Romeo HutterWillkommen im Dschungel! Keineswegs im undurchdringlichen Dickicht oder im wirren Durcheinander. Farbenfroh und wirkungsvoll erscheint unsere Sommerausgabe. Das Sujet mit dem Riesentukan im Zentrum nimmt die Power auf, die ein tropischer Urwald ausstrahlt. Die Kombination aus Digitaldruck auf einer HP Indigo mit einer punktuellen UV-Lackveredlung auf einer Scodix verstärken diese Wirkung über mehrere Ebenen. Fehlt eigentlich nur noch die Geräuschkulisse …

Das aktuelle Cover ist bereits das vierte, das wir gemeinsam mit Kasimir Meyer AG – weithin unter der Kurzform Kasi bekannt – realisieren können. Der Druckdienstleister aus Wohlen fokussiert sein Angebot seit einigen Jahren auf Premium-Drucksachen und Spezialitäten, die aufgrund des Papiers, der Druckqualität und/oder zusätzlicher Veredlung aus der Masse hervorstechen und so für mehr Aufmerksamkeit sorgen.

Als Beni Kiser 2013 die Kasimir Meyer AG übernommen hatte, legte er die Geschäftsausrichtung auf Premium Print fest und verfolgt diese Strategie seither konsequent. Und weil Auflagen in diesem Segment oft auch klein sind, entschied er sich, in digitale Technologien zu investieren, um damit den Offsetdruck ideal zu ergänzen. Zuerst in eine HP Indigo Press 5600 und eine digitale Lackveredlungsmaschine Scodix S75 im B2-Format. Mit Letzterer lassen sich auch Veredlungen in kleinsten Auflagen produzieren. Die kleine Indigo war schnell ausgelastet, weshalb sich Kasi bereits ein Jahr später eine grössere HP Indigo anschaffte. Die Produktion kann seither durchgehend im B2-Format stattfinden – egal, ob Offset, Digitaldruck oder digitale Veredlung.

Farbenfroh in den Sommer

«Dschungelmuster sind aktuell sehr gefragt, in der Mode, bei Stoffen, als dekoratives Element», meint Irina Kiser, Leiterin Marketing und Kommunikation bei Kasi. Sie zeichnet für die Idee und das Konzept des Covers verantwortlich. Für die gestalterische Umsetzung kam wie im letzten Jahr Mirjam Lorenzelli dazu. Die typografische Gestalterin setzte Kisers Dschungel-Idee visuell um. Dabei konnte sie für die Urwald-Flora auf existierendes Material aus früheren Gestaltungsaufträgen zurückgreifen. Einzig der Riesentukan wurde über ein Stock-Portal dazugekauft und in die Gestaltung integriert.

Der finale Entwurf wurde schliesslich für den Testdruck aufbereitet. Da das Cover sowohl digital gedruckt als auch veredelt ist, konnte beides vorgängig nicht nur simuliert, sondern gleich real getestet werden. Der Einsatz des Scodix-Lacks setzt bei der Gestaltung eine gewisse Erfahrung voraus, um den Effekt optimal zur Geltung bringen zu können. Insbesondere die digitale Lackveredlung von Naturpapier setzt viel Know-how voraus, um ein qualitativ einwandfreies Resultat zu erhalten und keine Verunreinigungen auf der Rückseite des Papiers zu produzieren. Dabei geht es darum, Druck und Lack auf einander abzustimmen, wodurch die Drucksache noch wirkungsvoller wird.

Erst nach dem Andruck wurde entschieden, den Lack auf dem Tukan aufzurastern und in den drei auf der Scodix zur Verfügung stehenden Schichtdicken zu drucken. Dadurch entsteht eine dem aus dem Siebdruck bekannten Relieflack ähnliche Wirkung, die dem Federkleid des Tukans eine zusätzliche haptische Dimension gibt.

Die kleine und die grosse Indigo stehen bei Kasi mit sieben Farben im Einsatz – entsprechend dem Auftrag in unterschiedlichen Konfigurationen. Deckweiss zum Be- oder Unterdrucken wird sehr häufig eingesetzt und gehört bei Kasi daher zur Standardkonfiguration. Dazu kommt die Indi­Chrome-Option, womit die Prozessfarben durch Orange, Grün und Violett ergänzt werden und einen erweiterten Farbraum beispielsweise für die Simulation von bis zu 97 Prozent der Pantone-Farben erlauben. Als weitere Indigo-Spezialität ist beim aktuellen Cover das so genannte Double-Hit-Schwarz eingesetzt worden. Überall dort, wo Schwarz vollflächig gedruckt werden soll, sind die Druckdaten nicht aufgerastert und die Prozessfarbe K wird im selben Durchlauf zweimal aufgetragen. Mit dieser Funktion wird ein tiefes Schwarz erzielt, wodurch die farbigen Elemente noch kontrastreicher zur Geltung kommen.

