Harte Nsse knacken
Warum Schriften manchmal eben doch nicht vollständig eingebettet sind … Der Acrobat Distiller ist oft Bestandteil für die Lösungsfindung. Acrobat kann mit der Druckproduktion auch heikle Farbräume konvertieren und Farbwerte gezielt umwandeln.
andreas burkard Aus Sicht der Datenempfänger ist es wichtig, zu verstehen, wie die Kunden arbeiten. Daraus kann man mögliche Fehlerquellen ableiten und unter Umständen dem Kunden helfen, diese zu vermeiden. Aus Sicht der Datenersteller ist es wichtig, die Fehlerquellen und Stolpersteine der Druckaufträge zu erkennen und nötigenfalls eigenverantwortlich zu korrigieren.
Eingebettete Schriften in der PDF-Datei gehören zur Bedingung für eine spätere Druckproduktion. Jedes im Dokument verwendete Zeichen muss im PDF enthalten sein. In den Adobe-Programmen werden die Schriften automatisch eingebettet. Da müssen Sie nichts unternehmen. Bei den breit verwendeten Office-Programmen ist das jedoch anders. Hier stellt sich zuerst die Frage nach der Softwareausstattung. Für die PDF-Erstellung ist entscheidend, ob «nur» die Office-Programme auf dem Rechner installiert sind und in welcher Version diese vorliegen oder ob zusätzlich noch Adobe Acrobat vorhanden ist. Ist Adobe Acrobat vorhanden, so wird den Office-Programmen unter Windows der Zusatz Adobe PDF in der Menüleiste zugefügt. Über diesen erweiterten Menübefehl haben die Anwender unter dem Namen PDFMaker Zugriff auf die Konvertierungseinstellungen des Acrobat Distiller. Die Konvertierungseinstellungen richten sich nach dem Verwendungszweck der PDF-Datei. Zu den Konvertierungseinstellungen gehört auch die Vorgabe PDF/X-1a 2001.
Klickt man bei einer Konvertierungseinstellung im Fenster des PDFMakers auf Erweiterte Einstellungen, so bekommt der PDF-Erstellungsprozess ein Gesicht. Der Bereich Schriften zeigt, ob Schriften in die PDF eingerechnet werden und somit beim Empfänger eine konsistente Darstellung gewährleisten. Untergruppen einbetten heisst, dass nur gewisse verwendete Zeichen in die PDF eingerechnet werden. Grundsätzlich sind diese Optionen immer angeklickt, bis auf eine Konvertierungseinstellung …
… und diese heisst Kleinste Dateigrösse (Abbildung 1). Bei der beliebten Konvertierungseinstellung Kleinste Dateigrösse werden Bilder stärker komprimiert als bei anderen Einstellungen. Die im Dokument verwendeten Schriften aber sind nicht automatisch im PDF enthalten (1). Man sollte hier keinen Kompromiss machen. Eingebettete Schriftarten vergrössern die Dateigrösse der Publikation nur unwesentlich. Die Option Alle Schriften einbetten gehört angekreuzt und als neue Konvertierungseinstellung unter aussagekräftigem Namen gespeichert.
Aus der Perspektive der Datenempfänger heisst das, dass Kunden bei fehlenden Schriften sehr oft mit dieser Konvertierungseinstellung die PDF-Datei erzeugen. Infolge tieferer Bildkomprimierung ist die Einstellung Kleinste Dateigrösse für einen Druckprozess nicht geeignet, doch die Einstellung bleibt im PDFMaker, und viele Datenersteller machen sich wenig Gedanken über die Konvertierungseinstellungen. Erschwerend ist der Umstand, dass die Fenster generell zu überladen sind und so zu zusätzlichen Gefahrenquellen werden.
Aus Sicht der Datenempfänger müssen PDF-Dokumente ohne vollständig eingebettete Schriften aber zwingend das Ende einer erfolgreichen Weiterverarbeitung bedeuten. Zuerst muss man in Erfahrung bringen, wie die Schrift heisst, die nicht eingebettet ist. Zu den Information gelangen Sie in der in Acrobat geöffneten PDF-Datei über Menü Datei > Eigenschaften > Schriften. Alternativ können Sie auch das Prüfpreflight-Profil Schrift nicht eingebettet verwenden. Klicken Sie dazu im Fenster Preflights auf das Symbol der Lupe (Prüfpreflights) und geben Sie einfach im Suchfeld den Text Schrift ein.
