After Effects 5.5: Keyframe-Hilfsmittel
Keyframes leicht gemacht
Mit den Hilfsmitteln zu den Keyframes lassen sich in Adobe AfterEffects auf ganz einfache Art dynamische Bewegungsabläufe realisieren. Unser Artikel zeigt, wie es gemacht wird.GERHARD KOREN und OLE PETERS After Effects bietet neben den zahlreichen manuellen Möglichkeiten zur Beeinflussung von Keyframes auch einige Hilfsmittel an, um den Prozess der Animation zu vereinfachen. In diesem Artikel wird ein Überblick über die Keyframe-Assistenten und -Paletten geboten, mit denen so manches leichter von der Hand geht.
Keyframe-Assistent: Easy-Ease
An erster Stelle möchten wir den Keyframe-Assistenten Easy-Ease besprechen. Mit diesem ist es möglich, beschleunigte und abgebremste Bewegungen schnell und problemlos umzusetzen. Mit Easy-Ease setzen Sie die Geschwindigkeit in jedem Keyframe auf Null und erzeugen eine aus den Keyframes ausgehende Beschleunigung sowie eine eingehende Verlangsamung der Geschwindigkeit. Ausgehend von einer einfachen Positionsanimation mit zwei zeitlich linearen Keyframes (Bild 2 auf S. 51) kann mit einem Klick die in Bild 3 dargestellte Kurve erzeugt werden. Markieren Sie dazu in der Zeitleiste die beiden Keyframes und wählen den Menüpunkt Easy-Ease. Aus Bild 3 ist deutlich die aus dem ersten Keyframe ausgehende Beschleunigung und die sich zum zweiten Keyframe hin verringernde Geschwindigkeit zu erkennen.
Der Assistent lässt sich natürlich auf beliebig viele Keyframes anwenden. So können zum Beispiel auf einfache Weise Titel in das Bild fahren, langsam stehen bleiben und wieder zum Bildrand beschleunigen. Bild 4 zeigt das Ergebnis, nachdem die Funktion auf drei Keyframes angewandt wurde.
Keyframe-Assistent: Easy-Ease in/Easy-Ease out
Im Menüpunkt Keyframe-Assistent befinden sich noch zwei weitere Ease-Assistenten. Dabei handelt es sich um Ease-in und Ease-out. Diese beiden Assistenten erledigen jeweils die Hälfe des Jobs von Ease-Ease. Mittels Easy-Ease-in wird die in den ausgewählten Keyframe eingehende Geschwindigkeit abgebremst (Bild 5), umgekehrt wird mittels Easy-Ease-out aus dem Keyframe heraus beschleunigt (Bild 6).
Da die Ease-Funktion nicht auf Roving Keyframes angewandt wird (Bilder 7 und 8), ist es wesentlich einfacher, natürliche Wurf- und Sprungbewegungen zu animieren. Im Workshop im Kasten unten wird kurz beschrieben, wie dies für eine Ebene zu nutzen ist.
Bewegungen skizzieren
Neben den schon beschriebenen Methoden können Positionskeyframes auch einfach per Freihandskizze aufgezeichnet werden. Dies funktioniert mit der Palette Bewegung skizzieren und ein bisschen Gefühl für Bewegungen. Die Palette Bewegung skizzieren befindet sich im Menüpunkt Fenster. Diese verfügt über nicht all zu viele Steuerelemente. Das wichtigste davon ist wohl der Button Aufnahme. Dieser ist nur dann aktiv, wenn eine Ebene in der Zeitleiste ausgewählt wurde. Ist dies der Fall, so ist das Einzige, was zur Skizzierung der Keyframes getan werden muss, den Button zu klicken. Danach wechselt After Effects standardmässig in eine Drahtgitter-Vorschau. Durch das Drücken der Maustaste im Kompositionsfenster beginnt die Aufzeichnung der Positionskeyframes. Dabei wird für jeden Frame der Komposition ein Positionskeyframe mit der aktuellen Mauszeigerposition gesetzt. Die Aufzeichnung wird beendet, sobald die Maustaste wieder losgelassen wurde. Mögliche Optionen die während des Skizzierens einer Bewegung zur Verfügung stehen sind:
Aufzeichnungsgeschwindigkeit: Mit dem Eingabefeld wird festgelegt, ob die Bewegung in Echtzeit durchgeführt wird oder ein Dehnfaktor verwendet werden soll. Geben Sie hier zum Beispiel 200% an, so wird die definierte Bewegung doppelt so schnell abgespielt.
