Qualitätsbücher in Miniauflagen

DAVID LEE Juristen und Wirtschaftlern ist die Schulthess Juristische Medien AG ein Begriff – der Fachverlag, die Buchhandlungen in Zürich, Basel und Lausanne sowie die Swisslex­Datenbank gehören für sie zum Berufsalltag. Schulthess ist ein Haus mit Geschichte: 1791 vom Zürcher Chorherrn und Theologieprofessor Dr. h.c. Johannes Schulthess gegründet und bis heute im Familienbesitz.

Der Verlag hatte immer auch eine kleine Druckerei – bis vor wenigen Jahrzehnten eine traditionelle Abteilung mit Bleisatz und Offset, dann eine eigenständige AG mit vollen Auftragsbüchern, auch aus dem hauseigenen Verlag. 2002 war das Jahr des Umbruchs für die Druckerei. Ein neuer Geschäftsführer, der promovierte Betriebswirtschafter Felix C. Lavater, sollte den Druckbetrieb weiterentwickeln und zukunftsfähig machen.

Mehr Publikationen, tiefere Auflagen

Die Spezialität der Druckerei liegt von jeher in der Herstellung von Büchern und Zeitschriften. «Allerdings ist der Markt der juristischen Publikationen nicht eben ein Wachstumsmarkt, eher im Gegenteil», führt Lavater aus. Zwar steigt die Zahl der Publikationen ständig, aber die Auflagen werden immer kleiner.

Mit den traditionellen Mitteln bedeutet das, dass die Rentabilität zwangsläufig sinkt. «Das grösste Kapital eines Verlags liegt vergraben in den Büchern, die er am Lager hält», weiss der Betriebswirtschafter Lavater. «Dieses Problem wollte ich vorrangig lösen.» Der Digitaldruck ist dafür geradezu prädestiniert. Da man bei Schulthess Druck auch gar keinen Platz hat, um grosse Lagerbestände zu halten, war ein Book-on-Demand-System erst recht gefragt.

Hohe Qualitätsansprüche

Allerdings galt es, sicherzustellen, dass die Qualität der Bücher auf dem hohen Niveau gehalten werden konnte. Dies bedeutete nicht nur, dass die digitale Druckmaschine ein hervorragendes Druckbild liefern musste, sondern auch die Weiterverarbeitung musste den Standards der traditionellen Buchbindung genügen. Dafür konnte man auf Farbe verzichten, denn der grösste Teil der juristischen Publikationen ist in Schwarzweiss angelegt.

Modulares Prinzip der Digimaster 9110

Nachdem man bei Schulthess Druck die verschiedenen Angebote geprüft hatte, fiel der Entscheid klar auf die digitale Schwarzweiss-Druckmaschine Digimaster 9110 und Danka als Partner. «Ich weiss, dass Danka seit vielen Jahren die nötige Kompetenz in Sachen Digitaldruck besitzt», sagt Lavater. Danka installierte das Digimaster-9110-Drucksystem mit DOCs Managementsoftware, sechs Papiermagazinen und Inserter für vorgedruckte Bögen.

Die Digimaster 9110 ist modular aufgebaut und lässt sich unter anderem auch mit einer leistungsfähigen vollautomatischen Bindemaschine ausrüsten (s. Kasten). Doch bei Schulthess Druck wird die Weiterverarbeitung aus Gründen der Fertigungspräzision auf traditionelle buchbinderische Art erledigt. «Das eigene Haus hat aus der langen Buchdrucktradition extrem hohe Qualitätsansprüche», erklärt Lavater. «Mit unserer Bindemaschine werden wir dem gerecht.» Die Maschine erlaubt eine Steuerung ohne manuelle Eingriffe. Sie lässt sich auf diese Weise innerhalb von fünf Minuten auf eine andere Publikation umstellen, während bei anderen Bindemaschinen der Wechsel eine halbe Stunde in Anspruch nehmen kann. Das System kann auf den Zehntelmillimeter genau falzen und nach dem Kleben ebenso präzise trimmen. «Meistens stimmt die Qualität schon mit dem ersten Exemplar.»

