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Profis aus der zweiten Liga

 

MARKUS ZITT Für alle, die eine Kamera regelmässig oder intensiv im Berufsalltag einsetzen oder die Fotografie ambitioniert als Hobby betreiben, ist eine semiprofessionelle DSLR in der Regel die beste Empfehlung. Solche Mittelklassekameras bieten natürlich die generellen Vorteile einer DSLR gegenüber den Kompakt- und Bridge-Kameras. Dies sind hauptsächlich eine schnelle automatische Scharfstellung (Autofokus, kurz AF), unmerkliche Auslöseverzögerung, schnelle und lange Bildfolgen, grosszügige und griffige Bedienelemente, geringes Bildrauschen und natürlich wechselbare Objektive.

Bei semiprofessionellen DSLRs, wie der Olympus E-3 und der Sony Alpha700, sind diese generellen Vorteile noch ausgeprägter als bei den Einsteigermodellen (z.B. Olympus E-410 oder neue Sony Alpha200). Die semiprofessionellen DSLRs sind noch schneller und ausserdem widerstandsfähiger. Sie sind zudem stärker auf die Bedienung durch einen erfahrenen Benutzer ausgerichtet, der weiss, was er einstellen möchte, und sich dabei nicht von einer Kameraautomatik bevormunden lassen will. Die höhere Widerstandsfähigkeit ermöglicht intensiven Gebrauch, widrige Einsatzbedingungen (z.B. Regen, Feuchtigkeit) und verzeiht eher Unachtsamkeiten im hektischen Einsatz oder beim Transport. Die Robustheit hat aber ihren Preis, der sich in einem höheren Preis und mehr Gewicht ausdrückt.

Profimässig

Diesem beschriebenen Profil einer (semi-)professionellen DSLR entsprechen die Olympus E-3 und die Sony Alpha700 allein schon durch ihre technischen Daten. Beide Gehäuse sind robust und vor Spritzwasser geschützt, wobei hier die E-3 und die Pro-Objektive von Olympus überzeugen.

Für eine schnelle Bedienung gibt es klassentypisch jeweils spezielle Tasten und viele Einstell- und Konfigurationsmöglichkeiten.

Semiprofessionelle Kameras, wie eben die E-3 und die Alpha700, besitzen nicht bloss ein Einstellrad, sondern ein vorderes und ein hinteres, die mit dem Zeigefinger bzw. dem Daumen verstellt werden. Im manuellen Belichtungsmodus lassen sich so Zeit und Blende gleichzeitig verstellen.

Beide Kameras wirken wertig und robust, die E-3 sogar «professionell massiv», und sind nicht gerade leicht.Insbesondere mit dem empfohlenen Standardzoom. Die Kameras schmiegen sich aber gut in eine kräftige rechte Hand, deren Finger die Bedien­elemente rechts hinten und oben gut erreichen. Bei hochformatigen Fotoserien bringen optionale Batteriegriffe mit ihren Hochformatauslösern noch besseren Halt. Während der Griff zur E-3 bloss die wichtigsten Bedienelemente aufweist, enthält der Alpha-Griff nochmals alle Bedienelemente, die sich auf der rechten Seite des Kamera­rückens befinden. So lässt es sich noch besser arbeiten.

Verschiedene Sensoren

Was die technischen Daten anbelangt, so bieten beide Kameras eine heute übliche Auflösung. Die Olympus kommt – wie das Gros aller aktuellen DSLRs – mit 10 Megapixel (Mpx) aus. Der CMOS-Sensor der Sony Alpha700 bietet mit 12,2 Mpx sogar ein wenig mehr. Der Unterschied zwischen 10 und 12 Mpx ist jedoch weniger markant als zwischen früheren Auflösungsklassen. Der Sensor der Alpha700 weist die typischen DSLR-Abmessungen von 23,5×15,6 mm auf, was in Anlehnung an das APS-Filmformat (Advanced Photo System) allgemein als APS-C-Sensorgrösse bezeichnet wird. Gegenüber dem Kleinbildfilmformat (KB) mit 36×24 mm sorgt die geringere Sensorgrösse für einen Beschnitt des Objektivbildwinkels. Dies wird landläufig als Brennweitenverlängerung, in Englisch treffend als Crop Factor bezeichnet und macht bei der Sony Alpha 1,5× aus.

