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Rohtext, Mausklick � und der Text ist formatiert��

InDesign hat viele Funktionen, um das Layouten und Formatieren von Magazinen einfach zu halten. Mit der neuen Funktion Spaltenspanne lassen sich ganze Artikel-formatierungen in ein Objektformat aufnehmen.

Haeme Ulrich Magazine ge­hören zu den tollsten Produkten für Designer und Layouter. Sie dürfen gestalterisch aufwändig sein, folgen trotz viel Freiheit ausgefeilten Strukturen und werden in guter Qualität gedruckt.

Adobe InDesign bietet Möglichkeiten, die Magazinproduktion zu vereinfachen. Es gibt Formate für Text und Objekte, die manuelles Eingreifen zu einem grossen Teil überflüssig machen. In Bibliotheken werden häufig benutzte Objekte bereitgestellt und seit InDesign CS5 hilft die Spaltenspanne dabei, einen ganzen Artikel in ein und derselben Textbox zu halten.

Hier lernen Sie, wo im Magazinbereich Automatisieren Sinn macht, ohne dabei die gestalterische Freiheit zu verlieren. Immer mit dem Ziel, mehr Zeit für Qualität in Layout und Typografie zu haben.

Zutaten Magazinlayout

Das typische Magazinlayout gibt es optisch nicht. Ein Snowboardheft sieht auf den ersten Blick völlig anders aus als eine Fachzeitschrift für klassische Musik. Nimmt man sich Zeit, die Struktur des Produktes zu analysieren, so findet man Eigenheiten, die in jedem Magazin vorkommen: Ränder und Spalten, Schriftabstufungen für Titel, Lead, Bodytext. Zum Teil auch Textkästen und spezielle Rahmen für Bilder.

Sehen Sie sich als Beispiel den Publisher an, den Sie in den Händen halten. Das Layout hat für den Bodytext vier Spalten. Spitzmarke, Titel und Lead laufen über alle Spalten. Offen ist, ob die Spalten mit vier unabhängigen Text­rahmen aufgebaut werden oder ob ein Textrahmen über die Textrahmenoptionen in vier Spalten geteilt wird. In der Praxis sieht man beides. Für sehr aufwändige Layouts ist das Verketten einzelner Rahmen häufig einfacher. Dies kann sich allerdings durch die mit InDesign CS5 eingeführte Spaltenspanne ändern. Diese Funktion ermöglicht es, Absätze in einem mehrspaltigen Textrahmen über mehrere Spalten laufen zu lassen. Im Publisher-Layout ist das also die geeignete Funktion für Spitzmarke, Titel und Lead. Um Sie in diese neue Funktion einzuführen, wähle ich im Artikel hier die Vorgehensweise, den gesamten Artikel in einem in Spalten unterteilten Textrahmen aufzunehmen.

Grob betrachtet, gibt es beim Publi­sher-Layout die Textabstufungen Rubrik, Spitzmarke, Titel, Lead, Bodytext und Zwischentitel. Natürlich existieren in der Praxis noch weitere Formate, die aber nicht typisch für die Struktur sind.

Format-Lawine

Die meisten dieser Formate werden immer in gleicher Reihenfolge angewendet – ein Fall für eine Format-Lawine. Nach der Spitzmarke folgen Titel und Lead, bevor der Bodytext beginnt. Und auf einen Zwischentitel folgt immer Bodytext. In einer Format-Lawine können Sie definieren, welches Format jeweils dem nächsten Absatz zugewiesen wird. Wenn ich beispielsweise im Format Spitzmarke schreibe und die Zeilenschaltung drücke, wechselt InDesign automatisch zum Format Titel.