Ideal für Dissertationen

Damit lassen sich nun kleine und kleinste Auflagen wirtschaftlich vertretbar produzieren, ohne auf die gewohnte Buchqualität zu verzichten. Dazu trägt auch der Umstand bei, dass die Digimaster 9110 im Nutzen auf A3-Überformat drucken kann.

Pro Jahr druckt das Unternehmen 180 Publikationen, etwa einen Viertel davon digital. Wo die Auflagegrenze liegt, hängt vom Umfang des Buches ab. Ab 500 bis 1000 Exemplaren wird im Offsetverfahren gedruckt. Allerdings können auch in diesen Fällen Vorauflagen oder Nachbestellungen in kleinen Mengen digital gedruckt werden. Ein beträchtlicher Teil der Publikationen sind juristische Dissertationen. Diese haben je nach Thema eine Grundauflage von 150 bis 400 Stück und fallen somit in den digitalen Bereich. Der farbige Buchumschlag wird im Offset gedruckt, und zwar in etwa 2- bis 3-facher Zahl der Grundauflage, damit die Menge auch für spätere Nachdrucke sicher noch ausreicht.

Nicht alle Dissertationen sind für den Verkauf bestimmt. Von manchen Arbeiten werden auch lediglich ein paar Pflichtexemplare gedruckt, zum Beispiel für die Zentralbibliothek. Für diese Werke genügt in der Regel ein neutraler Universal-Buchdeckel.

Ergänzung zum Offset – alles aus einer Hand

Zwei Jahre nach dem Start zieht man eine positive Bilanz: Das Digimaster-System ist gut ausgelastet, denn jetzt gehören auch regelmässige Preislisten für den Handel oder personalisierte Mailings, die mit farbigen Drucksachen aus der Offsetabteilung ergänzt werden können, zum Portfolio der Schulthess Druckerei. «So können wir das ganze Mailing aus einer Hand anbieten», freut sich Lavater. «Das wird von Kunden gern angenommen.»

Einmal mehr zeigt sich auch, dass Digital- und Offsetdruck im gleichen Haus sich gegenseitig ergänzen. Denn die Weiterverarbeitung der verlagseigenen Zeitschriften – früher ausgelagert – ist nun mit der neuen Broschürenfertigung für den Digitaldruck komplett in der Schulthess-Druckerei möglich. Für die Fälle, wo digital vierfarbig gedruckt werden muss, steht zudem noch ein kleineres Farblasersystem zur Verfügung.

«Insgesamt haben wir nun den gesamten Wertschöpfungsprozess im eigenen Haus – alles in traditionell hoher Qualität.»

Noch ein weiterer Blick nach vorn: Seit Mai 2004 ist Felix C. Lavater auch Vorsitzender der Geschäftsleitung des Mutterhauses. Und das bringt ein ordentliches Paket zusätzlicher Aufgaben mit sich. «Mein Ziel ist es, dass jeder einzelne Schulthess-Geschäftsbereich mit hoher Eigenkompetenz im Markt auftreten und bestehen kann.» Die Druckerei jedenfalls ist bereits auf dem Weg.

Kasten Digimaster 9110

Die digitale Schwarzweissmaschine Digitmaster 9110 druckt pro Minute 110 A4- oder 55 A3-Seiten. Das Gerät ist damit geeignet für ein monatliches Druckvolumen von 200000 bis einer Million Seiten. Die maximale Papierkapazität umfasst 9 Magazine mit total 12000 Blatt.

Mit dem Heidelberg Imagedirect 665 Scanner lassen sich Dokumente zwischen A5 und A3 in Papierform direkt vervielfältigen und vergrösseren oder verkleinern (25–400%); das in einer Geschwindigkeit von bis zu 65 Scans pro Minute.

