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Weisse Fl�che entfernen

Füllmethoden machen es möglich, dass Farben von Objekten auf unterschiedliche Weise an die Farben der darunterliegenden Objekte angeglichen werden. Damit können Sie unkompliziert einen deckenden weissen Hintergrund eines Schriftzuges entfernen.

Andreas Burkard Sie möchten eine gescannte Unterschrift auf ein Bild platzieren, doch der weisse Hintergrund stört. Kennen Sie das?

Mittels Füllmethoden werden Sie dieses Ärgernis in den Adobe-Programmen InDesign, Illustrator und Photo­shop schnell und einfach los.

Nebst für Signaturen eignet sich die nachfolgend beschriebene Methode auch für angefertigte Reinschriften, gescannte Illustrationen und Zeichnungen, welche Sie über ein Bild platzieren oder als übergeordnete Ebene direkt in Photoshop verwenden.

Vorteil Pixel

Mit einer Vektordatei hätten Sie dieses Problem nicht. Doch Signaturen und dergleichen sollte man besser als Pixeldatei belassen. Durch das Vektorisieren gehen charakteristische Eigenheiten verloren. Die gestochen scharfen Kanten der Vektorform sind hier ausnahmsweise unerwünscht.

Die beliebte automatische Nachzeichnungsfunktion, die seit Illustrator CS2 zur Verfügung steht, treibt heute kuriose Blüten. So meinen dieser Tage nicht wenige Anwender, mit der Nachzeichnungsfunktion könnten Bilder auflösungsunabhängig in Vektoren umgewandelt werden. Grundsätzlich ist dies zwar richtig, doch dieses Vorgehen kann höchstens für ein Endprodukt, welches aus weiter Distanz betrachtet wird, seine Berechtigung haben, als Beispiel hier eine Fassadenbeschriftung. Ansonsten ist es ein Irrtum, zu glauben, man könne mit der Nachzeichnung das Pixelbild ersetzen. Illustrator kann beispielsweise bei der Nachzeichnung maximal 256 Farben aus einer Bilddatei errechnen und solche Umrechnungen sind sehr langwierig. Das Bild ist nach wie vor in seiner maximalen Qualität im Käfig der Auflösung gefangen.

Füllmethoden werden von allen typischen Publishing-Formaten wie PSD, TIF, JPG, PDF und EPS unterstützt. Verwenden Sie für den Adobe-Workflow vorzugsweise das PSD-Format. Scannen Sie im Graustufenmodus oder konvertieren Sie in Photoshop den RGB-Scan zu Graustufen. Im Gegensatz zu Bitmaps wirken die Graustufen weicher. Dazu können Graustufenbilder in InDesign und Illustrator sehr einfach umgefärbt werden. Um den Graustufenscan zu optimieren, können Sie beispielsweise in Photoshop die Gradationskurve als Einstellungsebene im Bedienfeld Korrekturen > Gradation verwenden.

In InDesign die Effekte

Wenn Sie den Schriftzug in InDesign über ein Bild platzieren (in diesem Beispiel «La Provence»), wird das Weiss des Hintergrundes ersichtlich.

Verwenden Sie nachfolgend das Bedienfeld Effekte und ändern Sie die Füllmethode von Normal auf Multiplizieren. Mit der Füllmethode Multiplizieren setzt sich Schwarz durch und das Weiss des Hintergrundes existiert plötzlich nicht mehr. Genau genommen werden die dunkleren Bereiche des oberen Objektes noch weiter abgedunkelt und Weiss wird ignoriert.

Farbentnahme mit Pipette

Um in InDesign eine Farbe aus dem Bild zu entnehmen, sollten Sie den Schriftzug zunächst deaktivieren. Verwenden Sie dann die Pipette und klicken Sie die gewünschte Stelle im Bild an. Mit gedrückter Alt-Taste können Sie neue Farbbereiche erfassen. Ziehen Sie anschliessend die erfasste Farbe im Farbbereich der Werkzeugpalette direkt in das Bedienfeld Farbfelder.

Die Pipette übernimmt auch den Farbmodus des Bildes. Je nach Ausgabemethode und Verwendungszweck müssen Sie die Farbe zu CMYK umwandeln. Machen Sie dazu einen Doppelklick auf das Farbfeld und ändern Sie in den Farbfeldoptionen den Farbmodus auf CMYK.

Aktivieren Sie dann den Schriftzug mit dem Direktauswahlwerkzeug, so dass der Bildinhalt angesprochen wird. Nun können Sie das vom Bild entnommene Farbfeld dem Schriftzug zuweisen.

