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Acrobat 7.0 im Praxistest

Adobe Acrobat 7.0 im Praxistest

Acrobat 7 lockt; ein erster «Reisebericht» anhand der Betaversion

Acrobat 7.0 Professional ist schnell – sehr schnell – und bringt eine Fülle an neuen Prepress-Funktionen. Haeme Ulrich und Michel Mayerle haben die neue Version genau untersucht und zeigen deren Möglichkeiten und Grenzen auf.

MICHEL MAYERLE UND HAEME ULRICH Eine druckfertige Datei geht auf Reisen, zum Beispiel vom Grafiker in die Druckvorstufe. Niemand zweifelt daran, dass PDF dafür das beste Format ist. Dass PDF den Durchbruch nicht nur in der grafischen Branche geschafft hat, beweisen eindrückliche Zahlen: 16,5 Millionen verkaufte Acrobat-Pakete, über eine halbe Milliarde Downloads des freien Adobe Readers. Gut zehn Jahre nach der ersten Version bringt Adobe Acrobat 7.0 mit PDF 1.6 auf den Markt. Unser Artikel basiert auf der englischen Beta 4 der Professional-Version von Acrobat 7.0. Wir beschränken uns auf die wichtigen Neuerungen für die Druckvorstufe.

Auf gehts: der neue Distiller

Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt – bei uns mit dem Acrobat Distiller. Dieser präsentiert sich optisch in der neuen Version leicht anders als sein Vorgänger. Bereits nach dem Öffnen wird klar, dass sich Adobe die Weiterentwicklung des Distillers zu Herzen genommen hat. So ist jetzt zum Beispiel eine Liste mit den zuletzt verarbeiteten Jobs ständig eingeblendet. Diese gibt Auskunft darüber, welche PostScript-Datei wann mit welcher Joboption distillert wurde. Ein Doppelklick auf diese Liste öffnet die gewünschte PDF-Datei, sofern sie unterdessen nicht an einen anderen Ort verschoben wurde.

Angenehm fällt auch auf, dass der Distiller nach dem Konvertieren der PostScript-Datei die PDF-Datei direkt in Acrobat öffnen kann, die richtige Voreinstellung vorausgesetzt.

Die wahren Qualitäten von Distiller 7.0 zeigen sich – wie so oft – unter der Haube. Dort geht es allerdings tüchtig zur Sache. Der Distiller ist wesentlich mehr als «nur» ein Software PostScript-Interpreter der Version 3016.102. Vielmehr ist er zu einem hervorragenden Reiseleiter avanciert. Wer bereits zu Beginn der Reise feststellt, dass er die Hälfte daheim vergessen hat, hat meist einen eher schlechten Urlaub. Der Distiller lässt indessen keine unerwünschten Überraschungen mehr zu. Doch alles zu seiner Zeit! Wer einen Blick in die «PDF-Settings» wirft, merkt sofort, dass Adobe zusammen mit Acrobat 7.0 wieder eine neue PDF-Version auf den Markt gebracht hat: Die PDF-Version 1.6 (Genaueres dazu weiter hinten). Wie nützlich der Distiller als Verhüter von Überraschungen auf der PDF-Reise sein kann, wird im Bereich «Images» klar. Adobe hat dort nämlich hinter dem «Policy»-Knopf die Prüfung der minimalen Bildauflösung eingebaut. Wird diese unterschritten, kontert Distiller mit bekannten Szenarien: Ignorieren, Warnen oder Abbrechen des Jobs.

Im Bereich der Schriften gesellt sich auch ein neuer Reisebegleiter dazu. In der PDF-Version 1.6 können jetzt nämlich explizit OpenType-Fonts in die PDF-Datei eingebettet werden. Dies war bis heute weder in PostScript noch mit PDF möglich.

Auch das Farbmanagement wird mit Distiller 7.0 zur wahren Freude. So ermöglicht dieser jetzt endlich das Konvertieren von RGB- oder LAB-Farben zu CMYK – selbstverständlich unter Berücksichtigung des korrekten Zielprofiles. Hartgesottene CMS-Anwender haben vermutlich schon einmal mit PostScript-Farbmanagement gearbeitet. Einfach ausgedrückt ist der Distiller in diesem Fall in der Lage, Quellprofile in der PostScript-Datei zu erkennen und in die PDF-Datei einzubetten. Dies kann jedoch in Kombination mit der Distiller Farbraumtransformation zu unerwünschten Ergebnissen führen. Damit keine Farbraumtransformationen passieren, hat Adobe dem Distiller die Option «Preserve CMYK values for calibrated CMYK color spaces» hinzugefügt. In diesem Fall werden die bereits existierenden geräteneutralen CMYK-Werte erhalten. Das kann zum Beispiel zum Erhalt des Schwarzaufbaus eminent wichtig sein.

