Qual der Wahl: Die richtige Lsung fr Ihr Tablet-Publishing-Projekt
Vier Jahre nach der Vorstellung des ersten iPads fehlen weiterhin Standards für die Produktion von Tablet-Publikationen. Die Frage nach der passenden Lösung lässt sich nicht pauschal beantworten. Mit gezieltem Suchen findet man aber zum richtigen Anbieter.
christian cub Am 27. Januar 2010, ziemlich genau vor vier Jahren also, stellte Steve Jobs das iPad vor und läutete damit die Ära der Tablets ein. Der neuen Gattung von mobilen Lesegeräten wurde eine Menge neuer Potenziale für die Verlagsbranche prophezeit und viele Software-anbieter haben den Markt seitdem im Visier. Entsprechend umfangreich ist das Lösungsangebot, aber auch die Qualität der Ergebnisse für die Veröffentlichung auf dem Tablet.
Seit dem ersten iPad hat sich der Tablet-Markt im deutschsprachigen Raum rasant entwickelt. Allein für Deutschland wurde für das Jahr 2013 ein Absatz von 8 Millionen Tablet-PCs prognostiziert, ein Anstieg von 59 Prozent gegenüber dem Vorjahr (5 Millionen Tablets) und der vierfache Absatz gegenüber 2011. So die Zahlen von Bitkom vom November 2013. Der im Vergleich zu Smartphones noch junge Markt steht in seiner Entwicklung dazu sicherlich noch in den Kinderschuhen, erst seit Kurzem manifestieren sich auch Tablets mit Microsofts Windows 8in nennenswerter Menge in den Haushalten.
Den Markt teilen sich auf absehbarer Zeit damit die drei grossen Hersteller: Apple als Pionier mit seinem Betriebssystem iOS, Google mit Android und Microsoft mit Windows 8.
Bei der Plattform-Wahl steht der iTunes Store an erster Stelle. Auch wenn Apple seine Marktführerschaft bei den Verkaufszahlen von Endgeräten mittlerweile eingebüsst hat, steht das Unternehmen in der Verbreitung seiner Apps, besonders der kostenpflichtigen, ganz weit vorn. Mit einem weltweiten Umsatz von 10 Milliarden Dollar im App Store allein im Jahr 2013 kommt man als Anbieter um diesen Marktplatz nicht herum – vorausgesetzt man bewegt sich mit seinen Inhalten im Rahmen der vorgegebenen Richtlinien.
Für das Jahr 2014 steht aber bei nahezu allen Lösungsanbietern der Google Play Store oder auch Amazons Verkaufsplattform für den Kindle Fire ganz vorn auf der To-do-Liste. Passende Lösungen bieten hier die meisten der Anbieter, die Performance und der Funktionsumfang im Vergleich zu den iOS-Varianten variieren aber noch stark. Selbst Adobe gehört mit seiner Digital Publishing Suite noch zu denen, die ihre Hausaufgaben noch nicht vollständig erledigt haben. Mit Erscheinen dieser Ausgabe ist aber die Veröffentlichung einer nativen Reader App angekündigt, die viele Schwächen der bisherigen Flash-basierten Variante ausbügeln soll. Die ersten Windows-8-Apps stehen dazu auch bereits in den Stores. Wer künftig diese drei Plattformen bedienen will, sollte schon jetzt auf das Angebot des Anbieters seiner Wahl achten.
Als Gestalter und Dienstleister stehen für die Kunden im Grunde zwei Arten der Veröffentlichung von Apps zur Verfügung. Eine einzelne App, meiste Single App oder Single Edition genannt, in der beim Öffnen auf den Endgeräten direkt der Inhalt zum Vorschein kommt. Diese Form eignet sich besonders für einmalige Projekte, etwa Firmenpräsentationen, Geschäftsberichte oder Image-Apps für Unternehmen. Zur Aktualisierung von Inhalten muss eine komplett neue App generiert und in die Stores geladen werden.
