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Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


Martin Spaar Hologramme sind heute etwas Alltägliches; wir kennen sie von Ausweisen, Tickets und Verpackungen. Nun ist aber bloss etwas Alltägliches zu zeigen, definitiv nicht das, was wir mit unseren Covers anstreben. «Wenn schon, dann in die Vollen», so lautet das Motto. Mit dieser Vorgabe machten wir uns zusammen mit Speck Print als Druckpartner und der 3D AG als einem der weltweit führenden Hersteller von Hologrammen an die Konzeption des aktuellen Covers.

Was Sie jetzt als fertiges Produkt in Händen halten, spricht für sich. Hologrammen dieser Grösse begegnet man selten und dessen Regenbogenfarben- und 3D-Effekte entfalten eine ganz andere Wirkung, als man sie von den sonst meist nur briefmarkengrossen Geschwistern kennt.

Das Geheimnis der Nano-Gebirge

Auf die Erklärung, wie diese holografischen Effekte im Detail funktionieren, wollen wir hier verzichten. Denn ohne eine ganz gehörige Portion physikalischer Grundlagen würde das nicht abgehen. Vereinfacht kann man sagen, dass die Effekte auf unserem Cover auf der speziellen Oberflächenbeschaffenheit einer Aluminium-beschichteten Folie beruhen. Es handelt sich hier um kleinste Strukturen, also quasi eine Gebirgslandschaft, bei der die Differenz zwischen Tälern und Gipfeln lediglich 100  bis 300 Nanometer beträgt. Diese Topografie sorgt für Brechungen und Interferenzen des Lichtes, welche die holografischen Effekte ausmachen. Vergleichbare Regenbogen-Effekte kennt man von Seifenblasen und tatsächlich sind es hier dieselben Oberflächen-bedingten Lichtbrechungen. Bei den 3D-Effekten wird es dann wie gesagt schon etwas komplizierter ...

Wie kommt nun diese spezielle Mikro-Topografie auf die Folie? Ganz einfach: durch einen simplen Prägeprozess mit einem Nickelzylinder, der das Relief mit Druck auf die Aluminium-schicht der Folie überträgt. Im Prinzip ist das dasselbe, wie wenn man Drucksachen prägt, nur mit viel feineren Strukturen. Die 3D AG überlässt das Prägen, also die eigentliche Produktion der Hologramme, oft ihren Kunden, indem sie diesen den fertigen Prägezylinder liefert. So kann dieser Prozess beispielsweise im Bereich der Produkte- bzw. Fälschungssicherheit direkt in die Produktion integriert werden.

Komplexer Prozess bis zum Prägezylinder

Die ganze Komplexität der Hologramm-Herstellung liegt also in den vorgelagerten Schritten, die zum Prägezylinder führen. Und hier kommt das spezielle Know-how der 3D AG ins Spiel. In groben Zügen ging das bei unserem Cover folgendermassen vonstatten: Zuerst wurde das Design der Tasten mit den Buchstaben in Illustrator erstellt. Aus diesen Daten wurden dann verschiedene beschichtete Glasmasken mit Laser belichtet. Diese Glasmasken wiederum wurden zu einem so genannten Transmissionshologramm zusammenkopiert. Dabei handelt es sich um ein echtes Hologramm in einer Emulsion auf einer Glasplatte.

Dieses echte Hologramm wurde anschliessend in mehreren komplexen Schritten, welche einen guten Teil der Betriebsgeheimnisse der 3D AG ausmachen, auf eine Masterplatte umgesetzt, also quasi die Matrize für den späteren Prägeprozess. Aus dieser Matrize aus weichem Kunststoff wurde mittels galvanischer Prozesse der Nickel-Prägezylinder hergestellt. Die Produktion der 10 000 Hologramme im Format 14 × 14 cm dauerte damit auf der Rollen-Prägemaschine der 3D AG rund 5 Stunden.