Im Bereich «Advanced» hat sich eher wenig getan. Toll ist hier die Funktion «Convert smooth lines to curves», mit der unschön gezackte und zerhackte Vektorkurven in gleichmässige Vektorkurven konvertiert werden können.

Damit die PDF-Datei auf der Reise ohne Probleme und Rückfragen weiter verarbeitet werden kann, wurde eine ISO-Norm für den Austausch von PDF-Dateien entwickelt: PDF/X. Der Distiller konnte bereits in der 6er-Version PDF/X-1a sowie PDF/X-3 erzeugen. Allerdings nur nach den Normen ISO 15930-1a sowie ISO 15930-3. Der Distiller 7.0 hat jetzt auch die aktuellen Normen integriert.

Gespeichert werden die Joboptions für den Distiller übrigens im Verzeichnis Application Support unter Macintosh bzw. Gemeinsame Dateien unter Windows.

PDF 1.6 – logische Folge

Je angenehmer die Reise, desto komfortabler auch das Transportmittel. Will heissen: Auch mit Acrobat 7.0 kommt eine neue PDF-Version. Der Druckvorstufe bringt die Einbettung von OpenType-Fonts am meisten. Spannend tönt NChannel. Er ist eine Erweiterung des Farbraums DeviceN, ermöglicht aber die Sicherung von geräteneutralen Beständen innerhalb des DeviceN-Farb­raums.

Dann gibt es noch ein neues 3-D-Format von Adobe und Intel, das u3d. Natürlich bettet PDF 1.6 dies ein. Wer gross hinaus will, kann jetzt Seiten skalieren und so die bekannte Grössengrenze von 200 Zoll brechen. Aber auch die Filegrösse auf der Harddisk darf jetzt 2 Gigabytes überschreiten.

Gut-zum-Druck, auch gratis

Ist die PDF-Datei geboren, gehts an die Abstimmung. Gut-zum-Druck einholen. Teuer und langsam wäre, ein Hardproof zu drucken und dies per Post zu versenden. Besser ist digital, mit der Reviewfunktion von Acrobat. Klar, kennen wir doch – denken Sie. Doch das Beste gibts erst jetzt: Wer eine Professionalversion von Acrobat 7.0 hat, kann auch Kunden, die nur den Gratisreader haben, für elektronische Kommentare einladen. Dies geht so, dass Acrobat 7.0 Professional der PDF-Datei das Recht mitgeben kann, den Reader 7.0, während die PDF-Datei offen ist, mit einer Kommentarfunktion zu versehen.

PostIt erlebt Renaissance

Sie kennen es. PostIt in einer PDF-Datei ist nichts für schlechte Mausführer. Und es kam dann schon vor, dass pro Anmerkung gleich mehrere digitale PostIt-Zettel in der PDF-Datei am Fehler klebten. Was würde man in der realen Welt tun, um eine Korrektur klar und deutlich anzuzeigen? Klar, auf den Papierrand schreiben und mit einem Pfeil auf die fehlerhafte Stelle weisen. Das geht jetzt auch mit dem Callout-Tool. Wer zum Beispiel von InDesign zwei gleichzeitige Ansichten eines Dokuments gewohnt ist, kommt jetzt auch in Acrobat auf die Rechnung. Über «Window \> New Window» holt man sich die Funktion.

Preflight, auch die Oberfläche stimmt

Ist das optische Erscheinungsbild der PDF-Datei über den Review-Prozess abgesegnet, gehts an die technische Kontrolle der Datei: den Preflight. Adobe brachte mit der Sechserversion den Preflight nach InProduction zu Acrobat 4.0 wieder zurück in den Acrobat. Und zwar entschied man sich für den PDF-Inspector der Firma Callas. Zwar baute man die Oberfläche für Acrobat noch etwas um, aber wer eigene Prüfprofile schreiben wollte, brauchte danach dringend Urlaub. Die Oberfläche war alles andere als logisch, die Prüfengine dafür umso stärker. Mit Acrobat 7.0 Professional beweist Adobe einmal mehr, ein offenes Ohr für Kundenwünsche zu haben. Der Preflight wird die Marktanteile der Preflight-Software neu mischen. Anwender sind im Stande, über die Basisfunktion in «PitStop-Manier» eigene Preflight-Profile zu schreiben. Wer sich ans Eingemachte wagt, findet nach wie vor die erweiterten Profileinstellungen von Acrobat 6.0 – nur logischer und sicherer in der Bedienung.

