Wie Office-PDFs die Druckausgabe berstehen
MATTHIAS SCHÜSSLER Um eine Acrobat-Datei anzuzeigen, braucht es nichts weiter als den Acrobat Reader. Eine Acrobat-Datei zu drucken ist nicht ganz so einfach, speziell, wenn das Dokument nicht irgendwie, sondern qualitativ einwandfrei zu Papier gebracht werden soll.
Die Dateiendung PDF bürgt leider nicht für gute Druckresultate, zumal es nebst dem Distiller von Adobe eine Reihe von Shareware- und Freeware-Programme zur PDF-Erzeugung gibt. Diese Tools bieten meist keine grosse Kontrolle über die Konvertierungsparameter, sodass die Umwandlung einem Akt der Willkür gleichkommt.
Für den Bildschirm und den Tintenstrahler taugen derart ver-PDF-te Dokumente, aber ob sie sich professionell drucken lassen, ist fraglich. Das zeigt sich schon beim Farbraum der von Office-Anwendern gelieferten Dokumente: In den Officeapplikationen Excel, Word und Powerpoint ist CMYK ein Fremdwort und PDFs sind in aller Regel rot-grün-blau.
Man kann bedauern, dass sich wegen Office und der PDF-Shareware viele Amateure zum Desktopper berufen fühlen und von Dienstleitern einwandfreie Ergebnisse erwarten, selbst wenn das Ausgangsmaterial von fragwürdiger Güte war. Aber es bleibt eine Tatsache, dass ein Grossteil der Schriftstücke dieser Erde mit Microsofts Textverarbeitung erstellt werden und die Urheber dieser Dokumente ihre Werke auch in gedruckter Form sehen wollen.
Zwei Acrobat-Plug-ins machen Publishing-Dienstleistern, die sich regelmässig mit fragwürdigen PDFs konfrontiert sehen, das Leben leichter. pdfColorConvert und pdfCorrect veredeln solche Dokumente, weniger charmant könnte man auch sagen: Sie motzen PDFs auf, sodass man etwas Vernünftiges mit ihnen anfangen kann. Die beiden Tools stammen vom Berliner Softwarehaus Callas, bei dem solides Know-how für das Portable Document vorhanden ist: Von Callas stammt die Preflight-Technologie, die Adobe in Acrobat eingebaut hat.
pdfColorConvert konvertiert den Farbraum einer vorhandenen PDF-Datei für das Ausgabemedium. Die Handhabung des Tools ist einleuchtend: Unter «Herkunft des PDFs (Quelle)» kann man die Ausgangslage spezifizieren: Hier gibt man beispielsweise an, ob das PDF mit einem Office-Programm erstellt wurde und mit RGB-Daten zu rechnen ist, ob es aus der Druckvorstufe stammt oder ob es Digitalfotos enthält. Wer hier nichts Genaues weiss, gibt die Option «Automatisch bestimmen» an – auch mit dieser Option hat in unserem Test das Plug-in gute Arbeit geleistet.
In Schritt zwei, bei «Konvertiere das PDF für (Ziel)» sind Angaben zu der Ausgabeart zu treffen. Hier bestimmt man also, ob das Dokument per Bogenoffset auf gestrichenem Papier, im Digitaldruck, Tiefdruck etc. ausgegeben werden soll. Wer mit den Vorgaben nicht auskommt, wählt hier «Benutzerdefiniert» und weist dem selbst gebauten Ausgabeziel ein ICC-Profil zu.
Im dritten Eingabefeld erwartet pdfColorConvert eine Angabe zu den Druckfarben. Die Optionen «CMYK», «CMYK und Schmuckfarben», «Schwarz und Schmuckfarben» und «Schwarz (einfarbig)» stehen zur Wahl. Wenn man sich für die Verwendung von Schmuckfarben entscheidet, dann ist man aufgefordert, im gleichnamigen Reiter Angaben zu den Schmuckfarben zu machen. Allerdings – wenn im Ausgangsdokument keine Schmuckfarben definiert sind, lassen sich über das Plug-in keine definieren; umgekehrt ist es aber kein Problem, vorhandene Schmuckfarben als CMYK auszugeben.
