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Test: Konica Minolta Dynax D7 und Canon EOS D 20

Neue Digi-SLRs von Canon und Konica Minolta im Vergleich

Einstieg in die Profiliga

Canon und Konica Minolta haben mit der EOS 20D und der Dynax 7D seit Kurzem neue Spiegelreflexkameras eingeführt, die auf die Bedürfnisse von professionellen Anwendern und engagierten Hobbyfotografen zugeschnitten sind.

n MARKUS ZITT Digitale Spiegelreflexkameras (Digi-SLR bzw. DSLR) bieten alles, was man zum professionellen Fotografieren braucht. Besonders interessant für berufliche Anwender im Publishing-Umfeld sind die robusten semiprofessionellen Modelle (Prosumermodelle), obwohl sicher mancher mit einem hochauflösenden und ebenso hochpreisigen Profimodell liebäugelt. Im Unterschied zu Profikameras wie der Canon EOS 1Ds oder der Nikon D2x haben Prosumer-SLRs wie die Canon EOS 20D und die Konica Minolta Dynax 7D zwar weniger Auflösung und sind etwas langsamer, dafür besitzen sie ein relativ kompaktes und leichtes Kameragehäuse mit einem integrierten Blitz für Lichtnotfälle. Was man bei Prosumermodellen gegenüber teuren Profikameras einspart, kann man in zwei Jahren bereits in ein neues Modell investieren werden, denn dann dürfte erneut eine deutlich bessere Kamerageneration zum Kauf einladen.

Gegenüber den nochmals eine Stufe günstigeren Einsteiger-SLRs (z.B. Canon EOS 300D) überzeugen Prosumer-Modelle mit robusterem Gehäuse, einer erweiterten Lichtempfindlichkeit (ISO-Bereich) und einigen für wahre Profis nützlichen Details. Dazu gehören etwa der Anschluss für Studioblitzgeräte, zurückhaltendere kamerainterne Bildaufbereitung (z.B. weniger Schärfung, für Direktdruck) und mehr Detaileinstellungen.

Konica Minoltas erster Versuch

Die Listenpreise der Canon EOS 20D und der Konica Minolta Dynax 7D liegen knapp unter 2500 Franken. Während die 20D bereits Canons vierte Generation (nach D30, D60 und 10D) in dieser Klasse darstellt, ist die Dynax 7D das erste Modell von Konica Minolta, wenn man von Modellen aus der Steinzeit der Digitalfotografie absieht. Aufgrund der technischen Daten und des Umstands, dass die Dynax 7D eigentlich vor zwei Jahren hätte erscheinen sollen, wäre nicht die Fusion von Konica und von Minolta dazwischen gekommen, müsste die Dynax eigentlich eher mit der anderthalbjährigen EOS 10D verglichen werden.

Beweglicher Chip

Die EOS 20D und die Dynax 7D fallen beide durch ihren Chip auf dem Markt der bezahlbaren DSLRs auf. Bei Canon ist es die hohe 8-Mpx-Auflösung, die bislang nur Profi-DSLR- und den All-In-On-Kameras wie der Sony Cyber-shot DSC-F828 vorbehalten war. Mit 6,1 Mpx ist der Chip der Dynax 7D bezüglich Auflösung typisch für günstige DSLRs. Speziell an ihm ist, dass er sich während der Aufnahme bewegen kann, um Bewegungen des Fotografen zu kompensieren und so Verwacklungsunschärfe zu reduzieren. Im Vergleich zur bislang üblichen Bildstabilisierung mittels eines beweglichen Linsenelements in einem entsprechenden Objektiv hat dieser AntiShake-CCD mehrere Vorteile. Die teure Stabilisierung in Objektiven wird überflüssig, die Stabilisierung funktioniert bis auf wenige Ausnahmen mit jedem Objektiv (auch mit älteren) und sie lässt sich auch mit reinen Weitwinkelobjektiven (z.B. für Innenräume) einsetzen. Die Stabilisierung bringt zwei bis drei Lichtwerte, die der Fotograf auf verschiedene Weise nutzen kann, nicht nur um notgedrungen mit längeren Verschlusszeiten arbeiten zu können, sondern auch, um gezielt mehr Tiefenschärfe durch eine kleinere Blendenöffnung oder rauschärmere Fotos durch niedrigere ISO-Werte zu erzielen. Die Stabilisierung ist übrigens besonders bei Teleobjektiven schon im Sucher sichtbar und führt zu schärferen bzw. weniger verwackelten Bildern. Sie ersetzt allerdings kein Stativ. Mit langen Zeiten fotografiert, sind die Fotos zwar weniger verwackelt, aber nicht etwa gestochen scharf.

