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Umbenennungen: Wo Sie was in Illustrator 10 finden

Illustrator 10

Vorkenntnisse als Handicap

Der Grossteil der Neuerungen in Illustrator 10 sind Umbenennungen, Neuorganisationen und Verschiebungen von Werkzeugen und Menüeinträgen. Verschärft wird das Problem durch die jeweils ziemlich willkürlichen Übersetzungen ins Deutsche. Deshalb hier einige Erläuterungen für Umsteiger.

JÜRGEN SCHÖNTAUF Einem absoluten Illustrator-Neuling dürfte dieser Artikel ziemlich egal sein, aber wer schon mit den Vorgängerversio­nen gearbeitet hat, wird das eine oder andere erst einmal suchen. Mac-OS-X-Anwender müssen sich bei zwei Dingen zusätzlich umgewöhnen. Die Voreinstellungen sowie die Möglichkeit, Illustrator zu beenden, finden sich nun beide unter dem neuen Menüpunkt Illustrator, der sich zwischen dem Apfel-Symbol und dem Menü Ablage befindet.

Umgruppierte Werkzeuge

In der Werkzeugpalette hat sich diesmal einiges getan. Die in Illustrator 9 neu eingeführten Lasso-Werkzeuge sind nun unter einer Schaltfläche zusammengefasst. Das Lasso-Werkzeug, das komplette Pfade auswählt, ist nun mit dem Di­rektauswahl-Lasso-Werkzeug zusammengefasst. Der dadurch entstandene Platz wird jetzt durch ein Zauberstab-Werkzeug eingenommen, das Photo- shop-Anwendern ziem-lich bekannt vorkommen dürfte. Die Funktionsweise ist dann auch ziemlich ähnlich. Es können mit dem Zauberstab Objekte mit derselben Farbe, Konturstärke, Konturfarbe, Deckkraft oder Füllmethode ausgewählt werden, indem einfach in einen entsprechend gefärbten Bereich geklickt wird. Die einzelnen Optionen legen Sie in einer Toolbox fest, die durch Doppelklick auf das Zauberstabwerkzeug geöffnet wird.

Es hat lange gedauert, aber nun gibt es endlich auch ein Werkzeug, um einfache Liniensegmente zu erstellen. Das ist aber noch nicht alles. Es wurde noch ein Werkzeug zur Erzeugung von Bögen spendiert sowie zwei weitere Werkzeuge zum Erstellen von Rastern. Genauer gesagt können Sie auf rechteckige bzw. radiale Raster-Werkzeuge zugreifen. In dieser Werkzeuggruppe befindet sich nun auch das Spiral-Werkzeug.

Alle Werkzeuge, die zur Erstellung der Grundformen dienen, sind nun ebenfalls in einer Gruppe zusammengefasst. Allerdings hat dort auch ein neues Werkzeug seinen Platz gefunden, obwohl es thematisch nicht hundertprozentig in diese Reihe passt. Es handelt sich hierbei um das Blendenflecke-Werkzeug. Dieser Effekt war bisher mehr für Photoshop reserviert, doch nun lassen sich Blendenflecke und Reflektionen (bei Bedarf sogar ein Heiligenschein) auch voll-ständig vektorbasiert in Illustrator herstellen. Da sich auch bei diesem Werkzeug durch Doppelklick (oder indem Sie mit gedrückter Alt-Taste auf die Zeichenfläche klicken) Werkzeugoptionen öffnen, in denen wiederum vielfältige Einstellungen möglich sind, lassen sich wirklich zum Teil erstaunliche Ergebnisse erzielen.

Da es aufgrund der vielen Neuigkeiten in der Werkzeugpalette so langsam eng wird, haben noch einige andere Werkzeuge eine neue Heimat gefunden. Das Spiegeln-Werkzeug finden Sie nun zusammen mit dem Drehen-Werkzeug und dem Wirbel-Werkzeug. Das wiederum ist das umbenannte Strudel-Werkzeug, denn gestrudelt wird nun woanders. Allerdings funktioniert das Wirbel-Werkzeug noch genauso wie früher. Wirbeln können Sie übrigens auch im Menü Filter bzw. Effekte unter Verzerren. Ebenfalls eine neue Gruppe bilden nun die Skalieren-, Verbiegen- und Form-ändern-Werkzeuge, an deren Funktionen sich aber nichts geändert hat. Ansonsten hat nur noch das Mess-Werkzeug einen neuen Platz gefunden. Statt mit dem Hand-Werkzeug ist es nun ganz aktuell mit der Pipette liiert.

Restrukturierte Paletten

Die erste Neuigkeit finden Sie im Menü Fenster. Dort sind die Paletten nicht mehr nach ähnlichen Gruppen, sondern nach dem Alphabet sortiert. Die Bibliotheken befinden sich alle schön zusammen am unteren Ende des Menüs. Aus dem Menü Ablage sind nun die Dokumentinformationen mit zu den Paletten im Menü Fenster gewandert. Zwei weitere Paletten haben Sie schon kennen gelernt: die Symbole und die Palette für den Zauberstab. Wenn Sie in Illustrator 10 Text bearbeiten möchten, finden Sie diese Paletten nun ebenfalls im Menü Fenster und nicht mehr im Menü Text. Eine Überarbeitung hat die Pathfinder-Palette erfahren. Sie ist nun in die Bereiche Formmodi und Pathfinder unterteilt. Gerade die Formmodi ermöglichen ein sehr flexibles, aber auch aufwändiges Arbeiten mit Formen. Wendet man nun eine der vier Formmodi-Schaltflächen auf verschiedene ausgewählte Formen an, bleiben die Originalobjekte erst einmal erhalten. Man kann also immer auf die Originalform zugreifen.

