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Vor- und Grundeinstellungen in InDesign optimieren

Zugegeben, dieser Titel verspricht nicht gerade kreative Höhenflüge oder multimediale Highlights. Die Grundeinstellungen im Griff zu haben, bildet aber die Basis zu all diesen Meisterleistungen mit InDesign. Basics, vielleicht nicht nur für (Quer-)Einsteiger …

BEAT KIPFER Viele Supportanfragen und etliche Diskussionen in Kursen rund um die Anwendung von InDesign befassen sich mit Details, welche über die Voreinstellungen beeinflusst werden können. Gehe ich dann mit den Urhebern dieser Dokumente die Voreinstellungen durch, merke ich oft, dass diese noch gar nie geöffnet wurden. In diesen Fällen gelten die von Adobe voreingestellten Default-Werte, welche in vielen Details nicht mit unseren Vorstellungen von Typografie und Satzqualität übereinstimmen. Es gibt noch erstaunlich viele Anwender, die in jedem neuen, gleichartigen Dokument immer wieder ganz von vorne beginnen mit Schriftwahl, Spracheinstellungen usw.

Nachfolgend finden Sie deshalb den Beschrieb einiger wichtiger Vorgaben und Einstellungen, welche im Idealfall Ihren Umgang mit InDesign erleichtern und «entkrampfen» werden.

Zugriff und Auswirkungen

Der Schnellzugriff auf die Voreinstellungen in den meisten Adobe-Programmen erfolgt mit Befehl + K respektive Ctrl + K.

Verändert man Einstellungen an einem Dokument während der Arbeit, gelten diese nur für die jeweilige Datei. Ist kein Dokument geöffnet, behandelt InDesign neu gemachte Voreinstellungen als Programmvorgabe. Diese werden dann in jedes neue Dokument übernommen. Bestehende Dokumente sind davon ausgeschlossen, sie behalten die ursprünglichen Einstellungen.

Voreinstellungen Eingabe (1) und Wörterbuch (2)

Typografische Anführungszeichen verwenden ist standardmässig aktiviert. Die Einstellung bewirkt, dass unterschiedliche Zeichen als Anführungs- und Schlusszeichen verwendet werden (3 und 4). Wie «merkt» nun InDesign, welche Zeichen eingesetzt werden sollen? Je nach Sprachregion sind bekannterweise unterschiedliche Zeichen üblich. InDesign bezieht sich auf die sprachbezogene Einstellung unter Wörterbuch. Aus diesem Grund – und für eine optimale Silbentrennung – ist es wichtig, jedem Text die richtige Sprache zuzuordnen.

Eine Unschönheit weist die Wörterbuch-Vorgabe für Deutsch: Schweiz Rechtschreibreform 2006 auf: Es gibt keinen Apostroph mehr auf der Tastatur; dieser wird durch ein einfaches Anführungszeichen (Guillemet) ersetzt (5). Der Apostroph müsste demnach über Schrift > Glyphen eingefügt werden. Weil das eher mühsam ist und weil einfache Anführungszeichen eher selten vorkommen, wechseln wir die Priorität und wählen für die einfachen Anführungszeichen die erste angebotene Option (2). Deshalb sollten wir bei der Textformatierung wirklich das Wörterbuch für die neue deutsche Rechtschreibung ab 2006 für die Schweiz verwenden, nicht etwa die alte deutsche Rechtschreibung, sonst kommt es wieder falsch (6). Ist alles korrekt eingestellt, sieht es auch entsprechend aus (7).

Textbearbeitung durch Ziehen und Ablegen (1)

Aktivieren Sie hier auch die Option In Layoutansicht aktivieren, zumindest wenn Sie ein bisschen Routine in der Textbearbeitung haben. Vielleicht kennen Sie die Funktion aus Microsoft Word: Wird eine Textstelle markiert, kann diese durch Verschieben mit der Maus direkt an eine andere Stelle im Textfluss verschoben werden. In InDesign funktioniert dies genau gleich. Zum Kopieren des Textes wird beim Verschieben zusätzlich die Alt-Taste gedrückt. Wird beim Herausziehen aus dem Textfluss die Befehls- respektive Ctrl-Taste gedrückt, entsteht ein neuer Textrahmen, welcher den verschobenen oder kopierten Text enthält. Mit etwas Routine geht das äusserst schnell vonstatten. Standardmässig ist diese Option übrigens inaktiv, weil sie ein kleines Risiko birgt: Der Text könnte beim Hantieren mit der Maus unabsichtlich verschoben werden.

Intelligenter Textumfluss (1)

Diese Option ist standardmässig inaktiv, und das ist auch gut so. Zumindest beim Erstellen von Layouts nach Vorgabe könnte sich die Funktion als nicht sehr intelligent herausstellen. Sie bewirkt, dass bei Verwendung von Mustertextrahmen immer dann automatisch eine neue Seite in das Dokument eingefügt wird, wenn ein Text­rahmen «überläuft». Wer sich nicht gerne mit einer neunten Seite in einer achtseitigen Broschüre herumschlägt, verzichtet deshalb besser auf die Aktivierung dieser Funktion. Einziger möglicher Nutzen: Soll ein grösserer Text übernommen und vorformatiert werden, erübrigt sich so das manuelle Einfügen von Seiten zur Platzierung des gesamten Textes. Wer InDesign kennt, braucht den intelligenten Textumfluss aber nicht einmal in dieser Situa­tion. Alternative: Beim Platzieren des Textes in ein einseitiges Dokument einfach die Shifttaste drücken. Erscheint dieses Symbol , umbricht der Text mit einem Klick automatisch und es werden so viele Seiten wie benötigt in das Dokument eingefügt.

