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Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


Das plötzliche und unrühmliche Ende der Adobe Digital Publishing Suite (siehe Artikel Seite 45) zeigt die Gefahren unserer Abhängigkeit von den Monopolisten der digitalen Welt nur allzu deutlich. Wir nutzen täglich und ganz selbstverständlich deren Infrastruktur, doch wenn sie uns diese entziehen, geht rasch gar nichts mehr.

Wenn man in den Zeiten des Desktop-Publishing die Preispolitik des damaligen Monopolisten Quark nicht mehr mitmachen wollte, konnte man immerhin das Update verweigern und mit der alten Version weiterarbeiten – zwar nicht mehr auf dem aktuellsten Stand, aber noch immer voll produktiv. Wenn jedoch heute Adobe die Spielregeln ändert, müssen wir mitziehen, oder wir stehen nach Ablauf des Abos ohne unsere täglich benötigten Werkzeuge da.

Die Grossen des digitalen Zeitalters haben es damit in der Hand, Teile ihres Service und damit verbundene Geschäftsmodelle Dritter nach Belieben auszuknipsen. Was wäre, wenn Google seine Suchmaschine abschaltet? Das Web wäre zu einem guten Teil ein schwarzes Datengrab. Ähnliches gilt in anderen, aber ebenso sensiblen Bereichen, für Facebook, Twitter, Instagram, WhatsApp und wie sie alle heissen.

Wir leben im Informationszeitalter und dabei wird die Zugänglichkeit und Verbreitung der Informationen von einigen wenigen grossen, börsengetriebenen Konzernen kontrolliert. Wir begeben uns hier zu leichtfertig in Abhängigkeiten, deren langfristige Folgen wir im Gegensatz zu den Chefstrategen der Grossen noch gar nicht abschätzen können.

Eine gute Strategie geht in die Richtung, Klumpenrisiken zu meiden und wo immer möglich, statt auf wenige grosse auf viele kleine Anbieter zu setzen. Genau das tun jetzt wohl die meisten der DPS-Geschädigten. Sie sind darauf angewiesen, dass der freie Wettbewerb funktioniert und Alternativen bereithält. Es liegt jetzt in der Verantwortung von uns allen, diese Freiheit aufrechtzuerhalten.

Martin Spaar