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Bilder inszenieren statt reproduzieren

 

Bilder inszenieren statt reproduzieren

Ein Bild, in den Proportionen des Kleinbildformates, viereckig, originalgetreu, ordentlich schnell und schnell langweilig. Eine Anregung zum Ausbrechen.

RALF TURSCHI Jeder auszubildende Mediengestalter weiss es: Das Bild ist in der Kommunikation ein wichtiger Bestandteil, in den Massenmedien sogar das wichtigste Eintrittstor für die Leser, um in einen Artikel einzusteigen. Da alle mir bekannten Scanner nun einmal rechteckige Bilder produzieren, ist es an der Zeit, diese Mauer einzureissen und sich Gedanken darüber zu machen, ob dies in alle Ewigkeit so bleiben muss. Natürlich muss es nicht. Nach dem Scan beginnt die eigentlich schöne Arbeit der Bildgestaltung. Sofern man nicht dem Wahn «originalgetreu» unterliegt. Originalgetreu heisst ja eben zum Beispiel viereckig, weil die meisten Formate viereckig sind. Bilder haben heute weit mehr als Dokumentarcharakter, sie sind inspirierend, regen zum Entdecken an, machen neugierig auf das Bild im Bild. Sie lassen sich vergleichen. Bildfragmente setzen sich im Kopf zu einer Bildergeschichte zusammen oder regen mit bewussten Lücken die Fantasie an. Wer Bilder automatisch viereckig gestaltet, wird sich die Bilderwelt ebenso automatisch nicht erschliessen. Die hier gezeigten Beispiele sind wahllos gesammelt und sollen anregen, über das Freistellen von Objekten und Absoften von Bildkanten hinauszudenken. Der Aspekt der Farbe im Zusammenhang mit «originalgetreu» bleibt diesmal ausgeklammert, es geht vor allem um Inszenierungen. Manchmal sind die Lösungen einfacher, als sie aussehen.

bild8 (zip) Hier wurden zwei Bilder ineinander verschachtelt. Das Hauptbild des Skiläufers wird partiell vom andern Bild abgedeckt, aber nur so weit, dass das Hauptbild erkennbar bleibt. Als Gestaltungsgrundlage diente ein Quadratraster
bild7 (zip) Mit einigen mittelmässigen oder schlechten Bildern kann auf diese Weise eine Geschiche erzählt werden.
bild1 (zip)
bild6 (zip)
Ein Bild durch einzelne Bilder herstellen kennt man vom Programm 2GETHER1 (download: www.2gether1.net). Neu ist hier der Bezug zum Inhalt. Deftig ausgedrückt: Jeder Arsch hat ein Gesicht ...
bild31 (zip) Beim «Doppler»-Effekt werden zwei Bilder, die aus der gleichen oder einer geringfügig verschiedenen Aufnahmeposition aufgenommen wurden, einander gegenübergestellt. Der Betrachter beginnt seinen Blick von Bild zu Bild zu führen, um einen Gesamteindruck zu erhalten. Solche Inszenierungen brauchen natürlich Platz, sie sind jedoch wirkungsvoller als ein grosses Einzelbild, weil sie besser eine Geschichte erzählen können.
bild3 (zip) Die Kombination Bild/Grafik ist anspruchsvoll herzustellen, überrascht dafür im Zeitungsumfeld. Fiktion und Realität verschwimmen, weil der Wagen zum Bildinhalt einen realistischen Bezug aufweist.
bild25 (zip) Bildausschnitt einmal anders. Die Aufmacherdoppelseite irritiert zunächst und macht den Inhalt nicht auf Anhieb sichtbar. Erst das Umblättern erschliesst dem Leser, wie der Trick gemeint ist. Das ganze Sujet ist weiter hinten sichtbar. Das Bild wurde wunderbar zum Titel passend in Szene gesetzt. Zwei Doppelseiten werden für diese Inszenierung benötigt – ein klares Bekenntnis zur Kraft des Bildes. Und zum Design.
bild24 (zip)
bild22 (zip) Eine relativ einfache Lösung mit zwei Bildern, die transparent aufeinander liegen. Sie greifen das Thema «Gerichts­psychiatrie» auf treffende Art auf. «Heil oder krank?» scheint das Bild zu fragen.
bild21 (zip) Hier liegen zwei Photoshop-Bilder übereinander, eines negativ, eines positiv. Deckungsgleich positioniert.
bild20 (zip) Solche Bildmontagen sind nur durch mehrere Programme möglich: Hier beteiligt: Illustrator, Photoshop und XPress.Durch die Montage entstehen neue Kunstwerke, die es in Wirklichkeit nicht gibt: die virtuelle Realität. Was ist echt, was ist Spiel?
bild2 (zip) Auf den ersten Blick sind nur eine Anzahl farbiger Quadrate sichtbar. Wer die Einladungskarte auf Distanz hält, erkennt in den Quadraten als versteckte Botschaft ein verpixeltes Auge.
bild19 (zip) Bei diesen Bildern heisst die Devise fokussieren. Die Technik ist denkbar einfach. In Photoshop wird das Bild einmal normal und einmal mit verminderter Deckkraft gespeichert. In XPress legt man sie deckungsgleich übereinander und bestimmt den Ausschnitt. In InDesign gehts noch einfacher, zwei normale Bilder aufeinander legen, eines davon mit Transparenz aufhellen. Die Linien verstärken den Eindruck des Fokus.