Dossiers >> Farbmanagement >> Fachartikel >> Tagebuch einer Farbmanagerin
Artikel als PDF

Tagebuch einer Farbmanagerin

Die Höhen und Tiefen von Grafikerin Lisa, welche den RGB-Ablauf in der Druckvorstufe zelebriert. Einfach nachvollziehbar – und nicht immer ganz ernst zu nehmen. Ein Quasi-Tutorial für Farbbegeisterte in vier Teilen – der 4. Teil thematisiert die Produktionssicherheit.

Peter Laely / Dieter WassmerIm dritten Teil sah sich Lisa mit CMYK-Altlasten oder so genanntem Stehsatz konfrontiert. Logos und InDesign-­Objekte mussten integriert respektive erstellt werden, wobei es auch galt, CMYK-Spezialfälle zu berücksichtigen. Weiter war eine angelieferte druck­fertige PDF-Anzeige zu integrieren.

Fokus vierter Teil

Nun steht die Ausgabe mit all ihren ­Facetten im Mittelpunkt. Zuerst mal das Werkzeug erster Wahl, wenn es darum geht, typische Fehler in der Layout­erstellung zu vermeiden: der Preflight von Adobe InDesign CS  5. Beleuchtet werden ebenfalls die PDF-Ausgabe-Setups wie auch die detaillierte Verifizierung der erstellten PDF/X-Datei in Acrobat.

Abschliessend versucht Guschti, mit Lisa ein Fazit zum RGB-Ablauf zu ziehen.

Layoutprüfung

Am nächsten Tag begrüsst Guschti seine interessierte Schülerin: «Schau mal, Lisa, hier links unten in der Statusleiste des aktiven InDesign-Fensters siehst du die grüne oder eben die rote Lampe. Entgegen den Verkehrssituationen kennt die Ampel keine Gelbphase. Das heisst, es wird bloss zwischen Falsch und Richtig unterschieden. Warnungen werden, wahrscheinlich aus Komplexitätsgründen, nicht berücksichtigt. Insbesondere aber für RGB-Bilder wäre dies mehr als nützlich.» Lisa versucht Guschti zu folgen.

Er will heute mit Lisa die Ausgabe behandeln, und dazu gehört vorab eine korrekte Layoutarbeit. Der Preflight hilft dabei, bereits vor der Ausgabe mannigfaltige Fehler zu eliminieren. «Was ist denn warnungsträchtig im Umgang mit RGB-Bildern?», erkundigt sich Lisa. «Bis jetzt hatte ich den Eindruck, dass kaum etwas einfacher ist, als ein RGB-Bild mit seinem korrekten ICC-Profil in das Layout zu integrieren.» Guschti nickt zustimmend: «So weit, so gut. Aber was geschieht, wenn das Bild kein Profil besitzt? Es erhält das RGB-Profil der Farbeinstellung zum Arbeitsfarbraum verpasst. Ob dies dem Bild zusagt, ist aber eine andere Frage.»

Das heisst, wenn jemand keine Zeit findet, vor der Layoutarbeit die Bilder zu sichten und zu überprüfen, so sollte es dort unten links eher rot als grün leuchten – oder perfekterweise eben orange für ein tüchtiges «Achtung!». Nur zu oft sieht man bspw. die rotstichigen Hauttöne von Sujets, welche eben kein Profil enthalten und somit im RGB-Farbraum der Farbeinstellung leuchten, beispielsweise im eciRGBv2 statt im sRGB. Und da Ersterer der grössere Farbraum ist, erscheint eben auch ein Hautton «säuliartig» rot. Lisa schnallt das Ganze: «Ah, ich verstehe, ich müsste also unbedingt solche Bilder auf ihre Richtigkeit hin überprüfen. Und dies wäre mittels Preflight ein Kinderspiel, da alle Vorkommnisse perfekt aufgelistet wären. Man könnte dann die Objekte gezielt im Dokument aufstöbern und überprüfen, ob das Setting zutrifft oder nicht.» Guschti gibt Lisa für diese Erkenntnis 100 Punkte.

PDF-Erzeugung

Für viele nicht technisch orientierte Leute ist der Dschungel an verfüg­baren PDF-Export-Einstellungen nicht überblickbar.

