Lesercover-Aktion als Publishing-3.0-Erfolgsstory

Unsere Aktion «Jeder Leser sein eigener Cover-Gestalter» hat hohe Wellen geworfen. 664 Publisher-Leser haben mitgemacht, und die Idee wird jetzt auch von deutschen Grossverlagen aufgegriffen!

MARTIN SPAAR Die Ehre, das Leser-Cover initiiert zu haben, gebührt dem Bildpersonalisierungs-Pionier Gerhard Märtterer und seinem Team von der Firma AlphaPicture. Die Idee, jeden Leser sein eigenes Cover gestalten zu lassen, ist im Prinzip auch die logische Fortsetzung der Bildpersonalisierung. Statt nur den Namen in ein standardmässiges Bild hineinzurechnen, erhält jeder Leser wirklich sein persönliches, individuelles Bild. Von AlphaPicture wurde auch das Webportal entwickelt, über das die Leser ihr Titelbild mit einem eigenen Bild gestalten können. Es basiert auf der Crossmedia-Suite AlphaPicture.BIZ und dem Content Management System Federo CMS.

Mit dieser Idee und der nötigen Technologie trat Gerhard Märtterer im Frühling an den Publisher heran. Er wusste, dass wir über den nötigen Pioniergeist verfügen, um solche Experimente zu wagen. Wir waren schnell begeistert und fanden mit Xerox, dem Direct Mail House St. Gallen und der Agenturtschi auch die richtigen Partner, um dieses doch recht komplexe Projekt innert kurzer Zeit umzusetzen.

Zuerst entwickelten wir unter Federführung der Agenturtschi das gestalterische Konzept der Lesercovers. Wir wollten unseren Lesern die Wahl zwischen voller Freiheit und einem geführten Rahmen bieten und boten auf dem Portal drei unterschiedliche Vorlagen an: eine zum Hochladen eines Vollbildes und drei für Bild-in-Bild-Kompositionen. Dafür wollte Ralf Turtschi nicht einfach auf Standardbilder aus der AlphaPicture-Kollektion zurückgreifen, sondern er schaute sich in Zürich selbst mit seiner Nikon-Kompaktkamera nach geeigneten Motiven um. So entstanden die Bilder der Sunrise-Towers mit einer Litfasssäule im Vordergrund, des Kinoplakates im SihlCity und der Fernsehwand.

Crossmediale Ankündigung in Heft und Abonnenten-Mail

Christof Federowicz und Marcus Laubacher von AlphaPicture besorgten die technische Umsetzung der Bilder und des Webportales, welches wir Mitte Juni mit Erscheinen des Publisher 3-09 freischalteten. In dieser Ausgabe hatten wir die Aktion gross auf drei Seiten angerissen. Parallel verschickten wir unser erstes Abonnenten-Mail mit einem direkten Link auf das Cover-Portal. Da es sich zeigte, dass viele Abonnenten die für das Login notwendige Abonnenten-Nummer nicht präsent hatten, lieferten wir diese Login-Daten in unserem zweiten Abonnenten-Mail Ende Juli gleich mit.

Wenn Sie also als Abonnent die Leser-Cover-Aktion verpasst haben, so vielleicht daher, weil wir Ihre E-Mail-Adresse nicht haben und Ihnen unser Abonnenten-Mail nicht als Reminder zustellen konnten. Registrieren Sie sich also für unser monatliches Abonnenten-Mail unter www.publisher.ch/abonnenten-mail, und Sie sind künftig immer am Puls unserer Aktionen mit dabei.

Derart mit Ausschreibung in der Zeitschrift und im Abonnenten-Mail crossmedial unterstützt, lag der Rücklauf dieser Aktion weit über unseren Erwartungen: 664 Leser packten die Chance und gestalteten ihr eigenes Cover! Angesichts des Publisher-Aboversands an rund 6000 Empfänger ergibt das eine Quote von über 10%. Wir hatten mit einem Rücklauf von 3–5% gerechnet und waren sehr positiv vom Schaffensdrang unserer Leser überrascht. Denn immerhin war mit der Bildauswahl oder gar -kreation, dem Login und Upload doch auch ein gewisser Aufwand verbunden.

