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Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


Unsere jährliche Marktübersicht der Drucksachen-Webshops zeigt, dass die grossen deutschen Portale die Schweiz als attraktiven Markt für sich entdeckt haben. Mit ihren Sammelformen-Druckfabriken produzieren diese zu Preisen, bei denen Schweizer KMU-Drucker unmöglich mithalten können. Interessanterweise umwerben diese Player nicht nur die Schweizer ­Auftraggeber, sondern auch die Druckdienstleister sehr aktiv: Sie wollen diese als Partner – also Wiederverkäufer – für sich gewinnen.

Es stellt sich die Frage, wie man mit dieser Situation umgehen soll – und wohin das führt. Immerhin geht es hier um den Werkplatz Schweiz und das Überleben vieler KMU-Betriebe. Ich persönlich sehe das so: Der Schweizer Druckdienstleister hat dann gute Perspektiven, wenn er partnerschaftlich und transparent mit seinen Kunden zusammenarbeitet. Er schaffte dabei eine Kundennähe, wie sie eine grosse Druckfabrik nie bieten kann. Dies ermöglicht Lösungen bezüglich Logistik und Integration in die Prozesse des Kunden, bei denen Druckkosten nicht mehr der alleine ausschlaggebende Punkt sind. Auf den Kunden massgeschneiderte Online-Portale bieten hier die grosse Chancen, den Kunden nachhaltig zu binden.

Dieses partnerschaftliche Zusammengehen bedeutet aber auch, dass der Druckdienstleister im Interesse seines Kunden gewisse Jobs gar nicht mehr selber drucken darf, weil er mit seiner Infrastruktur schlicht zu wenig effizient und damit zu teuer ist. Wenn er dies transparent macht, wird ihm der Kunde gerne auch eine gewisse Marge einräumen und ihn umso mehr als faires Gegenüber schätzen: Als Partner und erste Anlaufstelle für seine ganze Printkommunikation.

Die Wertschöpfung des Dienstleisters wird sich also verlagern: je nach seiner Strategie mit unterschiedlichen Schwerpunkten in Richtung Beratung, Logistik, Premedia und Kreation oder auch Digitaldruck. Beim klassischen Offsetdruck wird das oft einen schmerzlichen Abbau zur Folge haben. Alles andere ist meiner Meinung nach Wunschdenken oder Schönrederei.

Martin Spaar