Wo die Branche durchstartet
Angela StarckVom 15. bis 18. Mai 2018 öffnet die FESPA ihre Tore im Berlin ExpoCenter City. Erwartet werden mehr als 700 Aussteller, die Zahl der Messebesucher dürfte bei knapp 40 000 liegen – im letzten Jahr waren es 39 224.
Das Umfeld von Grossformatdruck-Dienstleistern wandelt sich aufgrund neuer technologischer Entwicklungen und sich ändernder Kundenbedürfnisse ständig, zudem ist der Konkurrenzdruck hart. In dieser Situation will die FESPA Orientierung bieten und klären, welche Trends im Markt Erfolg versprechen, wo künftig noch Geld zu verdienen ist und in welche der Nischenmärkte sich der Einstieg lohnen könnte. Seit der letzten europäischen FESPA-Messe im Mai 2017 in Hamburg hat die FESPA daher verschiedene Studien in Auftrag gegeben, um sich ein genaueres Bild von den Segmenten der Branche zu verschaffen, die Druckdienstleistern und Werbetechnikern weltweit gegenwärtig die grössten Chancen bieten.
Die Studien wurden vom Marktforschungsinstitut Smithers Pira durchgeführt. Sie beschäftigen sich etwa mit den Märkten für gedruckte Werbetechnik, dem Inkjet-Textildruck, dem Innendekorationsdruck, dem Industriedruck sowie dem Einzug des Digitaldrucks bei Verpackungen aus Wellpappe.
Die Studie zum Thema «Künftige Märkte für gedruckte Werbetechnik» zum Beispiel sieht durchaus positive Tendenzen. Sie belegt, dass der weltweite Markt für gedruckte Werbetechnik für den Point of Sale (POS) weiterhin wächst und einen Wert von über 42,8 Milliarden Dollar aufweist. Fast zwei Drittel des Ausgabevolumens entfallen auf die Werbetechnik für den Innenbereich, bei der Werbung im Aussenbereich ist eher von Stagnation die Rede.
Der Gesamtwert des Segments POS/Werbetechnik soll jährlich um 2,7 Prozent wachsen. Für die Werbung im Innenbereich wird ein Wachstum von durchschnittlich 10 Prozent pro Jahr prognostiziert. Die Studie geht davon aus, dass das weltweite Ausgabevolumen bis zum Jahr 2022 auf einen Wert von insgesamt 48,9 Milliarden Dollar ansteigen wird.
Textilien und Wellpappe gewinnen an Bedeutung
Unter anderem als Reaktion auf die Ergebnisse der Studien hat die FESPA zwei neue Demo- und Lernbereiche im Rahmen der Messe ins Leben gerufen. Ebenfalls neu ist eine eigene Halle ausschliesslich für Materialien für das Large Format Printing.
Erstmals in Berlin findet die Print Make Wear statt. Dort werden die Sieb- und Digitaldruckverfahren für Textilien Schritt für Schritt live in der Praxis gezeigt. Dabei dreht sich alles um Bekleidung, Modetextilien sowie bedruckte Accessoires. Anlass für das neue Format ist die Smithers-Pira-Studie zum Inkjet-Textildruck. Danach entspricht der Markt für bedruckte Textilien heute rund 30 Milliarden Quadratmetern. Davon entfiel 2016 etwa die Hälfte auf bedruckte Kleidung.
Insgesamt ist die Bedeutung des Textildrucks in den vergangenen Jahren weiter gestiegen – er soll auf der FESPA 2018 vier von zehn Hallen füllen und stellt das wachstumsstärkste Segment dar.
Der zweite neue Demo- und Lernbereich ist die Digital Corrugated Experience. Sie soll die Vorteile des Digitaldrucks für Verpackungen und Einzelhandelsdisplays aus Wellpappe veranschaulichen. Hersteller und Verarbeiter von Verpackungen können sich hier von den Vorzügen einer Integration digitaler Technologie in ihre Produktion überzeugen lassen.
