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Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


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IPEX 2002

IPEX 2002, Birmingham 9. bis 17. April

Digitaldruck als Wachstumsmarkt

An der diesjährigen IPEX stand der Digitaldruck im Zentrum des Interesses. Besonders gespannt war man dabei auf die erstmalige Präsentation der DocuColor iGen3, von deren Erfolg für Xerox viel abhängt.

MARTIN SPAAR Was die Besucherzahlen anbelangt, kann die englische IPEX der deutschen Drupa nicht das Wasser reichen. Rund 75000 waren es dieses Jahr vom 9.–17. April in Birmingham, verglichen mit 413000 vor zwei Jahren in Düsseldorf. Was die internationale Ausstrahlung anbelangt, steht die IPEX der Drupa kaum nach. Gut 30 Prozent der Besucher kamen aus dem Ausland angereist, darunter besonders viele aus den Ländern des ehemaligen Commonwealth. So ragte da und dort an einem Stand ein indischer Kopfschmuck aus der Masse hervor.

Bei den 1500 Ausstellern in den 15 Hallen dominierten die klassischen Bereiche Druck und Ausrüstung. Im Bereich der Vorstufe war, nicht nur was das Volumen der Geräte anbelang, CTP das gewichtigste Thema. Neben Agfa, Creo Scitex und Heidelberg sicherte sich der Schweizer Hersteller Lüscher mit der erfolgreichen XPose-Familie viel Aufmerksamkeit.

Ganz im Zentrum des Besucherinteresses stand der Digitaldruck, bei dem die Entwicklung zur Zeit besonders dynamisch vorangeht. Neben den schon früher vorgestellten Geräten von Heidelberg (NexPress), Creo Scitex, Xeikon und HP Indigo durfte man vor allem auf die erstmalige Präsentation der Xerox DocuColor iGen3 gespannt sein. Rund eine Milliarde Dollar soll Xerox in die Entwicklung dieser Digitaldruckmaschine investiert haben. Eine stolze Summe, wenn man sich vergegenwärtigt, dass Xerox zur Zeit wirtschaftlich nicht gerade auf Rosen gebettet ist.

Digitaldruck mit hohen Wachstumsraten

Dass Xerox beim Turnaround zurück auf den Erfolgspfad stark auf den Digitaldruck setzt, brachte Anne Mulcahy, Chairman und CEO der Xerox Corporation anlässlich der Präsentation der iGen3 an der IPEX deutlich zum Ausdruck: Der für die zweite Jahreshälfte vorhergesagte Aufschwung in der Druckindustrie werde zu einem wesentlichen Teil auf den Digitaldruck zurückzuführen sein. Nach den von Mulcahy präsentierten Analysen des Marktforschungsunternehmens CAP Ventures soll digitales Print-on-Demand in Westeuropa gegen­über den herkömmlichen Druckverfahren die sechsfachen Wachstumsraten erreichen. CAP Ventures geht davon aus, dass die Umsätze im Digitaldruck bis 2005 von heute 13 Milliarden US-Dollar auf 32 Milliarden US-Dollar ansteigen werden.

Mulcahy geht von drei Killerapplikationen aus, welche die digitalen Drucklösungen vorantreiben werden: Books-on-Demand, personalisiertes Drucken mit variablen Daten und Farbdrucke in kleinen Auflagen. «Um eine Zukunft zu haben», so Anne Mulcahy, «muss die Branche die Wende vom traditionellen Produktionsgewerbe hin zum Anbieter von Lösungen und Dienstleistungen schaffen.»

Xerox DocuColor iGen3

Ganz auf diesen Wachstumsmarkt ausgerichtet ist die von Xerox von Grund auf neuentwickelte DocuColor iGen3. Die in dieses Gerät eingeflossenen Neuentwicklungen, die zu immerhin 300 Patenten geführt haben, bezeichnet Xerox zusammenfassend als «SmartPress»-Technologie. Dabei wird mit 85 Mikroprozessoren und über 100 Sensoren jeder Schritt des Druckprozesses präzise gesteuert und überwacht. Während des Drucks werden von den vier Bebilderungseinheiten die CMYK-Toner (Cyan, Magenta, Gelb, Schwarz) von einer elektrostatisch aufgeladenen Druckform angezogen. Die Tonerübertragung auf das Papier erfolgt durch eine Kombination aus elektrostatischer Ladung, Schallwellen und Druck.

Im Rahmen von SmartPress wurde auch ein neuer Toner entwickelt. Die mikrometergrossen Tonerpartikel besitzen eine spezielle Form, um eine getreue und kontrollierte Farbwiedergabe zu gewährleisten. Die einheitliche und geringe Partikelgrösse sowie die spezifische Form bieten entscheidende Vorteile bei der Reproduktion von anspruchsvollen Farbtönen, Punktmustern, Kurvengrafiken, Serifen-Fonts, feinen Linien sowie Schatten- und Lichtdetails. Die Tonerkassetten las­sen sich einfach und sauber während des Betriebs auswechseln und gewähren so eine verbesserte Produktivität. Um eine optimale Farbkonsistenz zu erreichen, wird zwischen jedem Druck eine Reihe von Farbkalibrationsmustern auf die Trommel projiziert, welche bei jeder Farbseparation die Reproduktionskurven für 256 Farbtöne kontrollieren. Dieser automatische Prozess soll für eine kontinuierliche Anpassung von kritischen Systemparametern sorgen, um die Farbkonsistenz im Betrieb zu gewährleisten.

