Cover_19-6_gruen_low

Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


Heft-Archiv >> 2002 >> Publisher 3-02 >> Prepress >> InDesign: die neuen Vorz�ge beim Belichten

InDesign: die neuen Vorz�ge beim Belichten

Adobe InDesign 2.0

Im Druck tüchtig zugelegt

Adobe hat die Kritik der Prepress-Dienstleister ernst genommen und bei den Aus­gabe­funktionen tüchtig nachgebessert. Ein neuer Druckdialog, die freie Wahl des Drucker­treibers und übersichtliches Trapping lassen jetzt kaum mehr Wünsche offen.

HÄME ULRICH Adobe hat auf die Anwenderschaft gehört. Nebst vielen kreativen Neuigkeiten sind beim Update auf die Version 2 von Adobe InDesign auch Wünsche der Prepress-Dienstleister erfüllt worden. Angefangen bei einem übersichtlichen Druckdialog bis hin zur freien Wahl des Druckertreibers ist die Ausgabe aus InDesign nun eine gefreute Sache.

Keine Transparenz in PostScript

Für neue Überraschungen dürfte die Ausgabe von Transparenz sorgen. Sämtliche heute auf dem Markt verfügbaren RIPs arbeiten intern auf PostScript-Basis, und PostScript versteht nun mal keine Transparenz. Das heisst, dass im Layout verwendete Transparenz vor der Ausgabe «reduziert» werden muss. Dabei wird oftmals unbewusst Transparenz verwendet: Schlagschatten und weiche Kanten basieren auf Transparenz, oder auch beim Import von Bildern kann schier unbemerkt Transparenz ins Layout geschmuggelt werden. Der Adobe Graphics Manager (AGM) ist in allen neueren Adobe-Applikationen für den Umgang mit Transparenz verantwortlich. So können Photoshop- und Illustrator-Dateien importiert werden, ohne die Transparenz zu verlieren.

Transparenz ist Teil der PDF-1.4 (Acrobat 5)-Spezifikation. Wird also eine Acrobat-5-PDF-Datei direkt aus InDesign exportiert, bleibt die Transparenz erhalten. Bereits gibt es erste RIPs (ab Version 3015), die mit PDF-1.4-Dateien umgehen können. Weil aber diese RIPs intern auch noch immer PostScript erzeugen, müssen sie die Transparenz selber reduzieren. Es ist aber durchaus nicht zwingend, dass die Reduzierungsfunktion vom RIP-Hersteller implementiert wird.

Fehlt diese Funktion oder wird auf einem RIP vor 3015 belichtet, muss die Transparenz von InDesign selber reduziert werden. Überall da, wo Daten InDesign in Richtung eines nicht transparenzfähigen Formates verlassen (PostScript bei Druck, EPS, PDF 1.3), wird reduziert. Dabei bleibt das Layout selbst unangetastet, nur die exportierte Datei wird verarbeitet. Ziel einer Reduzierung ist es, die optische Erscheinung des Layouts zu erhalten, ohne dabei Transparenz zu verwenden. Bei einfachen, sich überlappenden Vektorobjekten ist dies recht unkompliziert. InDesign zerschneidet mit einer Art Pathfinder die Objekte in einzelne Farbsegmente.

Bei komplexen Objekten (Verläufe) wird es schwieriger. Da kann es vorkommen, dass Vektorobjekte in Pixelbilder gewandelt werden. Transparenter Text wird in Pfade umgewandelt und verliert dadurch die Hinting-Information, die nötig wäre, um den Text auf niedrig aufgelösten Ausgabegeräten in guter Qualität auszugeben. Mit welcher Auflösung allfällige Pixelbilder erstellt werden sollen und ob möglichst mit Vektorobjekten reduziert werden soll oder ob gepixelte Objekte reichen, wird in Transparenzreduzierungsformaten (Menü «Bearbeiten») eingestellt. Diese Formate können in der späteren Ausgabe (Druck- und Exportdialoge) angewählt werden. Via Palettenmenü der Seitenpalette ist es zudem möglich, jeder Seite einen separaten Reduzierungsstil zuzuweisen. Adobe liefert standardmässig drei Reduzierungsstile mit, wobei sich für die Belichtung nur «Hohe Qualität» eignet. Bilder mit Transparenz sollten jeweils in voller Auflösung im Layout vorhanden sein (kein OPI), auch DCS-Daten sollten vermieden werden.

