Wir sind mit Volldampf unterwegs!
Das Cover dieses Heftes zeigt Digitaldruck at its best: einen Siebenfarbendruck auf aluminiumbedampftes Papier, produziert in einer Auflage von 9000 Exemplaren mit 14 zielgruppenspezifischen Varianten (siehe Seiten 42/43). Bei der Niedermann Druck AG, welche das Cover mit einem HP-Indigo-System produzierte, kommt es immer häufiger vor, dass Kunden für diese Digitaldruckqualität gegenüber dem Offsetdruck gerne einen Mehrpreis bezahlen. Deutlicher könnte man nicht aufzeigen, dass der Digitaldruck nun definitiv den Kinderschuhen entwachsen ist und den konventionellen Druckverfahren zusetzt.
Gleichzeitig steht auch der Offsetdruck nicht still. Wie unser Artikel über ein Pilotprojekt bei der Fotorotar AG zeigt (siehe Seiten 54/55), steigern Heidelbergs Anicolor-Kurzfarbwerke die Produktivität ganz massiv: Statt 200 sind nun nur noch 20 bis 30 Einrichtbögen nötig. Und Farbzonen, welche ein zeitaufwendiges Justieren verlangen, gibt es schon gar nicht mehr. Es kann gut sein, dass die Anicolor-Technologie– wie man bei Fotorotar überzeugt ist – die grafische Industrie mehr durchschütteln wird als der Digitaldruck.
Geschüttelt wird die Branche auf jeden Fall. Denn zum Digitaldruck und zur Anicolor-Revolution kommt noch das Internet mit praxistauglichen Web-to-Print-Lösungen. Die grossen Drucksachenauftraggeber entdecken das Web als Prozessoptimierungsplattform für ihre Publishing-Workflows und implementieren massgeschneiderte Lösungen, bei denen die grafische Industrie zu einem guten Teil aussen vor bleibt. Und Kleinbetriebe und Private setzen vermehrt auf Drucksachen-Web-Shops, wo es Visitenkarten, Flyer und Broschüren dank standardisierten Prozessen in guter Qualität zu Spottpreisen gibt.
Wohin die durch diese technischen Revolutionen angetriebene Reise geht, ist schwer abzuschätzen. Sicher ist nur eines: Wir sind mit Volldampf unterwegs!
Martin Spaar