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Visitenkarten interessant gestalten

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Typografie

Haben Sie gute Karten?

Gestaltung auf kleinstem Raum ist schwierig. Trotzdem müssen Visitenkarten nicht langweilig gestaltet sein. Eine Marktschau.

RALF TURTSCHI Man kriegt nie eine zweite Chance, einen guten ersten Eindruck zu machen. Und eine gepflegte Visitenkarte gehört halt einfach dazu. Nun ist die Visitenkarte natürlich nicht die tragende Säule jedes Erscheinungsbildes, sie ist aber das Persönlichste, was einen damit verbindet.

Bewirtschaftung

Visitenkarten müssen immer wieder in kleinen Auflagen nachbestellt werden. Daraus ergibt sich, dass man in einer grösseren Vorauflage einen Vordruck mit allen nicht veränderbaren Daten, z.B dem farbigen Logo, anlegt. Der spätere Eindruck enthält dann nur noch die personalisierten Daten der Visitenkarteninhaber. Der Drucker fertigt die Karten nie einzeln, sie werden immer in grösseren Einheiten, in so genannten Nutzen, gedruckt. Ein A4-Druckbogen wird beispielsweise 4 Visitenkarten beinhalten. Der Druck einer einzelnen Karte wird also fast gleich teuer zu stehen kommen wie vier Karten, die gleichzeitig bestellt werden. Ich plädiere dafür, dass man die Karten in Offset druckt und sie nicht dem eigenen Tintenstrahler überlässt. Es sieht einfach besser aus (Farbgebung, gerader Schnitt) und ist erst noch günstiger.

Format

Heute ist das Kreditkartenformat von 85 x 54 mm üblich, wobei es dafür keine Regel gibt. Dieses Format passt in eine handelsübliche Brieftasche, und die ist eben auf Kreditkarten ausgerichtet. Vierseitige Karten sind nicht empfohlen, da sie einfach zu stark auftragen. Aber man kann bei viel Text Vor- und Rückseite bedrucken.

Schrift

Das kleine Format ruft nach kleiner Schriftgrösse; doch unter 6 Punkt haben alters- und weitsichtige Menschen besonders Mühe mit dem Lesen. Ich empfehle die Schriftgrösse 5 bis 7 Punkt, je nach Schrift. Je feiner die Schrift, desto mehr Mühe hat man mit der Lesbarkeit. Eine Regular ist klar besser als eine Thin oder Light. Die Grösse hängt natürlich auch von der Informationsmenge ab.

Satzart

Es gibt aus meiner Sicht nur zwei Alternativen: Flattersatz links oder rechts. Die Mittelachse ist, wie Sie vielleicht schon früher von mir erfahren haben, stinklangweilig und bei Visitenkarten mit vielen Informationen und Ziffern schwierig zu gestalten.

Die querformatige Karte überwiegt bei weitem. Sie muss zwingend mit zwei Satzgruppen gestaltet werden, auf der einen Seite steht das Unternehmen, auf der andern die Person mit den persönlichen Angaben wie Funktion, Direktwahl, Mobile und E-Mail.

Tabellarische Ziffern?

Sollen die Telefon- und Faxnummern tabellarisch dargestellt werden oder nicht? Die Ziffern können nicht schneller oder besser erfasst werden, wenn sie untereinander stehen. Dafür entstehen weite Löcher und das Satzgefüge fällt auseinander, es entsteht ein Blocksatz, der sonst nirgends vorkommt:

Telefon 01 567 40 20

Fax 01 567 40 31

Mobile 079 786 34 56

Ich empfehle normalen Flattersatz.

Wie Nummern setzen?

Die Vorwahl soll durch einen Bindestrich, einen Schrägstrich oder einen Zwischenraum von den übrigen Ziffern abgetrennt werden:

Telefon 01-712 60 90

Telefon 01/712 60 90

Telefon 01 712 60 90

Bei internationalen Verbindungen kommt noch die 0041 dazu, sie wird mit +41 abgekürzt, dann wird die Nummer so gesetzt:

Phone +41 1 712 60 90

Eine andere Variante:

Phone ++41 (0)1 712 60 90

Die Ziffern werden von hinten in Zweierpakete aufgetrennt, wobei diese Regel bei merkfähigen Nummern aufgebrochen werden kann:

Phone 043 500 500

Die Eindeutschung «Fon» klingt in Geschäftszirkeln etwas amateurhaft, aber wer weiss, auch Telefax mutierte zum Fax. Telefon sollte man nicht in Tel. abkürzen. Abkürzungen im Druck gelten als schreibfaul.

Die E-Mail-Adresse

Viele E-Mail-Adressen werden zur Gestaltungsblockade, wenn sie die vorkommenden Namen ausschreiben, z.B.: sebastianj.hugentoblermueller@mobiliarversicherungen.com

Solche Zeilen lassen sich nicht zu schönen Karten verarbeiten, und Trennungen (ohne Trennstrich) in E-Mail-Adressen sind möglichst zu vermeiden, weil sie zu Missverständnissen führen können. Besser ist es, sie kurz zu halten: sjh@mobi.com