Der Bildstabilisator verbraucht übrigens wie die automatische Scharfstellung (AF) Energie. Canon spricht von einer Reduktion der Akkureichweite um 20%, während es von Konica keine konkreten Angaben über einen erhöhten Strombedarf gibt. Laut Manual reicht der LiIonen-Akku (1500 mAh) der Dynax für 400 Aufnahmen. Im Praxistest mit zeitweisem Einsatz von Anti-Shake reichte der Akku für 360 Aufnahmen, was für Digitalkameras ein guter Wert ist. Irritierend ist übrigens das Batterieanzeigesymbol der Dynax, das eine volle Ladung durch eine halbvolle Batterie darstellt. Dass aber noch weitaus mehr Fotos mit einer Akkuladung möglich sind, zeigt die EOS 20D mit dem neuen LiIonen-Akku von Canon BP-511A (1390 mAh). Bei ihr reichte eine Akkuladung für über 1000 Fotos, wobei ebenfalls zeitweise ein Objektiv mit eingeschaltetem Bildstabilisator benutzt wurde.

Beide Geräte rauscharm

Beide Kameras verwenden einen Chip im Halbformat, was zu einer Brennweitenverlängerung von Faktor 1,6 führt. Während Konica auf einen konventionellen Interline CCD setzt, kommt bei der EOS 20D ein CMOS-Chip zum Einsatz. Im Gegensatz zu CCDs sind CMOS-Chips günstiger herzustellen und weniger energiehungrig, doch sollen sie anfälliger auf Rauschen sein. Wie schon in der Vergangenheit kann Canon diesen Negativaspekt in der Praxis widerlegen. Die Fotos beider Kameras fallen sehr rauscharm aus, wobei die EOS die Dynax gar etwas übertrifft. Vom Rauschen her betrachtet liegt das 800 ISO-Foto der Dynax etwas über dem 800 ISO-Foto der EOS, zeigt jedoch weniger Rauschen als eine 1600 ISO-Foto der EOS. Erst bei 1600 ISO fällt bei beiden DSLRs das Farbrauschen auf, und erst bei 3200 ISO beginnt es wirklich zu stören, wobei die Foto immer noch brauchbar bleiben. Kompaktkameras mit ihren kleineren Chips liefern dagegen schon bei 400 ISO auf eine zweifelhafte Art «berauschende» Ergebnisse. Der ISO-Bereich erstreckt sich bei beiden von 100 ISO bis 1600 ISO, kann aber nach Freigabe im Menü bis auf 3200 ISO erweitert werden.

Ausstattung

Beide Kameras bieten den üblichen Funktionsumfang für ein DSLR. Die drei Lichtmessmethoden (selektiv, integral und Mehrfeld) werden durch manuelle Einstellmöglichkeiten für Zeit- und Blende- sowie die üblichen Belichtungsprogramme Voll-, Programm-, Zeit- und Blendenautomatik ergänzt. Die EOS bietet zusätzlich Schärfentiefen- und Motivprogramme, die Dynax drei konfigurierbare Programme. Hinzu kommen Belichtungsreihen und Weissabgleichreihen. Der Weissabgleich (WB) erfolgt automatisch über die Eingabe von Kelvin-Graden, per manuellem Abgleich oder mittels Wahl einer Lichtsituation (sonnig, wolkig, Kunstlicht etc.).

Erleichterte Dateihandhabung

Die Kameras zeichnen auf Compact-Flash-Karten (Typen I und II) auf und können Fotos sowohl im JPEG- als auch im RAW-Fomat sichern. Möglich ist auch, von einem Foto beide Formate simultan zu erzeugen, das JPEG für die sofortige Nutzung und Übersicht am PC, das RAW als digitales Negativ.