Sollen mehrere Inhalte (Periodika, verschiedene Kataloge usw.) im Rahmen einer App publiziert werden, so nutzt man eine Kiosk-App, in der beim Start eine Übersicht über verfügbare einzelne Publikationen dargestellt wird. Sobald es um regelmässig erscheinende Inhalte geht, also besonders bei Zeitungen, Zeitschriften oder auch im Corporate Publishing, verwendet man diese Form der App. Was auf den ersten Blick einen nicht so grossen Unterschied ausmacht, hat auf die Publishing-Lösungen, auf die Distribution der Ausgaben und vor allem auf die späteren Kosten einen grossen Einfluss.
Nachdem wir die App-Formen kennengelernt haben, stellt sich die Frage, wie wir Inhalte hierfür generieren können. Grundlage für die Erstellung können entweder vorhandene PDF-Daten sein, eigens erstellte Layouts aus gängigen Publishing-Tools wie Quark oder InDesign oder aber automatisiert generierte Inhalte aus Redaktions- oder Content-Management-Systemen.
Um sich auf eine konkrete Bezeichnung festzulegen, greife ich auf die Definition des Beratungsunternehmens 4millions zurück, das in ihrer Studie «TCS – Tablet Communication Setup» die Tablet-Ausgaben in ePaper und eMagazin unterteilt hat:
Damit lässt sich im Grunde auch die Landschaft der Lösungsanbieter in genau diese zwei Kategorien unterteilen: Lösungsanbieter für ePaper, die meist auf ein PDF als Quellmaterial setzen, dass sich innerhalb der Software anreichern lässt (Enrichment). Auf der anderen Seite stehen die Hersteller, die das gezielte, individuelle Erstellen von Tablet-optimierten Publikationen ermöglichen und hierzu besonders viele interaktive Funktionen in die Werkzeuge integriert haben.
Für die Veröffentlichung auf dem Tablet, sei es als Single- oder Kiosk-App, als ePaper oder eMagazin eignen sich eine Reihe von Publikationen.
Auf der Suche nach dem richtigen Tool haben wir nun wichtige grundlegende Definitionen geklärt und Einsatzgebiete definiert. Leider lässt sich für keine Art die wirklich perfekte Lösung empfehlen. Für eine Entscheidung sollten Sie aber grundlegend eine Reihe von Fragen für sich und Ihren Kunden beantworten. Folgende Punkte sollten bei der Wahl des Anbieters eine grosse Rolle spielen:
Bei der Wahl der Lösung sollten Sie einen Aspekt nicht aus den Augen verlieren: die Nachhaltigkeit Ihrer Entscheidung. Können Sie im Print schnell das Layoutprogramm oder den Druckdienstleister wechseln, so sind Sie mit einer App an einen Anbieter gebunden – ganz gleich, ob Sie auf PDF als Ausgangsmedium setzen oder individuell gestalten. Wenn Sie die Lösung wechseln, müssen Sie den Leser dazu bewegen eine weitere App zu installieren und sind selbst im schlimmsten Fall mit zwei gleichlautenden Apps in den Stores vertreten.
Planen Sie also langfristig, wo Sie sich und Ihr Produkt in naher Zukunft sehen. Kann Sie der Anbieter Ihrer Wahl dabei begleiten?
Nutzen Sie aktuell etwa Ihr Druck-PDF für die Veröffentlichung, möchten zukünftig aber aufwändigere Titel produzieren, so können Anbieter wie AppStudio, Twixl Publisher, Aquafadas oder Adobe DPS auf längere Sicht die besser Wahl sein. Twixl Publisher kann innerhalb eines Kiosks mit mehreren Formaten umgehen (mit PDF und dem eigenen nativen Format).