Die Olympus-Brennweiten muss man dagegen mit Faktor 2 multiplizieren, um sie mit herkömmlichen KB-Objektiven zu vergleichen. Denn ihr Sensor misst wie bei allen bisherigen Four-Thirds-DSLRs lediglich 17,3×13 mm.

Während sich die meisten DSLR-Hersteller am Kleinbildfilmformat orientieren, bislang jedoch aus Kostengründen auf kleinere Sensoren setzten, hat sich Olympus vom Kleinbildformat losgelöst und sich stattdessen bewusst für einen kleinen Sensor entschieden, der letztlich kompaktere DSLR-Kameras und -Objektive ermöglicht. Von der ihrer Meinung nach «idealen» Sensorgrösse ausgehend, schuff Olympus von Grund auf ein neues SLR-System und hat dafür mit anderen Kamera- und Objektivherstellern den Four-Thirds-Standard initiiert.

Wackelfrei

Sowohl die E-3 als auch die Alpha700 nutzen einen beweglichen Sensor, um den leichten Bewegungen des Fotografen entgegenzusteuern. Diese als Sensor-Shift bezeichnete Art der Bildstabilisation (Image Stabilisation, kurz IS) war einst von Minolta entwickelt und unter dem Namen AntiShake erstmals in einer DSLR (Konica Minolta 7D) verbaut worden. Der eindeutige Vorteil dieser Stabilisierungsart ist, dass sie mit jedem Objektiv funktioniert, bei der E-3 nach einem Firmwareupgrade sogar mit adaptierten Objektiven.

Zwar gilt die Stabilisierung mittels Sensor-Shift als weniger effektiv als die über bewegliche Linsengruppen, dennoch versprechen beide Kamerahersteller, mehrere Lichtwertstufen zu gewinnen. Olympus will so bis 5 Stufen kompensieren können, Sony spricht von 2,5 bis 4 Stufen. Mit anderen Worten: Statt einer Verschlusszeit von 1/60 s für verwacklungsfreie scharfe Aufnahmen mit einem Normal- oder Weitwinkelobjektiv lägen dann 1/4 s oder bei der E-3 gar eine halbe Sekunde drin. Vier und fünf Stufen scheinen allerdings zu optimistisch, zwei (oder drei) dagegen realistisch. Letztlich hängt diese Einschätzung davon ab, was ein Fotograf als «scharf» definiert und empfindet. Beide Kameramodelle bieten neben dem normalen IS-Modus, der vertikale und horizontale Bewegungen kompensiert, noch einen für Sportfotografen. Dann wird nur vertikal kompensiert, damit horizontale Bewegungen, sprich das «Mitziehen», bei längerer Verschlusszeit möglich ist. So kann der Fotograf bewegte Objekte durch ein Kameraschwenken während der Aufnahme verfolgen. Das optimale Resultat wäre dann ein scharf abgebildetes Objekt vor einem durch die Kamerabewegung verwischten Hintergrund.

Die Bewegung des Sensors nutzt die Sony-DSLR auch, um durch heftiges Rütteln allfällige Staubpartikel abzuschütteln. Olympus hat den Staub von Anfang an als Problem erkannt und ihm als erster DSLR-Hersteller eine effektive und inzwischen mehrfach kopierte Methode entgegengesetzt. Beim Supersonic Wave Filter werden Staubpartikel von einem Filter vor dem Sensor abgefangen und durch ultraschallschnelle Vibrationen entfernt.

