Dossiers >> InDesign >> Fachartikel >> Universaltool f�r Crossmedia
Artikel als PDF

Universaltool f�r Crossmedia

Mit InDesign CS5 lassen sich auf einfachste Art und Weise komplette Flash-Animationen erstellen. Doch auch das angestammte Print-Publishing wurde nicht vernachlässigt: Unterschiedliche Seitengrössen oder mehrspaltige Absätze vereinfachen die tägliche Arbeit.

Haeme UlricH InDesign CS5 bringt neue Funktionen wie kaum eine Version davor. Alle im Detail zu erklären, würde wohl das gesamte Heft füllen. Darum hier ein erster Überblick über die neuen Funktionen, Details und Anleitungen folgen in späteren Artikeln. Um etwas Struktur in die «Feature-Schlacht» zu bringen, habe ich die neuen Funktionen in die Bereiche Design und Layout [1], Crossmedia Publishing [2], Zusammenarbeit/Integration [3] und nette Kleinigkeiten [4] unterteilt.

Unterschiedliche Seiten­grös­sen pro Dokument [1]

Bei Wickelfalzprospekten oder Auslegern in Magazinen ist es wichtig, die innen liegenden Seiten kleiner zu machen als die äusseren. Das geht jetzt mit InDesign CS5 problemlos. Denn über das neue Werkzeug Page-Tool können Seiten markiert und in ihrer Grösse geändert werden. Die neue Seitengrösse kann entweder oben in der Steuerungsleiste oder im Seiten-Panel eingetragen werden. Durchdacht ist die Ausgabe (Druck oder PDF) als Druckbögen (nebeneinander liegende Seiten nebeneinander drucken) von Dokumenten mit unterschiedlichen Seitengrössen. InDesign erstellt automatisch Falzmarken, um anzuzeigen, wo eine neue Seite beginnt.

Neues Ebenen-Panel

Das Ebenen-Panel wurde in InDesign CS5 ebenfalls mächtig ausgebaut. Wie in Illustrator gibt es jetzt pro Objekt eine Unterebene. Objekte können per Drag&Drop von einer Gruppe in eine andere geschoben werden. Zudem können über das Ebenen-Panel oder über das Objektmenü einzelne Objekte ein- und ausgeblendet werden.

Einfachere Transformation

Für Leute, die zum ersten Mal mit InDesign arbeiteten, war bis anhin die Unterscheidung zwischen dem schwarzen und dem weissen Pfeil nicht logisch. Jetzt, mit CS5, kann alles mit dem schwarzen Pfeil gemacht werden: Bilder können, wenn sie am neuen Mittelpunkt erfasst werden, im Rahmen geschoben werden. Ein Doppelklick wählt das Bild im Rahmen aus, der schwarze Pfeil bleibt dabei aktiv. Will man einzelne Objekte in einer Gruppe auswählen, reicht ein Doppelklick auf das entsprechende Objekt. Durch Drücken der Escape-Taste wird wieder die Gruppe ausgewählt. Wie in Illustrator und Photohop können Objekte jetzt auch direkt mit dem schwarzen Pfeil rotiert werden.

Neu ist auch das gleichzeitige Bearbeiten von mehreren Objekten, ohne sie vorher zu gruppieren. Sind mehrere Objekte ausgewählt, können diese durch Ziehen mit gedrückter Cmd-Taste skaliert werden. Das Drücken der Alt-Taste bewirkt, dass die Transformation vom Zentrum her geschieht und die gedrückte Leertaste schiebt die ausgewählten Objekte zusammen oder auseinander.

Gap-Tool

Mit dem neuen Gap-Tool (Gap = Lücke) können Lücken zwischen Objekten verändert werden. So ist es möglich, Spaltengrössen zwischen Objekten zu ändern, ohne jedes einzelne Objekt anzufassen. Hält man zum Schieben die Cmd-Taste gedrückt, wird die Lücke skaliert. Ein Halten der Alt-Taste schiebt die Lücke, und die Leertaste bewirkt, dass nur dem Cursor nahe stehende Lücken geschoben werden.

Absätze über mehrere Spalten

Teilen Sie einen Textrahmen in mehrere Spalten, so können Sie nun angeben, dass Absätze die Spalten ignorieren und quer über mehrere Spalten laufen sollen. Dies ist gerade bei Zeitungsartikeln eine willkommene Hilfe, um ganze Artikel mit Titel über mehrere Spalten in einem Textrahmen zu halten. Andererseits ist es auch möglich, absatzweise eine Spalte in «Unterspalten» zu teilen. Dies ist dienlich bei Aufzählungen innerhalb des Lauftextes.

