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Den Forderungen Rechnung tragen

Die PDFX-ready-Spezifikation 2.0 basiert auf PDF/X-4 und PDF 1.6. Neu werden sowohl CMYK- als auch medienneutrale Daten berücksichtigt. Neben den neuen PDF-Prüfprofilen und -Exporteinstellungen ist auch ein komplett überarbeiteter Leitfaden erschienen.

peter kleinheider Der aktuali­sierte PDFX-ready-Leitfaden ist fertig­gestellt! Nicht nur in der PDFX-ready-Arbeitsgruppe geht ein Aufatmen durch die Reihen. Auch für die Druckbranche geht ein langes Warten zu Ende. Im Publisher wurde in den letzten eineinhalb Jahren zweimal über den Zwischenstand der Arbeiten in der PDFX-ready-Arbeitsgruppe berichtet. Zeitgleich mit der Verfügbarkeit der neuesten PDFX-ready-Prüfprofile und der zugehörigen Programmeinstellungen gibt es auch einen neuen PDFX-ready-Leitfaden.

PDFX-ready 2.0 – zwei Wege führen zum druckfertigen PDF

Die dringendste Forderung der letzten Jahre seitens der Anwender war das Erlauben von «Live-Transparenzen» im PDF. Die PDFX-ready-2.0-Spezifikation, die ihrerseits auf PDF/X-4 und somit auf PDF 1.6 aufbaut, erlaubt dies endlich. Bei der Frage, ob medienneutrale Farbdefinitionen im PDF enthalten sein dürfen, scheiden sich die Geister nach wie vor. Aus diesem Grund existiert diese Spezifikation in zwei Varianten:

  • klassische CMYK-Datenlieferung – es sind wie bisher nur CMYK, Grau und Schmuckfarbdefinitionen erlaubt;
  • medienneutrale Datenlieferung – zusätzlich dürfen Bilder in ICC-basiertem RGB oder Lab vorliegen.

Wie unterscheidet sich Version 2.0 von Version 1.3?

An erster Stelle steht der bereits erwähnte Standard PDF/X-4. Neben Live-Transparenzen erlaubt dieser Standard die Verwendung neuerer Kompressionsalgorithmen (JPEG 2000 und JBIG2) und Ebenen (PDF-Jargon: optionaler Content).

Bei der Prüfung des maximalen Gesamtfarbauftrags müssen Transparenz, Überdrucken und die medienneutralen Farbdefinitionen berücksichtigt werden.

Um die Anzahl der unnötigen – also qualitätsunabhängigen – Warnungen zu reduzieren, wurde die Prüfung solcher Aspekte entfernt.

Neu hingegen ist die Prüfung der Auflösung von vermeintlich «gerenderten» Seiten. Diese kommen beispielsweise vor, wenn ein ganzseitiges Inserat in Photoshop gesetzt und als Bild oder PDF gespeichert wird. Davon ist zwar in jedem Fall abzuraten – kann es aber dennoch vorkommen. In solchen Fällen ist eine höhere Auflösung als für reguläre Bilder notwendig.

Transparenzen sind auch beim Prüfen von überdruckendem Schwarz zu berücksichtigen. Ein in 0/0/0/100 K eingefärbter 10-Punkte-Text soll aus bekannten Gründen auf Überdrucken stehen. Wurde das Textelement jedoch mit 20 Prozent Deckkraft (80 Prozent Transparenz) versehen, so soll es wie ein in 20 Prozent Grau definierter Text aussparen.

Des Weiteren sind die seit der Version PDFX-ready 1.3 neu verfügbaren ICC-Profile der ECI beim Prüfen der Ausgabebedingung berücksichtigt.

Der neue Leitfaden

Der PDFX-ready-Leitfaden in Version 2.0 hat einen Umfang von 56 Seiten. Es handelt sich nicht um ein plumpes Update der Vorgängerversion, sondern um eine komplette Überarbeitung. Ausschlaggebend dafür war ein Treffen der PDFX-ready-Arbeitsgruppe, bestehend aus Georg Obermayr (adverma), Sebastian Nafroth (3f8h), Eddy Senn (PBU), Martin Wicki (A&F), René Theiler (VSD), Martin Spaar (Publisher), Guy Flüeli (Ugra), Stephan Jaeggi (PrePress-Consulting), Daniela Burkart (PDFX-ready), Claas Bickeböller (fogra, neu vertreten durch Andreas Kraushaar), Daniel Kissling (Publicitas), Patrick Schmid (Swiss Printers) und mir selbst (Peter Kleinheider, inpetto) im Herbst letzten Jahres. Auf dem Plan stand eine Besprechung über die notwendige Erweiterung des damals aktuellen Leitfadens für Erstellung, Verarbeitung und Ausgabe von PDF/X-4-Dateien. Was als «kurze» Besprechung geplant war, mündete in eine hitzige und tiefgreifende Diskussion. Gerade das Arbeiten mit medienneutralen Farben in Kombination mit Transparenzen erfordert besondere Verarbeitungseinstellungen. Schnell wurde klar, dass wir dem Anwender entsprechende Informationen mit auf den Weg geben müssen, wenn der neue PDF/X-Standard zum gewünschten Erfolg führen soll.

