Performancetest: AMD-Athlon vs. PowerMac
AMD wetzt alte Scharten aus
Lange Zeit galt: Wer mit Photoshop arbeitet, sollte die Finger von einem AMD-Rechner lassen. Doch diese Faustregel ist überholt.MATTHIAS SCHÜSSLER Hände weg von AMD, für Photoshop-Anwender ist eine Intel-CPU die bessere Wahl: So lautete das Fazit des Publisher-Performancetests in Ausgabe 3-2001, in dem ein AMD-Rechner gegen Konkurrenten von Intel und gegen einen PowerMac G4 antreten musste und regelrecht einbrach.
Knapp vier Jahre später ist die Intel-freundliche Faustregel überholt – AMD hat die Hausaufgaben gemacht und liefert Rechner aus, die weder den Vergleich mit Intel- noch mit PowerPC-Prozessoren zu scheuen brauchen. Rechner mit AMD-Prozessoren arbeiten schnell, bringen einen hervorragenden Datendurchsatz und agieren äusserst agil. Und das trotz des vergleichsweise günstigen Preises von rund 1200 Franken. Ein Grund dafür dürfte darin liegen, dass AMD inzwischen den SSE2-Befehlssatz voll unterstützt. Die Streaming SIMD Extensions 2 beschleunigen die Verarbeitung von Bildern oder digitalem Video markant – ohne sie wird die Arbeit mit Photoshop zu einem nervenzehrenden Geduldsspiel. Intel hat die Erweiterung des x86-Befehlssatzes mit dem Pentium 4 eingeführt und AMD baut sie inzwischen in den Athlon 64, den Athlon 64 FX und den Opteron ein.
Viel heisse Luft bei Intel
Im Test beweist der AMD Athlon, dass die Leistung eines Prozessors längst nicht allein von der Taktfrequenz abhängt. Der Athlon 64 3500+ weist einen Realtakt von 2,2 Gigahertz auf und tickt damit langsamer als der Intel Pentium 4 mit 2,4 GHz. Die Photoshop-Tests absolviert der Athlon aber in knapp der Hälfte der Zeit, die der Pentium-4-Rechner braucht. Obwohl AMD-Prozessoren um rund einen Drittel tiefer getaktet sind, bringen sie, wie vom Hersteller postuliert, die ähnliche Leistung wie eine Intel-CPU. Auch die beiden Mac-Rechner haben sich im Publisher-Vergleich trotz vergleichsweise niedrigem Takt bestens platziert. Intels Strategie, mit möglichst imposanten Gigahertz-Zahlen Eindruck zu schinden, überzeugt angesichts dieser Resultate nicht. Der Dell Precision mit zwei Intel-Xeon-Recheneinheiten ist im Publisher-Performancetest zwar der unangefochtene Sieger. Die hohe Zahl an Rechenzyklen führen zu einer enormen Wärmeabgabe, und die wiederum macht laute Lüfter notwendig. Ein lärmiger Rechner ist aber nicht wirklich ein angenehmes Arbeitsgerät.
AMD mit schnellem Datenbus
Der SSE2-Befehlssatz und die leistungsfähige Athlon-Architektur sind nicht allein ausschlaggebend für das gute Abschneiden des AMD-Rechners. Er brilliert in allen Aufgaben, in denen es auf einen schnellen Datendurchsatz ankommt. Beim Öffnen von Bildern, beim Starten von Programmen und beim Speichern lässt unser AMD-Rechner die teilweise um ein vielfaches teurere Konkurrenz hinter sich. Das Geheimnis dieser überzeugenden Performance ist der Serial-ATA-Datenbus (S-ATA): Dieser Ende 2000 vorgestellte Standard transportiert Daten seriell Bit für Bit, und nicht, wie der herkömmliche ATA-Standard, parallel in Häppchen von 16 Bit. Mit S-ATA sind im Moment Datendurchsatzraten von 150 Megabyte pro Sekunde möglich.
Dank dem schnellen Datenaustausch zwischen Festplatte und Prozessor erstellt unser AMD-Testrechner ein PDF/X-3 einer 68-seitigen Publikation in weniger als einer Minute: Das ist fast so schnell wie ein rund neunmal so teurer High-End-Bolide von Dell (siehe dazu den Performancetest im Publisher 5-2004 ab Seite 36) die gleiche Aufgabe bewältigte und nur ein Drittel der Zeit, die der Mac benötigt.
Der zweite Rechner, den wir für diesen Performancetest angesehen haben, ist der Apple G5 mit einem 1,8-GHz-Prozessor. Er liefert ordentliche, wenn auch nicht überragende Ergebnisse – gewinnt aber einmal mehr die Schönheitskonkurrenz. Aus ästhetischer Sicht ist Intel oder AMD Jacke wie Hose, denn an den Aluminiumchic und den Charme der G5-Modellreihe kommt kein schnödes PC-Gehäuse heran.
Kasten: Die Testrechner
- Dell Precision mit zwei Xeon-Prozessoren mit 3,2 GHz, 4 GB RAM, RAID
- Apple G5 mit zwei 2,5-GHz-Prozesoren, 4 GB RAM
- Apple G5 mit einem 1,8-GHz-Prozessor, 2 GB RAM, 80 GB Festplatte, 2699 Franken
- AMD Athlon 64 3500+ (2,2 GHz Realtakt), 512 MB RAM, S-ATA-Festplatte, ca. 1200 Franken
- No-Name-PC mit Pentium 4 mit 2,4 GHz Takt (2 Jahre alt)
Kasten: Die Resultate
Aufgabe | Dell | G5 2×2,5 | G5 1,8 | AMD | No Name Intel |
Photoshop starten | 6.5 | 6.0 | 15.5 | 10.0 | 13.0 |
Extrahieren (Pinselbreite 110) | 18.5 | 22.5 | 35.0 | 67.0 | 134.0 |
Gaussscher Weichzeichner | 0.7 | 1.7 | 5.0 | 12.5 | 60.0 |
Auflösung erhöhen (von 200 auf 600 dpi) | 0.4 | 1.5 | 2.5 | 1.0 | 1.0 |
Beleuchtung (Standardeinstellungen) | 2.0 | 2.5 | 4.5 | 7.0 | 33.5 |
CMYK in RGB umwandeln | 2.5 | 2.0 | 4.5 | 6.0 | 8.0 |
JPG-Export | 8.0 | 18.5 | 28.0 | 32.0 | 27.5 |
Unscharf maskieren | 1.0 | 1.0 | 2.0 | 2.0 | 4.0 |
Bild öffnen | 2.0 | 3.5 | 5.5 | 2.0 | 3.0 |
RGB in CMYK umwandeln | 2.5 | 2.5 | 5.0 | 9.0 | 45.5 |
Speichern | 3.5 | 5.5 | 8.0 | 3.0 | 6.5 |
InDesign: PDF-Export | 55.0 | 64.5 | 173.5 | 57.5 | 129.0 |
Total (Zeit in Sekunden) | 102.6 | 131.7 | 289.0 | 209.0 | 465.0 |
Nur Photoshop | 47.6 | 67.2 | 115.5 | 151.5 | 336.0 |
In Prozent | 100 | 141 | 243 | 318 | 706 |