Belichtung einstellen

Was die klassische Fototechnik anbelangt, so bieten die Kameras Verschlusszeiten bis 1/8000 s, die üblichen Belichtungsmessverfahren (Mehrfeld-, mittenbetonte Ganzfeld- und Spotmessung) sowie die gängigen Belichtungsprogramme (Programm-, Blenden- und Zeitautomatik) und eine manuelle Blenden- und Zeiteinstellung. Die E-3 kennt noch zwei Varianten der Spotmessung für Motive in heller und in dunkler Umgebung. Zwei Konfigurationen lassen sich als «MyMode» speichern und bei Bedarf abrufen. Auf Motivprogramme hat Olympus bei der E-3 verzichtet und unterstreicht damit ihren professionellen Charakter. Sony hat der Alpha700 ebenfalls drei speicherbare Belichtungs- bzw. Benutzer­einstellungen «MR» sowie eine Vollautomatik und gängige Motivprogramme spendiert. Bei der Alpha700 werden die Belichtungsprogramme über das Rad oben links gewählt, bei der E-3 muss man dagegen eine Taste (Mode) gedrückt halten und per Einstellrad das gewünschte Belichtungsprogramm im Status-LCD wählen. Überhaupt werden viele Einstellungen so vorgenommen, was umständlich erscheint, jedoch vor irrtümlichem Verstellen schützt.

Lichtempfindlich

Bei Kameras, die nicht bloss für Familie-Freizeit-Ferien-Motive bei schönem Wetter eingesetzt werden, spielt die Lichtempfindlichkeit eine grosse Rolle. Qualitativ sind DSLRs diesbezüglich anderen Kameratypen überlegen, weil jedes einzelne der 10 bis 12 Millionen Elemente der Fotosensoren relativ gross und somit empfindlicher ist. Dadurch ist das Bildrauschen selbst bei hohen ISO-Werten moderat. Ausgehend von einer Grundempfindlichkeit von 100 ISO reichen die Einstellungsmöglichkeiten der E-3 bis 3200 ISO, die der Alpha700 gar bis 6400 ISO. Diese Werte lassen sich manuell oder automatisch einstellen. Was das Rauschen anbelangt, so bieten beide Kameras die Reduktion von Rauschen bei hohen ISO-Werten und bei langen Belichtungszeiten. Bei der Sony, die einen selbst entwickelten Sensor und Bildprozessor nutzt, greifen Rauschgegenmassnahmen bereits vor der Bildaufbereitung im Sensor ein.

Blitz aus allen Richtungen

Wo eine ISO-Erhöhung nicht hilft, kommt der Blitz zum Einsatz. Während Highend-Profikameras über keinen internen Blitz verfügen, bringen semiprofessionelle DSLRs wie die E-3 und die Alpha700 einen ausklappbaren Blitz mit. Alternativ kann ein leistungsstarker Blitz aufgesteckt oder die Kamera an eine Studioblitzanlage angeschlossen werden. Am komfortabelsten sind die aufsteckbaren Systemblitze, die mit der Belichtungssteuerung der Kamera zusammenarbeiten. Interessant ist die kabellose Steuerung eines entfesselten Systemblitzgerätes oder mehrerer Gruppen. Dies gab es erstmals bei Minolta und dies beherrschen somit auch die Sony-DSLRs. Mit der E-3 und den neu überarbeiteten Blitzgeräten (FL50R, FL36R) bietet nun auch Olympus diese Möglichkeit, mit dem integrierten Blitz oder einem Aufsteckblitz ein Motiv frontal auszuleuchten, während ein zweiter Blitz hinter dem Objekt den Hintergrund oder das Objekt von hinten anleuchtet. Letzteres sorgt für eine helle Kontur des Objekts vor dem Hintergrund. Die Betriebsart der entfesselten Blitze sowie die des steuernden Blitzes lassen sich bei der E-3 bequem über das Kameramenü einstellen.

