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Auferstehung als Ph�nix aus der Asche?

Lange galt die Technikerschule der Grafischen Industrie Zürich (TGZ) als Fels in der Brandung. Nun aber ist nichts mehr, wie es war: Die TGZ wird (in Raten) liquidiert. Fakten und Meinungen zu den Ursachen und einer möglichen Zukunft. 

Peter NadlerDie Fakten: Die TGZ startet 2018 keinen neuen Lehrgang. Für einen regulären Abschluss der verbleibenden Studierenden des 3. und des 5. Semesters ist gesorgt, sie werden ihr Studium im Herbst 2019 resp. 2020 abschliessen können. Selbstverständlich bleibt die eidgenössische ­Anerkennung des HF-Titels erhalten. Für die Schule für Gestaltung Zürich ist der Bedarf der Branche an Mitarbeitenden mit einer Kaderausbildung auch in Zukunft gegeben. Deshalb ist sie daran, einen Ausbildungsgang unter der Bezeichnung Höhere Fachschule Technik Medien zu entwickeln. Falls alles nach Plan läuft und die Neuanerkennung durch den Bund erfolgreich ist, startet der erste Lehrgang im Sommer 2019.

Ende und Neubeginn

Die Höhere Fachschule TGZ ist (war) eine der beiden Höheren Fachschulen im technisch-wirtschaftlichen Bereich der grafischen Branche der Schweiz. Über Jahre behauptete sie sich neben der HF Medienwirtschaft und Medienmanagement der Schule für Gestaltung Bern und Biel. Andere Technikerschulen, etwa in Basel oder St. Gallen, konnten sich nicht halten oder überlebten die Embryonalphase nicht. Geschuldet sind solche Vorkommnisse der technischen Entwicklung in der grafischen Branche und dem nachfolgenden personellen Niedergang.

Über viele Jahre war die TGZ erfolgreich, die Wartezeit für Interessenten und Interessentinnen betrug über ein Jahr. Schon länger aber rennen potenzielle Studierende der TGZ nicht mehr die Türe ein, im Gegenteil, nur mit Mühe konnte jeweils ein Klassenzug knapp gefüllt werden. Die intensive Diskussion in den TGZ-Führungsgremien um eine Neuausrichtung oder die Überführung in eine andere Schule hat nun zu einer Klärung geführt. Mit der Schule für Gestaltung Zürich scheint für den Übergang der Schule in die Zukunft der ideale Partner gefunden zu sein.

Über die Ursachen des Niedergangs und mögliche Perspektiven haben wir mit dem Rektor der TGZ, Roberto Gallo, und der Rektorin der Schule für Gestaltung Zürich, Marianne Glutz, gesprochen. Gleichzeitig haben wir die grafischen Verbände Viscom und VSD um eine Stellungnahme gebeten. Wir danken allen Gesprächspartnern.

Die Stimme der Technikerschule der Grafischen Industrie Zürich

Roberto Gallo, seit über 40 Jahren gibt es die TGZ als eigenständigen Ausbildungsanbieter, Ende 2017 wurden die Dozierenden mit einer empfindlichen Lohnreduktion konfrontiert und nun ist plötzlich Schluss mit der Eigenständigkeit. Was sind die konkreten Gründe?

In der Tat ist die TGZ seit bald einem halben Jahrhundert die Kaderschmiede der grafischen Industrie. Für über 1000 Absolventinnen und Absolventen hat an unserer Erfolgsakademie die Karriere begonnen. Letztlich ging aber die Schrumpfung der grafischen Industrie auch an der TGZ nicht spurlos vorbei. Wir bilden heute prozentual zwar mehr Branchenangehörige aus denn je, aber wir wissen es alle: Die Anzahl Beschäftigte in unserer Branche ist regelrecht zusammengebrochen. Seit Längerem führen wir keine Doppel- und Dreifachklassen mehr. Ein eigenständiger Fortbestand der kleinen HF TGZ wäre langfristig vor diesem Hintergrund ein Verlustgeschäft. Leider.

Wie lange dauert der Niedergang der TGZ schon an? Wann zeigten sich die ersten Erosionserscheinungen?

Ich habe das Rektorenamt im Herbst 2015 von meinem langjährigen Vorgänger übernommen. Jean-Daniel Zwahlen hat die TGZ geprägt und über 30 Jahre lang geleitet. Die letzte Doppeljahrgangsklasse hat im Jahr 2012 ihr Studium an der HF TGZ begonnen, d.h. bereits 2013 konnten nicht mehr zwei Klassen gefüllt werden. Der Rückgang der Branche indessen geht selbstverständlich noch weiter zurück und hat bereits Ende der Nullerjahre begonnen.