Hoch- und tiefgestellte Zeichen, Kapitälchen (8)

Die gezeigten Werte entsprechen nicht der Adobe-Vorgabe. Es handelt sich um die Voreinstellungen im Publisher. Diese Einstellungen gelten sinngemäss für den gesamten Text eines Dokuments. Aus diesem Grund ist es oft nicht ganz einfach, typografisch perfekte Werte zu finden. Die Resultate bei Anwendung der aktuellen Einstellungen lassen sich sehen:

H2O m2 Sind dieselben Einstellungen auch zur Erstellung von Brüchen sinnvoll? Dazu ist zu sagen, dass es zum Glück nur noch selten notwendig ist, Brüche durch manuelles «Zusammenbasteln» von hoch- und tiefgestellten Zeichen zu erhalten.

Glyphensatz mit Brüchen (9)

Zeitgemässe Fonts im Format Open Type Pro weisen gegenüber älteren Standards einen wesentlich erweiterten Zeichenvorrat auf. Dies kommt auch den darin enthaltenen Brüchen zugute: Die meistgebrauchten Versionen sind fixfertig vorhanden. Als Nachteil von Fonts mit derart vielen Zeichen ist der Suchaufwand zu nennen, welcher oft erforderlich ist, um ein bestimmtes Zeichen im Fenster unter Schrift > Glyphen zu finden. Dem kann durch die Erstellung von benutzerdefinierten ­Glyphen­sätzen abgeholfen werden.

Vorgehen: Neuen Glyphensatz erstellen (9) und diesen benennen (10). Anschliessend ein Bruchzeichen nach dem anderen mit der rechten Maustaste anklicken und dem Glyphensatz hinzufügen (11). Sind alle Bruchzeichen aufgenommen, wird die Darstellung des Glyphenfensters unter Einblenden auf Brüche umgestellt. Ich blende jeweils noch die Optionen aus, um ein kompaktes Fenster zu erhalten, welches gut in einer Ecke des Bildschirms platziert werden kann (12). Zum Einsetzen einer Glyphe genügt es, diese doppelt anzuklicken, wenn sich die Texteinfügemarke an der gewünschten Stelle befindet.

Achtung: Glyphen sind schriftabhängig: Brüche oder andere Zeichen, welche sich in den normalen Textfonts befinden (nicht Wingdings oder Zapf Dingbats) können leicht verwechselt werden. Die Zeichen müssen pro Schrift aufgenommen werden. Sind die Unterschiede nicht augenfällig, muss pro Schriftart ein Glyphensatz erstellt und eindeutig benannt werden.

Ersetzte Schriften anzeigen (13)

Einfach, aber wichtig: Fehlt zur korrekten Ausgabe eines Dokuments ein verwendeter Font, wird dies bekanntlich beim Öffnen des Dokuments angezeigt. In der offenen Datei werden die fehlenden Fonts unter Schrift > Schriftart suchen aufgeführt. Um sofort zu erkennen, wo im Dokument noch Fonts fehlen, ist es sehr praktisch, diesen Text markiert vorzufinden (14). Die weiteren, nicht aktivierten Optionen unter Satz betreffen unschöne Textausrichtung (z. B. zu grosse Abstände im Blocksatz), ersetzte Glyphen (z. B. automatisch eingefügte Ligaturen) und Textstellen, an welchen die Laufweite manuell verändert wurde. In aller Regel würde die Darstellung eines Textes eher unübersichtlich, wenn all diese Optionen eingeschaltet wären.

Einheiten und Tastaturschritte optimieren (15)

Der Linealursprung pro Seite bewirkt, dass bei doppelseitigem Layout auch die rechte Seite mit der Koordinate x = 0 beginnt. Bei der Einstellung Druckbogen befindet sich der einzige Nullpunkt ganz oben links.

Beim Verschieben von Objekten über die Cursortasten ist ein Wert von 0,1 mm praktisch: Mit Shift wird der Wert mit 10 multipliziert, mit Befehl + Shift respektive Ctrl + Shift durch 10 dividiert.

Der Wert 10 bei Kerning/Laufweite verhilft zu feinem Ausgleichen von Zeichenabständen. Mit Alt + Pfeil nach links respektive nach rechts werden je 10 Einheiten (1/1000 Geviert) hinzugefügt oder weggenommen. Dies erlaubt ein feines Arbeiten, beispielsweise beim Ausgleichen von Headlines.

Anmerkung

In diesem Artikel geht es um grund­legende Einstellungen und Techniken in der Anwendung von InDesign. Ich gehe davon aus, dass geübte InDesign-Anwender diese verinnerlicht haben. Gerne würde ich erfahren, wer an weiteren Basic-Infos rund um InDesign interessiert ist. Erwarten Sie im Publisher nur Beiträge für Cracks oder finden Sie auch solche Themen wertvoll? Senden Sie Feedbacks und Anregungen für weitere Themen an beat.kipfer@publicollege.ch.

Der Autor

Beat Kipfer ist Ausbilder FA in der PubliCollege GmbH in Burgdorf. Er leitet Kurse und Seminare, bietet Firmenschulungen und Support für Publishing und ­Prepress an. Er ist zudem Fachlehrer und Kursleiter an den Schulen für Gestaltung in Aarau, Bern und Zürich.

www.publicollege.ch

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