Die heitere Prüfprofil-Bastelstunde ist in aller Regel gar nicht angesagt. Denn Acrobat 7.0 Professional kommt mit Profilen der Prüfempfehlungen der Ghent-PDF-Workgroup (www.ghentpdfworkgroup.org). So haben Anwender gleich zu Beginn weg eine stattliche Zahl geeigneter Prüfprofile zur Hand.

In hitzigen Diskussionen philosophierten wir über Sinn oder Unsinn eines Preflights mit Enfocus PitStop Professional. Unser Fazit: Wer PDF-Dateien selber erstellt und prüft, ist mit Acrobat 7.0 Professional bestens bedient. Nach wie vor greift ein Preflight zwar nicht korrigierend in die Datei ein. Fehler sollte man als Ersteller aber sowieso im Originaldokument korrigieren.

Anders sieht es für Dienstleister aus. Sie haben zwar mit «Print Production Tools» in Acrobat 7.0 Professional auch eine mächtige Notfallkiste mitbekommen. Aber das Eingreifen auf Objekt­ebene ist damit immer noch nicht möglich.

PDF/X wird einfacher

Wer eine normale PDF-Datei zu PDF/X veredeln will, hat es nun auch einfacher. Das Preflightfenster gibt automatisch den Status der Datei an: «keine PDF/X-Datei», «PDF/X-Datei, aber nicht geprüft» und «geprüfte PDF/X-Datei». Wir empfehlen aber in jedem Fall, mehr zu prüfen! Denn PDF/X garantiert nicht für Qualität oder Sinn, nur für Technologie. So sind auch Bilder mit 72 dpi PDF/X-konform. Die Prüfprofile der Ghent-Empfehlungen basieren aber auch auf PDF/X, prüfen aber zusätzlich noch weitere wichtige Punkte. Problem dabei: die in Acrobat 7.0 Professional umgesetzten Profile basieren auf PDF/X-1a und nicht auf dem in Europa verlangten PDF/X-3. Mal schauen, ob die finale Version von Acrobat auch die X-3-basierten Ghent-profile bringt. Wenn nicht, sind die Profile im neuen Preflight mit einem Mausklick angepasst.

Wer seine Prüfprofile dokumentieren will, wählt im Menü der Preflight-Palette «Create Profile Summary».

PDF-Dateien lassen sich auch per Drag and Drop prüfen. Dazu exportiert man sich wie in Photoshop ein Droplet von seinem Prüfprofil. In unserer Betaversion funktioniert dies leider noch nicht.

Boxenstopp für die PDF-Datei

Jeder Reisende muss ab und zu einen Halt machen. Entweder, um einfach nur den Moment zu geniessen und neue Kräfte zu sammeln, oder aber, um abgenutztes Schuhwerk zu ersetzen und den Rucksack wieder aufzufüllen. Dies liegt doch ganz im Sinne mancher PDF-Datei! Schliesslich lohnt es sich, eine PDF-Datei vor der definitiven Ausgabe noch einmal gründlich zu kontrollieren. Adobe Acrobat 7.0 Professional bietet hier gleich eine Vielzahl von Prüf- und Eingriffmöglichkeiten und Werkzeugen an. Diese werden unter dem Menü «Print Production» einheitlich zusammengefasst.

Kein Versteckspiel mehr

Fangen wir einmal bei der stark überarbeiteten «Output Preview» an. Die bisherige Separationsvorschau hat sicherlich schon einige Anwender in die Irre geführt oder ins Schwitzen gebracht. Warum das so ist? Ganz einfach: Die Separationsvorschau in Adobe Acrobat 6.0 Professional hat immer nur das Resultat einer späteren Separation (Ausgabe auf einem RIP) angezeigt.