Was ist mit den Studierenden der aktuell laufenden Studiengänge?

Alle Studierenden werden ihre Ausbildungen wie geplant abschliessen können. Ende Oktober findet unsere diesjährige Diplomfeier statt, wo wir einen weiteren top ausgebildeten Jahrgang in die Praxis entlassen werden. Das ist immer ein besonderes Highlight, nicht nur für die Studierenden – auch für mich. Es macht mich besonders stolz, wenn unsere Studierenden drei lange Jahre so hart kämpfen und «chrampfen», sich in ihrem Leben weiterbringen wollen und letztendlich unseren HF-Abschluss erreichen. Und auch für alle anderen Studierenden an der HF TGZ geht der Alltag weiter – das Studium ist noch nicht fertig. Voraussichtlich schliessen die letzten TGZ-Studierenden ihr Studium im Oktober 2020 ab.

Welche Rolle spielen und spielten die Verbände, insbesondere die beiden wichtigsten Unternehmerverbände Viscom und VSD, für die TGZ und jetzt bei deren Liquidation?

Die TGZ wurde gegründet, um den Branchenangehörigen eine solide, poly­valente und zukunftsgerichtete Kaderausbildung zu ermöglichen. Dafür stehen wir auch heute noch ein. Letztlich ging es immer darum, die Unternehmungen und Mitglieder der beiden Verbände der grafischen Kommunikationsindustrie mit genügend Nachwuchs und ausgebildeten Kaderfachleuten zu versorgen. Eine funktionierende Branche und sich entwickelnde Unternehmungen sind schliesslich auf gut ausgebildeten Nachwuchs angewiesen! Das heisst auch, dass die HF TGZ stets von den beiden Verbänden unterstützt wurde, sowohl ideell wie auch finanziell. Diese Unterstützung ist leider immer kleiner geworden und wurde letztlich von beiden nationalen Verbänden praktisch eingestellt. Dies bedauern wir nicht nur, sondern es war und ist mit eine entscheidende Ursache für die finanzielle Schieflage unserer Schule.

Auffällig ist, dass die Anmeldezahlen innert weniger Jahre stark eingebrochen sind: Betrug die Wartezeit für den Eintritt in die TGZ zeitweise fast ein Jahr, konnten in den letzten Jahren nur eine ungenügende Anzahl Studierende für einen einzigen Klassenzug gewonnen werden. Wo liegen Ihrer Ansicht nach die Gründe für diesen Rückgang? Gibt es nur einen Zusammenhang mit der Entwicklung der grafischen Industrie oder muss sich die TGZ auch an der eigenen Nase nehmen, weil sie es verpasst hat, sich rechtzeitig den veränderten Bedingungen anzupassen?

Wenn eine Branche – in unserem Fall die grafische Industrie – im Schrumpfgang ist, geschieht in der Regel Folgendes: Aufgrund des Kostendrucks wird die Organisationsstruktur in den Unternehmungen überdacht und Hier­archien werden abgebaut. Dies führt zu einer geringeren Nachfrage nach Kadermitarbeitern. Zudem entlassen Firmen Mitarbeiter bzw. stellen den Betrieb ganz ein. Somit landen gut qualifizierte und erfahrende Kaderangehörige auf dem Stellenmarkt, welche in den noch verbleibenden Unternehmungen eine Stelle suchen. Dies führt nochmals zu einer geringeren Nachfrage nach neuem, unerfahrenem Kaderpersonal und somit auch nach Kaderausbildungen. Der Nachfragerückgang bzw. die Schrumpfung erfolgte in den letzten Jahren somit überproportional, was sich letztlich auch in unseren Studierendenzahlen niederschlug.

Relativ schnell nach der Übernahme meines Amtes haben wir ein Projekt zur Neuausrichtung angestossen. Dieses wurde parallel zu anderen Optionen vorangetrieben. Gleichzeitig haben wir aber auch den Weiterbildungsmarkt analysiert und geschaut, wie sich die Nachfrage nach Studienplätzen an unserer Schule in Zukunft entwickeln könnte. Letztendlich sahen wir, auch nach einer Neuausrichtung, ein zu geringes Studierendenvolumen für einen kostendeckenden Betrieb. Über das Vorgehen und über Entscheidungen vor meiner Amtszeit kann ich leider keine Stellung nehmen.

