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Schweizer Fachzeitschrift
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Die St�rken des Inkjetdrucks

Vom 25. bis 28. Februar finden die Hunkeler Innovationdays in den Messehallen Luzern statt. Alles dreht sich um den Hochleistungs-Inkjetdruck und dessen Verarbeitung. Eine Standortbestimmung vor dem Stelldichein der Branche.

Josef InauenUnter dem Motto «Successful with Automation» präsentiert Hunkeler zusammen mit Partnern Ende Februar ein breit gefächertes Produktportfolio der Digitaldruckbranche. Mehr als 100 führende Anbieter aus den Bereichen Prepress, Digitaldruck und Finishing werden ihre neusten Produkte und Dienstleistungen präsentieren. Nicht wenige werden den exklusiven Rahmen der Messe dazu nutzen, Welt- und Europapremieren vorzustellen. In den Luzerner Messehallen werden über 40 praxisorientierte Produktionslösungen zu sehen sein. Die Messe ist überschaubar und bietet gerade auch deswegen Raum, um Marktbegleiter zu treffen, neue Kontakte zu knüpfen und gute Fachgespräche zu führen.

Print wird wieder zulegen

Die Hunkeler Innovationdays zeigen Automatisierung und Industrialisierung für Auflage 1. Klingt kontrovers, ist aber mit Sicherheit eine Lösung, um künftigen Herausforderungen zu begegnen. Der Druck muss stärker individualisiert und personalisiert daherkommen, um nicht noch mehr Marketinggelder an die elektronische Informationsvermittlung zu verlieren. Die Talsohle scheint erreicht, viele Marketingverantwortliche haben erkennen müssen, dass die einseitige Konzentration der Marketinggelder nicht mehr den gewünschten Erfolg bringt. Der Hype um das Internet hat zu einer Übersättigung auf Seiten der Benutzer geführt. Vermehrt wird im Marketingmix auch wieder Print berücksichtigt. Print spricht Sinne an, die mit elektronischen Informationen nicht adressiert werden können. Was bleibt, ist aber der eingangs erwähnte Anspruch der Werber, die Drucksache, ähnlich der elektronischen Information, sehr individualisiert und personalisiert an den Empfänger zu bringen. Print wird wieder zulegen. Und in diesem Moment nicht bereit zu sein, kann fatale Folgen haben.

Herausforderungen von Print 4.0

Print 4.0 verlangt nach einer möglichst umfassenden Digitalisierung des gesamten Druckprozesses und der nachgelagerten Dienstleistungen. Von der Datenaufbereitung über den Druck, die Ausrüstung, die Verpackung und den Versand soll der Prozess automatisiert und ohne manuelle Eingriffe erfolgen. Als nachgelagerte Dienstleistung kann dem Print-Kunden eine Landing Page eingerichtet werden, auf der er weitere Informationen über eine gedruckte Datamatrix im Netz findet. Die Rücklaufkontrolle und sogar der Versand von Werbemitteln können Zusatzgeschäfte werden. Die Druckerei wird also zukünftig ganze Kampagnen übernehmen müssen und nicht nur den Druck abdecken.

Dies verlangt hochautomatisierte Produktionsprozesse, bei denen die Maschinen miteinander sprechen und sich auch gegenseitig kontrollieren. Solche hochautomatisierten Produktionsstrassen werden in Luzern zu sehen sein. Abgedeckt werden diverse Marktsegmente wie die Buchproduktion, Kataloge, Broschüren, Mailings und Tageszeitungen bis hin zum traditionellen Transaktions- und Transpromodruck.

Prepress

Um in Zukunft den digitalen Hochleistungsdruck einsetzen zu können, ist es unabdingbar, eine hervorragende Druckvorstufe zu haben. Die Übernahme höchst komplexer Datensätze, die dann meist in entsprechende Drucksprachen konvertiert werden, muss gewährleistet sein. Steuerdaten für den Druckprozess, die Weiterverarbeitung und den Versand müssen in den Datensatz integriert werden, damit ein automatisierter Ablauf ohne Eingriffe möglich ist. Die hohen Geschwindigkeiten der modernen Druckaggregate erfordern wiederum entsprechende RIP-Zeiten, damit die Maschinen mit maximaler Geschwindigkeit drucken können. Vielfach müssen die Druck- und Personalisierungsdaten (Kundenstamm und Bilddatenbank des Auftraggebers) nach dem Druck auf eigenen Servern unter hohen Sicherheitsanforderungen verwaltet werden. Dies verlangt nach einer performanten IT, welche selbstredend ihren Preis hat und zudem regelmässig aufgerüstet und gewartet werden muss. Die Druckerlieferanten – zum Teil in Zusammenarbeit mit Partnern – bieten solche Produkte an. Dabei ist aber darauf zu achten, dass auf offene Systeme gesetzt wird, nicht zuletzt, um sich nicht in nachteilige Abhängigkeiten zu begeben.