Bevor Sie eine Format-Lawine definieren können, müssen Sie die beteiligten Absatzformate anlegen. Danach öffnen Sie Absatzformat um Absatzformat und geben in der Formatdefinition im Bereich Allgemein bei Nächstes Format: an, zu welchem Absatzformat InDesign beim nächsten Absatz wechseln soll. In unserem Fall hinterlegen Sie der Spitzmarke als Nächstes Format den Titel, diesem den Lead und dem Lead den Bodytext. Zusätzlich definieren Sie den Zwischentitel so, dass eine Zeilenschaltung zu Bodytext wechselt. Dies, weil nach jedem Zwischentitel Bodytext folgen muss.

Die Format-Lawine kommt nicht nur ins Rollen, wenn Text geschrieben und mit einer Zeilenschaltung der nächste Absatz eingeläutet wird. Auch auf schon bestehenden Text kann die Lawine angewendet werden. Markieren Sie hierzu den gewünschten Text und klicken Sie mit der rechten Maustaste im Absatzformat-Panel auf das Absatzformat, mit dem der zu formatierende Text beginnen soll. Wählen Sie im erscheinenden Kontextmenü den Eintrag Format XYZ und dann nächstes Format anwenden. In einem Wisch ist der markierte Text formatiert.

Spannset für Spalten

Die Formate Spitzmarke, Titel und Lead laufen über mehrere Spalten. Bis zur Version CS4 war es nicht möglich, Absätze in einem in Spalten unterteilten Textrahmen über mehrere Spalten laufen zu lassen. Mit CS5 hat Adobe die Spaltenspanne eingebaut, die genau dies ermöglicht.

Öffnen Sie die Absatzformate Spitzmarke, Titel und Lead. In den Format­optionen wechseln Sie zur Abteilung Spaltenspanne. Bei Absatzlayout wählen Sie Spaltenspanne. Unter Anzahl in unserem Publisher-Layout Alle. Bei Zeitungen sieht man häufig, dass der Titel über alle Spalten läuft, während der Lead bloss zwei Spalten umfasst. So würde man für den Lead bei Anzahl von Alle auf 2 wechseln. Die Option Abstand nach Spalte schätze ich in der Praxis, um sehr einfach einen fixen Abstand zwischen den Absätzen zu definieren. Zusätzlich lasse ich bei solchen Layouts in der Regel den Text auf das Grundlinienraster einrasten.

Spalte spalten

Die mit CS5 eingeführte Spaltenspanne kann nicht nur Absätze über mehrere Spalten laufen lassen. Für die Praxis hilfreich ist die Möglichkeit, eine Spalte in weitere Unterspalten zu unterteilen. Ich brauche dies bei Aufzählungen im Lauftext, wo in der Spalte jeweils mehrere Aufzählungen pro Zeile Platz finden. Um dies zu definieren, gehen Sie in den Absatz­formatoptionen auch in die Abteilung Spaltenspanne. Da wählen Sie bei Absatzlayout die Option Unterteilte Spalte. Bei Unterspalten wählen Sie die Anzahl Spalten, in welche die Textspalte unterteilt werden soll. Nebst dem Abstand vor und nach der Unterteilung können Sie auch den Abstand zwischen den Unterspalten sowie einen linken und rechten Einzug angeben.

Format-Automat

Der Textrahmen unseres Layouts hat nun vier Spalten. Der Text darin beginnt mit dem Absatzformat Spitzmarke, dem die nachfolgenden Formate hinterlegt sind. Eine Möglichkeit wäre nun, einen entsprechend definierten Textrahmen samt erstem Format in eine InDesign-Bibliothek aufzunehmen, um ihn bei Bedarf in das Layout zu ziehen. Dies alleine berechtigt aber den Einsatz der Bibliothek noch nicht. Einfacher ist es, alle Vorgaben in einem Objektformat zu vereinen: Ziehen Sie einen Textrahmen in der Grösse des Satzspiegels auf und setzen Sie den Textcursor hinein. Holen Sie im Menü Objekt die Text­rahmenoptionen. Im Bereich Spalten wählen Sie in unserem Beispiel als Anzahl vier und beim Spaltenabstand vier Millimeter. Die mit CS5 eingeführte Funktion Spalten ausgleichen sorgt dafür, dass im Textrahmen der Text unten in allen Spalten jeweils auf gleicher Höhe endet. Diese Option ist vor allem im Zeitungsbereich sehr beliebt. Wird Text aus einem Rahmen gelöscht, gleicht sich der Artikel automatisch vertikal aus, ohne dass die letzte Spalte kürzer als die anderen würde.

