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Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


Haben die kleinen Druckdienstleister eine Chance, neben den grossen Portalen mit ihren Druckfabriken zu überleben? Das frage ich mich jedes Jahr, wenn wir die Marktübersicht der Drucksachen-Webshops zusammenstellen und ich die purzelnden Preise für Visitenkarten, Flyer etc. sehe. Auch jetzt habe ich wieder mit sehr vielen Akteuren in diesem dynamischen Markt über dieses Thema gesprochen und bin dabei mehr denn je zur Gewissheit gelangt: Ja, die Kleinen haben gute Chancen! Wieso? Ganz einfach: weil die Grossen sie brauchen.

Was wir jetzt erleben, ist immer noch ein harter Verdrängungskampf zwischen den grossen Playern. Die Logik dieses Marktes verlangt es so. Es geht um Skaleneffekte – darum, möglichst viel Volumen auf sich zu vereinen, um noch günstiger produzieren zu können. Nun merken die Grossen, dass sie dazu die Kleinen brauchen, weil diese heute immer noch näher am Kunden sind. Entsprechend intensiv werden die kleinen Druckereien mit Wiederverkäufer-Programmen umworben. Im Verdrängungskampf werden somit diejenigen der Grossen die besseren Karten haben, welche sich besser mit den Kleinen vernetzen und über diese ihre Druckfabriken noch besser auslasten können.

Und ganz analog sieht es bei den Kleinen aus. Auch sie brauchen die Grossen mit ihren Druckfabriken, gerade im Interesse ihrer Kunden. Dort werden Standard-Druckaufträge nun mal am effizientesten produziert. Folglich werden auch bei den Kleinen diejenigen überleben, welche sich am geschicktesten vernetzen. Wer als Druckdienstleister mit der Absicht an den Kunden herantritt, seine eigenen Druckmaschinen auszulasten, hat verloren. Vielmehr steht hier abermals die Vernetzung im Vordergrund: die mit dem Kunden. Es geht darum, dessen Bedürfnisse zu verstehen und mit ihm die schlankste Lösung für den Drucksachen-Workflow zu entwickeln. Dafür stellt der Dienstleister sein ganzes Netzwerk und Know-how zur Verfügung. Und dafür wird ihn der Kunde gerne fair entschädigen.

Nicht die Grossen oder Kleinen werden überleben, sondern die am besten Vernetzten!

Martin Spaar