Als langjähriger (und jetzt ehemaliger) Dozent der TGZ konnte ich die Entwicklung sowohl der Anzahl der Studierenden wie auch deren berufliche Zusammensetzung hautnah verfolgen. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich im Laufe der Jahre die Polygrafen offenbar in hohem Masse nicht mehr angesprochen gefühlt haben vom Profil der TGZ. Gleichzeitig haben zwar die Anmeldungen durch Drucker und Weiterverarbeiter leicht zugenommen, konnten den Rückgang aber nicht auffangen. Können Sie diese Tendenz bestätigen? Und was für Gründe vermuten Sie dahinter?

Mit der Totalrevision der Verordnung über die eidgenössische Berufsmaturität, welche 2009 in Kraft trat, kam es zu grundlegenden Umwälzungen. Begleitet wurde diese Entwicklung mit einer beispiellosen Ausweitung der Fachhochschulplätze in der Schweiz. Im Zuge der Bologna-Reform begannen die Fachhochschulen hochsubventioniert ihr Angebot auszuweiten. Konkret haben stärkere Schüler seit Mitte der Nullerjahre neben ihrer gewerblichen Lehrausbildung die Berufsmittelschule abgeschlossen und wurden letztlich von den Fachhochschulen für ein weiterführendes Studium absorbiert.

Ohne eine pauschale Klassifizierung vornehmen zu wollen, war und ist es doch so, dass die Polygrafen in der Regel zu den «stärkeren» Studierenden gehören. Diese (Selbst-)Selektion findet bereits früher, spätestens bei der Lehrstellensuche, statt und zeigt sich an einer Weiterbildungsinstitution wie der HF TGZ einfach ein paar Jahre später. Im Falle der grafischen Industrie haben die Polygrafen immer öfter statt eines Studiums an der HF TGZ dank BMS-Abschluss ein solches an einer Fachhochschule vorgezogen.

Noch vor Kurzem wurden einerseits die Dozenten vor die Tatsache einer massiven Lohnreduktion gestellt, die als Massnahme für den Erhalt der Schule angekündigt wurde. Entgegen diesen Ankündigungen besteht aber jetzt nach der Übernahme der Schule durch die Schule für Gestaltung Zürich keinerlei Verpflichtung, Dozenten der bisherigen TGZ zu übernehmen. Wie erklären Sie diesen abrupten Wandel den langjährigen Dozenten der TGZ?

Seit der Gründung der HF TGZ haben wir stets hoch qualifizierte Dozierende eingestellt und immer sowohl auf deren fachliche wie pädagogisch-didaktische Fähigkeiten geachtet. Entsprechend war es uns auch ein Anliegen, das Personal entsprechend zu honorieren und anständige Löhne zu bezahlen.

Es ist selbsterklärend, dass mit dem Rückgang von Einnahmen aufgrund der gesunkenen Studierendenzahlen und der generellen Subventionssenkung für alle Höheren Fachschulen im Bereich Technik auch auf der Kostenseite etwas unternommen werden musste. Bei jeder Bildungsinstitution sind die Löhne der ausschlaggebende Kostenfaktor, sodass wir letztlich gezwungen waren, eine Anpassung vorzunehmen. Auch wenn wir davon überzeugt sind, dass die HF TGZ über sehr gute Dozierende verfügt, gehört die Personalauswahl zu den Kernaufgaben einer jeden Unternehmung selbst. Ich bin sicher, dass auch die Schule für Gestaltung Zürich über gute Lehrkräfte verfügt, welchen bei der nun anstehenden Neuorganisation allenfalls ein interner Vorzug gegeben wird.

Mit der Schule für Gestaltung in die Zukunft

Marianne Glutz, wo liegen die Gründe für die Schule für Gestaltung, die TGZ zu übernehmen und daraus den Lehrgang dipl. Techniker/in HF Medien zu machen?

Die Schule für Gestaltung Zürich setzt sich seit vielen Jahren zum Ziel, für alle Bildungsgänge der Grundbildung ein attraktives Angebot in der höheren und berufsorientierten Weiterbildung anzubieten. Studiengänge der Höheren Fachschule führen wir zur/zum diplomierten Gestalter/-in HF in drei Vertiefungsrichtungen des Kommunikationsdesigns (Visuelle Gestaltung, Interaction Design und Fotografie) für den Bereich Medien erfolgreich. Für die Entwicklung der Medien- und der grafischen Branche des Kantons Zürich, der Zentral- und Ostschweiz hat aber auch ein berufsbegleitender, praxisnaher Studiengang der Höheren Fachschule Technik einen wichtigen Auftrag für die Qualifikation der Branchenfachleute zu erfüllen.