Die Digimaster 9110 kann durch verschiedene optionale Module erweitert werden. Dazu gehörten der Booklet Maker und der Online-Bindeautomat Perfect Binder (bei Schulthess Druck nicht verwendet). Dieser fertigt mittels Heissklebe­technologie bis zu 40 mm starke, mit Umschlag versehene Dokumente in den Formaten US-Letter und A4. Die Bindeeinrichtung kann auch offline manuell bedient werden und akzeptiert dann beliebige Formate zwischen 100 x 60 mm und 305 x 357 mm. In jedem Fall sind Grammaturen von etwa 60 bis 250 g/m² verwendbar, auch glanzlackierte Papiere und ausgeschnittene oder transparente Materialien.

Der Online-Inserter schiesst automatisch Sondermaterial ein wie z.B. Farbkopien, Offsetdrucke, Fotopapier für komplexe Dokumentenfertigung und Transparentfolien zu. Papierkapazität 4000 Blatt, 60–200 g/m².

Für die hohe Druckqualität der Digimaster ist unter anderem die LED-Technologie verantwortlich. Diese erzeugt konstant scharfe Konturen und einen guten Kontrast.

Weiter bietet die Digimaster 9110 eine webbasierende Benutzeroberfläche, einen Print-Controller für Standard-Emulationen PCL6 sowie PostScript Level 3; dazu Efi Velocity DPS/DWS, die intelligente Fiery-Technologie für gemischte Schwarzweiss- und Farbdokumente.

Neben der Digimaster 9110 hat Danka auch die neuste Digimaster E150 im Angebot: Sie druckt 150 A4-Seiten pro Minute und hat eine Kapazität von 8000 Blatt, mit dem optionalen Inserter 12000 Blatt.

Weitere Informationen: Danka Schweiz AG, Business Center Deutschschweiz, Altgraben 23, 4624 Härkingen

Tel. 0848 76 77 78, Fax 0848 76 77 79, www.danka.ch

Kasten Schulthess Druck AG

Die Schulthess Juristische Medien AG ist mit einem Programm, das zurzeit rund 1600 lieferbare Publikationen (davon über 100 französischsprachige Titel) aus allen Rechtsgebieten sowie 17 juristische Zeitschriften umfasst, der bedeutendste Schweizer Verlag für rechtswissenschaftliche Literatur. Das Verlags- und Druckhaus wurde 1791 vom Zürcher Chorherrn und Theologieprofessor Dr. h.c. Johannes Schulthess gegründet und befindet sich bis heute in der Hand der Familie.

Zunächst brachte der Verlag Schulbücher, theologische und geschichtliche Schriften heraus, im 19. Jahrhundert auch so prominente Titel wie die Erstausgabe von Ulrich Zwinglis Gesamtwerk oder Karl Dändlikers «Geschichte des Schweizervolkes» – ausserdem eine wöchentliche «Damenzeitung». Die «Schulthess’sche Buchhandlung » wurde 1832 angegliedert.

Im 20. Jahrhundert profilierte sich Schulthess als juristischer Fachverlag in den Bereichen Recht, Wirtschaft und Steuern und schloss sich 1970 mit dem Polygraphischen Verlag zusammen. Die Druckerei wurde 1979 in die Arbenzstrasse verlagert und ist seither als Schulthess Druck AG eine eigenständige Tochter. Im Buchhandelsgeschäft kamen die Lausanner Librairie Centrale et Universitaire und eine Fachbuchhandlung in Basel hinzu, das klassische Versandgeschäft wurde mit einer Internetbuchhandlung ergänzt. Schulthess ist am Online-Service der schweizerischen juristischen Datenbank Swisslex beteiligt.

In der Druckerei stehen neben der Digimaster 9110 noch vier Heidelberg-Offsetmaschinen: eine Fünffarben-, zwei Zweifarben- und eine Einfarbenmaschine.

Die Schulthess Druck AG beschäftigt heute 30 Angestellte.

Kontakt: Schulthess Druck AG, Arbenzstrasse 20, 8034 Zürich

Tel. 01 383 66 50, Fax 01 383 79 45, www.schulthessdruck.ch / www.schulthess.com