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InDesign PageMaker Edition: Bitte umsteigen!

Adobe-PageMaker-Anwender erhalten die Möglichkeit, auf die Publishing-Plattform der nächsten Generation aufzuspringen.

Endstation, bitte umsteigen ...

Die schätzungsweise eine Million aktiven PageMaker-Anwender weltweit erhalten nun von Adobe die Möglichkeit, mit InDesign CS ihre Dokumente weiter zu pflegen. PageMaker-spezifische Funktionen werden dabei mittels Plug-in in InDesign CS geladen.

ANDREAS BURKARD Der Name PageMaker ist eng verbunden mit der Geburtsstunde des Desktop Publishing. PageMaker 1.0 kann zusammen mit FreeHand 1.0 als erste kommerzielle Gesamtlösung im damals neuen und revolutionären DTP betrachtet werden. Texteingabe, einfaches Seitenlayout und elementare Grafikfunktionen auf Vektorbasis konnte erstmals kombiniert und auf einem PostScript-Drucker ausgegeben werden.

PageMaker wurde kontinuierlich wei­terentwickelt. Mitte der Neunziger­jahre übernahm Adobe von Aldus die Rechte für PageMaker. Eine fehlende Redaktionslösung war damals der Hauptgrund, dass die Firma Quark mit XPress und dem QPS (Quark Publishing System) den Layoutmarkt sehr schnell unter ihren Einfluss bringen konnte. Erst die neueren Versionen von Adobe InDesign konnten die Marktbeherrschung von XPress aufheben.

Totgeglaubte leben länger

Von all diesen Machtverschiebungen unbeeindruckt, hielt sich der PageMaker tapfer. Erstaunlich viele Firmen und Lehrer erstellen nach wie vor mit PageMaker Hauszeitschriften, Broschüren, Betriebsanleitungen, Schulungsunterlagen und Handbücher. Die einfache Bedienung wird geschätzt.

Laut Markforschungen setzt sich die Million Anwender aus einem Drittel Grafiker und Designer zusammen. Über 50 Prozent der Anwender sind Betrieben ausserhalb der grafischen Branche zuzuordnen. Die restlichen PageMaker-treuen Anwender sind im Bildungsbereich auszumachen.

Mitte 2001 kam mit PageMaker 7.0 das letzte Update auf den Markt. Nebst vielen mitgelieferten Vorlagen wurden einige Filter erneuert, allem voran die wichtige Word-Import-Schnittstelle. Seither herrscht Funkstille. Aus heutiger Sicht wirkt die Gestaltung der Bedienungsoberfläche in PageMaker 7.0 veraltet und mancherorts gar unlogisch. Zu viele wichtige Befehlen wurden beispielsweise lieblos in den Menübefehl «Plug-ins» verfrachtet. Die Einrichtung des Grundlinienrasters und die numerische Positionierung von Hilfslinien sind, verglichen mit InDesign, umständlich.

Neue Wünsche werden nur innerhalb InDesign CS erfüllt

Trotz Einfachheit in der Bedienung ist die Wunschliste vieler PageMaker-Anwender gross:

  • Unterstützung von Mac OS X
  • mehrfaches Rückgängigmachen von Arbeitsschritten
  • Unterstützung von OpenType
  • Nutzung von Transparenz
  • Pfad- und Formsatz
  • Pfeilspitzen auf Linien
  • Erstellung von Farbverläufen
  • verbesserte Tabellenfunktion
  • erweiterte PDF-Erstellung
  • Erwerb von neuen Programm­erweiterungen.
  • Einbindung in Version Cue

PageMaker-Anwender müssen nun erkennen, dass die Weiterentwicklung InDesign vorbehalten ist. Es wird keinen PageMaker für Mac OS X und künftige Windows-Versionen geben.

Gemäss Adobe wird der Verkauf von PageMaker jedoch weitergeführt und der Support bleibt bis auf weiteres gewährleistet. Das Produkt wird aber nicht bedeutend weiterentwickelt. Wenn es der Markt erfordert, kann es durchaus noch sein, dass beispielsweise irgendeine Import-Schnittstelle nachgeliefert wird. Die Entwicklung geht jedoch unmissverständlich und ausschliesslich in InDesign weiter. Dass sich PageMaker in keiner Ausgabe der neuen Creative Suite befindet und somit auch vom Version-Cue-Datei-management ausgeschlossen bleibt, sollte als Aufforderung zum Umstieg aufgefasst werden. Ausgeschlossen bleibt PageMaker auch von der engeren Zusammenarbeit der CS-Programme. Für weitsichtige PageMaker-Anwender ist der Zeitpunkt für den Wechsel nun ideal.