Die Schule für Gestaltung Zürich übernimmt die TGZ auf einem Tiefpunkt. Sehen Sie das als Chance oder eher als Handicap?

Der Studiengang HF Technik Medien kann im Kanton Zürich nur nach neurechtlicher Anerkennung geführt werden. Die Schule für Gestaltung Zürich muss und will sich grundsätzlich mit den strukturellen und inhaltlichen Anforderungen des Studiengangs auseinandersetzen, um den Diplomandinnen und Diplomanden der HF Technik Medien attraktive Berufsaussichten zu ermöglichen und für die Medienbranche kompetente und verantwortungsbewusste Kaderfachleute weiterzubilden. Aktuell führt die Schule für Gestaltung Zürich eine umfassende Bedarfsabklärung bei Unternehmen der Medienbranche durch, um aus der Praxis die Erwartungen an zukünftige Führungspersonen zu kennen. Wir bauen den Studiengang HF Technik Medien neu auf.

Braucht die Branche diese Ausbildungsstufe überhaupt?

Der Weiterbildungsmarkt ist so gross und vielfältig, weil der Markt qualifizierte Fachleute sucht. Im Beruf entwickelt sich erfolgreich weiter oder wagt eine Neuausrichtung, wer Wissenserweiterung und -vertiefung in Verbindung mit der Praxis als Bestandteil eines erfüllten Lebens erfährt. Die Medienbranche hat sich in den vergangenen Jahren sehr verändert. Die Automation beschleunigt Prozesse und reduziert traditionelle Arbeitsabläufe, aber kommuniziert wird mehr denn je. Fachleute im Bereich Medientechnik und für die Gestaltung müssen sich der Entwicklungen bewusst sein und diese als Chance verstehen. Wir sind überzeugt, dass wir mit einem attraktiven, zukunftsorientierten Studiengang und engagierten Doziernden aus der Praxis Fachleute ansprechen. Wir nehmen uns zum Ziel, für Zürich und die Region Fachleute weiterzubilden, welche die Medienbranche von morgen kompetent weiterentwickeln und mit Innovationen prägen.

Wie sieht der (Entwicklungs-)Fahrplan aus für die nächsten Jahre? Welche Rolle spielt dabei die aktuelle Führungsriege der TGZ?

Aktuell steht die Bedarfsabklärung im Vordergrund, um aus den inhaltlichen Schwerpunkten die Struktur des Studiengangs und die fachlichen Zielsetzungen zu definieren. Bis Ende Jahr wird das Eingabedossier für das kantonale und das nationale Anerkennungsverfahren entwickelt. Aufgrund der fachlichen Schwerpunkte und Kompetenzen wird die personelle Zusammensetzung geplant. Im Frühjahr 2019 finden Informationsveranstaltungen für Interessenten/-innen statt. Der Start des 1. Studiengangs HF Technik Medien an der Schule für Gestaltung Zürich ist auf August 2019 terminiert.

Der Rektor der TGZ, Roberto Gallo, hat uns über die aktuelle Ausbildungsstruktur des HF-Studiengangs transparent informiert. Aufgrund des neurechtlichen HF-Anerkennungsverfahrens sind wir verpflichtet eine Neuausrichtung vorzunehmen, an welcher ein von der Schulleitung der SfGZ beauftragtes Projektteam arbeitet. Wer den Studiengang HF Technik Medien an der SfGZ leiten wird, wird sich aus den Gesprächen zu praxisbezogenen Inhalten und Zielen während dieser Entwicklungsphase abzeichnen. Wichtig sind dafür ein direkter Bezug zur sowie eine gute Vernetzung mit der Medienbranche.

Können Sie abschätzen, was für Kosten auf die zukünftigen Studierenden für diese Ausbildung zukommen werden?