Als Datenempfänger verfügt man in der Regel über einen grossen Bestand an Schriften. Ist die fehlende Schrift installiert, so können Sie mit Acrobat die fehlerhafte PDF-Datei als PostScipt-Datei speichern (Abbildung 2). Verwenden Sie danach den Acrobat Distiller, um mit einer passenden Konvertierungseinstellung wie beispielsweise PDF/X-1a, die PostScript-Datei wieder in eine PDF-Datei umzuwandeln. Auf diesem Weg wird die Schrift eingebettet.
Microsoft hat Word 2007 und neuer den direkten PDF-Export eingefügt. Anwender können also ganz ohne Acrobat PDF-Dokumente erstellen. Für den normalen Geschäftsbereich reicht das, doch für die Ausgabe auf hochwertigen Druckmaschinen zeigen sich Defizite.
Um ein PDF-Format aus Word 2010 zu erstellen, wählt man im Speichern-Fenster ganz einfach das PDF-Format aus. Es stehen Optionen zur Verfügung. Dort wird unter anderem festgehalten, dass eine Schrift, welche nicht eingebettet werden kann, als Bitmap im PDF enthalten ist. In seltenen Fällen können Schriften tatsächlich nicht in die PDF-Datei eingebettet werden. Es kann sein, dass die Lizenzvereinbarung der Schrift die Einbettung nicht erlaubt oder im Schriftenerstellungsprogramm eine Einbettungsoption nicht aktiviert wurde. Doch der Microsoft-Vorschlag von gepixelten Schriften steht einem hochwertigen Druckerzeugnis nicht gut an …
Über spärliche Einstellungen verfügt der Direktexport auch in Bezug auf die Bildauflösung. Zwar gibt es im Speichern-Fenster aus Word 2007 und neuer einen Zusatz mit der Bezeichnung Tools. Dort kann man die Option Bild komprimieren auswählen. Zur Auswahl stehen drei Optionen der Zielausgabe. Für die Zielausgabe Druck wurden immerhin 220 ppi berücksichtigt. Das heisst, Bilder werden mit dieser Auflösung in das PDF überführt, sofern die Bilder eine Auflösung von über 220 ppi aufweisen.
In Word 2010 wurde zusätzlich die Option Dokumentauflösung verwenden beigefügt (Abbildung 4). Diese Einstellung bezieht sich auf die Optionen (Voreinstellungen) von Word 2010. Unter Optionen > Erweitert kann man die Bildgrösse und die Bildqualität einstellen. Doch man reibt sich dabei ungläubig die Augen: Der Wert lässt sich nicht frei wählen! Als höchste Auswahlstufe steht 220 ppi zur Verfügung, eine freie Eingabe ist nicht möglich. Man wird also beim Direktexport aus Word 2010 keine druckoptimierte Bildauflösung von 300 ppi oder gar höher im PDF erreichen.
Eine Stärke der Druckproduktionswerkzeuge von Acrobat ist das Werkzeug Farben konvertieren (Abbildung 5). Dies ermöglicht es, jeden Farbraum im Dokument in einen Zielfarbraum zu konvertieren. Für die Ausgabe auf einer hochwertigen Druckmaschine können Sie so die PDF-Datei in CMYK konvertieren. Bei Farben konvertieren handelt es sich aber nicht um eine Vorschau ohne Handlungsbefugnis, sondern die Farben werden endgültig konvertiert.
Farben konvertieren zeigt die Farben des Dokumentes an (1). Das Konvertierungsprofil Coated FOGRA39 (2) enthält die Separationseinstellungen für hochwertige Druckmaschinen. Die Konvertierungsoption Schwarz beibehalten (3) ermöglicht es, ein RGB-Schwarz in ein einkanaliges CMYK-Schwarz zu überführen. Dadurch wird verhindert, dass Text in CMYK bunt aufgebaut ist. Die Option Graustufen in CMYK-Schwarz ermöglichen gewährleistet, dass RGB-Grautöne dem CMYK-Schwarz mit einem entsprechenden Tonwert zugeordnet werden. Die Option CMYK-Grundfarben beibehalten belässt Objekte im CMYK-Farbraum. Dadurch sind Objekte wie Firmenlogos mit klaren CMYK-Farbwerten oder CMYK-Bildern vor einer erneuten Separation geschützt.
