Cover_19-6_gruen_low

Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


Heft-Archiv >> 2002 >> Publisher 3-02 >> Fokus >> Wie man aus Satzdateien HTML-Seiten macht

Wie man aus Satzdateien HTML-Seiten macht

Wie man aus Satzdateien HTML-Seiten macht

Vom Satzprogramm in den Browser

Adobe will mit der Network-Publishing-Strategie die medienübergreifende Veröffentlichung massiv vereinfachen. Die Gegenwart hingegen hält Hürden bereit, wenn es darum geht, eine InDesign- oder PageMaker-Satzdatei fit fürs Web zu machen.

MATTHIAS SCHÜSSLER Als Allererstes ist eine Warnung angebracht: Der Autor dieses Artikels ist befangen. Er hat das Programm entwickelt, welches hier näher vorgestellt werden soll. Da das Programm ursprünglich für die Pflege der Publisher-Website gestrickt wurde, seien die geneigten Leser gebeten, diesen Artikel als Plauderei aus dem Nähkästchen zu betrachten. Auf der Publisher-Website können die Artikel aus der Zeitschrift nicht nur als PDF abgerufen werden, sondern sind für die Indexierung durch die Suchmaschinen und als Dienstleistung für die Webbenützer auch im HTML-Format vorhanden. Dieses Webangebot bedeutet Arbeit für den Webmaster. Zwar bietet sowohl PageMaker als auch InDesign eine HTML-Exportfunktion, doch ist diese in der Praxis faktisch unbrauchbar: Beide Programme versuchen, Gestaltung und Aussehen eines Layouts auch in der Webseite beizubehalten und mit den Mitteln von HTML nachzubilden. Das Resultat ist nicht überzeugend. Und selbst wenn es das wäre: Bei publisher.ch sollen schlichte Textseiten online gehen; wen das nicht befriedigt, der kann sich das PDF herunterladen oder die Zeitschrift kaufen.

Aus Faulheit geboren

Aus den Bemühungen, den Aufwand für die Webaufbereitung des Publisher zu minimieren, entstand ein Utility namens «Tag Converter». Dieses Programm macht sich die Exportfunktion von InDesign und PageMaker zunutze: Beide Programme können so genannten «getaggten Text» exportieren. Dabei wird der Text einer Satzdatei in eine Datei geschrieben und um Format­informationen ergänzt: Jeder Absatz wird durch die Angabe des verwendeten Absatzformats eingeleitet – und diese Tags benutzt Tag Converter, um den HTML-Seiten eine Struktur zu verleihen: Wenn in der Satzdatei ein Textelement als Titel oder Zwischentitel ausgezeichnet ist, erscheint es auch in der Website als Überschrift.

Wie der Titel zum Titel wird

Da Tag Converter künstliche Intelligenz vollständig fremd ist, muss der Benützer festlegen, wie jedes einzelne Absatzformat in HTML umzusetzen ist. In einer Konvertierungstabelle wird etwa festgelegt, dass das Format «fliess» den Lauftext bezeichnet und in den HTML-Tag \ konvertiert werden soll. Desgleichen könnte ein Eintrag in der Tabelle aus dem «Haupttitel gross» eine \-Überschrift machen. Es dürfen Konvertierungstabellen für verschiedene Projekte angelegt werden und natürlich lassen sich auch komplexe Definitionen wie \ oder \ verwenden.

In vier Schritten zum Ziel

Tag Converter ist kein Ausbund an Benutzerfreundlichkeit. Wem die Grundlagen von HTML nicht komplett fremd sind, der dürfte trotzdem recht schnell mit dem Utility warm werden. In einem ersten Schritt müssen die Texte exportiert werden: In PageMaker muss ein Textrahmen markiert und der Befehl Text Exportieren, dann Dateityp «Adobe InDesign-Tagged-Text» und im nächsten Dialog «Marke: Gekürzt» und «Codierung: ANSI» anklicken. TagConverter in der brandneuen Version 2.6 kennt zumindest für InDesign-Benützer eine Abkürzung: Beim Klick auf die Schaltfläche «Auto-Export» werden alle Textblöcke einer geöffneten Satzdatei ohne weitere Interaktion mit dem Benutzer ins Exportverzeichnis hinausgeschrieben. In einem zweiten Schritt wird die gewünschte Konvertierungstabelle ausgewählt, resp. erstellt. Der dritte Schritt besteht darin, dass die Optionen festgelegt werden: Über die Schaltfläche «HTML-Seite» dürfen Sie den Code eingeben, welcher am Anfang und am Ende der Webseite eingefügt wird. Zusätzlich muss angegeben werden, ob es sich um PageMaker- oder InDesign-Dateien handelt und ob Hyperlinks referenziert werden sollen: Ist das Kästchen «Links erzeugen» angekreuzt, fügt Tag Converter bei Adressen wie www.publisher.ch oder editor@publisher.ch gleich den passenden Code (a href) ein. Mit diesen Angaben sind die Vorbereitungen abgeschlossen. In der Liste unter «Konvertieren» sollten jetzt die Exportdateien erscheinen – wenn nicht, ist vermutlich noch nicht der richtige Exportordner gewählt. Ein Klick auf «Konvertieren» (Tastatur: «Ctrl-A») und Tag Converter erzeugt die HTML-Dateien. Mit einem Doppelklick auf eine konvertierte Datei wird sie in einem Browserfenster geöffnet. Tag Converter ist Shareware; die Gebühr für die Vollversion beträgt 18 Franken. Auch das unregistrierte Programm bietet alle Funktionen: Weil man funktionsreduzierte Demoprogramme mit dem bösen Wort «Crippleware» apostrophiert, hat es der Entwickler nicht übers Herz gebracht hat, das seinem Programm anzutun. Weitere Infos: www.publisher.ch oder www.clickomania.ch