Neue Namen, gleiche Funktionen

Leider grassiert bei Adobe immer wieder der Umbennungswahn, und so hat er auch in dieser Version wieder erbarmungslos zugeschlagen. Die ehemaligen Menübefehle Umwandeln bzw. Aussehen umwandeln, die schon in Illustrator 9 umbenannt wurden, heissen nun Erweitern bzw. Aussehen erweitern, erfüllen aber nach wie vor den gleichen Zweck, nämlich Objekte mit Verläufen, Mustern etc. umzuwandeln! Im Handbuch werden Sie den Begriff Erweitern übrigens vergeblich suchen, schlagen Sie lieber unter Umwandeln nach… Unter Anordnen ist ein neuer Punkt hinzugekommen, der sich In aktuelle Ebene verschieben nennt. Ebenfalls ein neuer Menüpunkt ist Slice mit seinen Unterpunkten, die in Zusammenarbeit mit dem Slice-Werkzeug verwendet werden. Im Menüpunkt Pfad wurde dann mal wieder umbenannt, diesmal der Befehl Als Messer verwenden in Darunter liegende Objekte aufteilen – funktioniert allerdings weiter wie bisher.

Die nächste Neuheit gehört zu denen, die Adobe so gerne mit «ungeahnte kreative Möglichkeiten» oder ähnlich euphorisch umschreibt. Es handelt sich hierbei schlichtweg um den Befehl Verzerrungshülle. Jeder gezeichnete Pfad kann als Hülle verwendet werden. Das gilt selbst für offene Pfade. Zugegeben: Dieses Werkzeug ist schon ziemlich erstaunlich. Erstens bleibt umhüllter Text weiter editierbar, zweitens kann das Ursprungsobjekt jederzeit wieder aus der Hülle gelöst werden und dann funktioniert dieser Befehl auch noch mit Pixelbildern. Die Anwendung dieses Befehls ist denkbar einfach und verführt somit auch zum Experimentieren Wenn Sie beispielsweise den Befehl Mit Gitter erstellen wählen, können Sie dann die einzelnen Gitterpunkte mit dem Direktauswahl-Werkzeug beliebig verschieben, Kurven erstellen und bearbeiten oder einzelne Gitterpunkte wieder löschen.

Den Befehl Mit Verkrümmung erstellen werden alle Photoshop-Anwender wiedererkennen. Dort ist er im Ebenenmenü als Text verkrümmen bekannt. Es handelt sich dabei um eine Ansammlung von vorgefertigten Hüllen, die mit verschiedenen Optionen noch verändert werden können. In Illlustrator sind allerdings nach Anwenden dieses Befehls die einzelnen Ankerpunkte noch weiter bearbeitbar. Danach geht es dann mit den Umbenennungen fröhlich weiter. Bei Schnittmaske heisst es nun nicht mehr zurückwandeln, sondern ablösen. Dieser Begriff taucht übrigens auch bei den gerade gezeigten Verzerrungshüllen auf, wenn das Original wieder hergestellt werden soll. Auch vor den verknüpften Pfaden hat Adobe nicht halt gemacht, sie werden jetzt Zusammengesetzter Pfad genannt und natürlich auch bei Bedarf nicht zurückgewandelt, sondern man darf sie jetzt natürlich auch Ablösen. Dieser Begriff taucht dann selbstverständlich auch bei den Schnittmarken wieder auf. Da verwundert es schon ein wenig, dass die Diagramme seit Jahren immer noch so heissen.

Die Menüs Text und Auswahl

Die einzig erwähnenswerte Änderung dort wurde schon angesprochen. Die Paletten für Text, Absatz, Tabulatoren sowie MM-Design (Multiple-Master-Schriften) sind zu den anderen Paletten im Menü Fenster umgezogen. Ansonsten wurde ein Zurückwandeln in das neue Ablösen umbenannt und Blöcke sind nun nicht mehr verbunden, sondern verknüpft. Das Menü Auswahl ist komplett neu. Deshalb werden Sie auch im Menü Bearbeiten keinen entsprechenden Befehl mehr finden. Neu ist auch, dass sich nun Auswahlen wie in Photoshop separat sichern lassen. Die Funktionsweisen einzelner Befehle haben sich ansonsten nicht geändert.

Die Menüs Filter und Effekt

Filter sind keine neuen hinzugekommen und bei den Effekten sieht es auch nur auf den ersten Blick so aus, als ob sich einiges getan hätte. Obwohl – es gibt dort auch etwas Neues. Aber der Reihe nach. Die Rastereffekt-Einstellungen haben einen eigenen Platz bekommen und nennen sich nun Dokument-Rastereffekt-Einstellungen. Wenn man von einer der mittlerweile üblichen Umbenennungen absieht, gibt es aber noch zwei neue Befehlsgruppen, und zwar SVG-Filter und Verkrümmen. Den letzten Befehl kennen Sie schon aus dem Menü Objekt im Zusammenhang mit dem Befehl Verzerrungshülle. Wie alle Effekte wirkt sich auch dieser allerdings lediglich auf das Aussehen eines Objektes aus.