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Photoshop-Praxis

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Photoshop-Praxis

Camera Raw Teil 1

In einem professionellen Workflow nimmt man Korrekturen besser erst in Photoshop statt in der Kamera vor.

HENNIG WARGALLA Das Camera Raw Modul, das zum Lieferumfang von Photoshop CS gehört, ist eine Alternative zu den herstellereigenen Softwarelösungen. Es ist in gewisser Weise mit einem Scanprogramm vergleichbar. Die Rohdaten, die der Kamerachip einliest, werden benutzt, um Parameter wie Farbtemperatur und Schärfe zu verändern. Einstellungen, die man sonst bei der Aufnahme festlegen musste, können nun im nachhinein optimiert werden. Wie beim Scan­programm ist der Vorteil, dass man mit den unkom­primierten und linearen Originaldaten arbeitet. So kann man exakt bestimmen, welche Daten an Photoshop weiter-gereicht werden.

Zwei Bemerkungen vorneweg

Die Nutzung des Camera Raw-Moduls ist nur möglich, wenn die Kamera Raw-Dateien erzeugt und wenn das Modell schon von Adobe unterstützt wird. Eine aktuelle Liste der unterstützten Kameras finden Sie unter:

www.adobe.de/products/photoshop/cameraraw.html.

Raw-Dateien haben je nach Hersteller unterschiedliche Dateisuffixe. Bei Nikon heissen sie z.B. «NEF», bei Canon dagegen «CRW».

Öffnet man solche Dateien in Photoshop, erscheint das Camera Raw Menü.

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Mit den Werkzeugen kann man im Bild navigieren. Die aus Photoshop bekannten Tastaturkürzel (Leertaste = Hand, Leertaste + Apfel = Lupe) funktionieren auch hier.

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Die Pipette kann man nutzen, um einen Weissabgleich vorzunehmen. Hier sind auch Voreinstellungen für unterschiedliche Licht­situationen anwählbar.

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Über Tonwertverteilung und Sättigung bestimmen die Regler darunter.

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Das Histogramm zeigt die Veränderungen an.

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Die Parameter des Bildes wie Farbraum und Auf­lösung bestimmt man am unteren Bildrand. Siehe dazu die Erklärungen unten auf dieser Seite.

Ausgabe-Parameter:

Als Farbraum sollte man die gleiche Einstellung wählen, die auch als Arbeitsfarb­raum in Photoshop aktiviert ist. Allerdings ist die Auswahl stark eingeschränkt. Will man einen anderen Farbraum nutzen, empfiehlt Adobe, die Daten in ProPhoto-RGB zu öffnen und dann in den gewünschten Farbraum zu konvertieren. ProPhoto-RGB wird genutzt, weil es sich hierbei um einen extrem grossen Farbraum handelt und man so alle Farbinformationen erhält.

Gerade, wenn man eine nachträgliche Konvertierung vornehmen will, sollte man die Daten in 16 Bit öffnen. So minimiert man Tonwertverluste, die durch die Konvertierung oder andere Korrekturen in der Photoshop-Bearbeitung auftreten können.

Auch das Raw-Modul bietet die Möglichkeit, die Bilddaten zu interpolieren. Allerdings sind keine bemerkenswerten Unterschiede zur Neuberechnung in Photoshop erkennbar. Das gilt zumindest für die handelsüblichen Kameras mit quadratischen Pixeln. Bei anderen Konzepten allerdings – etwa Fujis Super CCD – könnte die Interpolation im Camera Raw-Modul ein interessantes Thema sein.

Die Auflösung pro Inch oder Zentimeter hat keinen Einfluss auf die Dateigösse oder die Gesamtzahl der Pixel, sondern bestimmt nur den Massstab, der an die Datei angelegt wird. Kontrollieren kann man das auch im Menü «Bildgrösse» in Photoshop.

7 Anpassen

Die wohl wichtigste Aufgabe des Camera-Raw-Moduls ist es, die Farben des Bildes möglichst perfekt und verlustfrei zu optimieren.

Eine typische Herangehensweise könnte folgende Arbeitsschritte umfassen:

  • Mit der Pipette klickt man auf einen grauen oder hellen Bereich des Bildes. Dadurch wird ein Weissabgleich des Bildes vorgenommen. Dabei wird auf einer Blau-Gelb-Achse die Temperatur und auf einer Rot-Grün-Achse der Farbton eingestellt. Diese beiden Regler kann man dann auch für ein Feintuning der Weissbalance nutzen.
  • Belichtung und Tiefen funktionieren analog zur Schwarz- und Weisspunktfestlegung in der Tonwertkorrektur. Im Histo­gramm kann man erkennen, wie sich die Tonwertverteilung ändert, wenn diese Eckpunkte verschoben werden. Wie in der Tonwertkorrektur kann man sich mit Hilfe der alt-Taste den hellsten und dunkelsten Punkt des Bildes anzeigen lassen. Dazu klickt man bei gedrückter alt-Taste auf einen der Regler und verschiebt ihn. Die Vorschau des Bildes springt um und man erkennt die Extremwerte des Bildes.
  • Helligkeits- und Kontrastregler wirken nicht als einfache, lineare Korrekturen auf das Bild, sondern ähneln Gradationsänderungen. Damit sind sie der Photoshop-Funktion «Helligkeit/Kontrast» deutlich überlegen. Dennoch besteht auch bei diesem Werkzeug die Gefahr von Zeichnungsverlusten. Es empfiehlt sich daher, bei der Arbeit das Histogramm im Auge zu behalten.
  • Der Sättigungsregler hat sein Photoshop-Pendant im Menü «Farbton/Sättigung» und verändert alle Farben des Bildes gleichermassen.

 

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Klickt man bei gedrückter alt-Taste auf den Belichtungs- oder Tiefenregler, springt der Bildschirm um und zeigt den hellsten und dunkelsten Punkt des Bildes.

 

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Der Farbunterschied zwischen JPG-Datei (oben) und Raw-Bearbeitung (rechts) ist gar nicht das primäre Thema dieses Artikels. Viel interessanter ist, dass das untere Bild trotz der Änderungen über ein perfekt geschlossenes Histogramm verfügt.

 

Der nächste Artikel wird sich unter anderem mit der Rauschreduktion und Scharfzeichnung im Camera Raw-Modul beschäftigen.

 

 

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