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Wellenreiten auf der Fespa

Bei der Fülle von Produkten und Herstellern, welche an der Fespa 2010 in München präsent waren, musste ich erst innehalten und mich orientieren. Und dann mit Selektieren beginnen – wer denn wirklich Neuigkeiten bereithält.

Katrin Koch So viel zu sehen, auf den ersten Blick eine geballte Ladung an Neuigkeiten, Wissen, Die-Nase-vorne-Haben. Bekannte grosse Aussteller hatten sich an den besten Plätzen eingerichtet. Einige der Stände lenkten meinen Blick durch die spannende Gestaltung auf sich: der organisch wirkende Aufbau etwa von Jetrix und die blattartige Fassade von Igepa, beides klinisch weiss gehalten. Océ verpackte die Deckenbeleuchtung als Bannerwerbung und verpasste sich damit einen tollen Eyecatcher. Die grosse Auswahl an Ausstellern, Neuigkeiten und Ausdrucksformen der Unternehmen schwappte wie eine Welle über mich hinweg.

Neu gedacht: Displaysysteme

EASYSCREENdisplay zeigte einige Neuigkeiten wie die Easy Wall, ein System auf der Grundlage von wasserbefüllbaren Plastikhaltern für verschiedene Medien wie Hart-PVC-Platten, Sandwichmaterialien, Holz und Glas mit einer Dicke von 10 Millimetern. Die maximale Höhe der Schilder für den Outdoorbereich wird mit 1,5 Metern angegeben, damit die wassergefüllten Fusselemente das Material stabil halten können. Spannend wird es mit Easy Up Magnetic G3000 Curved desselben belgischen Herstellers. Die koppelbaren Elemente können zu einer konvexen Wand mit bis zu 3,1 Metern Innenfläche aufgebaut werden, bei der Ausführung Straight bis zu 4,25 Metern inklusive Rundungen. Der magnetische Pop-up eignet sich für laminiertes Papier, Vinyl- und PVC-Folien und wird mit Beleuchtung geliefert.

Die AL-Group zeigte an der Messe ihr Frameless-System, welches platzsparend transportiert und auch von Laien problemlos zusammengesetzt werden kann. Das dynamische System für Digitaldrucke auf textilem Bannermaterial kann unter anderem auch in Wände oder Decken eingelassen werden, die Beleuchtung dahinter ist dennoch einfach zu warten: Das Material kann mitsamt dem Elastikband, welches bei der Bespannung im u-förmigen Element des Rahmens liegt, herausgelöst und nach der Wartung zurück in die Erweiterung gesteckt werden.

Easy-Liner für Glasdekor

Im Bereich des Car Wrapping sind Folien mit Verklebehilfe seit Längerem bekannt. Neu wird sie auch für Glasdekorfolien eingesetzt. X-film zeigte die bereits bekannten Glassdekorfolien D-GF 202 Etched Glass und D-GF 206 Glacier neu mit einem Easy-Liner. Mit den mikrostrukturierten Luftkanälchen können die Folien blasenfrei appliziert werden. Die Struktur des Klebstoffes verschwindet erst bei starkem Andrücken, stellt aber sicher, dass Lufteinschlüsse gut herausgearbeitet werden können. Ein weiterer Vorteil dieser Technologie ist die problemlose Repositionierbarkeit, ohne dass sich die Folie weiss verfärbt. Bei anderen Produkten musste bis anhin mit dem Föhn nachgeholfen werden. Das Produkt verspricht eine höhere Arbeitsgeschwindigkeit, weil einfacher und ohne Wasser geklebt werden kann. Dadurch kann es auch von ungeübten Anwendern eingesetzt werden. Die Folien eignen sich neu auch für den Druck mit Eco-, Mild-, Low- und Solvent-Tinten sowie für den UV-Druck. Sobald sich die Gelegenheit ergibt, die Folie digital zu bedrucken und eine grosse Fläche zu kleben, möchte ich dieses Produkt gerne ausprobieren.

Auch die Farbpalette von opak glänzenden Folien wurde von X-film durch die Premium Serie XF 7 erweitert. Die abgestuften Farbvariationen locken mich geradezu, alte Buntglasfenster neu zu interpretieren und Räume in farbiges Licht zu tauchen.

Wrap your car

Ein wichtiges Thema, bei dem das Buhlen um Aufmerksamkeit stets dazugehört, ist das Car Wrapping. Die Umsetzung des zweidimensionalen Designs in die dreidimensionalen Formen, über Wölbungen und Sicken hinweg erfordert Können. Eine Möglichkeit, sich dieses zu erwerben, sind Kurse – wie derjenige von Avery Graphics, der sich im Speziellen an Agenturen richtet, welche im Bereich des Corporate Branding oder des internationalen Flottendesigns tätig sind. Unternehmen, welche das Vollverkleben von Fahrzeugen anbieten, werden ebenfalls angesprochen, im Besonderen also auch Werbetechnikbetriebe.