Effekthascherei wirkt

Dass effektvolle Drucksachen wirken, wollen wir mit dem aktuellen Cover einmal mehr unter Beweis stellen. Veredelte Drucksachen wirken – anders als andere Kanäle – über fünf verschiedene Dimensionen und machen sie damit ungleich wirkungsvoller und damit erfolgreicher. Den Beweis dafür erbringt übrigens die weltweit erste Metaanalyse zur Wechsel­wirkung von Mensch und Printmedien, dessen Erkenntnisse wir ab Seite 41 in diesem Heft vorstellen. Print ist dank seiner multisensorischen Wahrnehmung der ideale Botschaftsträger – egal in welchem Umfeld, für Werbung gleichermassen wie für andere Informationen oder eben für ein (Publisher)-Cover.

Kombinierte Druckverfahren

Für die Umschläge in drei Sorten wurde zuerst die Innenseite auf der B2- Offsetmaschine im Doppelnutzen gedruckt. So standen die beiden Indigos für das daily Business weiterhin zur Verfügung. Die Aussenseite der Gesamtauflage von 9700 Exemplaren konnte schliesslich auf der HP Indigo 12000 gedruckt werden. Dabei sind Qualitätsunterschiede zwischen Offset und Indigo keine zu erkennen, was beispielsweise beim Druck mehrerer Sorten mit unterschiedlichen Auflagen ein riesiger Vorteil ist. Im nächsten Schritt wurden die bedruckten Bogen auf der Scodix S75 im UV-Inkjet-Verfahren mit Lack bedruckt. Dank des B2-Format ebenfalls im Doppelnutzen.

Kasi war im Frühjahr 2016 der erste Druckdienstleiter in der Schweiz, der eine HP Indigo im B2-Format installierte. Vor einem Jahr dann erhielt die HP Indigo 10000 ein Upgrade und besitzt seither die Fähigkeiten einer HP Indigo 12000. Neben einem umfangreichen Software-Update hat das System eine Primer-Einheit erhalten. Papier muss nun nicht mehr vorgängig geprimert werden, sondern wird inline direkt vor dem Druck vorbehandelt. So kann der Primer exakt dort aufgetragen werden, wo schliesslich auch Druckfarbe haften soll. Das spart einen Arbeitsgang, Primer und Kosten.

Zwar setzen beide Indigos – die kleine und die grosse – auf dieselbe Technologie mit sogenannter Elektro-Ink, sie befinden sich im selben Raum und das Raumklima wird überwacht. Trotzdem lässt sich nicht alles 1:1 gleich produzieren. Das Wissen um diese Unterschiede hilft aber, die jeweiligen Druckaufträge entsprechend zu planen.

Die Papierwahl fiel auf das 240 g/m² schwere Naturpapier Superset von Fischer Papier. Mit dem «superweissen» Papier hat Kasi schon viel Erfahrung sammeln können. Es unterstützt den Druck von intensiven, leuchtenden Farben gerade auch im Digitaldruck. Es hat ausserdem den Vorteil, dass es auch ohne Primer auf den Indigo-Systemen bedruckt werden kann.

Erfahrungswerte

Kasi setzt konsequent auf Premium-Drucksachen: vom Druck bis zur Veredlung, mit konventionellen und digitalen Verfahren. Dabei darf die Beratung nicht zu kurz kommen, denn nur wer weiss, wie Print wirkt, kann dessen Wirkung optimal einsetzen. Und die Mitarbeiter von Kasi können bei edlen Drucksachen auf jahrelange Erfahrung zurückgreifen. Es verlangt aber auch die Bereitschaft und den Mut, Neues auszuprobieren. So gesehen erstaunt der Leitspruch von Kasi nicht weiter: Lust auf Print.

Nullen und Einsen sind weiterhin daran, die Welt zu revolutionieren. Nichtsdestotrotz wird sie nicht vollständig in Pixel aufgehen. Der digitale Wandel selbst sorgt mitunter für eine Renaissance des Analogen. Die hochwertige Drucksache mit ihrem Look and Feel – ihren haptischen und visuellen Möglichkeiten – trägt zu diesem Trend nicht unwesentlich bei. Das hängt wohl mitunter auch damit zusammen, dass sich die Menschen in einer zunehmend digitalisierten Welt nach handfesten Erfahrungen und sinnlichem Erleben sehnen. Print ist dafür prädestiniert, gerade dann, wenn auch Veredlung mit im Spiel ist.

Der Riesentukan gilt gemäss der IUCN als nicht gefährdet. So steht er für die edle Drucksache in doppeltem Sinn: eindrucksvoll im Erscheinen und erfolgreich beständig. Das wird wohl noch lange so bleiben … ↑