Serie OS X: Classic-Umgebung
Brückenbauer Classic-Umgebung
Eine funktionierende Classic-Umgebung schafft Produktionssicherheit. Die richtigen Einstellungen für Prepress finden Sie in diesem Artikel.DAVID UHLMANN Für viele, die auf Mac OS X umsteigen, bleibt die Auseinandersetzung mit einer Classic-Umgebung auf der Strecke. In vielen Fällen kommt schliesslich ein Systemordner zum Einsatz, der schon eine mehr oder weniger lange Leidensgeschichte hinter sich hat. Es liegt auf der Hand, dass ein Classic-Systemordner für den Betrieb in Mac OS X besonders gut funktionieren sollte, schliesslich ist das Arbeiten in den alten Programmen so schon mühsam genug. Wenn dann die Schicht zwischen modernem OS X und den OS-9-Applikationen nicht reibungslos läuft, machen sich Probleme schnell im Endprodukt bemerkbar, Frustration ist die Folge.
Notwendiges Übel?
Die Frage nach dem (Un-)Sinn einer Classic-Umgebung stellt sich für einen Druckvorstufenbetrieb gar nicht: Zu gross sind die Abhängigkeiten in Bezug auf Ausgabe, Schriften, Programme. Was vorher funktioniert hat, kann unter Mac OS X in einer unglücklichen Verkettung zu einem Hürdenlauf werden. Sicher, mit dem neuen Betriebssystem lässt es sich wunderbar produzieren, was aber, wenn das alte Dokument partout die Ausgabe verweigert? Dann ist guter Rat teuer bzw. eine sauber funktionierende Classic-Umgebung Pflicht.
Classic installieren
Wie eingangs erwähnt, ist eine möglichst «frische» Mac-OS-9-Installation die Grundlage für einen sicheren Betrieb. Die Umgebung kann mit der «Software Install»-CD installiert werden, sie liegt jedem Mac bei. Zusätzlich kommen Programme und Erweiterungen für Drucker und das Schriftenhandling dazu.
Schriftenhandling
Beim Fonthandling gibt es grundsätzlich zwei Wege:
n Schriften werden via Suitcase in Mac OS X in die OS-9-Umgebung weitergegeben. Extensis installiert dazu während der Installation von Suitcase X1 eine «Suitcase Bridge» sowie die «Suitcase Extension» in den Systemerweiterungen von Classic. Wer sie nicht braucht (z.B. wenn ATM Deluxe benutzt wird), sollte diese beiden Dateien unbedingt löschen. Falls Suitcase in OS X die Schriften auch für Classic zur Verfügung stellt, wird ATM Light in der Mac-OS-9-Umgebung benötigt.
n Die zweite Möglichkeit besteht darin, dass ATM Deluxe die Schriftenverwaltung für Classic regelt. Diese Variante ist mit Abstand die beste Lösung, da damit beim Fonthandling das vorherige Mac OS 9 komplett abgebildet wird. Gerade problematische Fonts werden so zuverlässiger geladen.
Erfahrungen haben gezeigt, dass der Adobe-PS-Druckertreiber im Zusammenspiel mit der Classic-Umgebung eher zu Abstürzen neigt als der LaserWriter von Apple. Für die «Qualität» der PostScript-Ausgabe ist so oder so die Applikation zuständig, daher kann benutzt werden, was besser funktioniert. Die PPDs können am alten Ort unter «Systemerweiterungen» > «Druckerbeschreibungen» platziert werden.
Optimieren?
Ein Classic-Systemordner sollte möglichst wenige Drittherstellererweiterungen beherbergen, was nach einer Standardinstallation der Fall ist. Die Frage, ob bestehende, von Apple mitgelieferte Erweiterungen gelöscht werden sollen, kann mit einem klaren «Nein» beantwortet werden. Der Grund liegt darin, dass einige Applikationen das Vorhandensein der Erweiterung voraussetzen. Wenn sie nicht mehr da ist, funktioniert das Programm nicht mehr. «Einspruch», würden manche nach dieser Aussage rufen, «Mac OS X verwaltet nun die Ressourcen.» Das mag stimmen, aber die Erweiterungen im Classic-Ordner leiten Anforderungen an die richtige Stelle, das neue OS X, weiter. Sie erfüllen also oft nur noch die Aufgabe eines Vermittlers, nicht mehr und nicht weniger. Ein wichtiger Punkt hingegen ist das Setzen der korrekten Berechtigungen, damit die Mac-OS-9-Applikationen ihre Präferenzen weiterhin am gewohnten Ort sichern können. Sie lassen sich sonst nicht starten. Das Prinzip der Berechtigungen wurde in der letzten Ausgabe des Publishers eingehend besprochen. Ein entsprechendes Script stellt der Autor auf Anfrage (per E-Mail) gerne zur Verfügung.
Backup
Da die Classic-Umgebung sehr empfindlich reagiert, wenn sie «abgeschossen» wird, sollte nach der Konfiguration von OS 9 ein Backup gemacht werden, am besten auf CD-ROM. So lässt sich Classic bei Bedarf sehr einfach ersetzen und das mühsame Zusammensuchen der benötigten Ressourcen entfällt.
Das Wichtigste in Kürze
- Verwenden Sie wenn möglich den Apple LaserWriter als Postscript-Treiber. Der Adobe-PS kann gerade in XPress zu Abstürzen führen.
- Beenden Sie die Classic-Umgebung immer via Menüleiste und nicht mit «Sofort beenden». Sie geht sonst sehr schnell kaputt.
- Legen Sie nach der Classic-Installation ein Backup der gesamten Umgebung auf eine CD-ROM an, um den ganzen Ordner «Classic» bei Bedarf wieder zurückkopieren zu können.
- Verwenden Sie immer einen frischen Systemordner. Solche, die bereits über Jahre im Einsatz waren, führen oft zu kaum bekannten Problemen, gerade wenn Treiber installiert waren. Mit jedem Mac bekommen Sie die Softwareaktualisierung, eine CD/DVD, auf der sich ein Systemordner speziell für die Classic-Umgebung befindet
- Wenn Sie nicht mit Suitcase X1 arbeiten, benötigen Sie einen eigenen Schriftenverwalter, ATM Deluxe. Zusammen mit ATR (Adobe Type Reunion) gibt es keine Konflikte. In der Regel werden die Zeichensätze mit ATM Deluxe zuverlässiger geladen als mit Suitcase X1 in der Mac-OS-X-Umgebung.
- Wenn Sie mit Suitcase X1 in Mac OS X arbeiten, benötigen Sie ATM Light zur Darstellung der Postscript-Fonts in der Classic-Umgebung. Diese Erweiterungen verursachen in der aktuellen Version keine Konflikte.