Hin zur Nutzendiskussion
Romeo HutterPublisher: Der Digitaldruck scheint immer wichtiger zu werden. Das zeigt unter anderem die Tatsache, dass dieses Segment wächst und die Entwicklung nach wie vor am schnellsten fortschreitet. Wie wichtig ist das Geschäft mit dem Digitaldruck für Koenig & Bauer?
Der Digitaldruck wird mittel- und langfristig einer der wichtigsten Geschäftsbereiche sein. Koenig & Bauer hat das am breitesten aufgestellte Produktportfolio bei den konventionellen Druckmaschinen. Unser Ziel ist es, diese Stellung auch bei digitalen Druckmaschinen zu erreichen. Daher gibt es nahezu in allen Produktbereichen digitale Aktivitäten. Generell gilt der Leitspruch «Ink on Substrate» – ob konventionell oder digital.
Koenig & Bauer hat nach eigener Aussage das grösste Know-how und das breiteste Produktportfolio für nahezu alle Printmärkte. Gilt diese Aussage auch für den Digitaldruck? Und welche Druckmärkte werden abgedeckt?
Diese Aussage gilt noch nicht ganz für den Digitaldruck – aber wir arbeiten daran. Abgedeckt werden Druckanwendungen in den Bereichen Dekor, Buch, Wellpappe, Karton und Faltschachteln, Coding, Marking, Metall und Glas sowie der Druck auf verschiedenste Substrate.
Seit 200 Jahren treibt Koenig & Bauer die Entwicklung von Druckmaschinen voran. Was sind die neusten Errungenschaften und welche Möglichkeiten bieten sie dem Markt?
Viele Innovationen sind noch in verschiedenen, praxisnahen Testphasen. Aber schon heute bieten wir eine der leistungsfähigsten Inkjet-Rollendruckmaschinen und eine der produktivsten Inkjet-Maschinen für den Direktdruck auf Wellpappe an. Ausserdem ist die Koenig-&-Bauer-Technologie zum Bedrucken von Metall richtungs-weisend.
Im Bereich der Buchherstellung bietet Koenig & Bauer mit einer 138 cm breiten Maschine die produktivste Lösung am Markt an. Auch in anderen Segmenten dürfen die Kunden mit unseren Lösungen rechnen.
Die RotaJET soll eines der zukunftsichersten High-Volume-Inkjet-Systeme am Markt sein. Wieso ist das so und wer profitiert davon?
Die Plattform der RotaJET-L-Serie ist voll skalierbar – auch nach der Installation beim Kunden. Sie kann in verschiedene Dimensionen aufgerüstet werden: Bahnbreite, Farbigkeit, Auflösung und Geschwindigkeit. Möglich ist das dank der modularen Bauweise sowie der Maschinenbasis, die entsprechend angepasst werden kann. Davon profitieren vor allem Kunden, die beispielsweise mit einer schmaleren Bahnbreite oder einem geringeren Volumen anfangen, jedoch klare Wachstumsziele verfolgen. Eine RotaJET L kann mit dem Erfolg des Kunden mitwachsen – oder sich verändernden Marktanforderungen anpassen.
Wer schafft sich eine RotaJET an?
Eine RotaJET L vornehmlich Bücherproduzenten. Aber auch Verpackungshersteller, die eine RotaJET 168 für die Offset-Kaschierung einsetzen möchten. In den Akzidenzbereichen gibt es sicherlich sehr interessante Möglichkeiten aufgrund mannigfaltiger Druckprodukte und Zielgruppen sowie der Mehrsprachigkeit in der Schweiz – besonders im One-to-One-Marketing und im Publishing.
Was raten Sie einem Druckdienstleister heute, da alle von digitalem Wandel sprechen und sich die Druckbranche nach wie vor in einem Konsolidierungsprozess befindet?
Dienstleister sollen nicht nur darauf achten, was sie in der Vergangenheit produziert haben, sondern mit ihren Kunden offen über deren Anforderungen in der Zukunft sprechen, um dann entsprechend investieren zu können.
Wie kann er in Zukunft mit (digital) Drucken weiterhin Geld verdienen?
Nicht anders als vorher auch (Stichwort TCO). Es geht nicht um Drucken oder digital Drucken. Es geht darum, ein Geschäftspartner zu sein, der seinen Kunden mit modernen Technologien einen Mehrwert bietet. Zu diesem Mehrwert zählen Flexibilität, kurze Lieferzeiten (time to market), individuelle Produkte und vieles mehr.
Wir sagen: Weg von der Kosten- hin zur Nutzendiskussion. Dies betrifft vor allem das One-to-One-Marketing und verschiedene Bereiche der Verpackungsherstellung. Hier wird der Druckdienstleister immer mehr zum «Logistiker», der dafür sorgt, bedarfsgerecht in kurzen Lieferzyklen on demand zu arbeiten. Wichtig ist der umsichtige Blick auf die gesamte Prozesskette – nicht nur auf die Herstellung.
Und inwiefern helfen ihm die Technologien von Koenig & Bauer dabei?
Unsere Technologien entsprechen den Anforderungen der Brands und der modernen Kunden. Das ist dem kulturellen Wandel in unserer Gesellschaft geschuldet. Koenig & Bauer ist der einzige Hersteller, der in nahezu allen Sparten seines Portfolios konventionelle und digitale Lösungen anbieten kann oder wird. So stellen wir der Industrie für jede Produktionsherausforderung Lösungen zur Verfügung. Egal, ob hohe Auflagen kosteneffizient, kleinere Auflagen on demand oder sogar personalisiert produziert werden sollen. Damit sind wir in der Lage, für unsere Kunden individuelle, auf deren Bedürfnisse zugeschnittene Druckmaschinen zu konfigurieren. ↑
Peter J. Rickenmann
Ende 2001 übernahm Peter J. Rickenmann als CEO und Delegierter des VR die Verantwortung für die Print Assist AG (Tochtergesellschaft der Koenig & Bauer). Er hat den Bogen- und den Rollenbereich sowie die dazugehörenden Peripherien und Services ausgebaut und das Unternehmen für die Zukunft aufgestellt. Er ist gelernter Drucktechnologe, hat unter anderem ein Nachdiplomstudium in Betriebswirtschaft absolviert und ist in vierter Generation seit über 30 Jahren in der grafischen Industrie (Printmedien) tätig.