Die fertiggestellen Cover widerspiegeln die Mannigfaltigkeit an Interessen und Vorlieben der Publisher-Leserschaft. In dieser Vielfalt lassen sich jedoch Gruppen von Verwandtem erkennen. Da sind einmal die kreativen Bildkompositionen und -montagen von Photoshop-Cracks. Die gelungensten haben es in die Endrunde unserer Jurierung geschafft und können auf der entsprechenden Webseite bewundert werden (siehe Link auf der Publisher-Homepage). Eindeutig die grösste Gruppe ist die unter dem Motto «meine Allerliebsten». So kommen Freundinnen, Freunde, Ehepartner, Hunde und Katzen unserer Leser zu ihrem prominenten Auftritt auf einem Zeitschriftencover. Diese Cover dienen ganz dem privaten Gebrauch und deren Schöpfer hegen wohl kaum Ambitionen auf den ersten Preis bei der Prämierung des besten Covers. Ganz anders bei der Gruppe, welche man mit dem Titel «mein schönstes Foto» überschreiben könnte. Hier finden sich viele eindrückliche Bilder, vor allem aus den Bereichen Tierreich, Natur und Technik. Auch aus dieser Gruppe haben es einige unter die 20 Finalisten unserer Jurierung geschafft.

Oft gibt auch die Firma, in der man arbeitet, das Thema vor. Hier findet man die Mitarbeiter vor der Firma, das Gautschen der Lehrlinge und vieles mehr. Zu speziellen Kombinationen verlockten die drei Bild-in-Bild-Sujets: Eindeutig am beliebtesten war hier das SihlCity-Motiv mit dem Kinoplakat, das vielen Lesern beziehungsweise Personen aus deren Umfeld zu einem Auftritt als Kinostar verhalf.

Am 3. August wurde das Portal geschlossen, und AlphaPicture startete mit der Datenaufbereitung. Die Datenmenge der 664 hochgeladenen Leser-bilder betrug 1,8 GB. Diese wurde mit den vom Publisher-Verlag gelieferten PDFs zu fertigen Umschlägen kombiniert.

Wir wollten den restlichen 5194 Abonnenten, welche kein eigenes Cover gestaltet hatten, nicht einfach ein statisches Cover liefern, sondern zumindest eine Bildpersonalisierung aus der AlphaPicture-Kollektion. Wir entschieden uns für das Sujet Flaschenpost, welches mit dem handgeschriebenen Brief mit personalisiertem Absender die hohe Qualität der AlphaPicture-Bildpersonalisierung demonstriert. Und für alle Leser mit einem Namen auf ...mann schien uns statt der Flaschenpost das Superman-Sujet passender, welches AlphaPicture neu in der Kollektion hat.

3,4 Gigabyte Daten für rund 6000 Covers

Für die Generierung dieser Bildpersonalisierungen wurden die neuen AlphaPicture-HighSpeed-Generatoren in 6er-Konfiguration eingesetzt. Das heisst, hier sind über eine separate Steuereinheit 6 Server mit je einem 2-Kern-Prozessor und 3 GB RAM zu einem leistungsfähigen Verbund zusammengeschlossen. Dieses Kraftpaket benötigte für die Verrechnung der total 5194 AlphaPictures (Flaschenpost und Superman) im A4-Format mit 240 dpi-Auflösung nur knapp 12 Minuten! Die Erzeugung der druckfertigen PDFs, in die die Adresse, das persönliche Bild und die variablen Anzeigen auf den Umschlagseiten eingebettet waren, benötigte weitere 12 Minuten. Zur Datenreduktion wurde Adobes Option «PDF optimized» eingesetzt. Das reduzierte die Datenmenge der Bildpersonalisierung auf ein Siebtel bei nach wie vor 240 dpi und verkürzte die RIP-Zeit beim Druck ebenfalls auf einen Siebtel. Die Gesamtdatenmenge, welche im AlphaPicture-Rechenzentrum für die knapp 6000 Covers generiert wurde, betrug 3,4 GB.

Druck bei der Direct Mail House St. Gallen

Produziert wurden die Covers bei der Direct Mail House (DMH) AG in St. Gallen auf einer Xerox iGen4. Die Daten wurden über Nacht vom AlphaPicture-Server heruntergezogen. Anschliessend wurden die 10 000 Covers innerhalb von zwei Tagen gedruckt.

Während 10 000 SRA3-Bogen für einen Akzidenzdrucker eine hohe Auflage sind, ist das für die Direktmarketer in St. Gallen nicht der Rede wert. Hier sind Digitaldruckauflagen über 100 000 Exemplare keine Seltenheit. Deshalb hat man im Herbst letzten Jahres zusätzlich zur bestehenden Xerox iGen3 eine neue iGen4 installiert.

Gemäss Geschäftsführer Erich Zaugg verdient man mit solchen hochauflagigen, individualisierten Jobs das beste Geld im Digitaldruck. Und die iGen4 läuft gemäss Zaugg bei diesen Auflagen richtig zur Höchstform auf. Sie braucht nur alle 50 000 Bogen eine Wartung. Bei der iGen3 ist der Wartungszyklus um das Vielfache höher. Bei der DMH AG schätzt man das Plus der iGen4 bezüglich Produktivität auf 10 bis 20%. Zwischen 700 000 und 800 000 A4-Seiten produziert die iGen4 der DMH AG pro Monat, ohne damit ans Limit zu kommen.