Das heisst konkret, dass der Anwender im Unklaren darüber gelassen wurde, welche Farben sich denn nun wirklich in der PDF-Datei tummeln. Um ganz sicher zu gehen, musste schon der Preflight mit Rat und Tat zur Seite stehen. Das ist jetzt vorbei. Die aktuelle «Output Preview» ist ein absolutes Meisterwerk. Nebst der gewohnten Separationsvorschau offenbart sie per Mausklick eine Menge anderer Objekte. So lassen sich jetzt unter anderem endlich auch RGB-Farben lokalisieren.

Aber auch Calibrated- oder Device-Color-Spaces (Farbräume mit oder ohne ICC-Profil) sowie SmoothShades zaubert die Output Preview im Handumdrehen auf den Monitor. Doch damit gibt sich Adobe noch lange nicht zufrieden! Mit einem Mausklick ändern wir die Vorschau und gehen in den Modus «Color Warnings». Jetzt zeigt uns Acrobat auf Wunsch alle überdruckenden Objekte in der PDF-Datei. Sogar tiefschwarze Objekte, die zusätzlich noch einen Buntfarbanteil enthalten, werden von Acrobat schonungslos aufgedeckt. Output preview ist auch zuständig fürs Softproofing: Simulation von schwarzer Druckfarbe oder von Papierweiss.

Manager of Color

Ein weiteres Highlight befindet sich auch noch in der Output Preview: Der «Ink Manager». Somit ist jetzt also auch Acrobat 7.0 Professional in der Lage, eine beliebige Schmuckfarbe auf eine andere zu mappen oder diese gegebenenfalls in eine CMYK-Farbe zu konvertieren! Der Dialog sieht genau gleich aus wie der Druckfarbenmanager in InDesign CS und besitzt auch die identischen Funktionen.

Das Spiel mit den Farben

Ein grosses Problem im Leben so mancher PDF-Datei sind falsche Farben. Wie oft befinden sich noch RGB-Bilder im Dokument, die sich so ohne weiteres nicht vernünftig in CMYK umwandeln lassen. Acrobat bietet zwar schon seit langer Zeit das Touch-up-Objektwerkzeug an, mit dem sich ein Bild in Adobe Photoshop öffnen und korrigieren lässt. Doch bei vielen Bildern ist dies alles andere als praktikabel. Ausserdem ist es so gut wie unmöglich, RGB-Vektorobjekte einer vernünftigen «Kur» in Illustrator zu unterziehen. Damit ist jetzt Schluss. Neu gibt’s den «Color Converter» in Acrobat. Dieser kann etwa mit der Option «in Profil konvertieren» in Adobe Photoshop verglichen werden. Im Fenster «Convert Colors» sind alle im Dokument existierenden Farben der Reihe nach aufgelistet. Klickt man ein Farbmodell an, muss man sich weiter unten für eine Aktion entscheiden, die den weiteren Verlauf dieser Farbe bestimmt. So können zum Beispiel alle RGB-Objekte in CMYK konvertiert werden. Damit der Color Converter bestehende CMYK-Objekte aber nicht noch einmal konvertiert, bietet sich die Aktion «preserve» an. Weiter ermöglicht Acrobat aber auch noch das Dekalibrieren von Farben (Entfernen eines ICC-Profiles für den ausgewählten Farbraum) oder das Mappen auf eine andere Farbe.

Wahlweise bettet der «Color Converter» das Zielprofil gleich als solches ein oder setzt sogar noch den Output-Intent, was bei PDF/X-Dateien natürlich sehr sinnvoll ist.

Die Grauzone

Trotz all diesen wunderbaren Hilfsmitteln wollen wir auch auf vorhandene Probleme hinweisen: Der Color Converter bietet zum Beispiel die Option «Preserve Black Objects» an. Diese Funktion finden wir unter anderem auch im Prinect Color Editor von Heidelberg. Der Unterschied zu der Version von Heidelberg besteht aber leider darin, dass Acrobat nur gerade ein Schwarz von 100% K, 0% C, 0% M und 0% Y unverändert in den Zielfarbraum schleust! Das ist ungenügend. Es wäre wirklich kein Luxus, wenn der ganze Schwarzkanal erhalten bliebe.

