Drucken? Ja, nur wie und was!

PHILIPP SCHAFFNER Alle vier Jahre findet die Drupa statt. In Düsseldorf. Diese Stadt liegt im dicht bevölkerten Ruhrgebiet in Deutschland; einst europäisches Zentrum der Industrialisierung. Die Drupa-Messe passt dorthin. Schliesslich ist sie eine Druck- und Papiermesse von weltweiter Ausstrahlung. Doch dieses Jahr dreht sie sich nicht nur um den Druck und ums Papier. Es stehen neue Trends und Technologien im Vordergrund.

Man könnte nun der Ansicht sein, die Drupa hätte bereits vor vier Jahren viele Trends aufgezeigt. An die Schlagworte von damals, XML oder JDF, hat man sich mittlerweile gewöhnt. Woran man sich noch nicht gewöhnt hat, ist der rapide zunehmende Einfluss des Internets auf die traditionelle Medienwirtschaft. Ein wichtiges, aber nicht das einzige Schlagwort in diesem Zusammenhang ist Web-to-Print. Dazu zeigen der drupa innovation parc und die Compass Sessions die neuen Chancen auf.

Mit Spannung erwartet ...

Weitere Trends weisen in Richtung Tintenstrahldruck und XXL-Format. Kodak wird an der Drupa den zukunftsträchtigen Entwurf «Stream Concept Press» präsentieren (siehe Publisher 01/2008). Mit 152 Metern pro Minute Druckgeschwindigkeit in vier Farben konkurrenziert Kodak den Offsetdruck. Océs Rollen-Inkjet-Serie JetStream 1100/2200 (siehe Publisher 01/2008) mit 2052 vollfarbigen A4-Seiten pro Minute wird ebenfalls Aufmerksamkeit erregen. Und mit der :Dotrix Modular verkauft Agfa Graphics zwei Varianten ihres industriellen Tintenstrahldrucksystems, die sich für die Herstellung von flexiblen Verpackungen und Faltschachteln eignen. Im XXL-Format ist klar Heidelberg mit den Speedmaster-Plattformen XL 145/162 zu erwähnen. Mit Spannung erwartet wird auch die Technologie-Demo von Xerox. Details sind noch keine bekannt, aber die Ohren sind gespitzt.

Elektrofotografisch-Digitales

Im elektrofotografischen Bereich tut sich ebenfalls Beachtliches: HP kündigte im März die neuen Indigo-Lösungen Indigo 7000, W7200 und WS6000 an. Die siebenfarbige 7000er kann 94 Prozent der Pantone-Farben wiedergeben.

Ein weiterer Höhepunkt der digitaldruckorientierten Drupa 2008 ist die Vorstellung der neuen Xeikon 8000. Die Maschine von Punch Graphix fertigt 230 A4-Duplex-Seiten pro Minute.

Xerox wird das Monochrom-System 650/1300 CF präsentieren. Dabei handelt es sich um ihr bislang schnellstes Drucksystem. Ein weiteres Xerox-Endlosdrucksystem: Die 490/980-Color-CF. Es druckt 69 Meter pro Minute, in Farbe.

Abseits der Produktvorstellungen tut sich vieles in der Forschung. Neue Entwicklungen im Bereich der Photovoltaik und Elektronik (siehe Publisher 01/2008) stehen an. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme hat sich zum Ziel gesetzt, die Herstellung von Solarzellen in einer Rolle-zu-Rolle-Drucktechnik zu ermöglichen. Auch dreidimensionale Produktionstechniken kündigen sich an (siehe Publisher 04/2007). Die 3D-Drucker der Z Corporation drucken farbige Objekte aus.

Bei all dem Wandel in der Medienwirtschaft kann nur eines mit Sicherheit gesagt werden: Die Zukunft wird aufregend. Und ist es nicht erstaunlich, dass eine scheinbar so junge Technik bereits ihr zehnjähriges Bestehen feiert? Das Gremium für Web-Standards feiert dieser Tage auf w3c.org den XML-Standard, welcher der Welt am 10. Februar 1998 vorgestellt wurde.

Drupa 2008

Öffnungszeiten: 29. Mai bis 11. Juni täglich von 10 bis 18 Uhr (Wochenende bis 17 Uhr).
Tickets: Per Internet bestellte Tickets werden per Post zugestellt und sind günstiger als diejenigen an der Tageskasse: Tageskarte 37 statt 55 Euro; Vier-Tage-Karte 120 statt 180 Euro. Online bestellte Tickets gelten auf der Hinfahrt zum Messegelände als kostenloser Fahrschein für alle Verkehrsmittel des öffentlichen Nahverkehrs.

Attraktives Rahmenprogramm

An die Käufer von Drucksystemen, an Marketing-Entscheidungsträger und Kreative richtet sich der drupacube. Der zweistöckige Kubus macht durch seine Form, aber auch durch die Platzierung vor dem Congress Center Süd direkt am Rhein deutlich, dass eine neue Zielgruppe erreicht werden soll. Es gibt im Kubus ein ungewöhnliches Infotainment-Programm, das Kommunikations-, Marketing- und Designverbänden entwickelt haben. www.drupacube.com.

Der drupa innovation parc (www.dip.drupa.com) ist das Forum für neue Technologien. Mit über 3300 Quadratmetern Ausstellungsfläche und 160 Ausstellern ist der «dip» die weltweit grösste Plattform für junge Unternehmen aus dem digitalen Zulieferbereich der Druck- und Medienindustrie. Das dominierende Thema wird die Verschmelzung von Print und Online werden. Das Stichwort heisst Web-to-Print. Im «dip» sollen die konkreten Ergebnisse der wirtschaftlichen Veränderungen in eine Peer-to-Peer- oder Many-to-Many-Ökonomie spürbar werden. Deren Konsequenzen sind Personalisierung und Individualisierung, die an die Stelle der statisch-industriellen Massenfertigung tritt. Der Koordinator der Veranstaltungen ist der Web-to-Print-Experte Bernd Zipper von der Zipcon Consulting GmbH. Er wird übrigens an der Swiss Publishing Week vom 15. bis 19. September 2008 in Winterthur die Highlights des Innovation Park vorstellen (siehe Seite 19).

Im Rahmen der Compass Sessions (www.compass-sessions.de) präsentieren internationale Referenten täglich Informationen zu aktuellen Trends, Maschinen, Software, Arbeitsabläufen, Fertigungsmethoden und Produkten. Mit besonderer Spannung wird die Compass Session zum Thema «Gedruckte Elektronik» am 4. Juni erwartet.

Während der Messezeit referieren an den Compass Sessions des deutschen Bundesverbandes Druck und Medien Experten zu verschiedenen Schwerpunktthemen. Das Thema Digitaldruck wird an folgenden Terminen vertieft behandelt:

Freitag, 30. Mai, 10:30 Uhr: Bruno Müller, «Die digitale Buchproduktion – von der Papierrolle zum fertigen Buch», Müller Martini GmbH, Ostfildern (D).

Samstag, 7. Juni, 10:00 Uhr: «Digitale Buchproduktion», Océ.

Samstag, 7. Juni, 10:30 Uhr: Peter Berger, «Weiterverarbeitung im Digitaldruck. Herausforderung und Chance», Horizon GmbH, Norderstedt (D).

Den Überblick innerhalb einzelner Themenfelder erleichtern die Highlights-Touren (www.highlightstouren.de). Das sind geführte Rundgänge, bei denen die Besucher mit kompetenten Gesprächspartnern an den Ausstellerständen zusammengebracht werden.