Richtig scharf

Für die Schärfeermittlung besitzen SLRs spezielle CCD-Sensoren und sind deshalb viel schneller als andere Kameratypen. Während bisherige Olympus-DSLRs mit nur 3 waagrecht angeordneten Messpunkten auskommen mussten, besitzt die E-3 deren 11 kreuzförmige. Diese werden alle zusammen oder gruppenweise (dynamisch) automatisch genutzt oder vom Fotografen ausgewählt. Auch Sony hat den AF für die Alpha700 aufgerüstet und bietet 11 AF-Messpunkte, darunter einen einzigen hochsensiblen Kreuzsensor in der Mitte, der mit lichtstarken Objektiven eine besonders präzise Schärfedetektion ermöglicht. Beide Kameras sind mit einem Hilfslicht für das automatische Fokussieren bei wenig Licht und geringem Kontrast gerüstet. Die E-3 nutzt dazu den Blitz, die Alpha700 projiziert ein dezentes rotes Muster.

Laut Olympus soll die E-3 den derzeit schnellsten Autofokus besitzen. Voraussetzung für schnellste Scharfstellung sind die neuen Olympus-SWD-Objektive (Sonic Wave Drive) mit integriertem Ultraschallmotor, wie sie Sony und andere Hersteller bereits länger anbieten.

Karte mit JPEGs füllen

Die Geschwindigkeit im Serienbildmodus beider Kameras ist mit 5 Bildern pro Sekunde (frames per second, fps) typisch für eine semiprofessionelle DSLR.Die Olympus und die Sony versprechen dieses Tempo zu halten und JPEG-Bilder zu schiessen, bis die Karte voll ist. Bei RAW-Bildern kommt die E-3 nach 19, die A700 nach 25 ins Stocken. Beide Kameras können auch RAW- und JPEG-Fotos simultan aufzeichnen.

Die JPEGs können in drei Grössen sowie verschiedenen Kompressionsstärken gewählt werden, wobei die E-3 hier mit detailierten Konfigurationsmöglichkeiten glänzt. RAWs im Olympus-RAW-File-Format (ORF) komprimiert die E-3 standardmässig, sie fallen um 10 MB (9–12 MB) aus, bei der A700 hat man die Wahl zwischen komprimiert oder nicht. Ein RAW im Alpha-RAW-Format (ARW) wiegt etwa 18,5 MB oder 12,5 MB in komprimierter Form.

Speicher: klassisch und eigen

Während inzwischen Einsteiger-DSLRs ihre Bilder durchwegs auf SecureDigital-Karten (SD) speichern, nutzen die E-3 und die A700 klassentypisch noch die bewährte CompactFlash-(CF-)Karte. Die gibt es überall mit bis zu 16 GB und bald 32 GB zu kaufen. Anfang Jahr wurde sogar die erste mit 48 GB vorgestellt. Weil Sony und Olympus (mit Fuji) jeweils einen eigenen Speicherkartentyp einführten, besitzen beide DSLRs Duallaufwerke, die neben einer CF- zusätzlich eine zweite Speicherkarte aufnehmen. Die Olympus E-3 verwendet die daumennagelgrosse und kontrollerlose xD-PictureCard, die Sony Alpha700 die kurze Variante des MemorySticks mit der Bezeichnung Duo oder Pro Duo.

Sind beide Karten eingesteckt, muss jeweils die zu benutzende Karte im Menü eingestellt werden. Wird eine entfernt, nutzt die E-3 die verbliebene. Bei der Sony muss dummerweise auch dann die Karte im Menü bestimmt werden. Die E-3 ermöglicht zudem das Bilderkopieren von einer zur anderen Karte, die Alpha700 nicht.