Digitaler Hochleistungsdruck

Dies ist ein Versuch einer Standortbestimmung im Bereich Hochleistungsdigitaldruck mit Schwerpunkt Inkjet. Warum ein Versuch? Dieses Marktsegment entwickelt sich rasant. Monatlich werden Neuigkeiten im Bereich der Inkjet-Druckköpfe, bei den Tinten, aber auch bei den zu bedruckenden Substraten veröffentlicht. Der eine oder andere Anbieter wird an den Hunkeler Innovationdays sicher wieder ein gut gehütetes Geheimnis lüften wollen. So ist damit zu rechnen, dass diese Standortbestimmung bereits nach der Messe nicht mehr dem neusten Stand entsprechen wird.

Alle Hochleistungs-Digitaldrucksysteme sind, mit wenigen Ausnahme, auf der Inkjet-Technologie aufgebaut. Eine Ausnahme ist Hewlett Packard. HP setzt nebst Inkjet auch Flüssigtoner (aus der bewährten Indigo-Technologie, in Luzern nicht zu sehen) im Rollendigitaldruck ein. Andere Entwicklungen mit Flüssigtoner von Canon und Xeikon sind mittlerweile eingestellt worden. Die beiden anderen Ausnahmen sind Xeikon, mit farbigem Hochleistungsdigitaldruck ab Rolle in der Trockentonertechnologie und Nipson mit dem magnetografischen Monochrom-Drucksystem «Magyspeed».

Schnell und zuverlässig

Die Aufmerksamkeit gilt also ganz klar der Inkjet-Technologie. Warum setzen die Hersteller bei Hochleistungsdigitaldruck auf Inkjet und vornehmlich auf die Verarbeitung ab Rolle? Zurzeit ist es nur mit diesen Komponenten möglich, die geforderten Fortdruckgeschwindigkeiten kombiniert mit einer hohen Zuverlässigkeit des Druck­prozesses zu gewährleisten. Inkjet ist mittlerweile eine sehr schnelle und zuverlässige Drucktechnologie. Zudem ist der Papiertransport durch die Druckmaschine und die nachgelagerten Weiterverarbeitungsgeräte schneller und störungsfreier zu bewerkstelligen als der Blatt- oder Bogentransport.

Selbstverständlich werden im Inkjet-Verfahren auch Bogenmaschinen angeboten, diese sind aber nicht markant schneller als herkömmliche Tonerdrucker. Die bekanntesten Anbieter sind hier Canon und Xerox. Beide zielen mit ihren Geräten aber sicher darauf ab, dereinst die herkömmliche Tonertechnologie im Bereich mittlerer Volumen abzulösen. Rollenmaschinen drucken im Qualitätsmodus mit 50 bis 100 Metern pro Minute, was 700 bis 1400 A4-Seiten pro Minute entspricht. Dabei kann jede Seite individuell bedruckt sein. Für den Katalog-, Bücher- und Zeitungsdruck reichen mittlere Qualitäten, wofür Geschwindigkeiten bis 250 Meter pro Minute erreicht werden. Dies entspricht 3400 bedruckten A4-Seiten pro Minute oder 204 000 A4-Seiten pro Stunde. Die Berechnungen basieren auf einer 2-up-Rolle (zwei A4 nebeneinander). Bei breiteren Rollen ist der Ausstoss entsprechend höher.

Die Druckqualität entspricht heute in allen Bereichen den gängigen Normen. Das heisst, im Qualitätsmodus ist mit den meisten Maschinen eine ausreichende bis gute (Offset-)Qualität zu erreichen. Natürlich kann der direkte Vergleich mit dem Offsetdruck von den «Fundamentalisten» immer zerzaust werden. Der Inkjetdruck erhebt aber (noch) nicht den Anspruch, sich mit den allerhöchsten Offsetqualitäten messen zu wollen. Zu berücksichtigen ist der Qualitätsanspruch für das jeweilige Produkt und derjenige des Endkunden und da zeigt sich eine weitere Stärke des Inkjetdrucks. Die Druckqualität kann präzise auf die unterschiedlichsten Bedürfnisse angepasst werden und erlaubt damit natürlich auch eine hohe Flexibilität in der Preisgestaltung. Auch die mittleren und schnellen Druckmodi decken in den entsprechenden Segmenten die geforderten Qualitätsansprüche ab.

