Heftcover mit HP Indigo auf Bromalux von Antalis
MARTIN SPAAR Am Anfang des Covers dieser Ausgabe unserer Zeitschrift stand einmal mehr die Faszination eines Papieres. Als uns Antalis das metallisierte Bromalux vorstellte, packte uns der Ehrgeiz, dieses für ein digital gedrucktes Cover zu verwenden. Der Metalleffekt wird durch Aufdampfen einer feinen Aluminiumschicht auf ein Bilderdruckpapier erreicht; es gilt also wirklich auf Metall zu drucken. Für ein solches Vorhaben am besten gerüstet sind die HP-Indigo-Digitaldrucksysteme mit ihrem Flüssigtoner. Dank der Option, das Druckmedium mit einem Primer vorzubereiten, sind dieser Technologie kaum Grenzen gesetzt. Die industriellen Rollen-Digitaldrucksysteme von HP Indigo sind speziell darauf ausgerichtet Materialien aller Art von PVC bis Aluminium zu bedrucken.
Siebenfarbendruck mit HP Indigo press 5000
Der vorliegende Heftumschlag wurde von der Niedermann Druck AG in St.Gallen mit einer HP Indigo press 5000 produziert. Die Aussenseite ist ein Siebenfarbendruck mit den vier Skalenfarben plus Orange, Violett und Weiss. Mit ihren sieben Farbstationen bringt die Indigo das in einem Druckdurchgang zustande (siehe Kasten unten). Eine besondere Rolle spielt dabei das Weiss. Es fungiert einerseits als sichtbare Druckfarbe und andererseits als Grundierung, welche den anderen Farben zu mehr Leuchtkraft verhilft. Das Druckweiss ersetzt in diesem Fall das fehlende Papierweiss. Besonders schön ist dies beim Metallclip auf der Front zu sehen. Hier sind die Spitzlichter mit Weiss realisiert. Beim Körper des Goldfisches ist das unterlegte Weiss die Basis für die Leuchtkraft des Orange. Das Weiss unter dem Fisch ist gerastert und unterschiedlich stark hinterlegt, sodass bei den Schuppen in der Mitte und bei den Flossen das Metall durchscheint. Dafür verliert das Orange in diesen Partien an Intensität. Den Unterschied der sechs Farben mit und ohne hinterlegtes Weiss veranschaulichen die Farbkreise auf der vierten Umschlagseite (siehe Kasten rechte Seite).
Flexibilität bezüglich Farben und Medien
Die HP-Indigo konnte bei diesem Projekt ihre Trümpfe also voll ausspielen: Dank der Option des Primers vermag sie als einziges Digitaldrucksystem auch spezielle Medien wie PVC-Folien oder Metalloberflächen zu bedrucken. Ebenfalls einzigartig sind die sieben Farbstationen mit der Möglichkeit, die Farbreihenfolge frei zu bestimmen. So baut unser Cover darauf auf, dass das Weiss zuunterst liegt.
Die Indigo punktet nicht nur im Vergleich zu den anderen Digitaldrucksystemen, sondern auch gegenüber dem konventionellen Druck. Denn die Brillanz des Orange und Violett liesse sich im Offsetverfahren auf diesem Material nur schwer erreichen, da man bezüglich der Volltondichten im Hinblick auf das Trocknen der Farbe eingeschränkt ist.
Überzeugen konnte die Indigo schliesslich auch bei den inneren Umschlagseiten. Hier ist zwar die Oberfläche völlig unproblematisch, dafür haben wir mit den grossen hellen Flächen schwierige Sujets geschaffen. Diese liegen ohne Streifen oder «Wolken» absolut ruhig und harmonisch. Ebenfalls gute Noten bekommen die Prints bezüglich Kratzfestigkeit. Angesichts der schwierigen Oberfläche ist diese als sehr gut zu bewerten.