100-prozentiger Durchblick

Die Sucherkonstruktion ist bezeichnend für den Typus der Spiegelreflexkameras. Das Licht fällt durchs Objektiv ein, wird über den beweglichen Spiegel nach oben in ein Prisma und durch das Sucherokular ins Auge gelenkt. Auf diesem Weg wird übrigens auch Licht für die AF-Messsensoren abgezwackt. Für die Aufnahme klappt dann der Spiegel hoch und das Licht kann ungehindert auf den Fotosensor treffen. Der Sucher steht stets in einem gewissen Verhältnis zum Sensor. Bei Four-Thirds sind die Sucher deshalb eher klein und eng, bei einer Vollfor­matkamera riesig. Beim Sucher der E-3 wird das Sucherbild leicht vergrössert, so hat man nicht den Four-Thirds-üblichen Tunnelblick und bemerkt keinen Unter­schied zu DSLRs mit APS-C-Sensor. Ausserdem zeigt der Sucher das ganze Bild (100%-Sucher), was nur bei Profikameras üblich ist. Bei der Alpha700 sieht man lediglich 95 Prozent des Bildes.

Hochauflösend

Beide Kameras trumpfen beim LCD mit einer Besonderheit auf. Der 2,5-Zoll-LCD der E-3 lässt sich ausklappen und um 270 Grad drehen. Das macht Sinn, da er auch als Sucher dienen kann und als LiveView bezeichnet wird. Autofokus ist dann leider nicht möglich. Auch bei der Sony gehört der LCD aufgrund seiner Grösse (3,0 Zoll) und vor allem wegen seiner Auflösung von 922000 RGB-Subpixeln zu den Highlights.

Überlegene Bildwiedergabe verspricht die Alpha nicht nur am kamerainternen LCD, sondern auch bei der Darstellung auf einem Bildschirm. Neben dem etablierten analogen Videoausgang besitzt die Alpha700 auch einen HDMI-Ausgang (High Definition Multimedia Interface). So lassen sich Fotos auch auf einem HD-Bildschirm mit 1280×720 Pixel oder 1920×1080 Pixel an einem HDTV-Gerät präsentieren. Angeschlossen an einem HD-Fernseher von Sony (Bravia-Modelle) werden die Bildsignale zusätzlich für die HDTV-Darstellung deutlich optimiert.

Die Olympus E-3 im Detail

Bei Olympus war eine (Semi-)Profikamera längst überfällig, denn die E-1 (5 Mpx) war bereits 2003 anlässlich der Lancierung des Olympus-E-Systems eingeführt worden.

Bereits bei der ersten Berührung beeindruckt das wertige und robuste Gehäuse. Während die Olympus-DSLRs bislang durch Kompaktheit gefielen, wirkt die E-3 gross. Sie liegt dennoch sehr gut in der Hand. Die Bedienelemente sind praktisch angeordnet, nur an die Doppelbelegung von einigen Tasten konnte sich der Autor nicht gewöhnen. Wer nur diese eine Kamera intensiv und regelmässig benutzt, wird dies wohl irgendwann im Schlaf beherrschen. Schade ist, dass es nur eine konfigurierbare Taste gibt.

Besonderheit der E-3 ist LiveView auf dem ausklappbaren und drehbaren 2,5-Zoll-LCD. Dies ermöglicht Aufnahmen aus der Froschperspektive, über die Köpfe vieler Zuschauer hinweg. Ebenfalls hilfreich ist das LCD, wenn die Kamera für eine Langzeitaufnahmen in Ermangelung eines Stativs abgestellt wird. Das LCD lässt sich auf zwei Arten einklappen. Mit der Bildseite nach aussen kann es wie die fest eingebauten LCDs genutzt werden, mit der Bildseite nach innen ist es im harten Einsatz und beim Transport vor Beschädigung und Verschmutzung geschützt. Leider funktioniert der Autofokus im LiveView-Betrieb nicht. Manuelles Fokussieren ist dann angesagt, wofür ein Bereich im Sucherbild bestimmt und vergrössert werden kann. So ist punktgenaues Fokussieren auf dem Sensor möglich, was ideal für statische Motive ist. Alternativ drückt man die AF/MF-Taste, worauf die Kamera kurz den Spiegel für die AF-Messung senkt und gleich wieder hochklappt.