Ein RGB-Schwarz, bestehend aus 0% R, 0% G und 0% B, wandelt Acrobat dafür korrekt in ein einkanaliges Schwarz um. Doch leider ist auch das nur die halbe Miete. Ein RGB-Grau, welches aus 128 % R, 128 % G und 128 % B aufgebaut ist, wird vom «Color Converter» trotz aktivierter Funktion «Preserve Black Objects» falsch umgesetzt.

Zu erwarten wäre eigentlich ein einkanaliges Grau. Es resultiert jedoch ein Grau aus den vier Prozessfarben bestehend. Leider ist der «Color Converter» wegen dieses Fehlverhaltens für manche Office-Datei nicht die beste Lösung.

Haare weg

Wer kennt sie nicht, die Haarlinien. Dies sind Linien, die keine feste Punktstärke aufweisen. Sie sind immer nur so dick wie der kleinste druckbare Punkt des Ausgabegerätes, abhängig von der gewählten Ausgabeauflösung natürlich.

Dies führt gerade im Offsetdruck zu massiven Problemen, da hier mit Auflösungen von 2400 dpi oder mehr gearbeitet wird. Eine Haarlinie hat in diesem Fall absolut keine Über­­lebens­chance. Doch gerade Microsoft-Produkte sind allseits bekannt dafür, dass sie Haarlinien produzieren. Dank der Option «Fix Hairlines» hilft jetzt so mancher bisher frustrierte Anwender den Linien tüchtig auf die Sprünge. Erfreulich ist die Tatsache, dass Acrobat sogar Linien innerhalb von Patternobjekten, von denen Microsoft insbesondere bei den Clip-Art-Zeichnungen immer wieder Gebrauch macht, korrekt korrigiert.

Die Seitengrösse im Griff

Die Funktion «Crop Pages» ist vielen Anwendern bereits seit einiger Zeit ein Begriff. Sie erlaubt das Modifizieren von Trim, Bleed, Art- und Crop Box. Leider war es bis jetzt nicht möglich, die gesamte Mediabox, also das Gesamtformat einer PDF-Datei, zu verändern. Acrobat 7.0 Professional hat dieser oftmals vermissten Funktion Rechnung getragen. In der Maske «Change Page Size» lässt sich Mediabox nach Belieben grösser oder kleiner stellen. Das Tolle hierbei ist, dass die Trim Box, (Nettoformat der Seite) nach einer Modifikation der Media Box erhalten bleibt. Dies ist unter anderem für Ausschiessprogramme extrem wichtig.

Durchblick bei den Transparenzen

Bei so manchem Kreativen beginnen die Augen zu leuchten, wenn vom Thema Transparenzen in der Adobe Creative Suite die Rede ist. Die allseits beliebten Transparenzen können allerdings erst ab der PDF-Version 1.4 nativ in eine PDF-Datei geschrieben werden. Muss sich eine PDF-Datei allerdings in der Version 1.3 auf die Reise machen, werden sämtliche Transparenzen bereits im Vorfeld reduziert. Dies kann aber im späteren Workflow nicht ganz ungefährlich sein. So stellt zum Beispiel das Trappen von verflachten Transparenzen ein Problem dar. Acrobat 6.0 Professional konnte Transparenzen eigenständig verflachen. Aber nur in den erweiterten Optionen des Druckdialoges, also in Richtung PostScript. Das Problem dabei war, dass der Anwender das Ergebnis der Verflachung nicht mehr ohne weiteres am Monitor kontrollieren konnte. Acrobat 7.0 erlaubt nun mit der Funktion «Flatten Transparency» erstmals das Verflachen von Transparenzen in einer geöffneten PDF-Datei. Die Optionen für die Verflachung sind identisch geblieben, was dem Anwender die Bedienung zusätzlich erleichtert. Übrigens: Das Verflachen von Transparenzen funktioniert jetzt auch im «PDF-Optimizer»! Wie sagt man doch so schön: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Acrobat in der Vernetzung

