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�Mieten statt kaufen� als neues Motto bei Adobes Creative Cloud

Adobe will mit einem Schritt in Richtung Cloud-Publishing die Workflows neu definieren und verquickt das geschickt mit der Einführung eines neuen Lizenzmodells. Beides stellt die Anwender vor neue Herausforderungen – und zwar schon sehr bald!

Martin Spaar Adobe will noch in diesem Halbjahr die Creative Suite 6 auf den Markt bringen und gleichzeitig unter der Bezeichnung Creative Cloud ein ganz neues Angebot lancieren. Wir hatten Gelegenheit, uns mit Klaus Kurz – Solution Consulting Manager, Creative Pro Business bei Adobe – über die Neuerungen in diesem Bereich zu unterhalten.

Adobe geht davon aus, dass Kreative, auch wenn sie für klassische Kanäle wie Printmedien publizieren, immer stärker das Web als Werkzeug nutzen. Das Cloud Computing wird also auch das Publizieren immer stärker prägen. Daher will Adobe die Creative Suite 6 um eine Creative Cloud ergänzen, welche diesen Bedürfnissen entgegenkommen soll.

Mieten statt kaufen

Die Adobe Creative Cloud soll auf Basis eines Jahresabos 49.99 Euro pro Monat kosten. Es sind auch kürzere Abolaufzeiten vorgesehen, es ist aber noch offen, um wie viel teurer diese sein werden.

Für diese «Flatrate» bekommt der Anwender quasi ein Publishing-rundum-sorglos-Paket geboten, das fast alles enthält, was Adobe an Publishing-Tools für Kreative zu bieten hat: das heisst, alle Tools der CS Master Collection plus Services wie Synchronisationsdienste, Cloud-Speicher und die Digital Publishing Suite Single Edition für das Tablet-­Publishing. Dazu sollen in einer späteren Phase Community-Angebote für Training und Support kommen. Ebenfalls geplant ist, Lightroom in das Angebot zu integrieren. Die Touch-Apps für Tablets müssen vorerst noch separat gekauft werden.

Alles in allem ist das sicher ein sehr attraktives Angebot. Alleine CS Master Collection kostet heute rund 4000 Franken und die Digital Publishing Suite Single Edition nochmals über 400 Franken.

Programme der Creative Suite bleiben lokal installiert

Wer jetzt fürchtet, seine ganze bewährte Arbeitsweise auf den Kopf beziehungsweise in die Cloud stellen zu müssen, kann beruhigt sein. Die Programme der Creative Suite werden wie bis anhin lokal auf dem Rechner installiert. Bezogen wird die Software aus einer Art App Store, welchen Adobe zusammen mit dem Cloud-Angebot lancieren will.

Ein Vorteil des Cloud-Mietangebotes gegenüber der gekauften Software besteht darin, dass die Lizenz wahlweise für Mac oder Windows eingesetzt werden kann. Wie schon heute, lassen sich die Programme pro Lizenz auf zwei Geräten aktivieren. Neu also auch gemischt, zum Beispiel auf einen Windows Rechner im Büro und dazu auf einem MacBook für die Arbeit zuhause oder unterwegs. Dabei ist zum Arbeiten mit den gemieteten Programmen nicht eine ständige Internetverbindung gefordert. Es genügt, wenn InDesign oder Photoshop sporadisch nach Hause telefonieren dürfen …

Bezüglich der Kosten der Creative Cloud sind im Moment noch viele Fragen offen. Zum Beispiel die, ob es für Bestandeskunden ein attraktiveres Angebot geben wird – also für Anwender, welche bereits eine aktuelle, gekaufte Creative Suite besitzen und auf das Mietmodell umsteigen möchten. Da will oder kann sich Adobe im Moment noch nicht festlegen. Zwischen den Zeilen haben wir das aber doch so verstanden, dass ein attraktives Umstiegsangebot für bestehende Kunden nicht auszuschliessen ist …

Auch Preismodelle für Firmen mit mehreren Lizenzen und für einzelne Programme sind vorgesehen, im Mo-ment aber noch nicht definiert.

Neue Workflows zwischen Kreativen und Kunden

Das Konzept der Creative Cloud ermöglicht ganz neue Workflows, speziell in der Zusammenarbeit zwischen den Publishing-Profis und deren Kunden. So können zum Beispiel native InDesign- und Illustrator-Dateien über die App Debut am Tablet angezeigt und kommentiert werden. Die Synchronisation geschieht dabei über das Web, das heisst über den Cloud-Speicher bei Adobe. Dieser Speicherplatz in der Cloud bietet auch die Möglichkeit, InDesign-Dateien für den Kunden freizuschalten, sodass dieser das native Format über den Webbrowser betrachten und kommentieren kann. Das heisst, der Umweg über das PDF-Format ist nicht mehr nötig und der Kunde sieht immer den aktuellen Stand der Arbeit.

