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Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


Es ist schon erstaunlich: An der Bedienung der Publishing-Werkzeuge hat sich in den letzten Jahrzehnten so gut wie nichts geändert: Das, was vor 40 Jahren am Xerox Palo Alto Research Center entworfen wurde, hat sich zäh gehalten: Eine grafische Benutzeroberfläche mit einem Desktop und Werkzeugen, die mit Maus und Tastatur bedient werden. Und so gesehen bietet auch das jetzt aktualisierte InDesign vom zugrunde liegenden Prinzip her gegenüber PageMaker 1.0 von 1985 kaum wirklich neue Ansätze.

Dass diese Konzepte der Bedienung des Computers nur schon von der Ergonomie her nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss sind, wird jedem klar, der schon an einem «Mausarm» gelitten hat oder sich über die Tastatur gebeugt chronisch Schultern und Nacken verspannt.

Die von Adobe jetzt vorgestellten Hardware-Tools Ink (Stift) und Slide (Lineal) versprechen immerhin, etwas Bewegung in die Sache zu bringen (siehe Seite 21). Bei der privaten Nutzung haben sich neue Bedienungskonzepte schliesslich längst durchgesetzt, so auch bei mir: Wenn ich meine Agenda pflege, etwas in Wikipedia nachschlage oder Nachrichten versende, geschieht das ohne Maus und Desktop, sondern per Touch-Bedienung mit dem Tablet oder Smartphone. Den Desktop-PC zu Hause werfe ich nur noch selten an und die sinkenden Absatzzahlen im PC-Markt zeigen, dass ich damit kein Einzelfall bin.

Von da her ist es naheliegend, dass Adobes Innovationen sich auch auf Tablet-Technologie stützen. Noch fast spannender als den Stift finde ich dabei das Bedienungskonzept des Lineals, mit dem sich auch sehr elegant geschwungene Linien zeichnen lassen. Das ist ein wirklich neuer Ansatz, der zeigt, dass bezüglich der Weiterentwicklung unserer Publishing-Tools mit einer zündenden Idee noch viel zu bewegen ist. So dürfen wir hoffen, dass sich hier in den nächsten vier Jahren mehr tut als in den letzten vierzig. Wofür es allerdings auch nicht sehr viel braucht ...

Martin Spaar

PS: Wie wenig sich bezüglich der Bedienung der Publishing-Werkzeuge in den letzten Jahren getan hat, zeigt auch der Umstand, dass ich ganze Passagen dieses Textes – per althergebrachtem Copy&Paste mit der Maus – von einem Editorial aus dem Jahr 2001 mit wenigen Anpassungen übernehmen konnte.