Romeo Hutter«Un canto a la vida» – ein Lied auf das Leben. Diesen Titel hat der Künstler dem Gemälde gegeben, das die Basis des aktuellen Covers bildet. Keine Angst, der Publisher hat keinen radikalen Themenwechsel im Sinn und ist noch immer die Fachzeitschrift für Publishing und Digitaldruck. Zusammen mit dem Projektpartner, der Graphax AG, wollen wir diesmal etwas entschleunigen – zumindest mit dem Cover. Gleichzeitig ist es aber auch ein gutes Beispiel, wie die analoge und die digitale Welt verknüpft werden können: Handwerk goes digital – Acrylmalerei digital vervielfältigt.

Die kürzlich gelaunchte Konica Minolta AccurioPress C6100 kann damit zeigen, welche Druckresultate die neueste Generation der tonerbasierten Digitaldrucksysteme liefern kann. Dafür greift die «Brot- und Butter»-Maschine auf eine Reihe neu und weiterentwickelter Technologien zurück, die gerade bei höheren Auflagen ihre Vorteile unter Beweis stellen können.

Seit einigen Jahren schmückt Graphax den Hauptsitz in Dietikon mit Gemälden und Kunstobjekten wechselnder Künstler. Anstelle einer über Jahre gleichbleibenden Dekoration wird so immer wieder frischer Wind in den Arbeitsalltag der Mitarbeiter gebracht. Die Kunstwerke bieten nicht nur den Mitarbeitern eine angenehme Arbeitsumgebung und Stoff für Pausengespräche, mit der Vernissage werden Kunden, aber auch die Öffentlichkeit gleichermassen angesprochen. Im April dieses Jahres fand die Vernissage zum achten Mal statt.

Surrealismo magico

Mit Jorge Humberto Herrera Freire konnte Graphax einen ecuadorianischen Maler verpflichten, der seit einigen Jahren in der Schweiz lebt. Herrera (46) wuchs in Quito auf. Er stammt aus einer Bildhauerfamilie und erkannte bereits in der Schule seine Leidenschaft für das Zeichnen und die Kunst. Seit 25 Jahren ist er als Kunstmaler tätig und lernte das Handwerk unter anderem von nationalen Berühmtheiten wie Gonzalo Endara Crow. Er arbeitet vornehmlich mit Acryl auf Leinwand, neuerdings bemalt er damit auch Vogelfedern. Sein Stil ist stark von der farbenfrohen südamerikanischen Malerei beeinflusst. Selbst bezeichnet er seinen Malstil als «Surrealismo magico» – einen magischen Surrealismus, der den Detailreichtum der Wirklichkeit mit Abstraktem, der Fantasie Entsprungenem kombiniert.

Aus verschiedenen seiner Gemälde entschieden wir uns für «Un canto a la vida», ein vielschichtiges Dschungelbild, das die detailgetreue Abbildung der Natur mit einer surrealen Ansammlung von Tieren verbindet und so eine Art Dschungelbuch abbildet – das Dschungelcover quasi. Dschungelsujets, egal ob Flora oder Fauna beschäftigen Herrera immer wieder, denn er verbrachte mehr als zwei Jahre in Oriente, einer Region um den Amazonas im Osten von Ecuador – dort, wo das Leben nur so spriesst.

Für die Fertigstellung des 110 × 90 Zentimeter grosse Gemäldes, die Vorlage zu diesem Cover, brauchte Herrera gut sechs Wochen, verteilt auf einen Zeitraum von etwa einem halben Jahr. Wie üblich in der Acrylmalerei beginnt er mit dem Hintergrund und malt Ebene für Ebene – Schicht um Schicht – darauf. Oft passiert es ihm, dass er eine bestimmte Szene träumt, die er, wenn er denn erwacht, schlaftrunken skizziert und tags darauf auf die Leinwand bringt.