Strategie für den Umstieg

Adobe bietet grundsätzlich drei Lösungen für den Umstieg an:

  • InDesign CS PageMaker Edition
  • nur den Erwerb des PageMakerPlug-in Pack
  • das PageMaker Plug-in Pack als Teil in der Adobe Creative Suite

Die Adobe InDesign CS PageMaker Edition ist für PageMaker-Anwender gedacht, welche bis anhin kein InDesign besassen. Es handelt sich dabei um ein vollwertiges InDesign CS mit dem PageMaker Plug-in Pack. Es kostet 810 Franken und ist voraussichtlich im ersten Quartal dieses Jahres erhältlich. InDesign CS wird dank seiner flexiblen Modularität um nützliche PageMaker-Funktionen erweitert. Die Konvertierung von Dokumenten wurde verbessert.

Zeitgleich ist für InDesign-CS-Besitzer das PageMaker Plug-in Pack auch separat erhältlich. Diese Plug-ins schalten in InDesign CS die unten be­schriebenen Funktionen hinzu. Das Page­Maker Plug-in Pack für InDesign CS kostet 115 Franken (sobald verfügbar, im Publisher-Shop www.publisher.ch/shop erhältlich).

Die dritte Möglichkeit ist für jene interessant, welche die Creative Suite erwerben. Die Adobe Creative Suite wird das PageMaker Plug-in Pack standardmässig enthalten!

Ergänzungen in InDesign CS

Mit dem PageMaker Plug-in Pack können PageMaker-Dokumente ab Version 6.0 in das Format von InDesign CS konvertiert werden. Grundsätzlich war die Konvertierung von PageMaker-Dokumenten in InDesign bis PM-Version 6.5 bereits möglich, doch gab es gewisse Stolpersteine. Geringe Abweichungen, um wenige Tausendstel­­millimeter, im Dokumentformat und in den Objektmassen waren verwirrend und mussten wenn nötig zeitraubend manuell richtiggestellt werden. Oftmals stand der Versatz der ersten Grundline innerhalb eines Textrahmens falsch. Diese und andere falsche Interpretationen bei der Konvertierung sollen nun mit dem PageMaker Plug-in Pack Vergangenheit sein. Laut Adobe soll es sogar möglich sein, mit gewissen Einsschränkungen, defekte PageMaker-Dateien wiederherzustellen.

Ein sehr beliebter PageMaker-Befehl ist die Montage von Seiten. Damit konnten Seiten in einen Dokument ausgeschossen werden. InDesign CS PageMaker Edition bietet mit «InBooklet Spezial Edition» eine ähnliche Funktion. Seit InDesign 2.0 wird InBooklet als Plug-In zum Bogenausschiessen bzw. für die Ausschiesserweiterung von einzelnen InDesign Dokumenten angeboten. Die Ausschiessformen sind mit InBooklet wählbar für Rückenstichbindung, Klebebindung, und Bindungen mit zwei, drei oder vier fortlaufenden Seiten, beispielsweise für einen Leporellofalz. Dabei müssen die Dokumentseiten nicht neu angeordnet werden. InBooklet im PageMaker Plug-In Pack stammt von der amerikanischen PlugIn-Schmiede A Lowly Apprentice Production (ALAP).

Weiter wird InDesign CS ergänzt durch die automatische Aufzählungen. In PakerMaker konnten damit Anwender Absätze markieren und dem Beginn ein Zeichen zuordnen. Die Absatzpalette in InDesign CS PageMaker Edition ist nun ergänzt durch den Befehl «Aufzählungszeichen und Nummerierung». Dort können die gewünschten Zeichen, wie beispielsweise Glyphen einer Zapf- Dingbats-Schrift, vergeben werden.

Mit der viel versprechenden neuen Palette «Datenzusammenführung» können personalisierte Dokumente wie Serienbriefe, Visitenkarten oder Adressetiketten erstellt werden.

Tastenkombinationen können mit dem Plug-in Pack ganz auf PageMaker umgestellt werden.

Ein neues Positionierwerkzeug funktioniert ähnlich wie das Schneidewerkzeug aus PageMaker 7.0 und macht den Wechsel zwischen dem Auswahl- und dem Direktauswahlwerkzeug überflüssig.

Den PageMaker-Anwendern wird so sehr bedacht die Möglichkeit geboten, in InDesign CS auf ähnliche Art und Weise mit Bildern umzugehen, wie sie es bis anhin kannten.

Letztlich werden vom PageMaker Plug-in Pack auch die zahlreichen Adobe- InDesign-CS-Anwender profitieren, welche gar nichts mit PageMaker zu tun haben, aber dennoch die hilfreichen neuen Features nutzen möchten.

Dank der Standard-Benutzeroberfläche von Adobe wird die Einarbeitungszeit verkürzt. Vermutlich werden aber dennoch gewisse PageMaker-Anwender der neuen Layoutumgebung anfangs mit Skepsis begegnen. Sie werden jedoch schnell merken, dass der beste PageMaker InDesign heisst. Und dass halt nichts auf der Welt immer so bleiben kann, wie’s mal war.