Silber auf Silber

Das Hologramm sollte bei unserem Cover im Zentrum stehen. So entschied sich Ralf Turtschi, Marketingleiter bei Speck Print AG, entgegen seinen typografischen Überzeugungen für Mittelachse. Bei der Gestaltung des Drumherums wollte er die Silberfarbe der Hologramm-Folie aufnehmen. So fiel die Wahl beim Druckmedium auf Mirricard, einen silberglänzenden Spiegelkarton, der in der Schweiz von Inapa vertrieben wird (siehe Kasten).

Auch die Kippeffekte des Hologrammes wollte Ralf Turtschi in das Cover-Design einfliessen lassen. Er liess sich von den Werken von M. C. Escher inspirieren und kam so auf die Idee mit dem Würfelmuster in isometrischer Perspektive. Auch diese kippen in der Wahrnehmung: Je nachdem, wo und wie man auf das Cover blickt, sieht man Würfel, die vorstehen, versenkt sind oder auch nur ein planes Zickzackband oder Rosetten. Drei Zonen mit unterschiedlicher Färbung der Flächen unterstützen diesen Effekt. Ihre räumliche Wirkung haben die Würfel von den drei unterschiedlichen Silbertönen ihrer Flächen: erstens das unbedruckte Silber des Druckmediums, zweitens das Pantone-Silber als Matteffekt und schliesslich das Grau, bestehend aus 27% Schwarz.

Die kleinen Farbtupfer in Grün und Violett auf den Kanten sind eine Reminiszenz an die Firmenfarben der Speck Print. Insgesamt dominieren bewusst Silber und Grau, sodass die Regenbogenfarben des Hologramms nicht konkurrenziert werden.

Das Problem einer solchen Gestaltung besteht darin, dass man sie am Bildschirm nicht visualisieren kann. Man operiert also im Blindflug und kann sich erst über Andrucke ein wirkliches Bild des Ganzen machen.

Jenseits aller Standards

Das Motto Blindflug setzt sich bei einem solchen Design im Druck fort. Man bewegt sich jenseits aller Standards und all die schönen Kontrollinstrumente eines Vorgehens gemäss PSO bringen rein gar nichts. Und für grosse Experimente mit viel Makulatur ist das Papier zu wertvoll! Gedruckt wurde zudem nicht mit den gewohnten Offsetfarben, sondern mit Folienfarben, die oxidativ trocknen. Dies, weil es beim aluminiumbedampften Mirricard kein Trocknen durch Wegschlagen, also durch Eindringen der Farbe ins Druckmedium, gibt. Hier war man bei Speck Print froh um die Beratung durch den Farbenlieferanten Epple Druckfarben GmbH. Da jeder Farbton ein anderes Verhalten zeigt, ist beispielsweise die Druckreihenfolge ganz entscheidend. So musste das Pantone-Silber im letzten Farbwerk aufgetragen werden.Interessanterweise zeigten die Farbtöne auch beim Trocknen ein sehr unterschiedliches Verhalten. Das Silber trocknete auch grossflächig sehr schnell, das Violett dagegen wollte und wollte nicht. Schliesslich entschieden wir uns, die Covers zusätzlich mit UV-Farben partiell zu überdrucken und zu lackieren.

Als letzter Schritt in dieser langen Produktionskette wurden die Hologramm-Folien auf die Covers aufgezogen. Bei der Grösse des Hologramms war auch dies eine heikle Operation. Wir betrauten damit einen Partner der 3D AG im italienischen Como, was am Zoll zu unerwarteten Verzögerungen führte.

Ein industrielles Experiment

Dieses Projekt verlangte von allen Beteiligten ein hohes Mass an Flexibilität. Das hat es so an sich, wenn man sich abseits der ausgetretenen Pfade bewegt. Wir haben es hier sozusagen mit einem industriellen Experiment zu tun, das heisst, der Fertigung von immerhin 10 000 Covers ohne vorgängige Pilotprojektphase und damit verbundene Tests.