Die neue Veranstaltung spiegle das steigende Interesse an diesem Segment wider, so die Messeleitung, denn laut der Smithers-Pira-Studie «Digitaldruck hält Einzug im Bereich Verpackungen aus Wellpappe» wird sich der globale Wert von digital bedrucktem Wellpappenmaterial von 1,44 Milliarden US-Dollar derzeit auf mehr als 2,35 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020 steigern.
Nach dem FESPA-Motto «Where Print Takes Off» ist die Printeriors in diesem Jahr der Vision einer Flughafenlounge der Zukunft gewidmet. Sie wird die Messebesucher gleich im Eingangsbereich empfangen – mit verschiedensten Beispielen für die stetig wachsenden Möglichkeiten im Dekordruck. Diese reichen von Möbeln, Wand- und Bodenbelägen bis hin zu Fenstergrafiken und Raumtextilien.
UV-Druck auf Wachstumskurs
Auch der UV-Druck verspricht weiterhin ein deutliches Wachstum, wie eine Smithers-Pira-Studie prognostiziert, die sich mit dem Markt für strahlenhärtende Farben und Lacke beschäftigt. Demnach wies dieses Marktsegment 2017 einen Wert von 63,4 Milliarden US-Dollar auf, wobei die Produktionsmenge in Zukunft jährlich um zwei bis drei Prozent steigen soll.
Der UV-Druck ist sehr vielseitig einsetzbar und die Vorteile der sofortigen Trocknung ermöglichen es Druckdienstleistern, die Produktionseffizienz zu steigern. Bis dato ist der UV-Druck zudem die einzige Technologie, mit der sich auch starre Materialien direkt bedrucken lassen. Allerdings hat HP aktuell gerade die neue «HP Latex R Series» angekündigt, die sowohl flexible als auch starre Materialien bedrucken soll.
Die Härtung von Druckfarben mithilfe von Strahlen gewinnt darüber hinaus einerseits durch eine verbesserte Umweltverträglichkeit und andererseits durch die Möglichkeit, auch temperaturempfindliche Substrate zu bedrucken, an Attraktivität. Inzwischen nutzt der Grossteil der UV-Grossformatdrucker LED-Leuchtdioden zur Härtung der Farben. Diese Methode verspricht einen deutlich geringeren Energieverbrauch gegenüber der sehr energieintensiven Härtung mithilfe von Quecksilberdampf-Quarz-Lampen, wie sie lange üblich war.
In Entwicklung ist derzeit die Härtung von Farben mittels Elektronenstrahl. Diese neuartige Technologie erlaubt ein sehr tiefes Vordringen der Elektronen in die Farbschicht. Dies soll gewährleisten, dass die Aushärtung nicht nur auf die Oberfläche beschränkt bleibt – ein Problem, das bei der Härtung mit UV-Strahlen zuweilen auftritt.
Trends sind Thema im Seminarprogramm
Das Seminarprogramm, das im Rahmen der FESPA 2018 stattfindet, wurde gegenüber den Vorjahren erweitert – die kostenlosen Seminare zu verschiedenen Themenbereichen sind seit Langem ein fester Bestandteil des Messeprogramms. Erstmalig sollen in diesem Jahr alle Seminare an einem zentralen Ort, dem Trends Theatre, stattfinden. Dies soll es für Besucher einfacher machen, den Seminarort zu finden und ihre Teilnahme einzuplanen.
Wie die Messeleitung bekannt gab, werden sich die Seminare mit den Trends beschäftigen, die in den unabhängigen Studien ermittelt wurden. Smithers Pira wird während der Messe darüber hinaus Vorträge zu jedem wichtigen Trend halten.
Auch die Ergebnisse des Print Census 2018 wird die FESPA in Berlin bekannt geben. An dieser Umfrage haben mehr als 1400 Druckdienstleister und Anbieter aus aller Welt teilgenommen. Damit nehmen Angehörige der Community gleich selbst Stellung zu den wichtigen Branchentrends. Die Umfrageergebnisse geben Aufschluss darüber, wie sich diese Trends heute in der Praxis auf Druckdienstleister und Werbetechniker sowie auf die Prognosen der Teilnehmer für die Zukunft auswirken.
Die FESPA verspricht, auch 2018 spannend zu werden! ↑