Bis jetzt war immer nur von Prozessen die Rede, die der Anwender manuell ansteuern muss. Der Distiller funktioniert zwar auch im Hotfoldermodus, doch das Verknüpfen mehrerer Prozesse durch Acrobat war bis jetzt mehr oder weniger nur dank Stapelverarbeitung oder Drittherstellersoftware möglich. Mann musste kein Prophet sein, um zu merken, dass die grafische Industrie nach einer Möglichkeit suchen wird, mehrere Prozesse so einfach wie möglich miteinander zu verknüpfen. Dank dem Einzug von JDF geschieht das heute bereits recht erfolgreich. Auch Adobe wagt einen ersten Schritt in Richtung JDF, wenn auch in einer Art Testphase. In der Print-Production-Toolbar fällt ein Knopf mit der Bezeichnung «JDF Job Definitions» ins Auge. Wir beschränken uns hier auf die Grundfunktionalität dieser Option. Eine ausführlichere Beschreibung würde den Rahmen des Artikels sprengen. Kurz: JDF Job Definitions bestehen aus vier Hauptbestandteilen: einem Contacts Manager, einem Media Manager sowie einem Submission Manager. Diese drei Manager dienen der genauen Beschreibung eines Auftrages: Kundeninformationen, Angaben bezüglich des Bedruckstoffes und eine Anweisung für das Ausführen des Auftrages. Als vierte Komponente kommt die Konfiguration der JDF-Datei hinzu. Diese lässt sich in einer einfachen Maske per Mausklick zusammenstellen, ohne dass man Näheres über JDF oder XML wissen muss. Ist die JDF-Datei fertig, kann diese per Mausklick in Auftrag gegeben werden. Das geht im Moment so weit, dass verschiedene PostScript-Dateien distillert und in eine einzelne PDF-Datei konvertiert werden. Danach prüft Acrobat automatisch die PDF-Datei gemäss einem vom Anwender im JDF definierten Preflight-Profil. Ist die Datei in Ordnung, legt Acrobat das geprüfte File samt JDF-Datei in ein eigenes Verzeichnis. Alternativ ist ein MIME-Packet für die Übergabe an ein JMF-fähiges Gerät vorgesehen.

Es wird aber auch klar, dass die momentane JDF-Integration erst einen ersten Schritt in die vernetzte Zukunft darstellt. Zu rudimentär sind all die Angaben, die sich rund um JDF definieren lassen. Wenn Adobe das Konzept logisch weiterzieht, müssen künftige Versionen der Creative Suite JDFs erstellen und diese Acrobat zur weiteren Verarbeitung übergeben.

Zum Schluss der Reise: drucken

Unsere PDF-Reise neigt sich dem Ende entgegen. Es fehlt nur noch der Druck. Auch da ist der eine oder andere Punkt verbessert worden. So konvertiert Acrobat CID-Type-2-Schriften auf Wunsch zu CID Type 0, um rückwärtskompatibler für die Ausgabe zu sein. Jedoch verliert eine solche Schrift dann die Hinting-Informationen. Wer sich schon geärgert hat über PostScript-Errors bei der PDF-Ausgabe, kennt vielleicht den Trick, die PDF-Datei als BitMap auf sein minderwertiges RIP zu schicken. Neu kann man dafür sogar die Auflösung wählen.

Im erweiterten Druckdialog wird auch das optionale InRIP-Trapping eingeschaltet. Warum Adobe jetzt mit dieser Option kommt, wo die Herstellerin für OEM-Partner eine PDF-basierende Trappinglösung anbietet? Wir wissen es nicht. Den Einstellungen fürs Trapping wurde die Palette «Trap Presets» gewidmet. Schade, dass Acrobat dort vorgenommene Einstellungen nicht ins PDF sichert. Schneller, sicherer und einfacher ist ein Überfüllen auf PDF-Basis.

Alles dabei?

Braucht es mit Acrobat 7.0 Professional immer noch Dritthersteller-Plug-ins? Ja und nein! Es kommt darauf an, ob Sie als Datenerzeuger oder -empfänger arbeiten. Datenerzeuger müssen PDF-Dateien prüfen können. Fehler werden in der Originaldatei korrigiert. Da ist Acrobat 7.0 Professional absolut ausreichend, wir meinen, das beste verfügbare Tool. Schon heikler wird die Frage, wenn man gezwungen ist, mit Officeprodukten druckvorstufentaugliche PDF-Dateien zu schreiben. Da wandelt «Convert Color» von Acrobat 7.0 Professional zwar nach CMYK, aber «graues RGB» geht grundsätzlich nicht rein in den Schwarzkanal, nur «schwarzes RGB».

Dienstleister hingegen müssen verarbeiten, was kommt. Und da muss eine PDF-Datei oft ganz gehörig verbogen werden, bis sie druckreif ist. Und weil zum Teil auch nur einzelne Objekte in der PDF-Datei geändert werden müssen, ist sicherlich ein Enfocus PitStop Professional auch künftig in Druckereien nicht fehl am Platz. Aber auch da: Die Prüfung ist schneller in Acrobat 7.0 Professional.