Neu entwickelte Fixiereinheit

Die Fixiereinheit ist wie auch andere DocuColor-iGen3-Subsysteme «intelligent» und sorgt dafür, dass Daten über Papiergewicht, Anstrich sowie die Tonermenge berücksichtigt und die optimalen Temperatur- und Druckwerte für den Fixierungsprozess verwendet werden. Anpassungen bei Papier- und Toneränderungen werden noch während des Druckprozesses durchgeführt. Dank diesem Verfahren tritt der sonst für xerografischen Farbprinter typische und oft als «speckig» empfundene Glanz hier nicht auf. Die Anmutung des bedruckten Papieres entspricht damit weitgehend dem des Offsetdruckes. Die DocuColor iGen3 verfügt über eine gerade Papierführung, die automatisch verschiedene Formate und Grammaturen innerhalb eines Druckauftrags erkennt und bedruckt. Die Intelligenz des Systems stellt sicher, dass der Bedruckstoff stets richtig angelegt wird, um eine genaue Seitenregistrierung zu erreichen.

Modulare Bauweise

DocuColor iGen3 ist modular aufgebaut und so konstruiert, dass sie mit Prepress- sowie Workflow-Systemen und anderen Anwendungen kompatibel ist. Die Druckmaschine bietet eine universelle Schnittstelle für die Anbindung von Endverarbeitungsgeräten. So können zukünftig Produkte von Drittanbietern wie Inline-Falz- und Bindemaschinen direkt angesteuert werden. Die Listenpreise für die DocuColor iGen3 beginnen bei 510000 US-Dollar. Kunden können zwischen verschiedenen Service-Alternativen und Preisplänen auswählen, abhängig von ihren Geschäftsanforderungen und Präferenzen.

Zwei Controller zur Auswahl

Um eine grösstmögliche Flexibilität zu erzielen, werden für die DocuColor iGen3 zwei Controller zur Verfügung stehen: der Xerox DocuSP Controller und der Creo Spire Farbserver. Die DocuColor iGen3 mit einem DocuSP Controller wird zu Listenpreisen ab 510000 US-Dollar erhältlich sein. Diese Konfiguration ist darauf ausgerichtet, Kunden zu unterstützen, die in einem Workflow sowohl Farb- als auch Schwarz-Weiss-Drucke erstellen. Diese Konfiguration bietet zugleich Kompatibilität und eine einheitliche Controller-Plattform mit den Produktionsdrucksystemen Xerox DocuTech, DocuPrint und DocuColor. Die DocuColor iGen3 mit einem Creo Spire Farbserver wird zu Preisen ab 540000 US-Dollar verfügbar sein. Die Konfiguration wendet sich an professionelle Druckdienstleister, die hohe Anforderungen an das Farbmanagement und den Druck mit variablen Daten stellen.

SmartPress Services

Neben dem Gerät selbst hat Xerox an der IPEX das Konzept der SmartPress Services vorgestellt, ein umfassendes Programm, das massgeschneiderte Kundenservices mit Supportoptionen kombiniert. Ziel ist es, Kunden der DocuColor iGen3 bei ihrem Umsatzwachstum zu unterstützen. Ein Schlüsselelement der SmartPress Services ist der SmartPress Production Consultant. Dabei handelt es sich um einen Xerox- Experten, der vor Ort beim Kunden hilft, das Druckvolumen zu steigern. Die SmartPress Produktionsberater werden als Teil eines Xerox Teams aus Spezialisten für den Farbdigitaldruck fungieren. Ihre Aufgabe ist es, die Arbeitsprozesse bei kommerziellen Druckdienstleistern zu analysieren und zu optimieren. Mit den Anwendern legen sie dann den besten Mix aus Produkten, Service und Support fest. Diese Xerox-Spezialisten sollen konsequent geschult und auf Basis umfassender Erfahrung in den Branchen Druck und Publishing ausgewählt werden. In den ersten zwei Monaten während einer DocuColor iGen3 Installation stehen die Spezialisten dem Druckdienstleister kostenlos zur Verfügung. Danach kann ihre Dienstleistung auf Honorarbasis weiter abgerufen werden.

Hohe Recycling-Rate

Die DocuColor iGen3 wurde mit Blick sowohl auf die Umwelt als auch auf den Anwender entwickelt. Das System nutzt ungiftige Trockentoner und verursacht keinen Sondermüll. Viele der austauschbaren Teile wurden so entwickelt, dass sie wieder verwendet oder recycliert werden können. Xerox verfolgt Pläne, 80 Prozent des Abfalles, der durch das Produktionssystem entsteht, zurückzunehmen, wieder zu verwenden und zu recyclieren. Dies schliesst Verbrauchsmaterialien, Verpackungen, Ersatzteile und das Gerät als solches am Ende seines Lebenszykluses ein. n