Bislang konnten die günstigen Canon DSLRs zwar simultan JPEG und RAW-Format aufzeichnen, doch wurden dabei die JPEGs in RAW-Dateien eingebettet. So musste man in jedem Fall die Canon Software nutzen, um entweder schnell die JPEG zu entnehmen oder von RAW in JPEG zu konvertieren. Verbessert hat Canon auch die Benennung von RAW-Dateien. Statt, dass diese CRW_01234.CRW heissen, beginnen sie wie die JPEGs mit IMG, worauf eine Seriennummer und die neue Dateiendung .CP2 folgt. So bleibt zusammen, was zusammen gehört, was man beim Sortieren und Archivieren zu schätzen weiss. Als Software gibt es Digital Photo Pro (DPP), der im modernen Look daher kommt. Eine professionelle Software, wie sie Nikon mit Capture bietet, vermisst man im Sortiment von Canon. Minolta verspricht mit DiMAGE Master dagegen ein solche, die im Test jedoch nicht zur Verfügung stand.

Beide Kameras zeichnen sRGB und Adobe-RGB auf. Die Minolta kennt mit sRGB+ noch einen zweiten Standard-RGB-Farbraum mit besonders natürlichen Farben und bettet das Adobe-Profil in JPEG-Dateien mit der Endung .JPE ein. Bei der Canon EOS 10D stand das Adobe-Profil nur als alternativer Bildparameter zur Verfügung. Neu können auch Bildparameter (z.B. Kontrast, Farbsättigung) für Adobe-profilierte Fotos festgelegt werden. Auch die Dynax kennt entsprechende Bildeinstellungen.

Besonders interessant ist der neue Schwarzweiss-Parameter, der Graustufenbilder erzeugt. Dabei kann man virtuelle Farbfilter vorschalten, statt etwa einen farbigen Glasfilter aufs Objektiv zu schrauben. Gelb, Orange und Rot erhöhen den Kontrast (Bsp. dunkler Himmel mit leuchtend weissen Wolken), Grün (z.B. für Porträts) schwächt ihn ab. Diese Graustufenbilder können zusätzlich noch monochrom in einen Sepia-, Grün-, Violett- und Blauton eingefärbt werden.

Dynax im Heavy-Metal-Stil

Beide Kameras wirken sehr robust. Besonders die Dynax (150 x 106 x 77,5 mm, 760 g), die an alte Metallkameras erinnert. Ihr kantiges Design sowie die Oberfläche wirkt strukturierter und fast schon etwas überladen. Auffallend an der Dynax ist ihr 6,3 cm grosser TFT-Farbmonitor mit 207000 px, der Bilder allerdings etwas flau wiedergibt. Im Aufnahmebetrieb können die wichtigsten technischen Daten angezeigt werden. Dies ist praktisch, wenn die Kamera in Augenhöhe, z.B. auf einem Stativ, bleiben soll. Die EOS nutzt für diese Infos ein kleines, gelb beleuchtbares LCD-Mäusekino. Ihr 1,8-Zoll-TFT-Farbmonitor ist deutlich brillanter, zeigt mit knapp 118000 px jedoch weniger Details. Das Gehäuse der EOS 20D misst 144 x 105,5 x 71,5 mm, wiegt 685 g, ist runder und wirkt gesamthaft moderner.

Äusserliche Unterschiede zwischen der Canon EOS 20D und ihrer Vorgängerin, der EOS 10D, sind kaum auszumachen. Doch die 20D wirkt etwas kompakter, was auf einen minimal kleineren, aber ergonomischen Griff zu führen ist. Der Betriebsschalter kennt drei Positionen: Aus, Ein und Ein mit aktiviertem (Daumen-)Funktionsrad. Bei der 10D gab es für Letzteres einen separaten Schalter. Neu ist ein Multicontroller, der wie ein Joystick oder eine 5-Weg-Taste zu bedienen ist und zur Navigation im Menü oder zur Wahl einer der 9 AF-Stellen (10D: 7, D30/D60: 3) im Sucher dient. Alternativ kann die Stelle über das Funktionsrad erreicht werden, was jedoch mehr Zeit kostet.