Nun genügt ein Klick auf «Konvertieren», und die Office-RGB-Farben gehören der Vergangenheit an. Die Umwandlung des Plug-ins war in unserem Test einwandfrei. pdfColorConvert macht die Arbeit besser als die Funktion «Farben konvertieren» von Acrobat 7. Behandelt man ein Dokument mit RGB-Farben in Acrobat 7, dann kann es passieren, dass die Schrift über alle vier Farben aufgebaut wird, d.h. der Text in jedem Farbauszug zu sehen ist. Das führt, da kleine Passer-Ungenauigkeiten unvermeidlich sind, zu einem schummrigen Schriftbild. Im Digitaldruck kann das auch zum Abbröckeln der Farbe führen. pdfColorConvert baut die Schrift nur im Schwarzkanal auf, sodass diese Probleme nicht auftreten.
pdfColorConvert ist recht einfach zu benutzen, sofern das Grundlagenwissen über die verschiedenen Farbräume, ICC-Profile und Druckausgabe-Methoden vorhanden ist. Zur Übersichtlichkeit trägt bei, dass im Plug-in nur die für das Aufpolieren von Office-PDFs notwendigen Einstellmöglichkeiten zu finden sind, sodass es funktionaler ist als die entsprechende Funktion in Acrobat. Mit einem Preis von 299 Euro ist pdfColorConvert nicht günstig. (Ausser im Bundle-Preis: Siehe Angebot des Publisher-Shop). Wenn regelmässig Office-PDFs zu bearbeiten sind, amortisiert sich das Plug-in aber durchaus, zumal die vor Kurzem erschienene Version 1.1 auch folgende Möglichkeiten bietet:
Beim Testen des Plug-ins gilt es zu beachten, dass die Demo-Version einen Stempel ins Dokument einfügt, der den produktiven Einsatz vereiteln soll. Dieser Stempel enthält RGB-Farben, sodass auch nach der Konvertierung zu CMYK eine Farbwarnung auftreten kann.
Das zweite Plug-in, pdfCorrect, ist eine gut bestückte «Werkzeugkiste» zum Beheben von PDF-Unzulänglichkeiten. Rund dreissig solcher Reparaturfunktionen gibt es, wovon jede als eigenes Icon im Plug-in in Erscheinung tritt. Unter anderem sind die folgenden Funktionen vorhanden:
Alles in allem ist pdfCorrect ein nützliches Hilfsmittel, das mit 149 Euro einen angemessenen Preis hat. Nahe liegend ist die Möglichkeit, eigene Korrekturprofile zu erstellen, zumal das Plug-in eine Importfunktion für weitere Profile bietet. Um eigene Profile zusammenzustellen und zu exportieren, benötigt man pdfCorrect Pro. Dieses Produkt soll laut Callas Mitte August erscheinen.
In einem Publisher-Leserangebot sind die beiden Plug-ins zum Preis von 480 Franken zu haben. Das Bundle «pdfToolbox2» enthält zusätzlich ein drittes Plug-in, den pdfLayerMaker: Dieses Plug-in verteilt die Inhalte einer PDF-Datei auf separate Ebenen. Diese Ebenen funktionieren zwar nicht ganz genau wie die Ebenen in InDesign oder Photoshop, aber im Grossen und Ganzen recht ähnlich. Wie in einer Layout- oder Grafiksoftware lassen sich die Ebenen dazu benutzen, Informationen selektiv anzuzeigen. Die Ebene mit unerwünschten Informationen blendet man aus, Ebenen mit gewollten Informationen werden eingeblendet: Acrobat enthält zur Steuerung der Ebenen eine Palette, die über den Befehl «Anzeige \> Navigationsregisterkarten» zum Vorschein kommt. Die Ebenen können aber auch über JavaScripts kontrolliert werden, sodass der Benutzer in interaktiven PDF-Dateien per Schaltfläche Informationen anzeigen und verbergen kann.
pdfLayerMaker enthält standardmässig 17 Profile zur automatischen Ebenenerstellung: So können Texte, Bilder und Grafiken auf eine eigene Ebene ausgelagert werden. Das gleiche ist aber auch mit Farbräumen, Fonts, ICC-Profilen, Schmuckfarben, weissen Objekten etc. möglich. Da Ebenen separat gesperrt werden können, ist es möglich, Inhalte selektiv zu schützen.