Weiterer Schritt in Richtung Publishing 3.0

Mit der Creative Cloud richtet Adobe einen starken Fokus auf den Publishing-Workflow. Hier liegt das grösste Potenzial für Effizienzsteigerungen. Das sehen wir vom Publisher auch bei uns selbst bezüglich der Produktion unserer Zeitschrift. Wir freuen uns zwar bei jeder Version von InDesign über die neuen Layout-Funktionen, die sicher da und dort punktuelle Verbesserungen bringen. Den grösseren Produktivitätsschub brachte uns jedoch die Einführung des Redaktionssystems Vjoon K4, welches uns zum Beispiel erlaubt, das externe Korrektorat über einen Web-Editor direkt in unseren Workflow einzubinden. Genau in diese Richtung geht es jetzt auch mit den von Adobe angekündigten Cloud-basierten Workflows. Dies entspricht ganz dem aktuellen Trend unter dem Schlagwort Publishing 3.0 (siehe Kasten). Das heisst, die Publishing Prozesse werden unter anderem optimiert, indem das Internet als Prozessoptimierungsplattform genutzt wird.

In dieser Beziehung hatte Adobe bis jetzt eher geschlafen, respektive hat die Initiative den Anbietern von Publishing-Systemen überlassen. Diese stützen sich bei ihren Lösungen wiederum auf Adobe-Technologie wie den InDesign-Server. So gesehen bedeutet die jetzt angekündigte Creative Cloud einen Meilenstein für das Publishing, indem der Marktführer die Entwicklung in eine neue Richtung lenkt.

Logischerweise sind damit jetzt auch die Anwender gefordert. Es gilt zu entscheiden, inwiefern man jetzt die altbewährten Workflows umstellen und auf das neue Cloud-Publishing setzen will. Diese Fragen werden wir in unserem Seminar mit dem Titel «Vom Desktop- zum Cloud-Publishing» am 23. Mai in Winterthur im Detail erläutern (siehe Kasten linke Seite).

Verquickung von neuem Workflow mit Mietmodell

Neben der Frage nach dem richtigen Workflow stellt sich angesichts der Neuerungen Adobes die nicht minder entscheidende nach dem richtigen Lizenzmodell. Soll man ein Upgrade auf die neue Creative Suite 6 kaufen oder auf das Mietmodell der Creative Cloud umsteigen? Auch auf diese Fragen wird das Seminar vom 23. Mai eingehen.

Aus der Sicht Adobes ist diese Verquickung eines neuen Workflows mit einem neuen Lizenzmodell sicher ein cleverer Schachzug. Es ist offensichtlich, dass Adobe die Anwender mehr oder weniger sanft in Richtung Cloud mit monatlich zu entrichtendem Obulus schubsen und sich damit ein kontinuierliches, von Upgrades unabhängiges Einkommen sichern will.

Dieser kontinuierliche Geldfluss von den Anwendern zu Adobe birgt jedoch die Gefahr, dass der Schub hinter der Entwicklung der Creative Suite nachlässt. Denn bis jetzt hatte jede neue Version der CS vor allem einen Konkurrenten zu fürchten: die Vorversion! Adobe musste uns Anwender mit tollen neuen Funktionen motivieren, das Upgrade zu kaufen, und war somit auch als «Monopolist» zur stetigen Innovation verpflichtet. Wir dürfen also Gespannt sein, wie Adobe mit dieser neuen Rolle umgeht.

Publishing 3.0

Das Schlagwort Publishing 3.0 steht für eine neue Publishing Revolution, welche einen grossen Automatisierungsschub bringen und vieles auf den Kopf stellen wird: Vor allem das Verhältnis zwischen den Kunden und den Profis der grafischen Industrie. Nicht mehr die Druckerei mit ihrem Heavy Metal wird den Takt angeben, sondern der Kunde als Auftraggeber rückt ins Zentrum des Geschehens. Die Datenbanken seines ERP-Systems sind inhaltliche Quelle für die Produktion von Produkte-Flyern und Katalogen und seine CRM-Datenbank steuert die Produktion von individualisierten Werbedrucksachen. Generell wird die IT des Kunden eine tragende Säule von Publishing-Lösungen im Bereich Redaktionssysteme, Asset-Management, PIM (Product Information Management), Brand Management und Web-to-Print-Lösungen.Dazu bieten Drucksachen-Webshops dem Kunden industriell produzierte Drucksachen mit kurzer Lieferfrist zu immer tieferen Preisen. Zusammengefasst ist Publishing 3.0 also kundenzentriert, datenbankgetrieben und internetgestützt.Mehr dazu auf www.publisher.ch im Dossier Publishing 3.0 (Navigation oben).

Das Seminar zum Thema

Für Publishing-Profis, welche heute mit der Creative Suite arbeiten, wirft Adobes neues Angebot einer Creative Cloud viele Fragestellungen auf: Inwiefern soll ich meinen Workflow nun in Richtung Cloud-Publishing umstellen? Ist das schon praxistauglich oder eher ein Hype? Und vor allem: Soll ich ein Update der Creative Suite kaufen oder stattdessen auf das Mietmodell umsteigen?

Antworten auf diese Fragen will ein Seminar bieten, das die Zeitschrift Publisher im Rahmen der swiss publishing days (in der Nachfolge der swiss publishing week) organisiert:

Vom Desktop- zum Cloud-PublishingWinterthur, 23. Mai 2012, 12.45 – 19.00 Uhr

Weitere Informationen siehe Ausschreibung auf der zweiten Umschlagseite dieser Zeitschrift. Detailprogramm und Anmeldung unterwww.swiss-publishing-days.ch

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