Ansonsten erfolgt die Bedienung mit vorderem Einstellrad (Blende) und per Daumen am Funktionsrad (Zeit, Helligkeitskorrektur, Menü-Scrollen). Die Dynax besitzt ähnliche Bedienelemente. Vorderes und hinteres Rad sind im Menü nach Vorliebe mit Blende oder Zeit belegbar. Es gibt ebenfalls eine Mehrwegtaste, um Funktionen im Menü oder im AF-Spotmodus eine der 9 AF-Stellen im Sucher anzuwählen.

Bedienung ohne doppelt belegte Tasten

Im Unterschied zur EOS verzichtet die Dynax weitgehend auf doppelt belegte Tasten, sondern bietet – zum Beispiel für den Aufnahmemodus oder für den Autofokus – jeweils separate Drehschalter. Auch die Belichtungskorrektur und die Blitzlichtkorrektur werden über ein mechanisches Drehrad verstellt, das an der Stelle der Rückspulkurbel analoger Kameras liegt. Gesamthaft vermitteln diese Gehäusetasten der ganzen Kamera einen professionellen Eindruck und lassen selbst beim hektischen Fotografieren wenig Spielraum für eine falsche Tastenwahl.

Die Menüpunkte der EOS werden vertikal durchgescrollt und dann werden Funktionen oder Registerkarten aufgerufen. Per Jump-Taste springt man zur nächstgelegenen, farblich gekennzeichneten Hauptkategorie.

Das Menü der Dynax ist minoltatypisch, braucht aber trotzdem etwas Gewöhnung. Rechts oben wird eine von vier Kategorien (z.B. Wiedergabe) gewählt, dann stehen die farblich entsprechenden Registerkarten links zum Durchscrollen bereit. Navigiert wird über die erwähnte Vierwegtaste mit zentraler Ok-Taste.

Aussergewöhnlich ist die Einstellung der Weissabgleich-Variationserie. Während andere Kameras dabei den Weissabgleich um einige Stufen wärmer oder kälter variieren können, gibt es bei der EOS 20D ein Koordinatensystem. (siehe Bild: Weissabgleich aus einer X-Achse zwischen Blau und Orange sowie der Y-Achse für Rot und Grün. Dort wird irgendwo der optimale Wert platziert, und daran werden die beiden Variationpunkts ausgerichtet.

Praxis

Während beim Einschalten oder beim Start aus dem Stand-By-Modus die EOS 10D gut zwei Sekunden braucht, ist die EOS 20D im Nu (0,3 Sekunden) bereit. Die Dynax braucht etwa eine Sekunde. Trotz der höheren Bildauflösung kann die EOS 20D auch bei Serienfotos die attraktiveren Daten verbuchen. Sie schiesst 5 JPEG-Fotos pro Sekunde (fps) für ganze 23 in Folge, wobei allerdings das Tempo sich nicht auf einen niedrigen Wert reduzieren lässt. Die Dynax schafft immerhin 3 JPEG-Fotos in der Sekunde und zeichnet dabei bis 12 in Folge auf.

In der Praxis ist die EOS 20D schnell und auch stets bereit. Die Dynax 7D benötigt bei Dauerfeuer öfters eine Verschnaufpause zum Speichern.

Die Fotos von der EOS 20D sind jenen der Dynax 7D punkto Schärfe überlegen. Der Grund darin liegt allerdings nicht in der höheren Auflösung, wie ein paralleler Vergleich mit Aufnahmen der EOS 10D zeigt, die ebenfalls die Dynax 7 übertrifft. Hinsichtlich der Farben gefallen die Resultate beider Geräte. Die Fotos zeigen natürliche Farben. Schade, dass die Belichtungsmessung nicht immer ins Schwarze trifft.

Fazit

Die Canon EOS 20D und Konica Minolta Dynax7D vermögen bei der Bedienung, bei der Ausstattung und beim Output zu überzeugen. Die Dynax 7D bietet ein gutes Preis-Leistungsverhältnis und besticht durch ihren professionellen Funktionsumfang und die praktischere Bedienung. Die EOS 20D erweist sich dagegen als sehr ausgereiftes Modell und ist in den meisten Punkten der Dynax 7D mehr oder weniger überlegen. Sie entpuppt sich als momentaner Leader im Prosumer-DSLR-Angebot.