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Wenn nur noch das eine z�hlt

Wird Bildmaterial auf eine Maskenform zugeschnitten, spricht man in Illustrator von einer Schnittmaske. Die Maskenform gibt die Grösse vor. Diese Arbeitsmethode ist ein unverzichtbarer Teil vieler Illustrationen. Andreas Burkard

Wer mag schon einen kreativen Fluss einengen? Kreativität braucht Platz. So gilt in Illustrator die Grundregel, dass man eine Zeichnung erst am Schluss in eine Maskenform einfügt. Häufig ist die Maskenform ein Rechteck, das den sichtbaren Teil einer Illustration anzeigt. Solche Schnittmasken haben jedoch viele Eigenarten.

Oben anordnen

Das Maskenobjekt kann ein beliebiges Vektorobjekt sein, es reicht ein offener Pfad. Bei der Erstellung einer Schnittmaske gilt es, zu beachten, dass die Maskenform zuoberst liegt. Eine gute Arbeitsweise ist daher das Auswählen der obersten Ebene, um danach eine neue Ebene erstellen, die dann automatisch zuoberst angeordnet wird. Auf dieser Ebene wird die Maskenform erstellt, anschliessend werden diejenigen Objekte, die zu maskieren sind, auf allen anderen Ebenen ausgewählt. Der Befehl zur Schnittmaske ist im Menü Objekt zu finden. Ohne Umweg geht es mit cmd + 7 bzw. Ctrl + 7. Bei einer Schnittmaske zeigt die entsprechende Unterebene, dass es sich um eine Beschnittgruppe handelt. Die Objektart kann man auch ganz links in der Steuerung erkennen.

Ganz so einfach ist es in der Praxis dann aber doch nicht immer. Wenn es mit der Schnittmaske nicht funktioniert, ist meist die Maskenform nicht zuoberst angeordnet. Bei sehr komplexen Illustrationen kann es vorkommen, dass eine Unterebene gesperrt bleibt – so etwas übersieht man leicht. Das mühsame Kontrollieren, ob Unterebenen gesperrt sind, kann man mit dem Befehl Alle entsperren umgehen. Dieser Befehl entsperrt sämtliche Objekte auf allen Unterebenen.

Ohne Erinnerung

Das Maskenobjekt verliert in der Schnittmaske seine Attribute und wird dadurch unsichtbar. Das ist hilfreich, um in Illustrator beispielsweise ein platziertes Bild zu beschneiden. Möchte man jedoch eine sichtbare Umrandung auf der finalen Schnittmaske, so sollte man das Maskenobjekt zuerst kopieren, dann die Schnittmaske erstellen und die Kopie standrichtig einfügen. Für dieses darüberliegende Objekt kann eine Konturen­stärke, eine Farbe oder ein Kontur­effekt verwendet werden.

So hilfreich Schnittmasken sind, eine Kröte muss man trotzdem schlucken: Schnittmasken besitzen kein Erinnerungsvermögen! Illustrationen können extrem komplex sein und sehr viele Ebenen aufweisen. Ein Schnittsatz, also alle Objekte sowie die Maskenform, entnimmt den Ebenen und Unterebenen die Objekte und fügt sie in die zuoberst angeordnete Maskenform ein. Wird eine Schnittmaske zurückgewandelt, gibt Illustrator die Objekte zwar wieder frei, die vielen Objekte und Pfade werden jedoch nicht an die ursprünglichen Ebenen und Unterebenen zurückgegeben.

Innen zeichnen und bearbeiten

Im unteren Bereich der Werkzeuge hat Illustrator drei kleine Symbole aufgeführt, die man gerne übersieht. Eines davon nennt sich Innen zeichnen. Damit kann man ohne Umweg direkt innerhalb einer Form zeichnen oder weitere Objekte erstellen.

Ein ausgewähltes Objekt wird über diese Funktion direkt zur Maskenform. Die Schnittmaske entsteht beim Zeichnen automatisch. Einen Unterschied zur herkömmlichen Schnittmaske gibt es dennoch: Mit Innen zeichnen bleiben die Flächen- und Konturattribute der Maskenform erhalten.

Möchte man die Objekte innerhalb einer Schnittmaske bearbeiten, so ist das Aufklappen der Unterebene Beschnittgruppe ideal. Hier bleibt nichts verborgen.

Alternativ gelangt man mit Doppelklickintervallen in die Tiefe einer Beschnittgruppe. Hier handelt es sich um den so genannten Isolationsmodus, der zum Ziel hat, Objekte innerhalb von Objektstrukturen auszuwählen, ohne dass man die Objektart zurückwandeln muss.

Diese Methode benötigt allerdings ein wenig Erfahrung und strapaziert bei komplexen Strukturen oft die Geduld. Mit der ESC-Taste wird der Isolationsmodus beendet. Wer nicht mit dem Isolationsmodus arbeiten möchte, kann diesen mit den Voreinstellungen deaktivieren.

Aussen aufgeräumt

Eine Schnittmaske zeigt in der Pfad­ansicht auch die maskierten Objekte an. Diese Bereiche lassen sich jedoch nicht auswählen, ausser man verwendet eine der vorher beschriebenen Methoden. In der Regel belässt man diese maskierten Objekte innerhalb der Maskenform. Diese werden nicht ausgedruckt und sind auch beim Exportieren in ein anderes Format unsichtbar.

Es gibt Situationen (wie Beschriftungs- oder Schneidetechniken), in denen diese aussen liegenden Bereiche zu entfernen sind. Dazu kennt Illustrator den Pathfinder Überlappungsbereich entfernen. Mit dem Pathfinder Fläche aufteilen bleibt die Maskenform als Gruppe bestehen. Bei komplexen Grafiken wendet man diese Befehle vorteilhaft pro Beschnittgruppe an. Unter Umständen müssen gewisse Objektarten (beispielsweise ein Symbolsatz) vorher umgewandelt werden.

Editierbarer Fototext

Schnittmasken ermöglichen auch Fototext (ein Foto innerhalb eines Textes abbilden): entsprechendes Bild platzieren, Text darüber schreiben und passend formatieren, beides auswählen, Schnittmaske erstellen und fertig! Der Text muss vorgängig nicht in Pfade umgewandelt werden, und die Schrift bleibt erst noch editierbar.

Andreas Burkard erstellt als Grafik-Designer Konzepte für Print, PDF und interaktive Medien. Seit vielen Jahren ist er in der Publishing-Ausbildung und deren Workflow engagiert. Er unterstützt Firmen in Konzeption und Schulung beim Aufbau ihrer eigenen Projekte.

www.BurkardPublishing.ch

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