Trapping von höchster Güte

Dass die Trapping-Engine von InDesign der Konkurrenz um Lichtjahre überlegen ist, wissen oftmals nicht einmal Fachleute der grafischen Branche! InDesign berechnet die Notwendigkeit der Überfüllungen, indem es die Farben aufeinander treffender Objekte untersucht. Diese Überfüllungsmethode ist sehr effizient und sicher. Sie erspart händisches Eingreifen im Layout und kann vom Dienstleister während der Ausgabe zugeschaltet werden. Ein grosser Vorteil ist auch, dass Objekte überfüllt werden können, die unterschiedliche Farben enthalten. Buchstaben werden nur so weit überfüllt, wie sie in benachbarte Objekte hineinragen. Im Druckdialog (Bereich «Ausgabe») wird eingestellt, wo und ob getrappt werden soll. Entweder gibt man dem In-RIP-Trapping-fähigen RIP die Anweisung, wie zu trappen ist («Adobe In-RIP»), oder man lässt InDesign das Trapping durchführen («Anwendungsintegriert»). Alternativ kann das Trapping auch ausgeschaltet werden («Aus»), weil beispielsweise eine Trapping-Software im Workflow zum Einsatz kommt.

Trapping auch bei Composite-Ausgabe

Wird im Druckdialog im Bereich «Ausgabe» auf «In-RIP-Separation» gestellt, kann das Trapping «Anwendungsintegriert» geschehen. Wird jetzt noch in eine Datei gedruckt, erhält man eine überfüllte Composite-PostScript-Datei, die nach dem Distillen zu einer überfüllten PDF-Datei wird. Via PDF-Direktexport kann InDesign nicht überfüllen. In der «Überfüllungsformate-Palette» (Fenster \> Überfüllungsformate) können die Einstellungen für Überfüllungen vorgenommen werden. Dabei kann dem ganzen Dokument das gleiche Format zugewiesen werden, oder es können pro Seite unterschiedliche Formate eingesetzt werden. Nützlich ist auch die Möglichkeit, das Trapping für bestimmte Bereiche auszuschalten, damit diese schneller ausgegeben werden, weil auf diesen Seiten vielleicht keine Überfüllung notwendig ist.

Manager für Farben

Lack darf nicht überfüllt werden. Aber wer sagt InDesign, welche Farbe im Dokument als Lack weiterverarbeitet wird? Dafür gibt es den Druckfarbenmanager, und der weiss immer Bescheid! Den Druckfarbenmanager erreicht man über das Palettenmenü der Farbfelder oder überall dort, wo Farben InDesign verlassen: Export und Druck. Hier wird der Farbe «Lack» die Art «Transparent» zugewiesen, damit sie nicht überfüllt wird. Auch deckende Farben und solche, die keine anderen Farben berühren, können hier definiert werden. Diese Einstellungen sind vor allem wichtig für spezielle Aufträge mit metallischen Farben oder eben mit Lack. Bei alltäglicher Ausgabe kann getrost mit Standardwerten gearbeitet werden.

Um aber Manager zu sein, braucht es weit mehr, als bloss die Art der Farben bestimmen zu können. Der Druckfarbenmanager kann via Alias Sonderfarben anderen Sonderfarben zuweisen! Beispiel: Sie bekommen zwei Inserate angeliefert. Abgemacht ist Pantone Red 032 C als Sonderfarbe. Ein Grafiker vertut sich in Illustrator und liefert Pantone Red 032 U. Kein Problem: Das Pantone Red 032 U wird im Druckfarbenmanager per Alias dem Pantone Red 032 C zugewiesen. Dabei wird an den Daten nichts verändert, diese Einstellung wirkt sich bloss bei der Ausgabe aus – sogar bei der Ausgabe auf den Monitor (bei eingeschalteter Überdruckenvorschau)! Sollen Sonderfarben als Skalafarben gedruckt werden, ist dafür ebenfalls der Druckfarbenmanager zuständig.

Face-Lifting für den Druckdialog

Zum guten Glück hat Adobe den Druckdialog von InDesign kräftig überarbeitet! Was vorher zwar funktionierte, aber sehr unübersichtlich war, ist jetzt logisch und erst noch viel schneller. Adobe setzt jetzt für die Ausgabe nicht mehr zwingend «Adobe PS» als Druckertreiber voraus. Weil sämtliche Einstellungen für die Ausgabe jetzt in einem Dialog gemacht werden, funktionieren nun auch die Druckformate zufrieden stellend.

Highlights des Druckdialogs: Im Bereich «Allgemein» lassen sich nun sichtbare Hilfslinien und Grundli­nienraster ausdrucken. Im Abschnitt «Konfiguration» können mehrere Seiten auf eine Druckseite (Miniaturen) positioniert werden. In einem Vorschaufenster unten links werden die gemachten Angaben des Bereichs Papierformat grafisch dargestellt. «Marken und Beschnittzugabe»: Unter «Anschnitt» kann der Wert auf allen vier Seiten unterschiedlich definiert werden. Ebenfalls kann die Stärke der Schnittzeichen individuell eingestellt werden. Im Bereich Grafiken wird angegeben, wie Schriften heruntergeladen werden: «Vollständig» oder «Teilweise» (Untergruppe). Stellen Sie hier unbedingt auf «Vollständig». Dadurch werden gleiche Schriften für die ganze Datei nur einmal heruntergeladen und nicht pro Seite wie dies bei «Teilweise» der Fall wäre. «PPD-Schiften herunterladen» lädt Schriften, die bereits resident auf dem RIP sind, trotzdem nochmals mit. Dies garantiert, dass in der Ausgabe auch wirklich die im Dokument verwendeten Schriften zum Einsatz kommen.