Besonderen Wert hat Olympus bei der E-3 auf einen sehr schnellen Autofokus gelegt und mit der E-3 ihre ersten zwei Ultraschall-Objektive lanciert, darunter das empfehlenswerte und im Kit angebotene 12–60-mm-SWD, das auch eines unser Testobjektive war. Bei diesem Objektiv stellt ein kernloser bzw. ringförmiger Elektromotor aus Piezoelementen besonders schnell, präzise und leise scharf. Auch die Abbildungsleistung der Objektive spricht für die E-3, denn selbst bei extremen Brennweiten sind Farbsäume, Verzeichnung und Randabschattung kaum vorhanden. Von der Objektivqualität profitiert denn auch die E-3, die als 10-Mpx-Kamera mit 12-Mpx-Modellen mithalten kann und nur etwas weniger Detailschärfe hinüberbringt. Die Farben sind neutral, bei Kunstlicht jedoch gelblichgrün. Auch der WB-Umgebungssensor aussen an der Kamera hilft hier nicht, es bleibt der manuelle Weissabgleich. Auch die Dynamik der E-3 kann mit derjenigen der Alpha700 nicht mithalten und auch das Rauschen liegt auf deutlich höherem Niveau. Es ist schon bei 100 ISO ansatzweise sichtbar, wird ab 400 ISO aber immer deutlicher. Immerhin handelt es sich nicht um ein matschiges Farbrauschen, sondern ein Helligkeitsrauschen, das die nostalgische Erinnerung an hochempfindliche, körnige Filme aus dem Analogzeitalter aufkommen lässt.

Sony Alpha700 im Detail

Die Alpha700 wurde vergangenen September vorgestellt und ist – als Nachfolgerin der Konica Minolta 7D – Sonys erste DSLR mit (halbem) Profianspruch. Eine vollformatige Profikamera mit KB-Vollformatsensor (24,8 Mpx) wird zur Photokina kommen. Von den im Januar eingeführten und günstigen DSLRs (Alpha200, 300 und 350), macht die Alpha350 der Alpha700 Konkurrenz.

Für unseren Praxistest verwendeten wir eine Alpha700 mit 16–105-mm- Objektiv. Äusserlich wirkt die Kamera mit Magnesium-Kunststoff-Gehäuse auf einem Aluchassis wertig, und sie liegt angenehm und satt in der Hand. Die Kamera wirkt aufgeräumt und das etwas umständliche Funktionseinstellrad der Alpha100 ist bei der Alpha700 einem Belichtungsmodusrad gewichen. Die Funktionen werden über die Fn-Taste aufgerufen und dann über die Statusanzeige am LCD per Joystick ausgewählt und mit Einstellrädern verstellt. Wichtige Einstellungen werden über eigene Direkttasten aufgerufen.

Dass das LCD auch gleich als Statusanzeige dient, ist bei vielen Aufnahmesituationen praktisch, schliesslich befindet sich das Auge meist hinten, ob für den Blick durch den Sucher oder bei der Betrachtung der Aufnahmen. Dank Sensoren dreht sich die Statusanzeige bei Hochformatbetrieb um 90 Grad und schaltet sich ab, wenn die Kamera an das Auge genommen wird.

Das übersichtliche Menü kommt im vertrauten, leicht aufgefrischten Minolta-Look daher und besteht aus horizontal angeordneten Registern, die in Gruppen geordnet sind und die vertikalen Menüs enthalten. Beim Navigieren mittels Joystick geriet der Autor allerdings immer wieder statt in das gewünschte Submenü in ein anderes Register. So etwas passiert mit den Navigationstasten der E-3 nicht.

Ausgesprochen schade ist, dass die Alpha700 mit ihrem hochauflösenden LCD kein LiveView bietet, zumal Sony sonst nie um eine elektronische Spielerei verlegen ist. Andererseits konnten die bisherigen LiveView-Lösungen, die kein oder nur ein langsames AF ermöglichen, nicht voll überzeugen. Nach dem Motto «lieber später und richtig» hat Sony in den 300er-Alphas dieses Problem durch einen zusätzlichen LiveView-Sensor im Prisma gelöst.