Als öffentlich-rechtliche Schule ist unser Credo, dass Bildung ein Grundrecht darstellt und die Studiengebühren nicht ein Hinderungsgrund sein sollen, eine Weiterbildung zu absolvieren. Wir berechnen die Studiengebühren gemäss kantonalen Vorgaben kostendeckend. Zentral ist, sehr gute Dozenten/-innen für den Studiengang zu gewinnen; die Organisation wird sehr schlank geführt. HF-Studierende verfügen in der Regel über einschlägiges Vorwissen und müssen während des Studiums mindestens 50% Berufspraxis in der Branche ausweisen, um das berufsbegleitende Studium absolvieren zu können, d.h., sie verdienen während des Studiums, was bei den vom Bund definierten Subventionsbeiträgen mitberücksichtigt wird.

Die Dozenten der TGZ kamen (und kommen immer noch) zu einem grossen Teil aus er Praxis, insbesondere in den fachbezogenen Unterrichtsbereichen. Dies wurde sowohl von den Studierenden als auch von den späteren Arbeitgebern der Absolventen geschätzt, spielte der Praxisbezug doch immer eine wichtige Rolle. Kann diese Kombination von Theorie und Praxisbezug auch im neuen Lehrgang beibehalten werden? Findet durch die Anpassung an die vorherrschenden Rahmenbedingungen nicht eine Art «Verschulung» der Ausbildung statt?

Die Schule für Gestaltung Zürich schätzt den Wert des dualen Systems (Berufspraxis im Betrieb/Atelier und Theorie an der Schule) sowohl in der Grund- wie in der Weiterbildung sehr. Das verlangt erfahrene Branchenfachleute und gute Pädagogen. Im Besondern für die Weiterbildung ist unerlässlich, dass die Dozentinnen und Dozenten das Fachwissen mit aktuellem Praxisbezug vermitteln. Für die Herausforderungen in der Unterrichtstätigkeit an Dozenten/-innen der höheren Berufsbildung mit geringer Unterrichtserfahrung bietet die Schule pädagogische Weiterbildungen an.

Das Ausbildungsniveau HF im grafischen Bereich wird mittlerweile (nachdem die Schulen Basel und St. Gallen im Laufe der letzten Jahre aufgegeben haben) nur noch in Bern und Zürich angeboten. Wie wird sich die Schule Zürich von der Schule Bern abgrenzen? Oder besteht gar keine Konkurrenz? Besteht gar die Möglichkeit der Kooperation? Kann die Schule Zürich von den Erfahrungen der Schule Bern und Biel profitieren?

Die öffentlich-rechtlichen Schulen für Gestaltung der Schweiz sind in den Swiss Design Schools vereint. Im Rahmen der Fachkommission Höhere Berufsbildung findet regelmässig ein Austausch zwischen den Standorten statt. Daraus werden Synergien genutzt, Vereinbarungen getroffen und Kooperationen geschlossen. So werden gemeinsame Ziele ausgearbeitet und umgesetzt wie z.B. als Träger des HF-Rahmenlehrplans Gestaltung und Kunst und in absehbarer Zeit auch für die Fachrichtung Medien des Rahmenlehrplans HF Technik. Dies bringt mit sich, dass die Swiss Design Schools gemeinsam hohe Qualitätsstandards an branchenspezifische Bildung anstreben. ↑

Ein absehbares Ende

Dass sich die TGZ schon seit einiger Zeit im Niedergang befindet, musste Insidern schon länger klar sein, zu deutlich sichtbar waren insbesondere Symptome wie die immer kleiner werdenden und je länger desto einseitiger zusammengesetzten Klassen, die längst nicht mehr die Vielseitigkeit der grafischen Welt widerspiegelten.

Die Tatsache, dass die TGZ den Anschluss verschlafen und sich so selbst ins Abseits manövriert hat, bestätigt sich, wenn man die Aussagen unserer Gesprächspartner/-innen zum Nennwert nimmt und das nicht Gesagte ausdeutscht.

Begonnen hat diese Stagnation notabene mehrere Jahre bevor der neue Leiter Roberto Gallo das Zepter übernommen hat, aber niemand spricht es deutlich aus. Was man spätestens heute konstatieren kann: Die Festgefahrenheit und die mangelnde Entwicklungsfähigkeit der TGZ sind vermutlich die Folge einer Führungssituation, in welcher ein (über viele Jahre erfolgreicher) Schulleiter – als Alphatier schon aus Prinzip gewohnt, die Richtung immer selbst zu bestimmen – sich auch in einer zunehmend kritischen Situation durchsetzen und die grundlegenden strategischen Entscheide mehr oder weniger allein fällen konnte.