Hintergrund beibehalten: Wählen Sie diese Option, so wird das aktuelle Frame, an dem sich die Zeitmarkierung befindet, während des Skizzierens eingeblendet. Beachten Sie, dass bestehende Animationen während des Aufzeichnens einer Bewegung nicht angezeigt werden.
Drahtgitter einblenden: Ist diese Option aktiv, so wird während des Aufzeichnens ein Begrenzungsrahmen für die animierte Ebene angezeigt.
Glätten von Keyframes
Besonders für automatisch erzeugte Keyframes gilt, dass diese nicht immer ganz ruckelfrei oder glatt sind. Abhilfe schafft hier die Palette Glätten. Mit dieser können überflüssige Keyframes aus Animationen entfernt werden bzw. Bewegungskurven geglättet werden. Die Abbildung oben auf Seite 49 zeigt einen Bewegungspfad vor dem Anwenden der Glätten-Funktion, auf der rechten Seite des Bildes ist der vereinfachte Pfad dargestellt. Die Palette Glätten befindet sich im Menüpunkt Fenster. Zur Anwendung der Funktion genügt es, alle Keyframes in der Zeitleiste auszuwählen, die geglättet werden sollen, und danach den Button Anwenden zu klicken. Über die Eingabe eines Toleranzwertes kann eingestellt werden, wie »grosszügig« After Effects bei der Erstellung der geglätteten Näherungskurve ist. Je höher dieser Faktor, desto weniger entspricht die neue Kurve den Originalwerten. Allerdings wird die Kurve mit höheren Toleranzwerten auch zunehmend glatter und benötigt weniger Keyframes.
Nicht nur für Positionskeyframes
Fälschlicherweise wird manchmal behauptet, dass die Glättungsfunktion nur bei Positionskeyframes funktionert! Deshalb sei hier explizit erwähnt, dass diese Funktion prinzipiell für jede Eigenschaft angewandt werden kann. Einfach die Keyframes der entsprechenden Eigenschaft in der Zeitleiste auswählen und auf den Button Anwenden der Glätten-Palette klicken. Wählen Sie zum Beispiel ein paar Rotationskeyframes aus, um diese zu glätten, so bleibt der Button aktiv. Es ändert sich lediglich der Eintrag im Listenfeld Anwenden auf in Zeitliche Kurve.
Mehrfaches Glätten von Keyframes
Es ist üblich, die Toleranz der Glätten-Palette auf einen eher kleinen Wert einzustellen. Falls das Ergebnis nach dem ersten Glätten noch nicht den Wünschen entspricht, kann durch einen weiteren Klick auf den Button Anwenden noch einmal geglättet werden. So kann schrittweise das perfekte Ergebnis erreicht werden.
Verwackelte Keyframes
Ein sehr häufig verwendeter Keyframe-Generator ist die Palette Verwackeln (Wiggler). Mit dieser können Keyframes mit zufälligen Keyframewerten erzeugt werden. Diese liegen in einem vordefinierten Bereich und können auf unterschiedliche Arten im Vorhinein eingeschränkt werden. Anwendung findet das Verwackeln von Keyframes zum Beispiel bei flackernden, zitternden oder ruckenden Animationen. Ruckende Titeltexte sind öfters bei Filmvorspannen zu sehen. Durch solche Titel kann auf einfache Weise ein schneller, «fetziger» Eindruck vermittelt werden. Im Workshop im Kasten auf Seite 53 verwenden wir die Verwacklungspalette, um einen Titel zu erzeugen, der ein wenig zittert und flackert.
Stärke definieren
Es ist entscheidend, zu wissen, dass die Zahl, die im Eingabefeld Stärke der Verwackelungspalette eingegeben wird, die Änderung des aktuellen Wertes der Eigenschaft darstellt. Um diesen Wert richtig einzuschätzen, ist es wesentlich, sich bewusst zu machen, um welche Eigenschaft es sich handelt. Denn davon hängt die Einheit und Größenordnung der Stärke ab. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die Stärke relativ zum momentanen Wert der Eigenschaft zu sehen ist. Haben Sie beispielsweise einen Wert von 0% in einem Skalierungskeyframe und verwenden eine Stärke von 70%, so ist das Ergebnis ein Zufallswert aus dem Bereich –70% bis +70%. Hat der Keyframe allerdings einen Wert von 100% dann ergibt sich aus der Stärke von 70% ein Bereich von 30% bis 170%.