Konzeption und Druck Hand in Hand
Ganz spezielle Anforderungen stellte dieses Cover in der Konzeptionsphase. Einerseits waren wir mit dem Bromalux-Papier als Pioniere unterwegs; es lagen keinerlei Erfahrungen zum Verhalten dieses Materials im Digitaldruck vor. Andererseits lässt sich das Zusammenspiel von Metalloberfläche und weisser Druckfarbe weder am Bildschirm noch mit Laserprints auch nur annähernd simulieren. Möglich wurde diese Kreation unter diesen schwierigen Voraussetzungen nur durch die Flexibilität der Niedermann Druck AG. Geschäftsleiter Gallus Niedermann nimmt für sich und seine Crew in Anspruch, auch das Unmögliche möglich zu machen, oder es zumindest mit vollem Engagement zu versuchen – und wir nahmen ihn beim Wort! Für die Erarbeitung des Grundkonzeptes verabredeten wir uns in der Druckerei. Maurice Lüscher von Antalis brachte erste Bögen des neuen Bromalux-Papiers mit und so konnte es losgehen: Gallus Niedermann und Bruno Brechbühl von der Chromos erläuterten uns die technischen Möglichkeiten der Indigo und Ralf Turtschi als Gestalter konnte Ideen spinnen, welche die Vorstufenprofis von Niedermann gleich umsetzten. Hat das Weiss auf der Metalloberfläche genügend Deckkraft? Ist weisse Schrift lesbar, und wie wirkt Orange mit und ohne Grundierung? Solche Fragen konnten gleich mit konkreten Druckmustern beantwortet werden. So war schnell die Basis geschaffen, um ein Gestaltungskonzept auszuarbeiten. Auch die letzten Abstimmungen nahmen die Gestalter der Agenturtschi zusammen mit den Spezialisten von Niedermann wieder direkt vor Ort an der Indigo vor (siehe Kasten rechts).
9000 Covers in 14 zielgruppenspezifischen Varianten
Der Druck der rund 9000 Covers dauerte netto rund 14 Stunden. Die siebenfarbigen Aussen- und die vierfarbigen Innenseiten wurden je in separaten Durchgängen gedruckt. Technisch wäre auch ein 7/4-farben Druck in einem Zug möglich gewesen. Die Trennung in zwei Durchgänge war jedoch effizienter, weil die Aussenseiten mit der weissen Druckfarbe anspruchsvoller waren und mehr Qualitätssicherung erforderten.
Die 9000 Covers sind in 14 Tranchen mit je Zielgruppe unterschiedlichen Angeboten auf den inneren Umschlagseiten unterteilt. Dies erlaubt es uns zum Beispiel, den Werbern gezielt und prominent das aktuelle ADC-Jahrbuch und Probeabonnenten in Deutschland das Abo mit den richtigen Preisen in Euro anzubieten. Ebenfalls den Zielgruppen angepasst ist die Botschaft von Niedermanns Eigenwerbung auf der vierten Umschlagseite.
Flat-Bind by Niedermann
Auch beim Ausrüsten gingen wir neue Wege: Statt geheftet präsentiert sich dieser Publisher erstmals mit einer Klebebindung. Es handelt sich dabei um eine Spezialität aus dem Hause Niedermann. Anders als bei konventionellen Klebebindungen liegt bei Niedermanns «Flat-Bind» das geöffnete Heft flach auf. Damit lassen sich durchgehende Doppelseiten gestalten, die im Bund nur durch eine feine Linie getrennt sind. Wir haben zur Veranschaulichung auf dieser Doppelseite das Bild der Indigo über den Bund platziert und lassen uns überraschen, wie exakt die beiden Teile zusammenpassen. Ausschlaggebend dafür ist nicht die Klebebindung sondern das Falzen des Bogens hinter der Rollenoffsetmaschine.
Das Flat-Bind-Verfahren ist keine industrielle, sondern eine handwerklich geprägte Fertigung. Das Zusammentragen der sechs Rollenoffsetbögen und der Deckel passierte maschinell. Anschliessend wurden die zusammengetragenen Hefte an allen vier Seiten beschnitten und in Stapeln von knapp 70 cm Höhe in die Leimpresse gespannt. Nun trug der Buchbinder den mit oranger Spezialfarbe angemischte Leim mit dem Pinsel auf den angefrästen Rücken auf. Nach einer Trockenzeit von rund zwei Stunden galt es die Blöcke wiederum von Hand mit einem scharfen Messer zu den einzelnen Heften aufzutrennen.
Das Magazin, welches Sie in Händen halten, ist somit ein Hightech-Erzeugnis mit handwerklichem Finish. Ein Mix, welcher für die Philosophie von Niedermann Druck typisch ist: Mit unkonventionellen Lösungsansätzen aussergewöhnliche Drucksachen zu schaffen.
Kreatives Zusammenspiel
Papier mit chromglänzender Oberfläche ist in verschiedener Hinsicht eine Herausforderung. Denn man kann metallischen Glanz auf dem Bildschirm nicht simulieren. Ebenso verhält es sich mit dem Weiss. Weiss als Druckfarbe «existiert» im Offsetdruck schlicht nicht. Es braucht also ein sehr gutes Vorstellungsvermögen, die beiden Komponenten zusammenzubringen. Die HP-Indigo Digitaldrucksysteme können Weiss auf irgend ein beliebiges buntes Papier deckend drucken. Ein Novum, das man so noch nie gesehen hat. Darauf werden im Zusammendruck die übrigen Farben aufgebaut. Im vorliegenden Fall sind es in der Druckreihenfolge Weiss+YMCK+Orange+Violett. Dabei kann jede Farbe auch mehrmals hintereinander aufgedruckt werden, um die Farbdeckung zu erhöhen.Die Farbpunkte am Rand zeigen auf, dass die Farben auf dem Papier ganz anders wirken: Werden Sie weiss grundiert, scheinen sie wie auf weisses Papier gedruckt, ohne Glanz. Liegen sie jedoch ohne weisse Grundierung direkt auf dem chromglänzenden Papier, scheinen sie trüber, dafür metallisch glänzender. Gold und Silber können so sehr gut herausgearbeitet werden.