Ein interessantes Merkmal der Sony-DSLRs ist die Dynamik Range Optimization (DRO), die mehr Details in den Schatten und Lichtern herausarbeitet – wie dies die Photoshop-Funktion «Lichter/Tiefen» macht. DRO kann in verschiedenen Stärken aktiviert werden. Unter den Belichtungsreihen gibt es neben solchen für Belichtungs- und Weissabgleichvariationen auch eine für DRO, bei der man drei JPEG-Varianten mit unterschiedlichem DRO-Level erhält. Diese Dynamikerweiterung erkauft man sich allerdings durch erhöhtes Rauschen. War das Rauschen ein Kritikpunkt bei der Alpha100, so hat dies Sony jetzt besser im Griff, bleibt aber hinter vergleichbaren Canon- und Nikon-Modellen zurück. Bis 6400 ISO schafft die Alpha700, wobei das (Farb-)Rauschen ab 1600 ISO ein störendes Mass annimmt. Darunter wird es auf Kosten der Schärfe in Schach gehalten. Im Vergleich zur E-3 wirken die JPEG-Fotos der Alpha700 etwas weich und zeigen minimal ausgefranste Kanten. Punkto Detailwiedergabe ist die Alpha dennoch leicht im Vorteil, auch zeigen feine Strukturen weniger Farbinterpolationsartefakte. Die Farben der Fotos sind sehr neutral. Bei Kunstlicht sorgt die WB-Automatik für einen rötlichgelben Farbstich.

Fazit

Die Olympus E-3 und die Sony Alpha700 sind jeweils das Beste beide Kamerahersteller, das anspruchsvolle Digitalfotografen momentan bekommen können. Beide Kameras überzeugen durch die Konzeption und halten ihr Versprechen in der Praxis. Die Bedienung ist durchdacht und erfüllt ihren Zweck. Die technischen Daten und die Ausstattung sind jeweils top, wenngleich man das eine oder andere Merkmal wie LiveView bei der Sony vermisst.

Die Olympus E-3 überzeugt als professionelles Werkzeug und übertrumpft diesbezüglich die Sony Alpha700. Die muss sich aber nicht geschlagen geben, ist sie der E-3 punkto Ergonomie beinahe ebenbürtig und hinsichtlich der Bildqualität in einigen Punkten überlegen. Die «urchige» Olympus E-3 ist eher die Kamera für einen Profi und für den echten Outdoor-Fotografen. Die Sony Alpha700 dage­gen ist eher die trendige Kamera für ambitionierte und anspruchsvolle Hobbyfotografen, denn sie liefert selbst bei unterschiedlichsten Lichtverhältnissen gute, sofort verwendbare Fotos.

 

Systemfrage

Jede DSLR ist Teil eines Systems und der Kamerakauf ist somit stets auch ein Entscheid für ein bestimmtes System und für eine Marke. Nur der als markenunabhängig angepriesene Four-Thirds-Standard bietet da etwas mehr Vielfalt – zumindest theoretisch. Weil bislang nur wenige Marken Four-Thirds-Produkte liefern, wird die «Markenunabhängigkeit» relativiert. Man kann sich dadurch ebenso gut für ein geschlossenes System (Canon, Nikon, Sony oder Pentax) entscheiden.

Weil mit dem Kamerakauf und jedem weiteren teuren Systemteil die Hemmschwelle für einen späteren Systemwechsel steigt, will ein Entscheid reiflich überlegt sein. Man sollte nicht nur die Kamera, sondern ebenso das zugehörige System genau unter die Lupe nehmen.

Bei den digitalen Spiegelreflexkameras sind Olympus und vor allem Sony Spätzünder, obwohl beide seit Beginn des Digitalfotografiezeitalters zu den führenden und erfolgreichen Herstellern gehören.