Nervös oder ruhig?
Die Einstellungen in der Verwacklungspalette entscheiden über das Aussehen der Animation. Falls Sie ruhige Zufallskeyframes benötigen, so stellen Sie die Störung auf Glätten, die Richtung auf den Eintrag Alle Richtungen gleich und setzen Sie sowohl die Häufigkeit als auch die Stärke auf einen kleinen Wert.
Kasten: Verwackelte Wege
1. Zwei Keyframes setzen
Das Verwacklungswerkzeug füllt immer einen Bereich zwischen zwei Keyframes mit Zufallswerten. Deshalb ist es notwendig, zunächst zwei Keyframes in der Zeitleiste zu setzen, die diesen Bereich kennzeichnen. Da als erste Eigenschaft die Skalierung der Ebene verwackelt wird, setzen Sie ein Skalierungskeyframe am Anfang der Komposition und eines am Ende der Komposition. Es ist nicht notwendig, dass sich die Werte der Keyframes unterscheiden, aber es ist möglich. In unserem Fall hat das erste Keyframe einen Skalierungswert von 0% und das End-Keyframe einen Wert von 100%. Der Screenshot zeigt die Zeitleiste nach dem Setzen der beiden Keyframes.
2. Wiggeln!
Um die Zufallswerte setzen zu können, ist es wesentlich, zunächst die beiden im vorhergehenden Schritt gesetzten Keyframes auszuwählen. Ist dies der Fall, so können nun genauere Einstellungen über die Verwacklungspalette getroffen werden. Wählen Sie im Listenfeld Störung den Eintrag Eckig aus, um die Änderung der Skalierungswerte plötzlich geschehen zu lassen. Es steht Ihnen natürlich frei, Glätten aus dem Pulldown-Menü zu wählen, wenn Sie eine runde Änderung der Keyframewerte vorziehen sollten. Im mittleren Teil der Palette können Sie definieren, ob die Skalierungsrichtung eingeschränkt werden soll. In diesem Beispiel soll jede Richtung für sich mit Zufallswerten belegt werden. Wählen Sie deshalb die Checkbox «Alle Richtungen unabhängig» aus. Nun kann noch über ein Eingabefeld die Anzahl (Häufigkeit) der Zufallskeyframes pro Sekunde definiert werden. Geben Sie hier den Wert 7 ein, um den »nervösen« Stil des Verwackelns noch zu unterstreichen. Im Eingabefeld Stärke kann der Bereich angegeben werden, aus dem die Zufallswerte gesucht werden. Wir haben uns für eine Stärke von 70% der Skalierungseigenschaft entschieden. Damit legen wir einen Bereich von +/–70% zusätzlich zum aktuellen Wert fest. Klicken Sie nun auf den Button Anwenden der Verwacklungspalette. Damit werden die Zufallskeyframes berechnet und gesetzt.
3. Mehr Verwackelungen!
Verwackeln Sie die Skalierung der zweiten Ebene auf dieselbe Art und Weise wie in Schritt 2. Um noch ein wenig mehr Bewegung in die Animation zu bringen, können Sie auch die Drehungseigenschaft verwackeln. In der Abbildung sehen Sie ein Beispiel in dem die Transparenz, Drehung und Skalierung der Ebenen verwackelt wurde. Als Stärke wurde bei der Transparenz ein Wert von 70 verwendet, für die Drehung 10 und für die Skalierung ein Wert von 70. Zufallswerte für unterschiedliche Eigeschaften sind kein Problem!
4. Zu guter Letzt noch ein wenig Kosmetik ...
Damit das Ganze nicht so leer aussieht, duplizieren Sie die Ebenen ein paar Mal über das Tastenkürzel (Strg) + (D). Verschieben Sie die Duplikate danach ein wenig in der Zeitleiste. Dadurch erscheinen die Ebenen nicht übereinander, sondern nacheinander. Die Animation wird nochmals wesentlich sportlicher, wenn Sie die Bewegungsunschärfe für alle Ebenen aktivieren.