Es war beabsichtigt, nicht einen brillanten CMYK-Druck darzustellen, sondern das Papier «leben» zu lassen und die weisse Grundierung hervorzuheben.
Niedermann Druck: Spezialitäten mit der HP Indigo 5000
Die Niedermann Druck AG mit ihren 30 Angestellten ist bestrebt, ihren Kunden höchste Qualität zu bieten und entsprechende Lösungen zu entwickeln. So wurde vor vier Jahren die Staccato-FM-Rastertechnologie von Creo (heute Kodak) eingeführt. Vor allem bei den anspruchsvollen Kunden aus der Textilbranche kam diese neue Technologie sehr gut an.
Im Frühling letzen Jahres war dann der Einstieg in den Digitaldruck ein weiterer Meilenstein. Beim Entscheid für eine HP Indigo press 5000 war gemäss Geschäftsleiter Gallus Niedermann die Druckqualität ausschlaggebend. Die Indigo bewegt sich bezüglich Qualität und Anmutung nahe am Offsetdruck, bei Naturpapieren sind die Druckergebnisse sogar besser, da die Farben weniger an Brillanz verlieren. So gibt es immer wieder Kunden, welche bei Natur- und Kreativpapieren ausdrücklich die Indigo-Qualität verlangen und dafür auch einen Mehrpreis bezahlen. Das Prinzip des Offsettransfers kam also bei Niedermann voll zum Tragen. Ein Beispiel eines Kunden, welcher die Vorteile des Digitaldruckes zu schätzen weiss, ist das St. Galler Haut-Couture-Unternehmen Akris.
Hier ist höchste Qualität gefordert und die Drucksachen werden mit dem Kunden genau abgestimmt. Im Offsetdruck war das immer sehr umständlich, weil man Andrucke erstellen musste, um den Kunden das verbindliche Gut zum Druck vorlegen zu können. So werden für Akris auch Auflagen von über 10 000 Exemplaren auf der Indigo produziert, weil der Workflow effizienter und die Qualität oft besser ist.
Bis ein neuer Kunde von den Vorteilen des Digitaldrucks überzeugt ist, gilt es gemäss Gallus Niedermann jedoch oft noch immer gegen Vorurteile anzukämpfen. Diese aus der Welt zu schaffen, ist für Niedermann schon fast eine sportliche Herausforderung. Mit der Produktion des aktuellen Publisher-Covers haben er und sein Team sicher einen guten Beitrag dazu geleistet.
Kontakt:
Niedermann Druck AG
Rorschacher Strasse 290
9016 St.Gallen
Tel. 071 282 48 80
Fax 071 282 48 88
Bromalux von Antalis
Bromalux ist ein transfermetallisiertes Bilderdruckpapier mit hochglänzender, metallischer Vorderseite. Das Papier lässt sich unter Verwendung geeigneter Druckfarben in allen gängigen Verfahren einwandfrei bedrucken. Der Metalliceffekt sorgt für Impact und eine spezielle Ausstrahlung. Damit bietet sich der Einsatz vor allem dort an, wo technische Produkte wie Edelstahlprodukte oder Maschinen und hochwertige Konsumgüter wie Uhren, Schmuck oder Autos so wirklichkeitsgetreu wie möglich dargestellt werden sollen.Bromalux wird von Antalis in Flächengewichten von 136 und 256 g/m2 angeboten und ist rezyklierbar.
Produktionspartner
Bei der Produktion des Covers unterstützten uns folgende Partner, bei denen wir uns herzlich bedanken möchten.
Agenturtschi
Kreation des Umschlages durch:
R. Turtschi AG Visuelle Kommunikation
Antalis AG
Umschlagpapier Bromalux
Kontakt: Maurice Lüscher, Yvonne Nievergelt
Niedermann Druck AG
Druck der Covers mit HP Indigo press 5000; Ausrüsten der Zeitschriften mit Flat-Bind
Kontakt: Gallus Niedermann
Vogt-Schild Druck
Rollenoffsetdruck Heftinhalt auf Plano Art von M-Real
Projektleitung: Michael Kurz
Chromos AG
Vertrieb Schweiz von HP-Indigo-press-Digitaldrucksystemen
Projektmanagement: Bruno Brechbühl