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Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


Unser Schwerpunkt zum Thema Weiterbildung zeigt, dass das Angebot gross ist und alle Aspekte des Publishing abdeckt. So weit so gut. Wie dieses Angebot genutzt wird, ist ein anderes Thema. Die grafische Industrie scheint sich mit dem Thema Weiterbildung speziell schwer zu tun. Auch unsere Erfahrungen als Veranstalter der swiss publishing days zeigen das: Das Profil der Besucher hat sich in den letzten Jahren markant verschoben. Immer weniger kommen aus der klassischen grafischen Industrie; es dominieren klar Inhouse-Publisher aus entsprechenden Abteilungen in Unternehmen aller Branchen.

Dies ist nicht nur ein Spiegel der Verlagerung der Vorstufenarbeit weg von der grafischen Industrie hin zu den Drucksachenauftraggebern, sondern vor allem eine Folge unterschiedlicher Firmenkulturen. In den meisten Branchen ist Weiterbildung eine Selbstverständlichkeit und wird entsprechend gelebt. Nur die Grafische scheint da anders zu ticken. Hier klagen auch die Gewerkschaften über mangelndes Interesse an Weiterbildung gerade bei den Berufsleuten. Sogar Weiterbildungsangebote, die für Mitarbeiter der dem Gesamtarbeitsvertrag unterstellten Betriebe stark vergünstigt oder sogar kostenlos sind, werden nur von rund 10 Prozent der Berechtigten genutzt. Der Aufruf, wonach das Recht auf Weiterbildung für die Arbeitnehmer auch eine Pflicht bedeutet, scheint ungehört zu verhallen.

Es sieht hier ganz nach einer unheiligen Allianz, einem stillen Konsens zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern aus: Man blendet das Thema Weiterbildung in der Hektik des Tagesgeschäftes kurzerhand aus. Das ist kurzfristig für beide Seiten bequemer so.

Da steht für die Branche also ein happiger Lernprozess an. Denn wer das Lernen nicht rasch lernt, hat in dieser von technischen Innovationen getriebenen Branche schlechte Karten. Etwas zynisch formuliert dürfen wir somit darauf vertrauen, dass sich das Problem von selbst löst …

Martin Spaar