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Toptipps f�r Typo mit InDesign CS2

Typografie mit Adobe InDesign CS2

Toptipps für Typo

Adobe InDesign gilt als Messlatte für gute Typografie in Layoutprogrammen. Wir zeigen, welche Einstellungen Sie vornehmen müssen, um das Maximum aus InDesign zu holen.

HAEME ULRICH Viele Typografieoptionen in Adobe InDesign erinnern an die gute alte Zeit des Bleisatzes, als man es sich noch leisten konnte, Qualität zu produzieren. Mit den ersten DTP-Programmen (PageMaker, XPress) war dies manuell zwar auch möglich – aber mit einem enormen Aufwand verbunden. Wer InDesign die richtigen Einstellungen vorgibt, wird mit Toptypografie belohnt. Und zwar ohne Mehraufwand.

Pflicht ...

Mit InDesign CS2 brachte Adobe das Absatzformat Einfacher Absatz. Jetzt ist es sinnvoll, dieses Format als Basis zurechtzubiegen für optimale Typo. Ich gehe auf die Einstellungen ein, die für alle Schriften und Formate (Titel, Grundschrift ...) relevant sind.

Wichtig ist natürlich, dass keine Datei offen ist in InDesign. Denn wir wollen die Änderungen an Einfacher Absatz ja nicht bloss in einem Dokument machen, sondern als Grundeinstellung fürs Programm. Also gültig für alle ab jetzt neu erstellten InDesign-Dateien.

Silbentrennung

Holen Sie sich die Absatzformate ( Absatzformate) hervor. Mit einem Rechtsklick (Mac-Anwender ohne rechte Maustaste mit einem ctrl-Klick) auf das Format Einfacher Absatz kommt das Kontextmenü. Wählen Sie nun Einfachen Absatz bearbeiten.

Wechseln Sie in den Bereich Silbentrennung. Was jetzt folgt, ist nicht nur Geschmackssache, sondern auch sprachabhängig. Ich beschreibe meine Ausgangseinstellung. Und zwar für Deutsch (vgl. Screenshots).

Das kleinste Wort, das getrennt werden soll, ist fünf Buchstaben lang. Nach den ersten zwei darf der erste Trennstrich kommen. Am Schluss will ich mindestens noch drei Buchstaben haben. Ausserdem möchte ich nicht mehr als drei Trennstriche in Folge. Den Trennbereich deaktiviere ich – dazu muss der auf null stehen.

Der Schiebregler ist ganz links, damit InDesign möglichst gleichmässige Wort­abstände macht. Substantive sollen natürlich getrennt werden. Die nächste Option gibt es erst seit InDesign CS2: die Trennung des letzten Wortes in einem Absatz verhindern – eine super Option, die ich immer einschalte.

Abstände

Klicken Sie auf Abstände. Für alte XPress-Hasen: Dies entspricht etwa S&B. Es geht darum, den minimalen, optimalen und maximalen Wortabstand zu definieren. Ich beginne da, natürlich schrift- und schriftgradabhängig, jeweils mit 70%, 100% und 140%. Der Zeichenabstand sollte, wenn überhaupt, nur gering geändert werden. Zum Beispiel –1%, 0%, 1%. Und jetzt kommt der Hammer, die Glyphenskalierung. Da erlauben Sie InDesign, die Schrift horizontal zu ändern. Und zwar nicht sperren oder unterschneiden – was sichtbar wäre. Nein, die Glyphen werden eben skaliert, in ihrer Breite geändert.

Ich gehe da immer auf 98%, 100% und 102% und erreiche sehr gute Resultate. InDesign kann nun in Zeilen mit grossen Wortabständen die Glyphen auf 102 Prozent skalieren. Bei kleinen Wortabständen auf 98 Prozent. Weiter bekommt InDesign mit dieser Einstellung auch eine Spielwiese für gute Trennungen.

Absatzsetzer: wer ihn kennt

Für Aufregung sorgt immer wieder der Adobe Absatzsetzer. Er berechnet einen Zeilenfall immer über den ganzen Absatz und kann somit unschöne Löcher verhindern. Der Ein-Zeilen-Setzer schaut nur auf eine Zeile.

Anfänglich komisch kann der Absatzsetzer sein, weil er eben gleichzeitig im ganzen Absatz eingreift. Das kann heissen, dass er auf Zeile 3 neu umbricht, während Sie auf Zeile 10 am Schreiben sind. Vor allem bei Autorkorrekturen ist dies gewöhnungsbedürftig. Aber trotz allem bringt er klar bessere Zeilenumbrüche.

Sprache

Damit die Trennungen dann auch wirklich funktionieren, muss mit der rechten Sprache gesetzt werden. Diese stellt man unten in den Erweiterten Zeichenformaten ein.

Übrigens, Sprache ist in InDesign ein Zeichenattribut. Dies macht es möglich, einzelnen Wörtern im Absatz eine andere Sprache zuzuweisen. Sinnvoll bei Zitaten in anderen Sprachen. Sie werden dann richtig getrennt!