In den Folgemonaten wurde von Georg Obermayr und mir Material zusammengestellt und der Inhalt geschrieben. Für die grafische Gestaltung zeichnet Georg Obermayr verantwortlich. Ziel war ein modular aufgebauter Leitfaden. Jede Doppelseite widmet sich einem bestimmten Thema und bildet für sich eine abgeschlossene Einheit. Der Leser muss nicht notwendigerweise die Kapitel in sequenzieller Reihenfolge lesen. Das Springen zwischen den einzelnen Kapiteln ist möglich.

Statt einer klassischen Kapitelübersicht ist ein typischer PDF-Workflow abgebildet. Der Workflow beginnt bei der Grafik- und Bilderstellung, geht über das Layout, die PDF-Erzeugung, den Preflight und die Verarbeitung und endet schliesslich bei der Ausgabe. Die einzelnen Stationen sind durch Icons gekennzeichnet. Neben den Icons finden sich die entsprechenden Seitenzahlen.

Zur Verdeutlichung der unterschiedlichen Methoden wurde eine kleine Beispielseite entwickelt. Diese enthält neben Transparenzen im PDF erlaubte und nicht erlaubte Farbräume. Im Verlauf des Leitfadens werden folgende Aspekte genau betrachtet:

  • Farbgrundeinstellungen für Programme und Dokumente – heutzutage haben nicht nur Bilder angehängte ICC-Profile, sondern auch Grafiken und Layoutdokumente,
  • Vorbereiten von Bildern für die drei Aufbereitungsarten – early, interme­diate and late binding,
  • Aufbereitung von Grafiken,
  • Aufbau von Layouts,
  • Datenprüfung in Layoutprogrammen,
  • optimierte Verwendung von Transparenzfunktionen,
  • PDF/X-Erzeugung aus InDesign und XPress,
  • Erstellung von medienneutralen PDF-Dateien,
  • PDF-Datenprüfung,
  • Sinn und Zweck von Version 2,
  • das Prüfregelwerk von Version 2,
  • Umgang mit Ausgabebedingung,
  • Farbkonvertierung von PDF-Dateien,
  • Verarbeiten von PDF/X-4-Dateien.

Augenmerk wurde auf reichliche Hintergrundinformation gelegt, wie die Seiten über Binding – zu welchem Zeitpunkt soll Farbe konvertiert werden? – und PDF/X-Erzeugung zeigen.

Wie geht es weiter?

Wer denkt, dass sich die PDFX-ready-Technik-Arbeitsgruppe jetzt zurücklehnen kann, hat weit gefehlt. Die bisherigen Spezifikationen richten sich ausschliesslich auf das Drucken im Offset- und Zeitungsdruck. Andere Zielgruppen wie LFP, Digitaldruck oder ePublishing greifen bei PDF-Standards aktuell auch auf diese Spezifikationen zurück. Gerade beim Thema Farbe beschränkt man sich hier jedoch auf die Druckfarbräume des PSO, obwohl diverse Digitaldruckmaschinen oder Tablet-PCs über Farben eines viel grös­seren Ausgabefarbraums verfügen. Für diese Märkte hat das medienneutrale PDF eine viel stärkere Bedeutung. PDFX-ready nimmt sich in Zukunft dieses Themas an, um auch hier den speziellen Anforderungen gerecht zu werden.

ISO 15 940-7 (aka PDF/X-4, Stand 2010)

Der PDF/X-4-Standard basiert auf der PDF-Version 1.6 und liegt in zwei Ausprägungen vor. PDF/X-4 und PDF/X-4p. Die 4p-Version erlaubt zusätzlich das Referenzieren des ICC-Profiles des Output Intent. Von Interesse ist diese Version vor allem für den Anzeigenworkflow, in dem das Einbetten eines 1,5 MB grossen ICC-Profiles die Dateigrösse unnötig ansteigen lassen würde.

Durch die Verwendung von PDF 1.6 als Basisformat sind nun moderne PDF-Funktionalitäten bei der Datenlieferung erlaubt. Die für die Druckproduktion wichtigsten Neuerungen sind:

JPEG-2000-KomprimierungTransparenzen16-Bit-BilderOptional Content (aka Ebenen)ICC-V4-Profile

Verfügbarkeit

Zeitgleich mit der am 26. und 27. Ok­tober stattfindenden easyFairs Print&Publishing, zu der PDFX-ready-Mitglieder am 26. Oktober kostenlosen Zutritt haben, stehen die Screenversion des neuen Leitfadens, die PDF-Prüfprofile für Acrobat und die PDF-Exporteinstellungen zum Download über die Seite des Vereins kostenlos zur Verfügung (www.pdfx-ready.ch). Falls auch Sie Mitglied im Verein werden wollen oder sich über Neuerungen informieren wollen, finden Sie ausführliche Informationen auf unserer Website.

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