Doch dank PDFX-ready, der schweizerischen Vereinigung für korrekt erstellte Druck-PDFs, ist die Wahl schnell erfolgt. Weg von all diesen mehr oder weniger gut erstellten Export-Setups hin zu einem bewährten Standard.

«Lade dir die Exporteinstellungen herunter», rät Guschti, «mit diesem einzigen Setup kannst du alle PDF-Export-Aufgaben abwickeln. Ausgabeseitig werden RGB-Bilder zu CMYK überführt, das Ziel-CMYK wird dynamisch aus dem Dokument-CMYK abgeleitet, das heisst, in CMYK-Fragen kann eigentlich nichts schiefgehen, der Anschnitt wird ebenfalls automatisch dem Dok-Setup entnommen, da ein PDF/X-1a erstellt wird, ist die Transparenz bereits reduziert, das PDF steht hoch qualitativ zur Überprüfung in Acrobat bereit. Du siehst, Lisa, einfacher kannst du es kaum haben. Und falls du dennoch Fragen hast, konsultierst du den seit gut einem Jahr erhältlichen Leitfaden zur gesamten Idee von PDFX-ready.»

Guschti legt Lisa die jüngste Nummer von «PAGE» vor. Im Heft 02-2011, Seiten 96–98, schafft Georg Obermayr unter dem Titel 1, 2, 3 oder 4? einen aktuellen Überblick zu den PDF/X-Varianten. Übrigens arbeitete derselbe Autor massgeblich am oben erwähnten Leitfaden mit.

PDF-Prüfung

Damit keine Irrtümer passieren, fährt Guschti mit seinen Ausführungen fort: «Der Preflight innerhalb von InDesign kann nicht denjenigen von Acrobat ersetzen. Letzterer geht viel weiter und checkt zudem Kriterien, welche erst in der PDF-Form prüfbar sind.

Ebenfalls zur Prüfung der erstellten Druck-PDF-Dateien bietet PDFX-ready Schützenhilfe an. Und zwar in Form von Anleitungen, ladbaren Prüfprofilen für diverse Acrobat-Versionen sowie weiterführenden Prüfroutinen für einzelne potenzielle Problemfelder. Lade dir bitte auch diese Dateien herunter und installiere sie. Zurzeit wird damit ein PDF/X-1a erstellt, bald aber werden auch die Setups zur Erstellung von modernen PDF/X-4-Dateien vorliegen», fügt Guschti hinzu.

Fazit

Am nächsten Tag treffen sich Lisa und Guschti zu einem vorläufigen Fazit des gesamten Kurses.

«Zum Abschluss fassen wir das Wichtigste zum heutigen RGB-Ablauf in einer Checkliste zusammen», schlägt Guschti vor:

  • Installiere alle notwendigen Dateien gemäss Teil 1. Dazu gehören ICC-Profile, .csf- und Joboptionsdateien.
  • Kalibriere den Monitor (Teil 1).
  • Erarbeite das notwendige Wissen wie beispielsweise den Unterschied zwischen Profil zuweisen und In Profil umwandeln oder den Umgang mit dem Rendering­Intent (Grundlage in Teil 1, Weiterführendes in den Teilen 2 – 4).
  • Kenntnis Datenformate für Bild, Grafik, Seiten.
  • Treffe die korrekten Grundeinstellungen für alle verwendeten Programme: Softproof, Schwarzdarstellung, Farb-Setups. Überlege dazu, für welche Zielfarbräume meist gearbeitet wird (Teil 1).
  • Synchronisiere die Farb-Setups innerhalb der Adobe-CS-Programme mit der Bridge.
  • Arbeite möglichst mit RGB-Bildern.
  • Bildbearbeitung in Photoshop erfolgt bevorzugterweise in RGB (Teil 2).
  • RGB-Bilder benötigen immer ein ICC-Profil (Teil 1).
  • Liegen RGB-Bilder ohne Profil vor, so sind die korrekten zu ermitteln (Teil 1).
  • Überlege die Profileinbettungsstrategie für CMYK-Bilder (Teil 1).
  • Bestehen Chancen für eine höhere Qualität im Druck durch speziell angelegte CMYK-Separationen wie verstärktes GCR oder gar Farbstrich? (Teil 2).
  • Erstelle InDesign-Objekte in CMYK – Ausnahmen können sinnvoll sein (Teil 3).
  • Text = K 100 (Teil 3).
  • Erstelle Logos in CMYK und bette keine ICC-Profile ein (Teil 3).
  • Verstehe die Farbarchitektur von Adobe InDesign! (Teil 3)
  • InDesign: Für die Grosszahl der Aufträge und Anwender ist die Richt­linie, welche verknüpfte CMYK-Profile ignoriert, korrekt (Teil 3).
  • Weiter mit InDesign und der CMYK-Richtlinie: Sind die Warnungen für die Arbeit sinnvoll? (Teil 3)
  • PDF-Export: Arbeite mit den PDFX-ready-Joboptions (Teil 4). Die von vielen Druckereien individuell erstellten Setups erübrigen sich meist.
  • PDF/X-Überprüfung mit Acrobat: Lade auch hier die von PDFX-ready zur Verfügung gestellten Setups (Teil 4).
  • «Es kommt einiges zusammen, was man im Griff haben muss», resümiert Guschti, «ist es aber nicht mit allem so? Seien es nun andere Spezialgebiete ­innerhalb der grafischen Industrie oder eben andere Themenkomplexe überhaupt. Es ist immer dasselbe – wer mehr weiss, ist meist im Vorteil. Bloss, und das ist der Schlüssel, das Thema soll begeistern. Da liegt die Krux.»

    Guschti rollt ein letztes Mal mit seinen Augen: «Arbeite ruhig und überlegt ! Wie soll schon wieder Churchill seinen Fahrer ermahnt haben, wenn er dringend weg musste? Fahre langsam, es eilt.»

    As guats neus Johr an alli!
    Pan-Buaba

     

    Workshop «  BelPaese  » – Übungsmaterial im Downloadbereich

    Im Downloadbereich finden Sie als Abonnent die unten abgebildete Übungsbroschüre «BelPaese» mit Erläuterungen zum Thema Farbmanagement.

    Das italienische Ambiente soll Sie zum Arbeiten motivieren  ! Die Broschüre gibt Ihnen die Möglichkeit, die Vorteile des RGB-Ablaufes als CMS-Einsteigerin oder -Einsteiger zu erkennen und diesen zu vertiefen – zeigt aber auch dessen Hürden auf.

    Inhalt des Downloads

  • Farbsetup-Dateien
  • ICC-Profile
  • InDesign-Dokument, Fonts
  • Bilder
  • Photoshop-Aktionen
  • PDF mit Übungsanleitung
  • Serie zu Farbmanagement

     

    Teil 1, Publisher 4-2010
    Installieren und Einrichten, Umgang mit Bildern mit und ohne Profil, Rendering Intent, 1 Doppelseite 8–9

    Teil 2, Publisher 5-2010
    Fokus CMYK-Bilder (bestehende und angelieferte), UCR/GCR, Bilder mit Strichcharakter, Bitmaps, vorseparieren von Bildern, 2 Doppelseiten 4–5 und 12–13.

    Teil 3, Publisher 6-2010
    Der sichere CMYK-Ablauf mit InDesign, Logos, InDesign-Elemente, Fremddaten, integrierende Dateiformate wie PDF, INDD, AI, EPS.

    Teil 4, Publisher 1-2011
    Produktionssicherheit dank Preflight in InDesign und Acrobat, PDF-­Erzeugung und -Verifizierung.

    Die Autoren

    «Schnasy» Dieter Wassmer ist zusammen mit Peter Laely In­haber der Firma PAN Publishing AG in Aarau. Seit 1991 beschäftigen sie sich mit Farbmanagement.

    Sie bieten alles rund um das CMS wie Planung, Verkauf, ­Realisation, Schulung und ­Support für ­konsistente Farbe, von ­Fotografie, Scan bis hin zum Proof und zur Ausgabe.

    plaely@panag.ch oder dwassmer@panag.ch

    Artikel als PDF