Fazit

Unsere PDF-Reise ist zu Ende. Acrobat 7.0 Professional schreibt ein neues Kapitel im Umgang mit Druckvorstufen-PDF. Uns haben vor allem der neue Preflight und die starke Geschwindigkeitssteigerung beeindruckt. Wir wünschen auch Ihnen eine angenehme Reise! Und wer weiss, vielleicht sehen wir uns ja bald an einem Upgrade-Seminar!

 

Kasten: In Kürze

Top 10 Features für die Druckvorstufe

1. Komplett überarbeiteter Preflight
2. Output Preview: Softproof, Gesamtfarbauftrag, Überdrucken/Tiefschwarz, Druckfarbenmanager (Farben mappen)
3. Convert Colors (Farbtransformationen in Acrobat)
4. Distiller: Farbtransformation, minimale Bildauflösung abfragen
5. Transparenz direkt im PDF reduzieren
6. Haarlinien verstärken
7. JDF-Integration
8. massive Geschwindigkeitssteigerung (auch unter Mac OS X)
9. Dateigrösse ändern (Mediabox)
10.OpenType-Schriften einbetten in PDF 1.6

 

Kasten: Neues Label «PDF/X-3 Ready»

Obwohl die Vorteile eines standardisierten PDF/X-Workflows in der Theorie unbestritten sind, sieht die Praxis in der Drucksachenproduktion anders aus. Noch immer wird ein Grossteil der Aufträge in Form offener Daten angeliefert. Die Chancen stehen aber gut, dass es im nächsten Jahr mit der Verbreitung von PDF/X schnell vorangehen wird. Erstens wird das neue Acrobat 7.0 sicher zur Verbreitung dieses Standards beitragen. Zum anderen hat sich die Inseratedrehscheibe PrintOnline entschieden, ab Januar 2005 PDF/X-3 zum Standard für den ganzen Datentransfer zwischen Werbeauftraggebern und den Verlagen zu machen. Angesichts der Tatsache, dass 370 Schweizer Zeitungen und 96 Zeitschriften an PrintOnline angeschlossen sind und im letzten Jahr rund 110 000 Anzeigen über diese Plattform verteilt wurden, kann man für das nächste Jahr von einer raschen Verbreitung des PDF/X-3-Standards im Schweizer Verlagswesen ausgehen. Entsprechende Schulungen für Verlagsmitarbeiter sind bereits erfolgreich angelaufen.

Label mit Zertifizierung durch die Ugra

Um PDF/X-3 auch im Akzidenzdruck und in der übrigen grafischen Industrie zu einem raschen Durchbruch zu verhelfen, hat jetzt eine Interessengemeinschaft, der neben PrintOnline verschiedene PDF-Spezialisten sowie Vertreter des VSD und der Ugra angehören, das Qualitätslabel «PDF/X-3 Ready» lanciert. Dieses soll Dienstleister auszeichnet, die von der Infrastruktur her für einen PDF/X-3-Workflow gerüstet sind und die auch über das nötige Know-how dazu verfügen. Als unabhängige Zertifizierungsstelle ist dabei die Ugra vorgesehen, die sich zurzeit mit der Ablösung von der EMPA neu ausrichtet und sich vermehrt auf das Prüfen und Zertifizieren fokussieren möchte. Mit dem PDF/X-3-Label sollen nicht zuletzt auch die Drucksachen-Auftraggeber für diese Thematik sensibilisiert werden, die ja am Ende die versteckten Kosten von unstandardisierten und ineffizienten Arbeitsabläufen in der grafischen Industrie zu tragen haben.

Weitere Infos: www.pdfx3.ch

 

Kasten: Die Produkte

Acrobat 7 Professional ist im Publisher-Shop erhältlich:

  • Vollversion von Acrobat 7.0: Fr. 910.–
  • Uprgade der Creative Suite Professional: Fr. 305.–
  • Upgrade von Acrobat 4, 5 oder 6 Professional: Fr. 305.–

Systemanforderungen Macintosh:

  • PowerPC G3, G4, G5
  • Mac OS X 10.2.8, 10.3

Windows:

  • Windows 2000 mit Service Pack 2 oder Windows XP