Olympus ist ein seit Jahrzehnten etablierter Kamerahersteller und hatte seit den 70er-Jahren das OM-SLR-System für Kleinbildfilm auf dem Markt, das sich durch besonders kompakte SLR-Kameras auszeichnete. Statt darauf aufzubauen und die digitalen SLRs in das bestehende System zu integrieren, hat Olympus ihr E-System von Grund auf neu entwickelt und Mitte 2003 auf den Markt gebracht. Dieses basiert auf dem gleichzeitig initiierten Four-Thirds-Standard. Anders als Olympus stammt Sony nicht aus der Foto-, sondern aus der Unterhaltungselektronikbranche, bringt aber vom jahrzehntelangen Videokamerabau Erfahrung für elektronische Kameras mit und ist heute einer der Hersteller von Fotosensoren, die auch von renommierten Fotomarken verbaut werden. Erst im Sommer 2006 stieg Sony mit der Alpha100 in das DSLR-Geschäft ein. Statt ein eigenes System aus dem Boden zu stampfen, entschloss sich Sony zuvor, ihre DSLR durch Kooperation mit Konica Minolta zu realisieren. Noch vor den ersten marktreifen Produkten hat sich Konica Minolta jedoch aus dem Fotogeschäft zurückgezogen und die DSLR-Sparte an Sony abgetreten. Da Minolta in Glanzzeiten zu den grossen drei SLR-Marken gehörte, existiert eine grosse Anwendergemeinde, für die das Sony-Alpha-System die erste Wahl darstellt.

 

Systemvergleich

Sowohl Olympus als auch Sony bieten ein komplettes System, das viel Zubehör und rund 20 Objektive umfasst. Die Festbrennweiten und Zooms reichen vom Superweitwinkel bis zum Supertele. Zudem gibt es jeweils zwei Makroobjektive mit Normal- und Telebrennweite, ein Vollformat-Fisheye (180-Grad-Bildwinkel) und zwei Telekonverter, die die Brennweiten eines Objektivs um Faktor 1,4× und 2,0× verlängern. Spe­zialobjektive, um stürzende Linien zu korrigieren und die Schärfeebene zu neigen, führen beide Marken leider nicht.

Da Sony bereits länger Foto- und Videokameras mit Objektiven von Carl Zeiss ausstattet, besteht die Alpha-Objektivpalette nicht nur aus Sony-Linsen, sondern enthält ein paar besonders leistungsstarke Zeiss-Objektive. Die Mehrheit der Alpha-Objektive leuchtet das volle Kleinbildformat aus, lässt sich also nicht nur auf den aktuellen DSLRs verwenden, sondern ebenso auf alten (Konica) Minolta SLRs sowie der kommenden Sony-Alpha-DSLR mit Vollformatsensor. Nur die DT-Objektive (Digital Technology) sind ausschliesslich für DSLRs mit Sensor im APS-C-Format konzipiert. Alte Objektive mit Minolta-A-Anschluss können an der Sony Alpha700 problemlos verwendet werden, doch muss man bei einigen Abstriche hinsichtlich der Bildqualität in Kauf nehmen.

Alte OM-Objektive können an der E-3 sowie anderen Four-Thirds-DSLRs nur mit einem Adapter verwendet werden. Dabei muss man mit funktionellen Einschränkungen und unter Umständen mit qualitativen Abstrichen rechnen. Neben dem Adapter für OM-Objektive gibt es von Novoflex weitere für Contax, Leica R, Nikon F, Pentax K und M42. Aktuelle Objektive für die Alpha700 und die E-3 gibt es aber auch von Drittherstellern wie Tamron und Sigma. Beide bieten viele ihrer Produkte mit Alpha-Anschluss an. Für die E-3 ist die Auswahl deutlich kleiner. Man findet 8 Objektive von Sigma sowie einige von Leica.

Sowohl das Olympus- wie auch das Sony-System umfasst weiteres Zubehör wie etwa Fernbedienungen und leistungsstarke Blitzgeräte. Letztere gibt es als aufsteckbare Modelle in diversen Preisklassen sowie als spe­zielle Ring- und Zangenblitzgeräte für die Makrofotografie.