... und Kür

Wer Ligaturen nicht mag, kann diese in Grundlegende Zeichenformate deaktivieren. In den Absatzumbruchoptionen könnte man automatisch Huren- und Waisenkinder ausmerzen. Dies kann bei einem hoch automatisierten Umbruch sinnvoll sein, als Standardeinstellung würde ich die Option inaktiv lassen.

Gegentest

Ob die Einstellungen nun passen für die gewählte Schrift? Das kann man testen lassen. Mac: Satz; PC: Satz. Aktivieren Sie hier Silbentrennungs- und Ausrichtungsverletzungen. Jetzt hinterlegt InDesign alles gelb, was nicht den Vorgaben entspricht. Je dunkler das Gelb, desto schwerer das Vergehen. Am besten ist es, wenn sehr wenig helles Gelb im Absatz ist. Und dies erreichen Sie eben mit den hier beschriebenen Einstellungen.

Wegen des Plus im Minus

InDesign-Anwender kennen es. Das Absatzformat ist korrekt definiert, doch irgendwas in der Schrift stimmt nicht mit dem Format überein. Dies kommt leider zu oft vor. Vor allem auch beim Word-Import mit den neuen Importoptionen. Adobe nennt diese Erscheinung Überschreibung und kennzeichnet sie mit einem Pluszeichen hinter dem Formatnamen.

Mit InDesign CS2 gibt es oben in der Steuerung – Liste am oberen Bildschirmrand – extra eine Taste, um Überschreibungen loszuwerden (rechts unterhalb des Pulldownmenüs für Absatzformate). Dank dieser Taste kann der ganze markierte Text gleichzeitig von Überschreibungen erlöst werden. Und dies sogar über verschiedene Absatzformate hinweg. Wer die Überschreibung mit der CS2-Funktion Schnell anwenden… loswerden will, drückt beim Zuweisen des Formates die Alttaste.

Totale Entrümpelung

Nun gibt es noch das Reinigungsins­titut in InDesign. Dies löscht nebst Überschreibungen sogar Zeichenformate aus dem Absatz. In Aktion tritt es, wenn ein Absatzformat mit gedrückter Alt- und Shift-Taste zugewiesen wird.

Optischer Randausgleich

Ich weiss nur, dass auch Typografiegurus sich nicht einig sind über den Nutzen des optischen Randausgleichs in InDesign. Als Marketingargument gegen die Konkurrenz war er jedenfalls beliebt.

Über Textabschnitt holt man sich die Palette. Und jetzt kommt auch schon eines der Probleme der Funktion. Man kann den Randausgleich nur dem Textrahmen zuweisen, nicht dem Absatz. Wenn also Titel und Bodytext im gleichen Rahmen sind, ist es schon nicht mehr möglich, den optischen Randausgleich nur dem Titel zuzuweisen. Dann sind die Ergebnisse der Funktion an sich auch etwas fraglich. Adobe rät, in der Palette den Schriftgrad einzugeben. Dann sollte der Randausgleich funktionieren. Ich habe es bis heute nicht geschafft, den Randausgleich zu meiner vollen Zufriedenheit zu definieren.

Verankerte Objekte

Eine der besten Neuerungen in InDesign CS2 sind verankerte Objekte. Sie eröffnen eine Fülle an neuen Möglichkeiten: In-Line-Grafiken wirklich steuern, Marginalien, Symbole ausserhalb der Satzkante, Titel über mehrspaltige Textrahmen.

Zum Erstellen von verankerten Objekten gibt es mehrere Möglichkeiten. Die einfachste ist wohl, den Textcursor an die Stelle zu setzen, wo das Objekt im Text verankert werden soll und dann über Einfügen in den Dialog für verankerte Objekte zu gehen.

Inhalt gibt an, ob man Text oder Grafik verankern möchte. Wenn Sie sich noch nicht sicher sind, wählen Sie nicht zugewiesen. Bei Objektstil kann man den Stil einer Marginalie auswählen. Diesen Stil muss man zuerst erzeugen. Ich selber definiere immer das erste verankerte Objekt ohne Stil und mache dann aus diesem einen Stil, den ich nachträglich dem ersten und allen weiteren verankerten Objekten zuweise.

Unter Absatzformat gibt man bereits das Format vor, das im verankerten Objekt zum Einsatz kommt. Breite und Höhe kann man da angeben. Sie können aber auch dem Objektstil hinterlegt sein, sofern das Objekt mit Text gefüllt wird.

Nun geht es um die Position des Objekts. Dieser Bereich ist etwas un­übersichtlich, aber durchaus bedienbar. Position gibt an, ob man eine In-Line-Grafik (im Text) oder ein Objekt ausserhalb der Satzkante erstellen will. Das wirklich Heisse sind Objekte ausserhalb der Satzkante. Darum wählen wir Benutzerdefiniert. Relativ zum Rücken positioniert verankerte Objekte bei Doppelseiten entweder jeweils am Bund oder an der Aussenkante des Druckbogens (Doppelseite).