So lässt sich mit Archivmaterial und aktuellen Produktionsumgebungen schnell starten, eine Umstellung auf die Erstellung von hochwertigen Tablet-Magazinen ist aber jederzeit möglich. Durch das Platzieren von PDFs in Quark und InDesign lassen sich mittels Scripten oder Drittanbieter-Lösungen (beispielsweise www.crossip.net) ebenfalls mit AppStudio oder der Digital Publishing Suite PDF-basierte ePaper erstellen – auch hier immer mit Luft nach oben.
Machen Sie die Entscheidung also nicht nur vom aktuellen Preis abhängig, denn diese ändern sich in dieser frühen Phase des Tablet Publishing rasant. Die vermeintlich günstigste Lösung kann morgen schon die teuerste sein.
Momentan fehlt es an jeglichen Standards zur Bereitstellung fertiger Ausgaben, die kompatibel mit den verschiedenen Kiosk-Apps der Softwarehersteller sind.
Im Dezember konnte man nun im Digital-Publishing-Blog von Adobe lesen, dass im ersten Quartal 2014 die technischen Spezifikationen des eigenen .folio-Formats offengelegt werden und als freie Lizenz zur Verfügung stehen sollen. Damit schickt man sich an, einen Standard für digitale Publikationen zu etablieren. Und das wäre tatsächlich ein wünschenswerter Schritt in die richtige Richtung, solange dieses Format wirklich frei zum Austausch jeglicher Inhalte in beide Richtungen genutzt werden kann. Für das Anzeigengeschäft in Tablet-Publikationen wäre dies ein Segen, denn Anzeigenkunden könnten ihre Werbung einfacher und kostengünstiger produzieren und so problemlos in digitalen Magazinen werben.
Für die Veröffentlichung einer Tablet-Publikation stehen zwei Arten von Apps zur Verfügung:
Bei der Gestaltung von eMagazinen gehört der Anreicherungsprozess unmittelbar in die Produktion und findet zu Beginn statt.
Kapitelweise gestalten Im Produktionsprozess werden Ausgaben Kapitelweise mit einem Layoutprogramm (z.B. InDesign) gestaltet und alle interaktiven Elemente direkt integriert. Das Layout ist dabei speziell für das Tablet-Format angelegt.
Direkte Kontrolle Während des Gestaltungsprozesses kann das Layout über eine Simulation am Bildschirm oder direkt auf dem Tablet getestet werden.
Verwalten im Web Fertige Artikel oder auch ganze Ausgaben werden meist über einen Cloud-Service verwaltet, der Import weiterer Artikel, Anzeigen oder Ressourcen ist dort möglich.
Export der App Lokal oder über das Webinterface wird die Ausgabe oder die Single App generiert.
Basierend auf bestehenden PDF-Daten lassen sich mit ePaper-Tools sehr schnell ansehnliche Lösungen erstellen. Die Vorgehensweise ähnelt sich dabei in den meisten Fällen.
Publikation anlegen Nach einer Registrierung können über eine Weboberfläche zuerst die Publikationen (die Kiosk-Apps) angelegt werden.
Upload der Ausgabe Die fertige PDF-Datei wird über ein Upload-Menü als eigenständige Ausgabe hochgeladen und einer Publikation zugeordnet.
Analyse und Vorschau Das System analysiert die Daten, erzeugt Vorschau-Daten für Titel und Inhaltsverzeichnis, erkennt Hyperlinks innerhalb der Texte.
Anreicherung Über eine Weboberfläche lässt sich das ePaper nun Seite für Seite anreichern. Videos und Bildgalerien gehören zum Standard, Pop-Ups durch zusätzliche PDFs und die Unterstützung von Sonderformaten stehen an der oberen Spitze. Auch das Platzieren von Platzhaltern für Web-Content ist möglich.
Christian Cub ist Business Development Manager für digitale Medien bei der Druckstudio Gruppe in Düsseldorf und berät Kunden bei digitalen Projekten. Trends und Neuigkeiten zum Thema Tablet Publishing veröffentlicht er regelmässig auf www.DPmag.de.