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Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


Wie finden etablierte Medien ihre neue Rolle, wenn neue das bestehende Gefüge disruptiv durcheinanderbringen? Wie war das beim Radio, als plötzlich das Fernsehen aufkam, und wie ist das jetzt mit Print angesichts der Revolution digitaler Medien vom Web bis Social Media? Die Stimmungslage bei solchen Entwicklungen beschreibt das Hype-Zyklus-Modell der Marktanalysefirma Gartner sehr schön. Es zeigt, dass sich unsere Wahrnehmung und Einordnung von revolutionär Neuem schrittweise einpendeln muss. Dabei gibt es übertriebene Ausschläge auf beide Seiten: Auf den Gipfel der überzogenen Erwartungen folgt das Tal der Enttäuschung bevor der Pfad der Erleuchtung zu einer realistischen Einschätzung auf einem Plateau der Produktivität führt. Soweit also die Stimmungslage dem Neuen gegenüber. Sowohl für den Hype um das Web wie auch für den um Social Media trifft diese Aussage sehr gut zu.

Wie sieht nun aber die Entwicklung der Stimmung dem Alten, Bestehenden gegenüber aus? In unserem Fall: Wie entwickelt sich dabei das Image von Print? Ich bin überzeugt, dass auch hier gilt: Die Wahrnehmung des Bestehenden in einem revolutionierten Umfeld durchläuft Zyklen mit übertriebenen Pendelausschlägen auf beide Seiten. Dies führt uns quasi zu einer gespiegelten Hype-Kurve: Zuerst kommt ein tiefes Tal der überzogenen Enttäuschung, dann nochmals ein kleiner Gipfel der Erwartungen bevor auch hier der Pfad der Erleuchtung zu einer realistischen Einschätzung mit einem Einpendeln auf einem neuen Plateau der Produktivität führt.

Dabei stellt sich die für die Branche entscheidende Frage, wo denn Print heute in einem solchen Zyklus steht. Die in unserem Schwerpunkt zum Thema Premium-Drucksachen vorgestellte Analyse (Seite 41) spricht dafür, dass das Tal der überzogenen Enttäuschung jetzt erreicht, wenn nicht schon überwunden ist. Also konkret: Das Image von Print ist wieder im Steigen begriffen. Es bleibt die Frage, wie hoch es noch hinaufgeht bis zum neuen, nachhaltig gültigen Plateau der Produktivität!

Martin Spaar