zur Drupa werden praktisch alle Anbieter mit Weiterentwicklungen ihrer Lösungen aufwarten. Dalim wird die neue Version 3.0 von Mistral, dem webbasierten Produktions- und Projektmanagementsystem, vorstellen. Eines der Highlights wird der «Publishers Production Flatplan» sein, der speziell auf Anwender ohne detaillierte Kenntnisse der technischen Abläufe der Druckproduktion ausgerichtet ist und diesen schnellstmögliche Freigabeprozesse bietet. Kodak wird Prinergy 5.0 mit Colorflow als neuer Farbplattform präsentieren, in die das Know-how aller zugekauften Firmen eingeflossen sein soll. Screen wird Trueflow mit weitreichender Unterstützung der Digitaldrucksysteme von Xerox, Canon etc. ausstatten und Fujifilm erweitert das Workflowsystem XMF unter anderem mit Funktionen zur automatischen Bild­optimierung.

 

Drupa 2008

Öffnungszeiten: 29. Mai bis 11. Juni täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr (Wochenende bis 17.00 Uhr).

Tickets: Per Internet bestellte Tickets werden per Post zugestellt und sind günstiger als diejenigen an der Tageskasse: Tageskarte 37 statt 55 Euro; Vier-Tage-Karte 120 statt 180 Euro. Online bestellte Tickets gelten auf der Hinfahrt zum Messegelände als kostenloser Fahrschein für alle Verkehrsmittel des öffentlichen Nahverkehrs.

 

Attraktives Rahmenprogramm

Speziell an Printbuyer, Marketingentscheider und Kreative richtet sich der drupacube – die Infotainment Location, die bewusst aus dem Rahmen fallen soll. Schon allein durch Platzierung (vor dem Congress Center Süd, direkt am Rhein gelegen) und Form (ein zweistöckiges Kubus­gebäude) macht der drupacube deutlich, dass hier neue Zielgruppen erreicht werden sollen. In Kooperation mit den Kommunikations-, Marketing- und Designverbänden wird ein Infotainmentprogramm speziell für diese Zielgruppe entwickelt. www.drupacube.com.

Der drupa innovation parc (www.dip.drupa.com) ist das Forum für neue und innovative Technologien. Mit über 3300 Quadratmetern Ausstellungsfläche und 160 Ausstellern in acht verschiedenen Bereichen ist der «dip» die weltweit grösste Plattform für junge, innovative Unternehmen aus dem digitalen Zulieferbereich der Druck- und Medienindustrie. Das dominierende Thema dürfte die Verschmelzung von Print und Online werden.

Im Rahmen der Compass Sessions (www.compass-sessions.de) präsentieren internationale Referenten täglich Informationen zu aktuellen Trends, Maschinen, Software, Workflows, Fertigungsmethoden und Produkten. Mit besonderer Spannung wird die Compass Session zum Thema «Gedruckte Elektronik» am 4. Juni erwartet.

Den Überblick innerhalb einzelner Themenfelder erleichtern die Highlights-Touren (www.highlightstouren.de); diese Guided Tours nehmen den Besucher an die Hand und bringen ihn mit kompetenten Gesprächspartnern an den Ausstellerständen zusammen.