Eine weitere Stärke von Farben konvertieren ist die Umwandlung einer farbigen PDF-Datei in eine Graustufen-PDF-Datei, also eine PDF-Datei, welche einfarbig schwarz gedruckt wird. Klicken Sie dazu einfach im Fenster Farben konvertieren auf die Option Farben in Ausgabebedingung konvertieren und wählen Sie das Profil Dot Gain 20% aus (Abbildung 6).
Dot Gain ist in Nordamerika die Bezeichnung für die Tonwertzunahme. Die Tonwertzunahme ist eine Rasterpunktverbreiterung, welches das Druckbild ungewollt dunkler als gewünscht erscheinen lässt. Der exakte Tonwertzuwachs kann von der Druckerei mit einem Densitometer gemessen werden. Die Tonwertzunahmen richten sich nach der Druckbedingung, den Druckfarben, dem Gesamtfarbenauftrag, der Rasterweite und dem Bedruckstoff. In der Regel bewegen sich diese Zunahmen innerhalb der Bandbreite von 10 bis 30 %.
Folgendes Fallbeispiel dürfte nicht allzu weit von der Praxis entfernt sein: Eine PDF-Datei ist in CMYK-Farbe vorhanden. Das Vektorlogo hingegen sollte aber in Pantone-Farben angelegt sein. Auf das Originaldokument besteht kein Zugriff.
Dazu gibt es zwei Lösungen. Sie können das Logo aus der PDF-Datei mit dem Touch-up-Objektwerkzeug zu Adobe Illustrator überführen, dort die Farbänderung vornehmen und danach die Datei zurück ins PDF speichern. Das klappt mit der Creative Suite 5 gut. Das Touch-up-Objektwerkzeug heisst in Acrobat 10 bloss noch Objekt bearbeiten und befindet sich im Panel Inhalt.
Eine Alternative bieten dazu die Preflights von Adobe Acrobat. Doch zuerst müssen die Farbwerte in Erfahrung gebracht werden.
In der Werkzeugleiste der Druckproduktion von Adobe Acrobat befindet sich die Ausgabevorschau (Abbildung 7).Diese Ausgabevorschau hat keine Handlungsbefugnis, sondern ist, wie es der Name vermuten lässt, eine reine Vorschau. Die Ausgabevorschau simuliert das Erscheinungsbild der PDF-Datei unter verschiedenen Bedingungen. Das Simulationsprofil bezieht sich auf die Farbeinstellungen (1).
Die Farbeinstellungen können Sie wiederum in der Adobe Bridge (Menü Bearbeiten > Creative Suite Farbeinstellungen) den Adobe-Programmen zugänglich machen. Wie im ersten Teil in Publisher 1-11 festgehalten, erreichen Sie mit den Standardeinstellungen Europa universelle Anwendung 2 (bzw. Europa universelle Anwendung 3 in CS5) für einen breiten Einsatz gute Resultate. Dieser Farbeinstellung ist das CMYK-Profil Coated FOGRA27 (bzw. Coated FOGRA39 in CS5) beigefügt, welches (abhängig von der PDF-Vorgabe in InDesign) für die PDF-Erstellung seine Verwendung findet. Dieser so genannte Zielfarbraum ist in PDF/X als Ausgabemethode festgehalten und dadurch auch sofort in der Ausgabevorschau der Druckproduktion ersichtlich.
Als Erstes gilt es unter Berücksichtigung des Simulationsprofiles, den Farbwert zu ermitteln (2). Im vorliegenden Fall sind dies die CMYK-Werte 91 % Cyan und 87 % Gelb.
Nachdem nun die CMYK-Werte bekannt sind, kann damit begonnen werden, ein eigenes Korrekturprofil einzurichten.