Nun kommt die Knacknuss. Merken Sie sich diesen Satz: «Was wird wo ausgerichtet». Und wenn Sie ihn an auf «was» = Verankertes Objekt und «wo» = Verankerte Position anwenden, verstehen Sie den Eingabedialog.

Im Ursprungsfeld klickt man den Punkt im Objekt an, der ausgerichtet werden soll. Der Screenshot zeigt zum Beispiel ein verankertes Objekt, dessen Mitte fünf Millimeter von der Satzkante entfernt auf der Höhe der Schriftlinie des Ankers positioniert wird. Und zwar jeweils aussen bei einer Doppelseite. Lassen Sie sich die Textverkettungen anzeigen ( Textverkettungen einblenden) damit Sie sehen, wo das Objekt verankert wurde.

Bund bündig

InDesign CS2 hat zwei neue Satzarten bekommen: Am Rücken ausrichten und Nicht am Rücken ausrichten. Für Marginalien sind sie optimal! Marginalien sind normalerweise mit dem dazugehörenden Lauftext bündig. Auf linken Seiten in der Regel rechtsbündig, auf rechten Seiten linksbündig. Wandert nun eine Marginalie wegen Textänderung von einer linken auf eine rechte Seite, muss sie auch die Satzart ändern, von rechts- auf linksbündig. Dies tut sie ganz alleine, wenn sie eben die Satzart Am Rücken ausrichten zugewiesen hat.

Fussnoten: endlich

Eine schier unendliche Leidensgeschichte geht zu Ende! Fussnoten können jetzt auch im Layoutprogramm automatisch verwaltet werden. Und sogar der Import aus Word klappt – es bleiben «echte» Fussnoten. Um mit Fussnoten umgehen zu können, hat Adobe das Textrahmenkonzept von InDesign in der aktuellen Version umgestellt.

Kommen Fussnoten nicht via Word-Import ins Layout, erstellt man sie über Fussnote einfügen (oder über die rechte Maustaste), wenn der Textcursor an der Stelle blinkt, wo der Fussnotenverweis hinsoll. InDesign baut dann unten im Textrahmen die Fussnote. Fussnotenverweis im Lauftext und Fussnote gehören zusammen. Wenn der Verweis die Spalte wechselt, kommt die Fussnote mit. Dies geht natürlich auch bei Copy/Paste.

Fussnoten formatieren

Fussnoten sehen im ganzen Dokument gleich aus. Über Optionen für Dokumentfussnoten gelangt man zu den Einstellungen. Der Dialog ist in die Bereiche Nummerierung und Formatierung sowie Layout unterteilt. Bei Nummerierung unter Format gibt man an, wie nummeriert werden soll: dezimal, römisch, alphabetisch, mit Sonderzeichen ...

Beginnen bei ist selbst erklärend. Spannend ist Nummerierung beginnen nach. Hier kann man angeben, wo die Nummerierung gestartet werden soll: bei jeder Seite, beim Druckbogen (Seiten, die in der Seitenpalette nebeneinander liegen) oder beim Textabschnitt (Textverkettung).

Präfix/Suffix anzeigen in bestimmt Sonderzeichen vor (Präfix) oder nach (Suffix) dem Verweis im Text und/oder der Fussnotennummer unten in der Fussnote.

Die Textformatierung wird im Bereich Formatierung gemacht. Es wird unterschieden zwischen der Formatierung des Verweises im Text und der Fussnote. Dem Verweis kann man ein Zeichenformat zuweisen, während die Fussnote mit einem Absatzformat behandelt wird.

Trick: Um die Nummer im Fussnotentext speziell zu formatieren, eignen sich verschachtelte Formate. Und nicht vergessen, auch die Fussnotenpalette hat eine Vorschau!

Im Bereich Layout geht’s um die Position der Fussnote. Die Abstandsoptionen funktionieren wie die Abstände im Absatz. Erste Grundlinie bestimmt den Abstand zwischen den Fussnoten. Normal ist da Zeilenabstand. Sie müssen sich jede Fussnote als eigene verankerte Textbox vorstellen, um diese Voreinstellung wirklich zu begreifen.

Fussnoten des Textabschnittes am Text­ende platzieren: Ist diese Option eingeschaltet, werden Fussnoten am Ende einer Textverkettung (im letzten Rahmen) direkt unter den Text gesetzt und nicht an den unteren Rand des Textrahmens. Geteilte Fussnoten sind solche, die umbrochen werden über mehrere Spalten. Bei sehr langen Fussnoten kann dies sinnvoll sein.

Linie über bestimmt die Art der Trennlinie zwischen Fussnote und Lauftext. Dieser Dialog ist gleich wie der der Absatzlinien. InDesign unterscheidet zwischen der ersten Linie einer Fussnote und der Linie über einer umbrochenen Fussnote.

Fazit

Es gäbe noch vieles zu berichten. Die typografischen Möglichkeiten von Adobe InDesign CS2 sind mächtig. Mit den hier beschriebenen Vorgaben und Funktionen sind Sie auf dem richtigen Weg, InDesign optimal einzusetzen.

 

 

 
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