Es ist daher durchaus möglich, dass nicht jeder Schritt perfekt gelungen ist und die fertigen Exemplare da und dort mit kleinen Schönheitsfehlern behaftet sind. Vielleicht hier ein Kratzer auf dem empfindlichen Spiegelkarton oder dort eine Unregelmässigkeit beim Aufbringen der Hologramm-Folie. So etwas gehört bei Pionierleistungen mit dazu; Projektleiter Ralf Turtschi spricht hier von einer «Maschinen-Patina», an der man sich nicht stören sollte. Wie auch immer, wir freuen uns auf jeden Fall auf Ihr Feedback!

Speck Print AG

Das traditionsreiche Zuger Familienunternehmen Speck Print AG wurde im Rahmen einer Nachfolgelösung 2012 verkauft. Der neue Inhaber Markus Kramer ist daran, die «Nur-Druckerei» als modernes Dienstleistungsunternehmen in die Zukunft zu führen.

Druck und Dienstleistungen

Von Geschäftsmodellen und Medienkonvergenz war an dieser Stelle schon oft die Rede. Es sind schwierige Zeiten für die gesamte Branche. Doch waren sie das nicht schon immer? Markus Kramers Visionen der künftigen Druckerei sind stark vom Internet als virtuellem Schalter in der Annahme und Produktion von Drucksachen geprägt. Die Speck Print AG sieht sich nicht primär als Betreiber und demzufolge Auslaster der eigenen Maschinenkapazitäten, vielmehr als Beratungsdienstleister im Sinn eines Drucksachenmanagers. Dies beinhaltet Kooperationen mit Partnerunternehmen, in Einkauf, Produktion und Vertrieb. Kramer meint, dass es ohnehin eine Frage der Zeit ist, bis Druckkapazitäten zusammengelegt würden, um preiswerter produzieren zu können. Der Markt in Europa werde die Preisgestaltung vorgeben. In der Schweiz sei es bisher immer noch so, dass die typische Familien-AG darauf ausgelegt ist, die eigenen Kapazitäten auszulasten – jeder für sich. Der Swissness-Gedanke (Schweizer Fleisch, Schweizer Gemüse, Schweiz Tourismus, Printed in Switzerland) würde das Strukturproblem nicht wirklich lösen.

Es gelte vielmehr, die Kunden dort abzuholen, wo sie stünden. Mit sehr viel Hilfestellung im Sinn von Kundenservice beim Einkaufsverhalten. Der Drucksacheneinkauf soll ein positiv verknüpftes Erlebnis werden. Die bedienten Kanäle, ob Print oder Screen, bleiben im Hintergrund.

Speck Print AG
6340 Baar
Telefon +41 41 729 77 44

www.speckprint.ch

Mirricard von Inapa

Als Druckmedium für das Cover verwendeten wir Mirricard, einen hochglänzenden Spiegelkarton mit einem spiegelbedampftem Polyesterfilm, welcher auf einen gestrichenen Sulfatzellstoffkarton kaschiert ist. Mit einem eindrucksvollen Reflexionseffekt ist dieses Medium ideal für Luxus-Verpackungen, Displays, Buchumschläge usw. Mirricard gibt es nebst Gold und Silber in verschiedenen Farben und unterschiedlichen Oberflächen – es ist exklusiv bei der Inapa Papier AG erhältlich.

www.inapa.ch

Produktionspartner

Bei der Produktion des Covers dieser Ausgabe des PUBLISHER unterstützten uns folgende Partner, bei denen wir uns herzlich bedanken:

3D AG
Produktion des Hologramms.
Projektleitung: Oliver Michelotti

www.3dag.ch

Speck Print AG
Gestaltung und Druck des Covers.
Ralf Turtschi, Allessando Di Santo

www.speckprint.ch

Schlaefli & Maurer AG
Druck Heftinhalt und Ausrüsten der Zeitschriften.
Projektleitung: Kurt Saurer

www.schlaefli.ch