In Illustrator per Transparenz

Adobe Illustrator kennt zwar auch Füllmethoden. Dennoch ist das Zeichnungs- und Illustrationsprogramm in vielen Bereichen abweichend zu InDesign konzipiert. Der platzierte Schriftzug wird in Illustrator als Objekt betrachtet. So macht es auch keinen Unterschied, ob Sie mit dem Auswahl- oder mit dem Direktauswahlwerkzeug den Schriftzug auswählen.

Die Füllmethoden sind in Illustrator im Bedienfeld Transparenz untergebracht. Um das deckende Weiss des Schriftzuges zu entfernen, ändern Sie ganz einfach die Füllmethode von Normal auf Multiplizieren.

Mit einem Doppelklick auf das Werkzeug Pipette gelangen Sie zu den Pipettenoptionen. Achten Sie darauf, dass alle Aufnahme- und Fülloptionen angekreuzt sind. Um einen besseren Mittelwert zu ermitteln, können Sie den Pixelbild-Aufnahmebereich auf 5 × 5 Pixel Durchschnitt ändern.

Wenn Sie nun den Schriftzug ausgewählt haben, können Sie im gleichen Stil mit der Pipette auf dem darunterliegenden Bild Farben entnehmen. Im Unterschied zu InDesign müssen Sie keine zusätzliche Taste drücken, um andere Farben aus dem Bild zu bestimmen.

In folgendem Punkt sind sich InDesign und Illustrator wieder gleich: Mit der Pipette erzeugen beide Programme unbenannte Farben. Diese können zwareinem ausgewählten Objekt direkt zu­gewiesen werden, sind aber für eine erneute Verwendung oder für die Farb­änderung nicht verfügbar. Um die erfasste Farbe in das Bedienfeld Farbfelder als benannte Farbe abzulegen, ziehen Sie die aufgenommene Farbe im Farbbereich der Werkzeugpalette direkt in das Bedienfeld Farbfelder.

Unter Umständen haben Sie in Illustrator im Gegensatz zu InDesign eine CMYK-Farbe in die Farbfelder abgelegt. Dies, obwohl das Bild im RGB-Farb­raum vorliegt. Der Grund dafür ist das Dokumentprofil. Das Dokumentprofil steuert unter anderem den Farbraum. Wenn Sie beispielsweise in Illustrator ein neues Dokument mit dem Dokumentprofil Druck eröffnen, nimmt die Pipette CMYK-Farben aus RGB-Bildern auf.

Kantenbetonung

Der Füllmodus Multiplizieren ist ferner sehr hilfreich, wenn Sie in Illustrator beispielsweise dreidimensionale Darstellungen oder die Betonung von Kanten, wie sie in Buttons vorkommen, erarbeiten möchten.

Das dargestellte Bild ist in einen Kreis maskiert. Das Maskenobjekt wurde vorgängig kopiert und standrichtig darüber eingefügt. Dieser Form wurde ein kreisförmiger Verlauf zugewiesen, welcher einen dominanten Weissanteil besitzt. Anschlies­send wurde die Füllmethode auf Multiplizieren geändert, um das Weiss wegzurechnen.

In Photoshop über die Ebenen

Da sich Adobe Photoshop am Pixel orientiert, müssen Sie die Füllmethode in den Ebenen ändern. Den Schriftzug können Sie mit dem Verschiebenwerkzeug als Collage direkt auf das Bild ziehen. Um nun das deckende Weiss zu entfernen, ändern Sie auf der Schriftzugebene die Füllmethode von Normal auf Multiplizieren.

Weiss ist definitiv weg

Normalerweise wird eine PDF-Datei für die Weitergabe erzeugt. Der Ausdruck auf modernen Druckern oder die Weiterverarbeitung auf innovativen Workflowsystemen wird zu keinen Problemen führen.

Bei einer PDF Version 1.3, welcher der PDF/X-1- und der PDF/X-3-Standard zugrunde liegt, wird das ursprüngliche Weiss des Hintergrundes exakt mit der Hintergrundfarbe des Bildes verrechnet.

In PDF 1.4 und höher liegt der Schriftzug transparent über dem Bild. In beiden Fällen existiert Weiss in der PDF-Datei also nicht mehr.

Der Autor

AndreasBurkardarbeitet in der Mediengestaltung und -produktion. Er ist Adobe Certified Instructor und bietet seit vielen Jahren individuelle Trainings für die Adobe Programme InDesign, Illustrator, Photoshop und Acrobat.

www.BurkardPublishing.ch

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