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Schriftmanagement unter Windows XP

Fontverwaltung unter Windows

Wie weiter mit dem Type Manager?

Adobes Type Manager war lange Zeit unabdingbar für den Einsatz hochwertiger Schriften. Inzwischen beherrschen die Betriebssysteme jedoch OpenType und Postscript-Fonts: Quo vadis, ATM?

MATTHIAS SCHÜSSLER Wenn einer DTP treiben will, dann darf Adobes Type Manager nicht fehlen: Ohne dieses unscheinbare Systemprogramm ist die Ausgabe von Schriften auf Drucker und Belichter mangelhaft. Wenn die Schrift überhaupt erscheint und nicht alle Zeichen in Courier dargestellt werden, dann erkennt jedermann hässliche Pixeltreppchen und ein kritisches Auge sieht die Schön­heitsfehler billiger TrueType- oder Bitmapschriften. Doch diese lange Zeit unumstössliche DTP-Regel gilt nicht mehr. Wenn sich das Betriebssystem auf der Höhe der Zeit befindet, kann es ohne Schützenhilfe Fonts anzeigen und drucken – gleichgültig, ob es sich um TrueType-, Postscript- oder OpenType-Schriften handelt (vgl. dazu auch Publisher 5-00, Seite 22: «Erst verfeindet, dann vereint»). Auf der Windows-Seite kamen bisher nur die Anwender der Profi-Variante in den Genuss der OpenType-Unterstützung, doch mit Windows XP ist auch das Heimbetriebssystem in der Lage, Type1-Schriften ohne ATM anzuzeigen. Mit anderen Worten: Es braucht dieses Werkzeug nicht, der Type-Manager darf getrost aufs Altenteil geschickt werden.

Light-Version obsolet, ATM Deluxe weiterhin gefragt

Das gilt zumindest für Anwender der Light-Version. Die Gratisvariante ist auf neuen Windows- und Mac-Versionen obsolet. Die Kaufversion des ATM hingegen behält auf Windows-XP-Systemen ihre Daseinsberechtigung aus zwei Gründen: Zum einen ist ATM Deluxe notwendig, um Multiple-Master-Schriftfonts zu definieren und Programmen zugänglich zu machen, welche diese flexibel in Breite und Gewicht anpassbaren Schriftarten nicht selbst unterstützen. Zum anderen hilft ATM Deluxe beim Verwalten von Schriften und ermöglicht bei grossen Beständen, die Übersicht zu wahren. In ATM kann der ordnungsliebende Schriftenverwender so genannte «Sätze» erstellen, in die er projektbezogen Schriften einordnen kann. Die projektbezogene Organisation in so genannten Sätzen erlaubt es, mit einem Mausklick alle gerade benötigten Schriften zu aktivieren und nach vollendeter Arbeit auch wieder zu deaktivieren. Auf diese Weise bleibt das Schriftenmenü übersichtlich und die Ressourcen des Betriebssystems werden nicht durch Hunderte von selten benötigten Fonts geschmälert. Der grosse Vorteil ist, dass ATM dabei nicht die Schriften selbst, sondern bloss Referenzen verwaltet: Dadurch kann eine Schrift problemlos in mehreren Sätzen abgelegt sein. Sie kann auch aus dem einen Satz gelöscht werden und bleibt in den anderen erhalten – dieser Komfort bietet auch unter Windows XP kein anderes Programm.

Verwaltung mit Gratisprogramm

Wer hingegen nicht ganz so viele Schriften zu verwalten hat und ausschliesslich mit TrueType- und OpenType-Schriften arbeitet, kommt sogar mit einem Gratisprogramm über die Runden: Font Xplorer Lite zeigt in einer Liste die installierten Schriften (über Character Set, Family & Pitch kann die Auswahl nach verschiedenen Kriterien eingeschränkt und übersichtlicher gestaltet werden) und hat eine eingebaute Zeichentabelle. Möchte man Font XPlorer zur Schriftenverwaltung nützen, sollten die Schriften auf der Festplatte, d.h. im Windows-Explorer wunschgemäss in Verzeichnisse abgelegt werden. Über die Befehle im Tools-Menü, «Load Fonts by Folder» und «Unload Fonts by Folder» kann Font XPlorer angewiesen werden, alle Schriften in einem Ordner im System zu registrieren resp. wieder aus dem System zu entfernen. Wenn nicht nur TrueType- und OpenType-, sondern auch Postscript-Schriften organisiert werden sollen, ist Typograf das geeignete Shareware-Programm. Dieses Programm wird vom Autor seit sieben Jahren gepflegt und wird von vielen Anwendern geschätzt – wegen der zahlreichen wirklich praxisnahen Funktionen, der ausführlichen und informativen Hilfedatei; weniger wegen des nicht sehr ansprechenden Screendesigns. Typograf zeigt nicht nur ausführliche Copyright-, Metrik- und Kerning-Informationen zu einer Schrift an, sondern enthält auch eine Zeichentabelle und ist erste Wahl, wenn es darum geht, Schriftkataloge auszudrucken. Ein weiteres innovatives Feature ist der Schriftvergleich. Auch Windows selbst kann Schriften nebeneinander stellen, indem erst über die Schriftarten der Fontordner angezeigt und dann über Vergleichbare Schriftarten anzeigen die entsprechende Liste ausgewählt wird. Typografs Vergleichsliste ist hingegen deutlich aussagekräftiger, weil die Gegenüberstellung nach verschiedenen Kriterien abgehalten werden kann und bei jeder Schriftart eine kleine Vorschau erscheint.

