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Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


Unser Schwerpunkt zu den Drucksachen-Webshops in diesem Heft (Seiten 23–31) zeigt, dass dieses Segment auch in einem sonst schwierigen Umfeld noch immer wächst. Dies ganz in Übereinstimmung mit den aktuellen Trends im Zeichen von Publishing 3.0: Das Publishing wird von der Vorstufe zum Druck durch einen Automatisierungsschub geprägt, der zu einem guten Teil durch das Internet als Prozess­optimierungsplattform angeheizt wird.

Der Kunde profitiert durch diese Automatisierung von tieferen Preisen. So zahlt man für 250 Visitenkarten bei mehr als der Hälfte der Portale unsere Marktübersicht unter 50 Franken. Bei einer konventionellen Auftragsabwicklung würde dieser Betrag locker nur schon für AVOR und Fakturierung draufgehen!

Selbstverständlich lassen sich nicht alle Druckaufträge über Internet-Portale abwickeln. Aber man darf die Augen nicht vor der Tatsache verschliessen, dass diese doch schon einen relevanten Teil des Marktes besetzen. Das ist auch beim Publisher so. Der Inhalt dieser Ausgabe wurde als konventioneller Druckauftrag abgewickelt. Hier schätzen wir die kompetente Beratung und Betreuung durch unseren Sachbearbeiter. Der beigeklebte Flyer zu den von uns veranstalteten swiss publishing days lief dagegen prozess- und kostenoptimiert über den Drucksachen-Webshop unserer Druckerei.

Die Druckdienstleister sind also gefordert, weil durch die Portale kontinuierlich etwas mehr von den heutigen Brot-und-Butter-Aufträgen wegfällt. Und um jetzt mit einem Portal für 0815-Drucksachen zu starten, ist es definitiv zu spät. Die Positionen sind in diesem Markt schon zum grössten Teil bezogen.

Es muss folglich anderswo nach zusätzlicher Wertschöpfung gesucht werden. Bei allen Schlagworten von Crossmedia bis zu Social Media gibt es dafür kein Patentrezept. Der eine kann sich vielleicht auch künftig ganz auf sein Beziehungsnetz stützen und tritt neu als Wiederverkäufer auf, indem er dafür geeignete Aufträge in ein Partner-Portal einspeist. Und ein anderer findet eine Nische für ein spezialisiertes Druckportal für eine Zielgruppe, die er besonders gut kennt.

Nur eines gilt meiner Meinung nach in allen Fällen: Ins Zentrum dieser neuen Konzepte und Strategien sollten immer der Kunde und seine Bedürfnisse gestellt werden und nicht die bisherigen Fertigkeiten und Geräte des Druckdienstleisters. Die Herausforderung dürfte also in vielen fällen heissen, vom Gewohnten und Liebgewonnenen Abschied zu nehmen und über seinen eigenen Schatten zu springen!

Martin Spaar