Schliessen Sie jetzt die Textrahmenoptionen. Wählen Sie den Textrahmen mit dem schwarzen Pfeil an. Über das Objektformat-Panel erstellen Sie ein neues Objektformat. In den Grundattributen innerhalb der Objektformat-Definition kontrollieren Sie, ob im Bereich Allgemeine Optionen für Textrahmen die vorhin getätigten Spalteneinstellungen übernommen wurden. Danach wechseln Sie in der Objektformat-Definition zur Abteilung Absatzformat. Hier wählen Sie die Spitzmarke, weil sie das erste Format im Textrahmen ist. Durch Wählen des Absatzformates sollte die Abteilung Absatzformate aktiv geworden sein. Vergessen Sie vor dem Schliessen der Formatoptionen nicht, den Haken bei Nächstes Format anwenden zu setzen. Denn dies startet beim späteren Zuweisen des Objektformates die oben beschriebene Absatzformat-Lawine.

Praxistest

Ziehen Sie einen Textrahmen auf. Füllen Sie diesen mit Text. Der Text muss unserer Struktur Spitzmarke > Titel > Lead > Bodytext entsprechen. Wählen Sie den Textrahmen mit dem schwarzen Pfeil aus und weisen Sie ihm das vorher erstellte Objektformat zu. Ist alles korrekt gebaut, ist der Textrahmen nun in die vier Spalten unterteilt und die Format-Lawine hat bis und mit Bodytext alles sauber formatiert.

Während der Texteingabe

Erinnern Sie sich, dass wir dem Absatzformat Zwischentitel als Nächstes Format den Bodytext hinterlegt haben? Dies bringt in der Praxis nur etwas, wenn der Artikel gleich mit den korrekten Formaten in InCopy oder InDesign geschrieben wird. Schreibt der Autor im Absatzformat Zwischentitel und schliesst diesen mit einer Zeilenschaltung ab, wechselt InDesign automatisch in das Absatzformat Bodytext. Das bedeutet für den Autor einen manuellen Formatwechsel weniger. Auf mehrere hundert Zwischentitel legitimiert dies schon mal eine zusätzliche Tasse Kaffee.

Formate austauschen

Um die Formate (Objekt und Absatz) zwischen mehreren Dokumenten auszutauschen, empfehle ich, ein Mutterdokument zu erstellen, in dem alle Formate erstellt und gepflegt werden. Dieses Mutterdokument nehmen Sie zusammen mit den anderen InDesign-Dokumenten in eine InDesign-Buchdatei. Das Mutterdokument definieren Sie in der Buchdatei als Formatquelle. Das heisst, sämtliche Formate werden aus dem Mutterdokument auf die Kinder übertragen. Bei Änderungen aktualisiert die Synchronisation des Buches die Formate der Kindern. Um die Seitenzahl der Kinderdokumente beim Synchronisieren nicht ungewollt zu verändern, sollten Sie in den Seitennummerierungsoptionen für Buch (im Menü des Buch-Panels) die Option Seitenzahlen und Abschnittsnummerierung automatisch aktualisieren ausschalten.

Fazit

InDesign ist für die Magazinproduktion geschaffen. Die Software lässt gestalterische Freiheit offen, während Strukturen automatisch angewendet werden können. Durch den cleveren Aufbau von Formaten lässt sich beim Formatieren und Layouten viel Zeit einsparen.

Der Autor

Haeme Ulrich, ulrich-media.
ulrich-media ist bekannt für InDesign- und Photoshop-Wissen.

www.ulrich-media.ch

ulrich@ulrich-media.ch

 

Kostenloser Tricks-Blog:

http://blogs.ulrich-media.ch

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