Öffnen Sie dazu als Erstes in der Druckproduktion die Preflights (Abbildung 8). Klicken Sie im Fenster Preflights auf das Symbol der Korrekturen (1). Wählen Sie danach die Option Neue Preflight-Korrektur erstellen (2).
Das Fenster Eine neue Korrektur erstellen hat drei Bereiche (Abbildung 9).Wählen Sie zuerst links in der Korrekturkategorie die Option Farbräume-, Schmuck- und Druckfarben aus (1).
Wählen Sie danach rechts im Bereich Korrekturtyp die Option Zu Schmuckfarben wandeln aus (2).
Geben Sie anschliessend im unteren Bereich die in der Ausgabevorschau entnommenen CMYK-Farbwerte ein (3). Ein tieferer Wert im Feld Genauigkeit beschränkt die Toleranz gegenüber ähnlichen Farbwerten.
Klicken Sie nachher auf die Option Importieren (4). Im neuen Fenster Diese Korrektur bearbeiten haben Sie Zugriff auf die Bestände der Volltonfarben (Abbildung 10). Klicken Sie auf das rechte Symbol Schmuckfarben-Bibliotheken (1). Wählen Sie den Volltonbestand Pantone solid coated aus. Geben Sie im Suchfeld Filter den entsprechenden Pantone-Wert ein und schliessen Sie danach beide Fenster. Die Pantone-Farbe ist nun als Zielfarbwert im Fenster Eine neue Korrektur erstellen eingefügt (Abbildung 11, 1). In diesem Beispiel wurde die Korrektur als Grün zu Pantone 339 bezeichnet (2). Klicken Sie danach auf OK.
Nun muss das Korrekturprofil noch zugewiesen werden. Ein Suchfeld im Preflight-Fenster erleichtert das Auffinden des Korrekturprofils. Wählen Sie das erstellte Korrekturprofil aus und klicken Sie im Preflight-Fenster auf Korrigieren.
Die Prüfung erfolgt wiederum in der Ausgabevorschau (Abbildung 12). Dort ist die Pantone-Farbe nun als Farbauszug aufgeführt und ersetzt die frühere CMYK-Farbe. Dieser Vorgang ist dauerhaft, das heisst, die Pantone-Farbe ist in der PDF-Datei enthalten. Das ist nicht überall so …
Ein weiteres Werkzeug der Druckproduktion ist die Druckfarbenverwaltung. Über die Ausgabevorschau besteht überdies ein Schnellzugriff zur Druckfarbenverwaltung.
Grundsätzlich ist die Druckfarbenverwaltung ideal, um ähnliche Bezeichnungen von Volltonfarben zu vereinheitlichen oder um Volltonfarben in CMYK-Farben umzuwandeln. Das Fenster der Druckfarbenverwaltung erinnert an den Druckfarbenmanager aus InDesign.
Die Druckfarbenverwaltung ändert aber die Druckfarben nur, während das aktuelle PDF-Dokument geöffnet ist. Doch es gibt auch hier eine Lösung. Nach einer Änderung im Fenster Druckfarbenverwaltung können Sie aus der PDF-Datei eine PostScript-Datei erstellen. Anschliessend können Sie im Acrobat Distiller mit einer passenden Konvertierungseinstellung (beispielsweise PDF/X-1a) erneut eine PDF-Datei erzeugen. Die ursprünglichen Einstellungen der Druckverwaltung sind dann im neu erstellten PDF-Dokument enthalten.
Trotz den vielen Eingriffsmöglichkeiten mit der Druckproduktion von Adobe Acrobat sollten potenzielle Fehler – wenn immer möglich – bereits im Vorfeld abgefangen werden. Dazu gehört eine gute Arbeitsvorbereitung, ein Verständnis für Druckabläufe und Kenntnisse über die Kontrollmöglichkeiten in InDesign. Die zahlreichen Inhouse-Publisher sollten eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit einer kompetenten Druckerei wertschätzen. Adobe sollte die Druckproduktion von Acrobat einladend und nicht ausufernd weiterentwickeln.
Andreas Burkard arbeitet in der Mediengestaltung und der Ausbildung. Er macht individuelle Trainings und Beratung rund um das Thema PDF und für die Adobe-Programme Acrobat, InDesign, Illustrator, Photoshop. www.BurkardPublishing.ch