Gemälde digitalisieren

Das Gemälde wurde noch während der Ausstellung von Daniel Baratte, Marketing Project Manager bei der Graphax AG, mit einer Nikon D610 abfotografiert. Dank den heute zur Verfügung stehenden Kleinbild-Vollformatkameras kann vieles – unter anderem auch ein Gemälde – mit relativ bescheidenen Mitteln und ohne aufwendige Studioumgebung in ausreichender Qualität digitalisiert werden. Durch die anschliessende Aufbereitung in Photo­shop konnte noch mehr aus der Bilddatei herausgeholt werden.

Daniel Baratte ist nicht zum ersten Mal in ein Coverprojekt involviert. Die Herausforderung beim aktuellen Cover war weniger auf der technischen Seite als vielmehr bei der Auswahl des «richtigen» Bildes. «Zu Beginn erstellte ich Entwürfe mit unterschiedlichen Gemälden», sagt Baratte, «sich schliesslich für den richtigen zu entscheiden, für denjenigen, der den Geschmack möglichst vieler trifft, das ist im Gestaltungsprozess oft der schwierigste Schritt.»

Interessant bei der Umsetzung des Covers war für Daniel Baratte das Anordnen, das Spiel mit den einzelnen Elementen des Gemäldes. So durchbrechen einige Tiere und Pflanzen die typografische Ebene des Layouts und schaffen eine Verbindung, ohne den ursprünglichen Charakter zu zerstören. Dabei zeigte sich Herrera als Urheber der Vorlage begeistert von der digitalen Umsetzung.

Drucken, nicht schrauben

Papier in das Papiermagazin geben und in der Ablage regelmässig entnehmen: So etwa gestaltete sich die Arbeit von Calogero Randazzo, Business Development Manager Production Printing bei der Graphax AG. «Dieser Auftrag hat richtig Freude bereitet. Gerade im Vergleich zum Druck früherer Publisher-Cover ist kein einziges Problem aufgetaucht», meint Randazzo zu dieser ersten grossen Auflage, die auf der Konica Minolta AccurioPress C6100 im Showroom in Dietikon gedruckt wurde. Die reibungslose Produktion machten einige neue Features möglich. Dazu gehören die zuverlässige Papierführung von der Zufuhr mit Sauganlagetechnologie bis zur Ablage sowie die integrierte Color Care Unit. Letztere ist ein optional erhältliches Modul, das direkt an die Druckeinheit folgt und Druckqualität und Passer mittels zweier Scanner und eines Spektralfotometers überwacht und nötigenfalls Korrektureinstellungen vornimmt.

Beim Papier konnten wir Antalis für das Sponsoring gewinnen. Das Naturpapier Image Perfect sorgt durch die sogenannte ColorLok-Technologie auch im Digitaldruck für qualitativ hochwertige Drucksachen und gibt ihnen darüber hinaus – durch die Oberfläche und das Volumen – einen haptisch ansprechenden Touch .

Verteilt auf zwei Tage konnten die Cover innerhalb von acht Stunden fertiggestellt werden. Da die Maschine im Showroom von Graphax nur mit einer Einzelblattablage ausgerüstet ist und wegen der relativ hohen Grammatur von 300 g/m2musste Calogero Randazzo die Cover regelmässig entnehmen, um einen Stau zu verhindern.

Erweiterte Bühne

Das aktuelle Cover verzichtet bewusst auf Veredlung oder andere Druckspezialitäten. Es zeigt die nahezu originalgetreue Reproduktion eines farbenfrohen Gemäldes. Zusammen mit dem Layout und dem Naturpapier soll es den Betrachter ansprechen und Emotionen wecken.

Es zeigt aber auch ein mögliches Betätigungsfeld für Druckdienstleister. Denn mit dem Digitaldruck lassen sich Gemälde und andere Kunstwerke auch in kleinster Auflage kostengünstig reproduzieren. Und Kunstmaler, die ihre Werke vervielfältigen wollen, gibt es wohl einige.

Nicht zuletzt widerspiegelt die Verbindung von moderner Digitaldrucktechnik mit analoger Malerei die heutige Zeit: Wochenlange Handarbeit lässt sich in einem Tag 9000-fach vervielfältigen. Dem Künstler solls recht sein, erhält Jorge Humberto Herrera Freire mit dem Cover so eine zusätzliche Bühne für sein Werk. ↑