Den Qualitätsbeweis hat der Publisher im vergangenen Jahr gleich zweimal erbracht, indem die ganze Zeitschrift im Hochleistungsdigitaldruck erstellt wurde. Viele mögen sich sicher noch an die Ausgabe 6-18 erinnern: hervorragendes Druckergebnis, aber noch erhebliche Mängel in der Ausrüstung. Eine Drucksache wird in der Regel als fertiges Gesamtprodukt beurteilt und da kann es schon vorkommen, dass einem hervorragenden Druckergebnis durch die nicht ganz optimale Endverarbeitung die nötige Beachtung entgeht. Das darf nicht sein, hat aber viel damit zu tun, dass neue Drucktechnologien mit herkömmlichem Wissen und Erfahrungen aus dem Offsetdruck weiterverarbeitet werden. Wie das Beispiel zeigt, kommt das selten gut.

Der Ausrüstung von mit Inkjet bedrucktem Papier ist besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Die speziellen Verhältnisse beim Druck und im Trocknungsprozess sind zwingend zu berücksichtigen. Bedruckbar sind schon länger die gängigsten Naturpapiere. Mit den neusten Tintengenerationen wird nun auch das Bedrucken von glanz- und mattgestrichenen Papieren ermöglicht. Damit ist das verwendbare Spektrum von Papieren annähernd so gross wie im Offsetdruck. Natürlich ist bei einer Rollenproduktion der zu bedruckende Grammaturbereich der Papiere limitiert. Je nach Papiertyp können aber Papiere mit bis zu 250 g/m2 eingesetzt werden. In der Kurzform einer Standortbestimmung würde das heissen: Der Highspeed-Digitaldruck mittels Inkjet ist absolut bereit, dem traditionellen Offsetdruck bezüglich Druckqualität die Stirn zu bieten. Der riesige Vorteil der neuen Inkjet-Technologie liegt in der vollständigen Individualisierung bzw. Personalisierung der Drucksache.

Druckkosten

Kosten sind immer ein heikles Thema. Erstaunlicherweise erst recht, wenn man versucht mit Herstellern von Highspeed-Drucksystemen über Druckpreise zu sprechen. Da ist eine gewisse Unsicherheit zu spüren und in den Antworten kommen die Wörter «wenn» und «aber» überdurchschnittlich oft vor. Dies hat damit zu tun, dass der jeweilige Tintenverbrauch für ein mögliches Druckprodukt nicht so einfach aus dem Ärmel geschüttelt werden kann. Die Tintenmenge stellt aber einen zentralen Teil der Kostenrechnung dar. Es macht demnach höchstens Sinn, ungefähre Richtpreise abzugeben. Muss es genau sein, können die Produktionskosten auf einem Highspeed-Digitaldrucksystem exakt berechnet werden. In einer seriösen Evaluation sollten Druckprodukte nach definierten Qualitätsanforderungen auf den Inkjet-Maschinen gedruckt werden. Dabei ist das Wegschlagverhalten der Papieroberfläche zu berücksichtigen, da dadurch der Tintenverbrauch stark beeinflusst wird. Damit lassen sich die Kosten schon zuverlässig berechnen.

Was ist in den jeweiligen Serviceleistungen inbegriffen? In welchen Zyklen müssen die Druckköpfe ersetzt werden und was kosten sie? Stellfläche und Energieverbrauch der Maschine sind weitere Kostenfaktoren, die zur Berechnung der Gesamtkosten notwendig sind. Beim Vergleich mit den Druckkosten im Offset gelten die gleichen Kriterien wie beim Qualitätsvergleich. Es sind alle, wirklich alle anfallenden Kosten beim Offsetdruck zu berücksichtigen, sonst hinkt auch dieser Vergleich. Im Speziellen, wenn es um individualisierte Drucksachen geht, die im Offset gar nicht oder nur mit enormem – auch finanziellem – Aufwand gefertigt werden können. Wird unter Einbezug aller Parameter auf beiden Seiten seriös verglichen, kann das neue Druckverfahren auch hier punkten.

