Transparenz mit Aha-Effekt
Die Anwendung der Deckkraft als Gestaltungselement in InDesign ist sehr vielseitig. Transparenzfunktionen sind unter Effekte zu finden. Damit die Ausgabequalität stimmt, gilt es, bereits bei der Eingabe einiges zu beachten.
Beat Kipfer Der aktuelle Gestaltungstrend geht zwar mehrheitlich von «flachen» Objekten aus. Schlagschatten und ähnliche Effekte haben trotzdem nicht ausgedient. Im passenden Moment gekonnt eingesetzt, können sie die Gestaltung von Publikationen bereichern.
Der vorliegende Artikel setzt den Fokus stärker auf die technische Umsetzung als auf gestalterische Finessen von Transparenzeffekten. Dabei ist nicht nur die Eingabe ein Thema, sondern auch die Auswirkungen auf die Ausgabe, welche vor allem bei der Erstellung von PDF/X-Dateien für den Druck nicht ganz banal sind.
Eine Sammlung spannender Effekte, welche mehrheitlich mithilfe von Transparenzen zustande kommen, finden sich im Effekte-Menü von InDesign (1).
Genau wie in Photoshop stehen dort im Transparenzdialog sämtliche Füllmodi (Überblendungsarten) zur Verfügung. Ein beliebter Modus ist dabei Multiplizieren. Damit werden beispielsweise die Farben sich überlappender Flächen gemischt (2).
Einen alternativen Zugang zu den gleichen Effekten bietet Fenster > Effekte. Diesen Dialog finde ich sehr praktisch, um eine Übersicht der Effekte zu erhalten, welche auf ein Objekt angewandt wurden (3).
Bestimmen Sie bei der Anwendung von Effekten jeweils vorgängig, ob sich die Einstellungen auf das ganze Objekt, die Fläche, die Kontur oder auf den Text auswirken sollen. Dies definieren Sie oben links im Effekte-Dialog (4). Im gezeigten Beispiel wurde oben auf den roten Balken ein Schlagschatten angewandt (Objekt). Bei der Legende im Bild wurde die weiche Verlaufskante hingegen nur auf die Fläche angewandt, um die Deckkraft des ganzen Textes beizubehalten.
Beachten Sie unbedingt den Unterschied zwischen der Definition eines Farbtons und derjenigen eines Deckkraftwertes (5/6). Was für den Profi selbstverständlich ist, wird oft verwechselt. Ein Objekt, welches mit einem Farbton gefüllt ist, bleibt immer deckend. Es verhält sich bei der Ausgabe daher viel problemloser als das gleiche Objekt mit unnötiger Transparenz.
Checken Sie Dokumente mit transparenten Objekten unbedingt bei eingeschalteter Überdruckenvorschau (7). Nur damit werden sämtliche Eigenschaften korrekt angezeigt. Sie ist standardmässig nicht aktiviert, da sie den Bildschirmaufbau merklich verzögert.
Gut versteckt hat Adobe den Attribute-Dialog: Sie finden diesen unter Fenster > Ausgabe. Damit lassen sich Flächen und Konturen mit dem Attribut überdrucken versehen (8). Dies funktioniert einwandfrei, wird aber oft nicht entdeckt, da der Effekt nur mit der Überdruckenvorschau richtig angezeigt wird.
Um unnötige Umwandlungen, etwa von Vektoren oder Text, zu vermeiden, sollten transparente Objekte immer möglichst weit im Hintergrund platziert sein. Umgekehrt sollten nicht-transparente Objekte (etwa Text oder Vektoren) immer möglichst weit vorne gestapelt sein. Es können beim PDF-Export Umwandlungen stattfinden, obwohl sich zwei Rahmeninhalte optisch überhaupt nicht berühren. Sie sollten daher in transparenzintensiven Layouts darauf achten, unnötige Rahmenüberlappungen zu vermeiden und Rahmen so knapp wie möglich aufzuziehen.
Der Transparenzfüllraum bestimmt den Farbraum für transparenzreduzierte Flächen (9). Legen Sie zum Beispiel ein Objekt mit Schlagschatten über ein RGB-Bild, wird dieses beim PDF-Export in CMYK umgewandelt. Da dies beim PDFX-ready-Workflow sowieso geschieht, ist dagegen nichts einzuwenden.
Die Transparenzreduzierungsvorgaben werden beim PDF-Export angewandt (10). Entscheidend wirken sich diese auf die Qualität beim Export von PDF-Dateien nach den älteren Normen PDF/X-1a und PDF/X-3 aus (11).
Die Reduzierungsvorschau finden Sie unter Fenster > Ausgabe. Sie hilft Ihnen, festzustellen, ob die empfohlene Stapelfolge tatsächlich eingehalten wurde oder nicht. Im vorliegenden Beispiel (12) befindet sich der Text fälschlicherweise hinter dem Objekt mit Transparenz. Beachten Sie die genannten Regeln zum Dokumentaufbau, um Ausgabeprobleme mit Transparenzen in den meisten Fällen zu vermeiden.