Marcel Näf, Digitaldrucker bei der DMH AG, kann die Verbesserungen, welche Xerox für die iGen4 in Anspruch nimmt, voll und ganz bestätigen. Die iGen4 kalibriert sich automatisch und kontinuierlich, sodass kaum mehr Farbschwankungen auftreten. Streifen oder sonstige Unregelmässigkeiten im Druckbild werden durch die Selbstkalibration ausgeglichen respektive eliminiert. Gemäss Näf reagiert die iGen4 im Vergleich zum Vorgänger deutlich schneller auf Korrekturen. Schon nach 40 Bögen läuft sie mit den neuen Werten konstant.

Stolperstein Farbmanagement

Eine besondere Herausforderung bei diesem Druckjob ergab sich aus den 664 von den Lesern hochgeladenen Bildern. Angesichts dieses diffusen Datenbestandes war es nicht möglich, die iGen4 auf ein konstantes Druckmaterial einzustellen. Der Worfklow von AlphaPicture ist auf Bilder im sRGB-Farbraum ausgelegt. Somit werden Bilder mit anderen Profilen, zum Beispiel dem in der Vorstufe verbreiteten Adobe-RGB oder ECI-RGB, nicht optimal reproduziert. Wenn Sie also ein Cover gestaltet haben und von der Reproduktion Ihres Bildes nicht zu 100% überzeugt sind, könnte hier der «Hase im Pfeffer liegen». Wir hatten zwar bei der Ausschreibung der Aktion auf der Website auf sRGB als optimalen Farb-raum für die Coverbilder hingewiesen, jedoch vielleicht zu wenig prominent.

Die fertigen Covers wurden von der DMH AG St. Gallen, an die FO Print & Media AG in Egg geliefert, welche den Inhalt des Publisher druckte. Nach dem Ausrüsten mussten die Hefte manuell postroutensortiert werden, weil die Adressen direkt auf das Cover aufgedruckt sind. Die automatische Sortierung funktioniert nur zusammen mit der Adressierung auf die Schrumpffolie. Hier hat die Weiterverarbeitung noch Nachholbedarf, um mit dem individualisierten Digitaldruck Schritt zu halten!

Leser-Jurierung des besten Titelbildes

Mit dem Versand der 664 von unseren Lesern gestalteten Covers ist diese Aktion noch nicht abgeschlossen. Jetzt wollen wir das beste Lesercover prämieren, und zwar im Rahmen einer Internet-Abstimmung. Eine Jury aus Vertretern der am Projekt beteiligten Firmen hat 20 Titelbilder ausgewählt, die mit Erscheinen dieses Heftes auf der Publisher-Website zur Abstimmung präsentiert werden. Auf der Homepage www.publisher.ch wird ein direkter Link zur Abstimmung führen.

Dem Sieger – also dem Gestalter des besten Titelbildes – winkt ein von Xerox gestifteter Farbdrucker vom Typ Phaser 6125 als Preis (siehe Seite 40 links unten). Für die Ränge 2 bis 11 gibt es einen LetterJames-Kalender im Wert von 45 Franken, gestiftet von AlphaPicture (siehe oben rechts). Machen Sie mit und geben Sie bis zum 28. September Ihre Stimme ab!

Publishing-3.0-Anwendung, die Schule macht!

Die Publisher-Lesercover-Aktion ist ein typisches Beispiel einer Publishing-3.0-Anwendung. Sie nutzt das Internet, um den Kunden direkt in den Publishing-Prozess eingreifen zu lassen (Web-to-Print), ist datenbankgestützt und trennt die ganze Komplexität vom Druckprozess, indem fixfertige PDFs in die Druckerei gehen.

Auch wir vom Publisher konnten die Informatik-Komplexität weitgehend auslagern, da uns AlphaPicture die ganze Lösung als Webservice zur Verfügung stellt. Dieses Konzept wird Publishing-3.0-Lösungen zusätzlich Schub geben. Der Kunde muss weder Hard- noch Software kaufen, nichts installieren und warten und kann doch komplexe Publishing-Lösungen nutzen. Dass dieses Beispiel Schule macht, sieht man an unserem Beispiel. Nach dem erfolgreichen Pilotprojekt mit dem Publisher kommen auch deutsche Grossverlage auf den Geschmack und nutzen die AlphaPicture-Lesercover-Lösung. Den Anfang macht «Chip Foto-Video», Deutschlands grosse Fotofachzeitschrift, die Monat für Monat 405 000 Leser erreicht. Im September-Heft 2009 werden die Leser zur Coverpersonalisierung aufgefordert. Im November erscheinen dann die personalisierten Hefte.