Und das sagen Viscom und VSD:

Marcel Weber, Viscom

Dass die TGZ verschwindet, wiederspiegelt nur die Entwicklungen des Marktes. Auch Weiterbildungsangebote müssen sich permanent der Marktnachfrage anpassen und Inhalte anbieten, welche den Entwicklungen des Marktes entsprechen. Der viscom war in keiner Form bei der TGZ involviert. Die Teilsektion Ost hat aus ihren eigenen Mitteln einzelne Projekte der TGZ unterstützt.

Die Höheren Fachschulen haben in der schweizerischen Bildungslandschaft einen festen und wichtigen Platz. Der letzte Bildungsbericht des Bundes hat ja sehr deutlich aufgezeigt, dass berufsbegleitende Weiterbildungen im Arbeitsmarkt bestens anerkannt sind und Absolventen sehr gute Berufsaussichten haben. HF-Studiengänge für die grafische Industrie werden von fast allen Schulen für Gestaltung in der Schweiz angeboten. Auch hier: Die Nachfrage regelt schlussendlich das Angebot.

Der aktuelle Rahmenlehrplan HF-Technik, Fachrichtung Medien, bei welchen Viscom als einziger Verband in der Trägerschaft ist, beschreibt die Ausbildungsschwerpunkte sehr präzis. Demnächst steht zudem eine Revision der Fachrichtung Medien an, wo dann die neusten Entwicklungen aufgenommen und im Rahmenlehrplan verankert werden.

Der Viscom arbeitet traditionell eng mit den Schulen für Gestaltung zusammen. Aufgrund der vielen Verbindungen (Grundbildung, höhere Berufsbildung) stehen wir in ständigem Austausch mit allen Schulen.

René Theiler, VSD

Die TGZ ist aufgrund der schnellen Veränderung der Druckindustrie zu einer Reaktion gezwungen worden. Der getroffene Entscheid hat auch uns überrascht, er macht aus Sicht der zukünftigen Entwicklung sicher Sinn. Die Bereiche Marketing und Management sind Themen, die auf die neuen digitalen Trends ausgerichtet sein müssen. Dort haben die Fachhochschulen interessante Angebote, die zeitgemäss sind und innerhalb kurzer Zeit neues Wissen und Kompetenzen vermitteln. In diesem Bereich etwas Neues zu platzieren, wird extrem schwierig. Dafür ist die Druck- und Medienproduktion in der Schweiz wohl zu klein.

Von welcher Branche sprechen wir denn? Die TSM in Bern als Beispiel hat den Fächer schon seit Jahren viel breiter gesetzt. Es wird nicht mehr möglich sein, allein aus den klassischen Druckereien eine Weiterbildungsklasse auf dieser Stufe zu füllen. Die Frage muss sich auch die Schule für Gestaltung in Zürich stellen: Wer ist in Zukunft die Zielgruppe? Immer mehr Leute aus der Druckindustrie arbeiten heute in Marketingabteilungen von Banken, Versicherungen, Dienstleistern wie Post, Swisscom oder SBB. Dort sind andere Weiterbildungen gefragt, etwa Marketingautomation.

Der VSD entwickelt aktuell einen CAS zum Thema Digital Communication Excellence, dort sind die Themen Communication & Leadership, Content, Methods & Technologies, Production (neue Medien), Onlinemarketing ganz klar im Fokus. In diesen Themen sehe ich eine Zukunft – aber wie bereits gesagt, diese Felder sind von einer HWZ oder FHNW besetzt, die besitzen eine breite Basis und werden finanziell gut unterstützt.

Bei der TGZ waren wir in der letzten Zeit nicht mehr direkt involviert, bis vor ein paar Jahren haben wir einen jährlichen Beitrag bezahlt, der aber durch das neue Subventionsmodell der TGZ hinfällig wurde. Wir haben aber in den letzten Jahren immer wieder Studenten bei der Diplomarbeit als Experten oder Referenten begleitet. Die TGZ war immer eigenständig und demzufolge auch nicht von den Verbänden abhängig. Zum Lehrplan konnten wir nicht Stellung nehmen. Gemäss Aussagen in print+communication will Marianne Glutz die Verbände in die Entwicklung des Lehrplans miteinbeziehen – wir sind gespannt, in welcher Form der VSD sich einbringen darf.

Für uns braucht es neue Ideen der Wissensvermittlung, dazu ge­hören Blended Learning, Workshops mit Start-ups, wie wir es beim CAS in Berlin machen, und eine neue Form der Abschlussarbeit, die aus unserer Sicht ein klares Projekt aus dem Betrieb beinhaltet.