Typendatenbank

Um Schriften zu organisieren, bringt Typograf eine Verwaltung mit. Sie umfasst zum einen eine Datenbank, in die nicht nur Schriftdateien von der Festplatte, sondern auch solche von CD-ROM oder anderen externen Datenträgern eingelesen werden können. In dieser Datenbank werden der Name der Schrift, wesentliche technische Merkmale und ein Bitmap mit einem Muster gespeichert. Die Datenbank­einträge können nach eigenen Kriterien in Ablagen sortiert werden; die Suche kann aber auch nach einem Stichwort über den ganzen Bestand erfolgen. Wird Typograf fündig, können die Schriften relativ einfach im System aktiviert werden. Um Font-Sammlungen auf CD oder die legendären Corel-Schriftfluten in den Griff zu bekommen, ist diese Funktion Gold wert. Das zweite Werkzeug zum Verwalten von Schriften nennt sich «Schriftgruppen». Analog zu Font Xplorer entspricht eine solche Schriftgruppe in Typograf einem Festplattenordner, in dem die Fonts für ein bestimmtes Projekt abgelegt sind. Auch bei Typograf können Gruppen per Mausklick aktiviert oder deaktiviert werden. Damit kommt Typograf fast an die Möglichkeiten von ATM Deluxe heran – mit der Einschränkung, dass das Sharewareprogramm keine Referenzen verwalten kann: Wenn eine Schrift in mehreren Projekten Verwendung finden soll, muss sie in jeden Ordner kopiert werden.

Wenn der Type Manager nicht mit Windows XP will

Adobe unterstützt Windows XP – nicht nur das: Das zweitgrösste Softwareunternehmen der USA ist ganz «aufgeregt» (excited) über das neue Betriebssystem des grössten US-Softwareunternehmens, wie man in einem Interview unter Adobe.com nachlesen kann: Executive Vice President Shantanu Narayen lobt die Stabilität des ersten Home-Windows, das keine DOS-Altlasten mehr mit sich schleppt und hält die Integration von Video und die Unterstützung von Digitalkameras für sehr gelungen – ohne zu vergessen, am Ende des Interviews mit Nachdruck darauf hinzuweisen, Adobes Enthusiasmus über Windows XP sei nicht etwa grösser als derjenige für MacOS X.

Dennoch kann es bei der Installation von Adobe-Software unter Windows XP zu Problemen kommen. Im «Kleingedruckten» zum ATM Deluxe und zu anderen Programmen räumt Adobe ein, dass noch nicht alle Programme fürs Windows-XP-Logo zugeschnitten seien. Daher können die meisten Anwendungen von einem Administrator installiert und/oder ausgeführt werden. Während Windows 2000 dem Benützer in so einem Fall keine Wahl lässt, sich als Administrator einzuloggen – und damit das Sicherheitskonzept zu unterlaufen und das System etwa beim Surfen im Internet einer erhöhten Viren- und Angriffsgefahr auszusetzen –, können unter Windows XP einzelne Anwendungen mit Administratorrechten ausgeführt werden, selbst wenn der Benutzer sich unter Verwendung eines eingeschränkten Benutzerprofils angemeldet hat. Dies geht wie folgt: Legen Sie eine Verknüpfung zu dem Programm an, das mit Administratorrechten ausgeführt werden soll, also z.B. zu Adobe Type Manager. Klicken Sie den Shortcut mit der rechten Maustaste an, wählen Sie «Eigenschaften» aus dem Kontextmenü. Im nachfolgenden Dialog benützen Sie die Schaltfläche «Erweitert» und aktiveren dann die Option «Unter anderen Anmeldeinformationen ausführen». Wenn Sie danach das Programm starten, müssen Sie die Benutzerangaben für das Administratorprofil eintragen, das Sie bei der Windows-XP-Installation angelegt haben.

Im Übrigen empfielt Adobe bei einem Umstieg auf Windows XP eine «saubere Installation», d.h. eine Neuinstallation des Betriebssystems, kein Update des Vorgängers. Eine Empfehlung, die den Umstieg sehr viel arbeitsintensiver macht, aber dennoch sinnvoll ist, weil sie eine grosse potenzielle Fehlerquelle ausschaltet. Soll dennoch keine saubere Installation, sondern ein Update auf XP stattfinden, rät Adobe, namentlich die Druckertreiber und andere systemnahe Programme zu deinstallieren und nach dem Upgrade neu einzurichten.