Dynamische Eckenoptionen

Wird in InDesign CS5 ein Objekt ausgewählt, erscheint an der Rahmenkante neu ein gelbes Quadrat. Ein Klick darauf wechselt in den Eckenoptionenmodus, wo Ecken live geändert werden können. Für runde Ecken zum Beispiel klickt man jetzt auf das gelbe Symbol und zieht mit dem schwarzen Pfeil direkt an der Ecke, um den Radius zu ändern. Natürlich können mit gedrückter Shift-Taste einzelne Ecken beeinflusst werden. Ein Klick mit gedrückter Alt-Taste ändert die Eckenart, während ein Klick mit dem weissen Pfeil auf das gelbe Quadrat die Eckeneffekte in Pfade konvertiert.

Place Gun in allen Situationen

Die Place Gun, das war bis anhin die Möglichkeit, mehrere Bilder als Kontaktabzug zu platzieren, wurde erheblich ausgebaut. Sind mehrere Bilder im Platzierungscursor, reicht ein Aufziehen eines Rahmens, um durch Klicken auf die Pfeiltasten die Anzahl Zeilen und Spalten zu bestimmen, in denen die Bilder platziert werden sollen.

Noch genialer sind die neuen Möglichkeiten der Place Gun in CS5. Zieht man ein Objekt auf und hält die Maustaste gedrückt, können durch Tippen der Pfeiltasten gleich mehrere Instanzen des Objekts erstellt werden. Textrahmen werden dabei mit dem im Layout definierten Spaltenzwischenraum aufgezogen und sogleich verkettet.

Zieht man mit gedrückter Alt-Taste am Objekt und hält die Maustaste gedrückt, so kann man durch Klicken der Pfeiltasten das Objekt mehrfach duplizieren.

Import von Video und Audio [2]

Mit InDesign CS4 haben mit dem Flash-Export die crossmedialen Möglichkeiten Einzug gehalten. Mit CS5 ist es nun möglich, ganze Flash-Animationen in InDesign zu erstellen. InDesign verlässt damit die reine Printschiene und wird zum Universaltool für Crossmedia Publishing.

In InDesign CS5 lassen sich Flash-Videos (FLV) und MP3-Dateien platzieren. QuickTime-Videos werden automatisch zu Flash konvertiert.

Media-Panel

Über das neue Media-Panel lassen sich Optionen für platzierte Videos und Audiofiles einstellen. Das geht so weit, dass man die Steuerelemente für den Film in der späteren Flash-Datei genau definieren kann. Des Weiteren kann man hier Navigationspunkte im Film setzen, die später direkt angesprungen werden können.

Flash-Animationen

Während es in InDesign CS4 möglich war, Schaltflächen mit Rollover-Effekten zu erstellen, sind nun mit CS5 komplette Flash-Animationen möglich geworden. Zugewiesen werden diese über das Animation-Panel. Hier gibt es die aus Flash Professional bekannten Motion Presets (Animationsvorgaben), die InDesign-Objekten zugewiesen werden. Die Motion Presets können mit Flash Professional ausgetauscht werden. Im Animation-Panel können Vorgaben auch noch an eigene Bedürfnisse angepasst werden. Dies über eine einfache Oberfläche, ohne eine Zeile ActionScript.

Timing-Panel

Über das neue Timing-Panel kann die Reihenfolge der Animationen bestimmt werden. Es ist auch möglich, mehrere Animationen gleichzeitig zu starten oder eine Verzögerung zuzuweisen.

Objektstatus

Ebenfalls neu ist die Möglichkeit, über das Panel Object States einem Objekt mehrere Status zuzuweisen. Über dieses Panel können Diashows erstellt werden, dabei wird jedem Status des Objekts ein anderes Bild hinterlegt.

Vorschau direkt in InDesign

Um die in InDesign erstellten Animationen zu testen, bedarf es nicht mehr eines Exportes zu swf (Shockwave Flash). Vielmehr hat InDesign CS5 ein Vorschau-Panel, in welchem die Animation abgespielt werden kann.

Vorgabe Web oder Print

Bereits beim Erstellen eines neuen Dokumentes wird man nach dem Ziel, Web oder Print, gefragt. Print ist wie bis anhin ein normales InDesign-Dokument. Bei Web wird die Masseinheit auf Pixel umgestellt. Die Standarddokumentgrösse ist ein Bildschirmseitenverhältnis, und die Standardfarbfelder sind in RGB angelegt.

Verbesserter Export

Neu kann auch nur die Auswahl zu swf (Shockwave Flash) oder fla (Flash Professional) exportiert werden. Im Exportdialog für swf können nun auch Seitenübergänge zugewiesen und die Frame-Rate sowie die Bildauflösung definiert werden. Beim Export zu fla wird platziertes Audio- und Videomaterial referenziert. Ebenfalls bleiben Button-Status in fla erhalten und sind in Flash Professional editierbar.