Denken Sie daran, dass der Einstieg in diese neuen Märkte in der Regel mit weiteren Zusatzkosten verbunden ist. Personal mit hoher IT-Affinität und meist zusätzliche Investitionen in die Akquise. Nur eine Offsetmaschine zu ersetzen und mit der neuen Inkjet-Maschine weiterhin statische Druckformen zu produzieren, wird nicht zum Erfolg führen. Der Schlüssel dazu liegt in individualisierten Druckprodukten. Wie schrieb es Martin Spaar, Herausgeber des Publisher, schön: «Nur den alten Offset-Wein in neue Inkjet-Schläuche abzufüllen, kann es nicht sein.»

Weiterverarbeitung

Hunkeler besitzt ein immenses Know-how in der Weiterverarbeitung von Inkjet-Drucken. Woran das liegt? Bereits in früheren Jahren hat Hunkeler Weiterverarbeitungs-Equipment für den Offsetdruck hergestellt. Der Hochleistungsdigitaldruck hat den Fokus aber stark auf die neuen Technologien verschoben. Erfahrungen aus der Offset-Weiterverarbeitung und das konsequente Engagement im Rollendigitaldruck, immer unter Berücksichtigung der speziellen Anforderungen dieser Drucktechniken, flossen in die Entwicklung der einzelnen Geräte und ganzer Ausrüstungslinien ein. Auch hier gilt es zu berücksichtigen, dass nicht Massenware verarbeitet wird, sondern personalisierte Einzelexemplare, bei denen Ausschuss nicht erlaubt ist. Erleben Sie an den Innovationdays die Hunkeler Generation 8. Gezeigt werden praxisnahe Komplettlösungen mit verschiedenen Partnern – kompetent, flexibel und leistungsfähig. Auf den jeweiligen Produktionssystemen demonstriert Hunkeler, wie weit die Automatisierung von Produktionsabläufen fortgeschritten ist:

  • Viele Neuentwicklungen zur höheren Automatisierung um das «Excellence in Paper Processing 4.0».
  • Neue Module für die Verarbeitung von Papierbahnbreiten bis zu 22,5 Zoll (in industriellem Design).
  • Investitionsschutz: dank deutlich mehr Produktionsspeed gerüstet für zukünftige Druckgeschwindigkeiten.
  • Verarbeitung eines weiten Spektrums von Offset- und gestrichenen Papieren.
  • Dynamisches Finishing für diverse Prozesse wie Perforieren, Stanzen, Falzen, Schneiden und Stapeln.
  • Intuitive Bedienungsplattform und wartungsfreundliche Konstruktion.
  • Buchproduktion in unterschiedlichen Workflows von hochflexiblen Near­line-Lösungen bis zur hochautomatisierten Buchproduktionsstrasse.
  • Die effektive Produktion von digital gedruckten Magazinen, Katalogen und Broschüren mit dynamischem Inhalt und Seitenumfang in bester Qualität.
  • Dynamische Lösungen für Direct Mails und Sicherheitsdruck; innovative Lösungen rund um die Prozesse Perforieren und Stanzen für Einzahlungsscheine, Coupons, kreative Mailings, Checks, Tickets und Ausweise.
  • Integrierte Qualitätskontrolle und Dokumentenverfolgung nach neusten Massstäben für die zuverlässige Produktionsüberwachung mit neuster Sensortechnologie für alle Produktionsanwendungen.
  • Das neue Bogenverarbeitungssystem «DocuTrim» als Einstieg in die Verarbeitung von Druckerzeugnissen ab Bogenmaschinen.

Ein Besuch lohnt sich

Der Besuch der Hunkeler Innovationdays ist nicht nur Entscheidungsträgern der grafischen Branche zu empfehlen, sondern auch Mitarbeitende von Marketingabteilungen und Agenturen sollten sich unbedingt über die neuen Möglichkeiten der dort gezeigten Technologien ins Bild setzen. Hoch individualisierte Drucksachen, die eine zielgruppenspezifische Ansprache des Endkunden erlauben, sind keine Utopie mehr. In Zukunft werden solche Produkte gefordert werden. ↑.

Josef Inauen blickt auf langjährige Tätigkeiten in den Bereichen Papier und Highspeed-Digitaldruck zurück. Zuletzt tätig bei Xerox in der Funktion als Inkjet-Spezialist. Seit 2018 im Ruhestand resp. in beratender Funktion tätig. inauen.53@bluewin.ch