Proof via Druckdialog

Der Bereich «Farbmanagement» sollte für die Belichtung nicht aktiv sein – dies ist auch so, wenn in InDesign das Farbmanagement deaktiviert wurde. Spannend ist hier die Möglichkeit, auf einem billigen Tintenstrahldrucker den Auflagedruck zu simulieren. Dies hat nichts mit einem hochqualitativen Farbproof zu tun, kommt aber dem Auflagedruck deutlich näher als eine einfache Ausgabe. Aktivieren Sie hierzu das Farbmanagement in InDesign («Bearbeiten» \> «Farbeinstellungen»). Stellen Sie unter «Ansicht» \> «Proof einrichten» \> «Benutzerdefiniert» den zu simulierenden Druck ein. Nun müssen Sie im Druckdialog im Bereich «Farbmanagement» den Quellfarbraum auf «Proof» stellen, bei «Druckfarbraum» wird das ICC-Profil des Farbdruckers gewählt, und der Rendering-Intent (Priorität) sollte auf «Absolut farbmetrisch» stehen, damit das Papierweiss auch gedruckt wird. Vergessen Sie nicht, vor der Belichtung das Farbmanagement in InDesign wieder zu deaktivieren!

Im Bereich «Erweitert» wählt man das Transparenzreduzierungsformat (siehe weiter oben in diesem Artikel). «OPI-Bildersetzung» sollte in aller Regel nicht aktiv sein, denn sonst führt InDesign die Bildersetzung durch und nicht der OPI-Server. Sind nun die Druckeinstellungen in allen Bereichen gemacht, können diese durch Klicken auf «Format speichern» sofort als Druckerformate gesichert werden und bei einer nächsten Ausgabe über die Pull-Down-Liste oben im Druckdialog auf einfachste Art wieder aufgerufen werden.

PDF ohne Distiller

Adobe InDesign 2.0 schreibt mit der eingebauten PDF-Library 5.0 PDF-Dateien direkt ohne Distiller und Umweg über PostScript. Dies ist auch notwendig, um Transparenz in PDF-1.4-Dateien zu bringen. Die Frage ist allerdings, ob diese direkt exportierten PDF-Dateien für die High-End-Ausgabe im Prepress-Umfeld geeignet sind. Wird eine PDF-Datei direkt exportiert, verwendet InDesign das Fontformat CID (Character Identifier). Dieses 2-byte-Format ist nicht neu. Es ist Bestandteil von PostScript und kann von Original-Adobe-RIPs seit Version 3011 interpretiert werden. Nur ist es leider so, dass Dritthersteller-RIPs diese Fonts lange Zeit nicht interpretieren konnten und deshalb meist mit einem Error die Ausgabe abgebrochen haben. Druckt man aus InDesign in eine Datei und distillt diese später, landen keine CID-Fonts in der PDF-Datei, es kommen die üblichen Type-1- oder TrueType-Schriften zum Einsatz. Diese PDF-Datei ist somit weniger anspruchsvoll für die Ausgabe und universeller einsetzbar. Weiter werden PDF-Dateien, die via Distiller erstellt werden, in der Regel kleiner als die direkt exportierten.

Wer hingegen in InDesign erstellte Hyperlinks, Transparenz oder eBook-Tags in seinen PDF-Dateien haben will, kommt um den Direktexport nicht herum. Auf einen Nenner gebracht, heisst dies, dass mit aktuellen und guten RIPs die direkt exportierten PDF-Dateien problemlos funktionieren. Wer allerdings nicht weiss, wo seine PDF-Datei ausgegeben wird, geht besser den traditionellen Weg über PostScript und den Distiller. Damit InDesign keine Fontuntergruppen in die PDF-Dateien schreibt, ist im Exportdialog im Bereich «Erweitert» unter dem Punkt «Schriftarten» auf null Prozent zu stellen. Im PDF-Exportdialog können gleich wie im Druckdialog die gemachten Einstellungen als PDF-Formate gespeichert werden. Die Organisation der PDF-Formate nimmt man via Datei \> PDF-Formate vor.

Fazit: InDesign ist nicht nur für Designer in

In Zusammenarbeit mit Prepress-Experten entwickelte Adobe die Version 2 von InDesign. Dies kommt deutlich zum Vorschein im übersichtlichen Druckdialog, in Funktionen wie dem Druckfarbenmanager und in der deutlich schnelleren Ausgabe. Viele Kreative wollten schon länger auf InDesign umstellen, scheuten sich aber wegen der negativen Haltung ihrer Dienstleister gegenüber der Software davor. Dies wird sich nun ändern. Was InDesign für die Ausgabe weiterhin verlangt, sind gute Kenntnisse über Workflows, PostScript und PDF.