Beim PDF-Export wird neu unterschieden zwischen interaktiv und Print. Bei interaktiv können dem PDF beim Export Anzeigeoptionen und Seitenübergänge hinterlegt werden. Zudem ist der PDF-Export nun im Hintergrund möglich, also exportieren und gleichzeitig weiterarbeiten.

Auch der XHTML-Export erfuhr Verbesserungen. Exportierte CSS (Cascading Style Sheets) können nun auch die Formatierung erhalten, bis CS4 wurden nur leere Tags exportiert. Des Weiteren kann die Tagreihenfolge in XHTML nun von der Tag-Reihenfolge im XML-Panel übernommen werden.

Dynamische Bildlegenden [3]

Über eine neue Textvariable können in InDesign CS5 die Metadaten von Bildern ausgelesen und als Bildlegende platziert werden. So ist es möglich, dass die Redaktion die Legende bereits dem Bild zuweist. Wird das Bild im Layout ausgetauscht, ändert sich automatisch auch die Legende.

Mini Bridge

Die meisten CS5-Applikationen verfügen über die Mini Bridge. Diese fasst die wichtigsten Bridge-Funktionen als Panel direkt in der Anwendung zusammen. Das Panel kommuniziert im Hintergrund mit der Bridge. Eigentlich ist es nichts anderes als eine andere Ansicht auf die Bridge.

Die «richtige» Bridge zeigt auf Wunsch nun die Vorschau sämtlicher Seiten einer InDesign-Datei. Weiterhin kann man sich in Bridge CS5 die in der InDesign-Datei platzierten Verknüpfungen anzeigen lassen.

Freigabeprozess über den Browser

Unter CS Live fasst Adobe Webdienste zusammen, die direkt in den Applikationen integriert sind. Einer der besten Services ist CS Review. Damit kann das Layout direkt aus InDesign für andere im Webbrowser als Flash-Seite freigegeben werden. Auf einfachste Weise können Kunden so Kommentare absetzen, das Layout jedoch kann nicht bearbeitet werden. Die gemachten Kommentare sind direkt im InDesign-Layout sichtbar. Im Moment des Schreibens dieses Artikels sind die CS-Live-Dienste noch nicht vollständig verfügbar, weshalb ich Details und die praktische Anwendung in späteren Artikeln nachliefere.

Neu ist ebenfalls die Verbindung von InDesign CS5 und Buzzword. Buzzword ist die auf www.acrobat.com frei verfügbare Textverarbeitungssoftware. Texte können aus InDesign nach Buzz­word exportiert oder von Buzzword in InDesign platziert werden. So genial diese Neuerung tönt, für die Praxis ist sie momentan wenig hilfreich, weil der Textaustausch lediglich über RTF geschieht und man so alle Nachteile eines Word-Imports in Kauf nehmen muss.

Autoschriftaktivierung

Genial ist die Idee, dass InDesign CS5 nun Fonts in verpackten InDesign-Dokumenten automatisch aktiviert. Und zwar so lange, wie das verpackte InDesign-File offen ist. Für Dienstleister, die häufig InDesign-Dateien aus unterschiedlichen Quellen öffnen, ist dies ein enormer Zeitgewinn. Vorbei ist das händische Laden der Fonts.

Nette Kleinigkeiten [4]

Im Seiten-Panel können nun den Seiten farbige Etiketten zugewiesen werden. So kann man den Status von Seiten optimal verwalten.

Sowohl InCopy wie auch InDesign können nun im Textmodus auch Änderungen verfolgen.

Wer sein InDesign-Dokument möglichst schön präsentieren will, kann nebst der Vorschau nun den Präsentationsmodus aktivieren. Dabei wird InDesign komplett ausgeblendet, die Ansicht ist identisch mit dem Vollbildmodus von Acrobat. Leider laufen Animationen in dieser Ansicht nicht.

Auch in den Bereich der netten Kleinigkeiten gehört, dass die Farbfelder nun auch oben in der Steuerung zugänglich sind. Ein Panel weniger, das für die tägliche Produktion geöffnet sein muss.

Fazit

Mit der Version CS5 ist InDesign ganz klar kein reines Printlayout-Programm mehr. Interaktivität wurde nahtlos eingebaut, ohne dabei das angestammte Print-Publishing zu vernachlässigen. Vieles, das von Kreativen als Flash verlangt wird, kann nun bequem in InDesign erstellt werden.

Der Autor

Haeme Ulrich, ulrich-media.
ulrich-media ist bekannt für InDesign- und Photoshop-Wissen.

www.ulrich-media.ch
ulrich@ulrich-media.ch

Kostenloser Tricks-Blog:

http://blogs.ulrich-media.ch

Artikel als PDF