Einer, der sich ganz dem Car Wrapping verschrieben hat, ist Robin Boes. Vor zehn Jahren begann er, auf Fachmessen für einen bestimmten Folienhersteller als Demonstrator zu arbeiten. Mittlerweile bindet er sich nicht mehr an bestimmte Produkte, sondern stellt die Arbeit am Auto in den Vordergrund. Aus dieser neutralen Position vermittelt er seine Verklebetechniken und sein über die Jahre erworbenes Wissen auch in Schulungsseminaren.

Hochtransparente Folie

Für Arbeiten auf Glas ist die hochtransparente Folie Scotchcal Clear View 8150 von 3M sicherlich interessant. Die bis zu sieben Jahre haltbare Folie kann mit herkömmlichen Digital- und Siebdrucksystemen wie auch für das Bedrucken mit weisser Tinte verwendet werden. Durch die simulierte Perforation des Materials wird eine ungestörte Sicht durch die Rückseite der Folie sichergestellt, etwa bei einem Fahrzeug mit verklebten Heckscheiben. 3M hielt auch bei den opaken Folien Neuigkeiten bereit: Das bestehende Farbspektrum an glänzenden Folien wurde auf 120 Farben ausgebaut, zusätzlich sind 50 Metallic-Töne sowie matte Folien in Schwarz und Weiss erhältlich.

Wie wärs mit Papier?

Auch Cham Papier zeigte sich auf der Messe getreu dem Firmenmotto «More than Paper». Die Bandbreite der Produkte enthält auch Papiere für Grossformatdrucke, die sich für den Indoor- und Outdoorbereich eignen und eine maximale Farbbrillanz garantieren, sowie Papiere für den digitalen Transferdruck auf Textilien mit einer Rollenbreite bis zu 3,1 Metern. Im Gespräch mit einer Produktmanagerin zeigte sich, dass Cham auch an Produkten für die Werbetechnik arbeitet.

Eine dieser Entwicklungen könnte ein Papier-basiertes Material für kurz- und mittelfristige Anwendungen sein. Dieses nassfeste, mit allen herkömmlichen Digitaldrucksystemen verwendbare Material fände beispielsweise für die Ladengestaltung Verwendung. Für die gängigsten Arbeitsuntergründe wie Aluminium-, Hart-PVC- und Sandwichplatten kann das Material mit demselben wieder entfernbaren Klebstoff ausgerüstet werden. Damit eignet sich das Material für bis zu 80 Prozent der Anwendungen im Innen- und Aussenbereich. Das Unternehmen kann sich auch eine Zulieferung der Industrie gut vorstellen. Rückmeldungen an Cham Papier werden erwünscht.

Textilien: neue Dimensionen

Konica Minolta zeigte auf der Messe mit dem Nassenger VII ein neues, schnelles Printsystem für den Digitaldruck auf Textilien. Die Maschine bedruckt bis zu 210 Quadratmeter pro Stunde und kann Material bis 1,85 Meter Breite aufnehmen. Ein immer wichtigerer Punkt ist die Umweltverträglichkeit. Aufgrund eines Inhouse-Vergleichs hat der textile Digitaldruck auf der Nassenger VII beim Energie- und Wasserverbrauch die Nase klar vorne.

Auch im Bereich des Laserschneidens sind Textilien ein Thema. Die LCS 3XL-3000 von Eurolaser ermöglicht die Bearbeitung von grossflächigen Textilien und kann Materialballen mit bis zu 3,35 Metern Breite aufnehmen, um beispielsweise Textilien für Inneneinrichtungen zu schneiden.

Hello Yello

Hey, und dann bin ich über Yellotools gestolpert. Entstanden ist das Unternehmen aus der Idee, geeignetes Werkzeug für Werbetechniker herstellen zu können, um sich ungehindert der Arbeit widmen zu können. Michael Althoff und sein Team fertigen und vertreiben heute «massgeschneiderte» Sonderwerkzeuge wie spezielle Taschen für Werbetechniker, Speed Clips, Car Wrap Tools und handliche Rakel mit zusätzlichen Filzstreifen, mit der sich jede Sicke meistern lässt.

Mein Fazit

Ein knapper Tag auf der Fespa 2010 in München reichte bei Weitem nicht aus, das ganze Spektrum an neuen Materialien und Möglichkeiten zu erfassen und die relevanten Innovationen herauszupicken. Einige Folienmuster habe ich seither ausprobiert, mit dem neuen Rakel ein Auto geklebt, die Vielzahl an Broschüren habe ich nochmals gelesen.

Nebst den vielen Ausstellern im Bereich Digitaldruck gab es auch für die Werbetechnik spannende Neuigkeiten zu sehen, so beispielsweise die erweiterte Palette an Befestigungssystemen von Cosign und Kunstdünger.

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